Ahem.
Falls ich schon einmal schrieb, dass eine Rezension schwierig werden könnte – das hier überbietet alles.
Video Kings ist ein deutscher Film, eine Komödie über eine Videothek, ihre Besitzer, Angestellten, Kunden, Nachbarn und Konkurrenten. Ach ja, um Badesalz geht es auch. Irgendwie. Und um Till Schweiger. Und um Wer wird Millionär. Und Bela B. Ach, und um Frauen geht es natürlich auch. Ganz viel. Und so.
Ungefähr so wie sich der letzte Absatz liest, bohrte sich mir der Film ins Hirn. Es passierten viele Dinge, die mehr oder weniger Sinn ergaben, die Charaktere taten Dinge, die mehr oder weniger nachvollziehbar waren (das Wie schreibe ich ein Comedy-Script-Handbuch lugte an einigen wenigen Ecken ganz leicht an der Filmkante hervor), es gab Tagträume, die an ein paar bekannte und weniger bekannte Filme angelehnt waren und am Ende gab es Badesalz als Schutzengel und Till Schweiger in der lila Version von Superman zu sehen.
Worum es in diesem Film geht weiß wahrscheinlich niemand so ganz genau… amüsant ist er stellenweise aber trotzdem – oder genau deswegen. Es ist einer dieser Filme, bei denen das Publikum kollektiv “och neeee” stöhnt, weil es genau weiß, dass der Hauptdarsteller sich gerade wieder mal richtig tief in die Scheiße manövriert hat.
Das Ende – also nach Till Schweiger und Badesalz (da komme ich noch nicht ganz drüber weg) – überrascht. Nein, überrascht ist eigentlich das falsche Wort… Das richtige Wort gibt es vermutlich nicht, aber es hat das filmische Äquivalent einer Bratpfanne, die dem werten Zuschauer auf den Hinterkopf gedroschen wird. Lustig, haha, ja, irgendwie schon, aber irgendwie auch wie in einem Film, dessen Drehbuch ein drogengeschwängerter Achtklässler-Literaturkurs geschrieben hat (“lass’ uns noch was mit E-Gitarren einbauen” – “ja, cool, und der Abspann muss voll witzig sein und so”)!
Sehr merkwürdig, das Ganze. Sehr, sehr merkwürdig.
Immerhin habe ich zwei Simpsons-OV-Freikarten gewonnen. Nur, damit ihr’s wisst.
Also, insgesamt anderthalb Memento-Videokassetten für diesen… Film. Nicht unter ebensovielen Promille Alkohol im Blut ansehen. Könnte schmerzhaft werden.
Dennis
Video Kings
Sneakcast 02 – Fall Out Boy Live
Fall Out Boy Live im Palladium in Köln – Konzertbericht
Ensemble, c'est tout – Zusammen ist man weniger allein
“Der neue Film mit Audrey Tautou”, so wird dieser Film beworben und so hatte ich zum ersten Mal davon gehört. Ob der großartigen Amélie und der nicht weniger faszinierenden Mathilde dachte ich, man könnte ja wohl nicht allzu viel falsch machen. Ganz unrecht hatte ich nicht…
Das Kino war nicht gerade sehr voll, das Durchschnittsalter lag irgendwo in der nähe von fünfzig und es waren erstaunlich viele Menschen anwesend, die man aus dieser “Kino - dafür werden Filme gemacht”-Werbung kennt… Leute die so aussahen, wie derjenige, der französische Filme so toll findet.
Links neben mir Käsedip (der nichts mit Käse zu tun hat), vor mir ein piependes Handy, irgendwo weiter hinten angeregte Gespräche über Gott und die Welt - der Film stand unter keinem guten Stern.
Es geht - irgendwie - um Camille, Angestellte bei einer Putzfirma, die mutterseelenallein im Dachgeschoss eines Mehrfamilienhauses wohnt und vom liebenswürdigen (und stereotypisch stotternden) Philibert gerettet wird. Dessen Mitbewohner Franck, dessen älternde Großmutter sich den Oberschenkel bricht, verliebt sich dann - irgendwie - in Camille und am Ende - wer hätte es gedacht - finden sie sich. Dazwischen gibt es ein paar nette Szenen, ein paar süße Ideen, aber irgendwie…
Das Genre der Tautou-Filme (zumindest derer, die ich bisher gesehen habe), zeichnet sich durch eine Eigenschaft aus: Es sind allesamt Feel-Good-Filme. Man lässt sich mitnehmen, verzaubern, einwickeln und verlässt das Kino oder den Wohnzimmersessel mit diesem angenehm debilen Grinsen, das einem auch das schlechteste Wetter, die fiesest-penetrantesten Nachbarn oder die geballte Grausamkeit der Welt nicht aus dem Gesicht schmettern kann. Wer das bei Ensemble, c’est tout erwartet, ist falsch am Platze.
