14. Januar 2009

The Spirit (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 13:18

The Spirit Als gestern Abend klar wurde, welcher Film laufen würde, ging ein Raunen durch den Saal, und zumindest bei mir machte sich Erleichterung breit: endlich ‘mal wieder ein Sneak-Film, den ich richtig gerne sehen wollte! Gespannt lehnte ich mich im Sessel zurück - und wurde nicht enttäuscht.

The Spirit reiht sich in die lange Reihe von Comicverfilmungen ein, die derzeit den Markt überschwemmt. Und wenn man sich ansieht, was alles in den letzten Jahren verfilmt worden ist, könnte man sich schon fragen, ob die Welt wirklich eine weitere Comicverfilmung braucht. Bei The Spirit stellt sich diese Frage jedoch nicht — denn völlig unabhängig vom Inhalt des Films ist dieser allein auf Grund seiner Aufmachung ein cineastisches Meisterwerk!

The Spirit spielt unglaublich mit Kontrasten: Er ist zum größten Teil in schwarz-weiß gehalten, allerdings in überzeichnetem und verfremdeten schwarz-weiß. So sind z.B. die Fußsohlen in manchen Szenen weiß, um besonders hervorzustechen. Explosionsartig werden zusätzlich an manchen Stellen Farben verwendet: rot (seit Schindlers Liste fast schon ein Klassiker der Filmtechnik), blau, grün… Man hat beim Anschauen des Films keine Zweifel daran, dass es sich um eine Comic-Verfilmung handelt, die alles andere als Realität darstellen soll.
Das alles erinnert durchaus an das, was Patrick hier zu Sin City geschrieben hat. Da ich Sin City allerdings nicht gesehen habe, kann ich keine Vergleiche zwischen den beiden Filmen ziehen. The Spirit überzeugt jedenfalls in filmischer Hinsicht vollkommen: Er vermenschlicht nicht, sondern verfremdet.

Die durch die filmischen Mittel geschaffene Distanz tut dem Film gut. Die Charaktere sind nämlich — ebenso wie die Handlung — teilweise ziemlich abgedreht, so dass der Film inhaltlich sicher fernab vom Mainstream liegt. Das Wort “bizarr” beschreibt den Film schon ganz gut. Ich will nicht näher auf den Inhalt eingehen, weil es durchaus beabsichtigt ist, dass man zu Anfang des Films nichts weiß. Im Laufe des Films bekommt man zwar einige Informationen über die Charaktere, manches bleibt aber weiterhin im Dunklen. Angesiedelt ist der Film in der fiktiven Stadt Central City, die allerdings ansonsten keine besonders große Rolle spielt.

Ein Kritikpunkt ist daher, dass die Aussagen über Central City wie “my city screams” nicht wirklich in der Handlung aufgegriffen werden. Die besondere Beziehung des Spirit zu der Stadt wird nur angedeutet, nicht aber zentral erörtert. Das könnte mit ein Grund sein, warum der Spirit als Filmcharakter relativ unnahbar ist. Es wäre schön, hier einen Vergleich zu den Comics ziehen zu können, doch auch hierbei muss ich passen — ich hatte vor dem Film noch nie etwas von der Comic-Figur des Spirit gehört. Im Film kamen jedenfalls die meisten Gestalten — abgesehen von Commissioner Dolan und seiner Tochter — typisiert und nicht menschlich ‘rüber. Das kann durchaus Absicht sein, da die meisten Comic-Figuren eher übermenschlich dargestellt werden, und hat mich auch nicht gestört. Ich kann mir jedoch durchaus vorstellen, dass andere dem Film dadurch — und auf Grund der filmischen Aufmachung — nur wenig abgewinnen können.

Fazit: Grandios gefilmt und dadurch absolut sehenswert, jedoch nicht so massentauglich wie Batman oder Spider-Man. Für echte Comic-Fans eine Augenweide - fünf von fünf Sternen.

Anne

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Links zum Beitrag:
The Spirit bei IMDb
Die offizielle Seite zum Film

3 Comments

  1. Sehen will, sehen will, sehen will. Ähem, räusper. Das ich das mal erlebe, Anne vergibt die Höchstwertung. Ein Hoch auf Frank Miller und seine Fähigkeiten als visionärer Regisseur. Ich kann es kaum erwarten…

    Kommentar by Terje — 15. Januar 2009 @ 13:17

  2. Hey, hey, Tropic Thunder habe ich auch mit fünf Sternen bewertet! Das konntest du nur nicht sehen, Terje, weil die Wertungen anonym sind.

    Ich habe aber gezögert, ob der Film wirklich die fünf Sterne verdient hat — und mich dann in dubio pro reo dafür entschieden.

    Kommentar by Anne — 15. Januar 2009 @ 14:38

  3. Ich war mit Anika am Freitag drin. Ich muss sagen ich hab schon ein bisschen mehr erwartet. Ich wusste bei dem Film oft nicht, ob die gezeigten Szenen lustig oder ernst gemeint waren. Außerdem war die Dramaturgie etwas spärlich, was an der kurzen Laufzeit (nur gut 90 Minuten) lag. Nichtsdestotrotz ein optischer Hingucker, dem es aber versagt bleibt, die zynisch-bissig-schwarzhumorige Art von Sin City wieder aufzugreifen.

    Kommentar by Terje — 9. Februar 2009 @ 15:08

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