Das Associated Students Program Board der University of California Santa Barbara zeigt jeden Dienstag einen Film und verlangt für diese exklusive Studentenveranstaltung nicht einmal Eintritt. Gerade eben kam ich so in den Genuss von Charlie Bartlett, einem wahren Kleinod in Form einer gelungen high school-Komödie mit Tiefgang. Obwohl ich ursprünglich gar nicht vorhatte, heute ins Kino zu gehen, bin heilfroh, dass ich schließlich doch dort gelandet bin und diesen wundervollen Film sehen durfte.
Erzählt wird die Geschichte von Charlie Bartlett, der als Sohn aus reichen Verhältnissen mit allem gesegnet ist, was man für Geld kaufen kann, und obendrein über einen kreativen — geradezu genialen — Einfallsreichtum und Erfindergeist verfügt. Nur an Freundschaft und Anerkennung mangelt es ihm und so versucht er sich durch weniger legale Machenschaften wie die Produktion gefälschter Führerscheine bei seinen Mitschülern beliebt zu machen. Kein Wunder, dass er so von einer ganzen Reihe Privatschulen geflogen ist und nun auf einer “normalen” high school unterkommen muss.
Anfangs gelingt ihm das jedoch überhaupt nicht; er wird ignoriert und belächelt oder gar mit dem Kopf ins Klo gesteckt und regelrecht misshandelt. Doch sobald er als selbsternannter Schulpsychiater “sein Büro” auf dem Jungenklo einrichtet und seine Mitschüler mit Medikamenten und Drogen zu versorgen beginnt, wendet sich das Blatt. Charlie Bartlett steht plötzlich im Mittelpunkt des Geschehens, genießt sein high school-Leben in vollen Zügen und gerät unweigerlich in Konflikt mit dem Schulleiter, der ausgerechnet der Vater von Charlies Flamme Susan ist. Bald schon eskaliert die Situation — nachdem ein Mitschüler mit Charlies Medikamenten einen Selbstmordversuch unternimmt, überschlagen sich die Ereignisse geradezu…
Natürlich sind die Geschehnisse überzeichnet und stellen eher eine veträumte Illusion des Lebens an einer Schule als die triste Realität dar. Das stört jedoch nicht im geringsten, bietet der Film doch neben genialer Situationskomik und geballtem Wortwitz auch eine faszinierend feinfühlige Charakterstudie und tiefgründige Reflexion über Wert- und Moralvorstellungen, ohne auch nur einmal sauer aufzustoßen.
Doch auch ohne all diese positiven Punkte würde sich Charlie Bartlett schon allein wegen der phänomenalen Darstellungsleistung der meisten Schauspieler lohnen. Insbesondere Anton Yelchin (Charlie Bartlett) und Robert Downey Jr. (Direktor Gardener) spielen ihre Rollen unglaublich famos. Sie bringen jede der unzähligen Facetten ihrer Charaktere differenziert und überzeugend zur Geltung, stellen ihre augenscheinlichen Gegensätze fabelhaft dar und vermögen dennoch ihre eigentlichen Gemeinsamkeiten subtil herauszuarbeiten. Zusammen mit durchweg gutem Schauspiel der übrigen Darsteller — herausragend auch Hope Davis als Charlies Mutter und Mark Rendall als Außenseiter Kip Crobwell — gelungener Kameraführung und vortrefflicher Regie — die Szenen auf Ritalin sind phänomenal umgesetzt — sowie geistreichem, bissigem Humor ergibt sich ein absolut empfehlenswertes Gesamtkunstwerk.
Ganz großes Kino: 1.
Patrick
Ich hatte auch schon überlegt, mir den Film anzusehen - jetzt werde ich es wohl auch wirklich tun.
Kommentar by Anne — 17. Juli 2008 @ 9:58