Zwar ist die Verwandlung von Philibert (der in der zweiten Hälfte des Films eigentlich keine Rolle mehr spielt - schade eigentlich, denn er war der eigentlich interssanteste Charakter) ganz niedlich anzuschauen und Camilles Kolleginnen haben den ein oder anderen flotten Spruch auf den Lippen; ansonsten besteht das Paris, das wir in diesem Film sehen aus wenigen Farben, viel kaltem Wetter, Menschen, die sich falsch verstehen, sich merkwürdige Dinge sagen, vereinsamenden alten Leuten, Workaholics und Einsamkeit in großen Tüten. Klar, darum geht es bei dem Film, doch selbst am Ende, als alle wichtigen Darsteller entweder tot sind oder die Liebe ihres Lebens gefunden haben ist man als Zuschauer irgendwie nicht so richtig… glücklich damit. Man hat eineinhalb Stunden einigen komischen Menschen zugesehen, die sich finden und der Welt, in der sie leben, trotzen sich gegenseitig auf die Nerven gehen!
Schwierig wird die Notenvergabe diesmal und irgendwie auch traurig. Es gibt insgesamt anderthalb Picknick-Koffer, mehr ist nicht drin… Und ich glaube, ich muss mir morgen direkt noch einmal Amélie anschauen - um zu wissen, wie das geht mit dem Feel-Good-Movie.
Dennis
Reign Over Me – Die Liebe in mir
Die gestrige Sneak begann ganz amüsant… es durften mit Überraschungseierplastikknubbeln im Mund Filmtitel oder -personen in den Raum gerufen und erraten werden. Der Abschluss der Einführung stimmte mich aber etwas misstrauisch, als er – und ich war mir nicht ganz sicher, ob er das Plastikdingens aus dem Mund genommen hatte oder nicht – sagte, dass der FIlm wohl “ganz gut” wäre und dass er ihn sich “auch ansehen würde”. Würde? Wenn die Alternative Daniel der Zauberer wäre, oder wie? Ich war gespannt.
Der erste Gedanke, als nach den Logos der Produktionsfirmen (“oh, schon was Größeres”) der Name Adam Sandler auf der Leinwand erschien, lag ungefähr in der Gegend von “oh Scheiße”. Gut, bei Little Nicky konnte ich mir zwischendurch ein Grinsen nicht verkneifen, aber der Rest, den ich bisher von Sandler zu Gesicht bekommen hatte, sprach in meinen Augen nicht gerade für ihn…
Um so überraschter war ich, Sandler die ersten zwanzig Filmminuten überhaupt nicht zu Gesicht zu bekommen. Don Cheadle durfte als unter der Fuchtel seiner Frau (Jada Pinkett Smith) stehender Zahnarzt Alan Johnson erst noch ein wenig an seinem Lebensstil zweifeln, bevor er Sandlers Charlie Finemann begegnet, einem Außenseiter, einem Freak, einem ungewaschenen, ungekämmten Tagträumer, der mehr in seiner eigenen Welt als im strahlenden New York lebt.
Und da hat mich der Film das erste Mal überrascht. Von Jim Carrey wusste ich ja schon, dass man Comedy-Schauspieler nicht unbedingt unterschätzen sollte, aber Sandler hatte ich so etwas nicht zugetraut. Zugegebenermaßen, er spielt eigentlich den gleichen Charakter wie immer, den Verlierer, der etwas gegen die Welt und gegen den die Welt etwas hat, aber… vielleicht war es die Ausstattung, vielleicht das Make-Up, aber ich habe Sandler diese Rolle bis zum letzten Augenblick abgenommen. Er war nicht peinlich oder übertrieben, sondern ehrlich. Einfach ehrlich.
