27. Mai 2008

Mio fratello è figlio unico (Mein Bruder ist ein Einzelkind)

Category: Film,Sneak — Anne @ 19:51

Ja, es gibt sie noch, die Sneak in Münster, und ja, ich war die letzten vier Wochen auch da. Warum es bislang keine Sneakcast-Berichte gab? Ähm…*verlegenlächel*… es gab da ein kleines Zeitproblem. Wie auch immer, dies ist der erste von vier (nachträglichen) Sneak-Berichten aus Münster, die allesamt durchaus sehenswerte Filme betrafen.

Bei “Mio fratello è figlio unico” handelte es sich um einen italienischen Film, der in seinem Heimatland auch alle möglichen Preise abgestaubt hat. Zum Glück für mich und das Münsteraner Publikum - das nicht so kosmopolitisch ist wie das kalifornische - lief der Film nicht im italienischen Original sondern auf deutsch. Einzig der Titel wurde nur auf italienisch angezeigt und hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet - ich wusste nicht, ob mit “figlio unico” Einzelkind oder einzigartiges Kind gemeint ist. Gepasst hätte beides.

Wie der Titel andeutet, geht es um eine Familiengeschichte, nämlich die der beiden Brüder Accio und Manrico Benassi. Die beiden leben mit ihrer Schwester und den Eltern in beengten Verhältnissen in einer Kleinstadt namens Latina. Vor dem Hintergrund der 60er und 70er Jahre wird ihr Verhältnis zueinander und dessen Entwicklung dargestellt.

Was wie ein typischer Beziehungsfilm klingt, bekommt Würze dadurch, dass der Film politische Strömungen mit einbezieht. Während Manrico sich aktiv bei den Linken engagiert, landet Accio auf seiner Suche nach Kameradschaft bei den Faschisten. Die Darstellung der Faschisten aus Accios Perspektive ist gleichzeitig zurückhaltend und kritisch, der spätere Wechsel Accios zur Linken wirkt richtiggehend zynisch. Sprüche wie “Es ist immer gut, einen Faschisten in der Familie zu haben”, wenn Accios Schwester ihren Liebhaber verprügeln lassen will, machen den Film absolut kurzweilig. Interessant ist auch das Bild, das von den wilden 60ern und 70ern in Italien vermittelt wird. In der Familie Benassi treffen quasi alle Konflikte aufeinander, die zu dieser Zeit die Gesellschaft bewegten.

Sehenswert, daher vier von fünf Sternen.

Anne

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1 Kommentar

  1. Hach, den hätte ich auch gerne gesehen…

    Kommentar by Patrick — 28. Mai 2008 @ 4:10

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