14. Dezember 2008

Tintenherz (Ink Heart)

Category: Film — Dennis @ 14:51

Tintenherz (Ink Heart)Tri|lo|gie, die; -, -n [griech. trilogía, zu: tri- = drei- u. lógos, →Logos]: Taktik von Filmstudios, die dazu dient, Zuschauer nach zwei schlechten Filmen auf einen guten dritten hoffen zu lassen.

Fantasy-Romane und -filme sind momentan die Lizenz zum Gelddrucken. Mit schöner Regelmäßigkeit wird jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit, in der Kinder leicht und Eltern noch leichter zu beeinflussen sind, mindestens eine Verfilmung eines Fantasyromans in die Kinos geworfen. Seit der epische Herr der Ringe diese Tradition auf hohem, quasi unerreichbarem Niveau ins Leben rief, erreichten uns in den vergangenen Jahren beispielsweise der unterirdische Eragon, die ersten Narnia-Teile, Der goldene Kompass und so weiter.

Nun ist also Cornelia Funkes Tintenherz, der erste Teil der unvermeidbaren Trilogie, an der Reihe. Die Tintenwelt-Buchreihe hat an allen Ecken und Enden Preise gewonnen und so entschloss sich New Line Cinema, die schon den bereits erwähnten Herr der Ringe in Szene setzten, die Rechte zu kaufen, einen bekannten Schauspieler (Brendan Fraser) in eine der Hauptrollen zu setzen – übrigens auf Funkes persönlichen Wunsch – und den Film mit einem Budget von geschätzten dreißig Millionen Pfund zu drehen.

Nun also ans Eingemachte - wie ist Tintenherz? Naja, grundsätzlich hätte man das Ganze wohl schlimmer machen können. Ich als Tintenwelt-Neuling freute mich über Brendan Frasers typischen Hundeblick und über Andy ‘Mein Schatzzzss’ Serkis als fiesen Capricorn, über die schönen Landschaftsaufnahmen Italiens Liguriens, über die brauchbaren Special Effects und die sich beinahe aufdrängenden Verweise auf die ganz Großen der Fantasy-Literatur.

Doch irgendwie ist Tintenherz nicht Fisch, nicht Fleisch. Der Zuschauer wird hier in eine Welt geworfen, deren Hintergründe in den Büchern wohl ausgiebig erzählt, im Film aber wenn überhaupt nur knapp abgehandelt wird. Die Motivation der einzelnen Charaktere bleibt bis auf die Staubfingers (der aus dem Da Vinci-Code bekannte Paul Bettany) völlig unklar. Warum ist Fenoglio (Jim Broadbent) so unglaublich trottelig? Nicht etwa, weil’s zum Charakter passt, sondern weil so die Story mit den wenigsten Umwegen und dem geringsten Aufwand für die Drehbuchautoren weiter geführt werden kann. Warum laufen die Charaktere immer wieder vom einen Ort zum anderen? Für den Überlängenzuschlag natürlich!

Filmen, die mich fesseln, die mich gefangen nehmen und auch nachdem ich das Kino verlassen habe nicht mehr loslassen, lasse ich so Einiges durchgehen. Kleinere Logikfehler? Physikalische Unmöglichkeiten? Die zwei miesen Special-Effects? Gar kein Problem, da kann ich geflissentlich drüber hinwegsehen.
Doch wenn wie hier die Geldmacherei scheinbar im Vordergrund steht (der Film sollte ursprünglich im Mai in die Kinos kommen, wurde dann aber aus studiointernen Gründen in die Vorweihnachtszeit verlegt… ahem), dann werde ich grantig, knickerig und kleinlich.

Tintenherz ist einer von den Filmen, die keine Lust darauf machen, das Buch zu lesen – was wohl schade ist, weil sich dahinter doch wohl sehr viel mehr verbirgt als magere Standard-Fantasy. Dass Iain Softley, der Regisseur des großartigen K-Pax sich zu so etwas hinreißen ließ, ist wohl nur durch chronische Geldknappheit erklärlich.

Eineinhalb von fünf Einhörnern gibt’s für Tintenherz. Wie gesagt, es hätte noch schlimmer kommen können.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Tintenherz bei imdb
Tintenherz bei amazon.de
Etwas teurer als die Kinokarte, aber vermutlich sehr viel gehaltvoller

2 Comments

  1. Auch ich kam dieses Jahr nicht drum herum, mir meine vorweihnachtliche Portion Fantasy im Kino abzuholen. Mit vielem was Du gesagt hast hast Du wohl recht: Der Film wurde nur deshalb in der Weihnachtszeit an den Start gebracht, um den größten Profit herauszuschlagen. Stellenweise weißt er Logiklöcher auf und ist für Buch-Unkundige etwas verwirrend, für Buch-Kundige wahrscheinlich enttäuschend. Dennoch sollte man den Film im Kontext der Fantasy-Machwerke der letzten Jahre beurteilen: Die Chroniken von Narnia (Teil 1) - mieserabel, Eragon - dürftig, Der goldene Kompass - uninspiriert. Sicher, mit dem Herrn der Ringe lässt sich Tintenherz nicht messen, aber verglichen mit anderen Genre-Vertretern habe ich mich dieses Jahr erstaunlich wenig über den Weihnachts-Fantasyfilm aufgeregt. Von mir hätte er, denke ich, sogar 2,5, vielleicht sogar 3 Punkte bekommen (Den halben nur für Paul Bettanys tolles Schauspiel).

    Kommentar by Terje — 23. Dezember 2008 @ 8:17

  2. Naja, nur, weil ein Film nicht ganz schlecht ist.. Paul Bettany war wirklich nicht übel, das stimmt, aber ansonsten war das Ganze doch eher uninspiriert.
    Und die Wertungen “miserabel” und “dürftig” hätte ich umgetauscht. Noch keiner der Weihnachtsfilme ist in meiner geistigen Wertung so sehr durchgefallen wie Eragon

    Kommentar by Dennis — 23. Dezember 2008 @ 11:04

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