Ein paar Worte zur Story, die eigentlich gar nich so außergewöhnlich wichtig ist: Fineman hat seine Familie verloren und sich seitdem in seine eigene Welt zurückgezogen, trifft seinen alten Studienkameraden Johnson, der versucht, ihm zu helfen, wieder mit seinem Leben klar zu kommen. Sie begegnen Charlies hochspießigen Schwiegereltern, der Psychologin Dr. Oakhurst (irgendwie ist mir bisher noch nie aufgefallen, wie künstlich das Gesicht von Liv Tyler mittlerweile aussieht) und landen schließlich vor Gericht, wo der Richter Donald Sutherland seine majestätische Königstigerwürde ausspielend für ein paar MInuten den ganzen Film an sich reißt.
Die großen Enthüllungen über Charlies Vergangenheit sind gar nicht so groß, die Wandlung der Charaktere gar nicht so beeindruckend und die schauspielerische Leistung – abgesehen vom erwähnt irgendwie beeindruckenden Sandler – gar nicht so toll… aber trotzdem funktioniert der Film irgendwie.
Er kann sich nicht ganz entscheiden, ob er Komödie oder Post-9 11-Drama (ach, jetzt hab’ ich’s doch verraten) sein will, aber das stört eigentlich gar nicht so häufig.
Der Score von Rolfe Kent und der großartige Soundtrack überspielen die Momente des allergrößten Kitschs und… gut, vielleicht nicht des allergrößten…
Irgendwie fühlt sich Reign Over Me (übrigens wieder einmal eine verflucht üble Übersetzung des Titels) an wie eine Liebeskomödie (erwähnte ich den irreführenden Titel?), nur ohne zu viel Liebe und mit nicht so richtig viel Komödie. Vielleicht liegt’s an New York, vielleicht an den melancholischen Fahrten durch diese Stadt, auf denen wir Charlie begleiten, ich weiß es nicht.
Ich hatte auf jeden Fall einen schönen Abend, auch wenn die 124 Minuten vielleicht etwas sehr viel sind…
Also, insgesamt dreieinhalb Küchenneudekorationen für Reign Over Me.
Dennis
The Lady in the Water – Das Mädchen aus dem Wasser
Ich werde nicht viel über diesen Film schreiben. Nach The Sixth Sense war ich sehr gespannt auf die weiteren Filme von M. Night Shyamalan und bin von jedem seiner weiteren Filme mehr oder weniger enttäuscht gewesen. Unbreakable war ganz nett, aber man merkte ihm an, dass das Ganze ursprünglich nicht einfach so zuende sein sollte. Signs war merkwürdig, weil ich die ganze Zeit über auf die Überraschung, das Lieblingselement Shyamalans, wartete – die nicht kam; alles war so, wie es schien. Und The Village schließlich – nun, die Idee war nett, aber aus einer netten Idee lässt sich oft leider keine zweistündige Unterhaltung herauswalzen.
Anders bei The Lady in the Water. Ein Märchen, eine Gute-Nacht-Geschichte (oder bei etwas schreckhaften Kindern eine Böse-Nacht-Geschichte), ein Haufen Selbstironie, ein wenig Kritik an den Kritikern, die alles schon gesehen haben und alles besser wissen, ein bisschen Spaß und ein bisschen Nervenkitzel, ein bisschen Rätselraten und eine großartige Sammlung von großartigen Schauspielern in vielen, vielen skurrilen Rollen. Dazu die grandiose Bildsprache Shyamalans, seine langen Einstellungen, die irgendwie am eigentlich momentan interessanten Objekt vorbeizugehen scheinen, aber doch auf eine gewisse Art und Weise genau auf den Punkt treffen… Ich konnte mir das Grinsen am – zugegebenermaßen etwas abrupten – Ende nicht verkneifen und wenn im Abspann noch The times, they are a-changing läuft, schauert es mir ein wenig wohlig den Rücken hinunter.
Also, DVD besorgen, den Film ansehen, danach die Specials durchblättern und die wunderschönen Zeichnungen im Kinderbuch zu The Lady in the Water bestaunen.
Sei noch auf die grandiose Rezension bei ray hingewiesen, unten bei den Shownotes.
Jeder Mensch hat ein Ziel, eine Bestimmung. Und wir leben doch alle irgendwie in einer Geschichte, oder?
Dennis