Es ist dunkel und nass. Regen tropft von den Dächern. Ich schließe die Haustüre auf und es riecht nach Ananas. Ich setze mich vor den PC und er sagt: “Keine Seife, Radio!”.
Verwirrt? Gut. Dann könnt ihr jetzt ungefähr meinen momentanen Geisteszustand nach Odette Toulemonde nachvollziehen.
Nicht, dass hier noch ein falscher Eindruck entsteht: Der Film ist nicht schlecht, eigentlich gar nicht. Es passieren aber doch einige Dinge, die mich sehr staunen lassen – oder beziehungsweise fragen, ob ich nicht etwas verpasst habe!
Odette Toulemonde ist Frau Jedermann, eine unauffällige Kosmetikverkäuferin in einem Allerweltskaufhaus, hat vor zehn Jahren ihren Mann verloren und lebt seitdem mit ihrem schwulen Sohn und ihrer misanthropen Tochter in bescheidenen Verhältnissen ein bescheidenes Leben, das nur von den Romanen des Schriftstellers Balthazar Balsan erhellt wird. Irgendwann beschließt sie, ihm einen Brief zu schreiben, in dem sie ihm erklärt, wie wichtig er für ihr Leben ist, während er gerade in einer Schaffenskrise versinkt und Halt sucht.
Irgendwie also doch die stereotypen Zutaten für eine romantische Komödie, doch irgendwie kann sich der Film nicht so ganz entscheiden, ob er denn wirklich eine sein möchte.
Es gibt einiges an Selbstfindungskrams (“man muss selbst herausfinden, wer man ist”, “liebe dich selbst, nur dann kannst du andere lieben” etc.), einige merkwürdige Tanzeinlagen (die ersten waren sehr süß und passend, die größte gegen Ende wurde mir dann doch etwas zu viel und lang) und einige sehr schöne surreale Szenen, in denen Odette dem Alltag entschwebt, mit Jésus spricht oder den Schattenschnitten auf ihrer Schlafzimmertapete beim Küssen zusieht. Irgendwie also eine wilde Mischung aus Die fabelhafte Welt der Amélie (von der Audette auch den Gesichtsausdruck geerbt zu haben schien), Mary Poppins und Adaptation…
Doch eigentlich ist das alles sehr schön, bis zu einem sehr stimmigen, unkonventionellen und zum Rest des Films passenden Ende – auf das ein weiteres, hollywoodeskes, gekünsteltes Happy-End folgt!
Schade, Odette, viel Potential verspielt. Teilweise tolle Kameraarbeit, viel Liebe zum Detail, doch einige unverständliche Handlungswendungen (wer den Film sieht: Man erkläre mir bitte, warum ihre Kolleginnen plötzlich harmlose Pausenraumeinrichtung malträtieren!) und ein Ende, das unter dem Zuckerguss mehr Fragen offen lässt, als es beantwortet.
Nicht mehr als drei von fünf Federpuscheln deshalb für diesen Film. Keine bloß-nicht-gucken-Warnung, aber auch keine uneingeschränkte Empfehlung. Irgendwie dazwischen. Wie der Film auch.
Dennis