Wie fange ich die New Found Glory-Rezension an?… Mal überlegen… Bei der Band, beim Produzenten, beim letzten Album… ach, egal. Ich schreib einfach ALLES!
New Found Glory, das ist nicht mehr und nicht weniger als die beständigste Punkband des letzten Jahrzehnts. Beständig bedeutet: Keine Band hat mehr Platten mit einer höheren musikalischen Durchschnittsqualität veröffentlicht (Jimmy Eat World sind kein Punk und spielen nebenbei bemerkt in einer ganz anderen Liga). Unter den vergangenen 5 Alben (NFG, Sticks and stones, Catalyst, Coming home, From the screen to your stereo II) gab es keinen Negativ-Ausreißer.
Der Produzent des neuen Albums „Not without a fight“ ist niemand geringerer als Mark Hoppus, seines Zeichens Bassist und Sänger der gerade erst wiedervereinigten Punk-Heroen von Blink-182. Das neue Label der Band (Epitaph) ist legendär. Die Grundvorraussetzungen für das Album sind mehr als optimal… Wie ist es denn nun geworden?
Zunächst springt den geneigten Fan (als solchen ich mich nach 4 Jahren mit ihrer Musik bezeichnen würde) die harte, kantige, kernige Produktion an. Das Album setzt sich nicht so geschmeidig im Gehörgang fest wie „Coming home“, das letzte reguläre Studioalbum von 2006. Es wirkt bei den ersten Durchläufen eher wie ein zappeliges Kind, das umherhüpft, als wie ein fassbares musikalisches Ganzes. NFG haben während der Promotion angedeutet, dass sie mit diesem Album mehr Back to the roots wollten. Die Frage ist immer, was man daraus macht. Bei einer längeren Karriere (12 Jahre ist für eine Punkband ja schon viel) liegt die „roots“ ja auch mal hier mal da… fest steht, dass der Auftakt mit den beiden Songs „Right where we left off“ und „Don’t let her pull you down“ sehr sperrig ausfällt und nicht so einladend wie beim letzten Album. Die Single „Listen to your friends“ haut da schon eher in die richtige Kerbe. Sie erinnert an eine Mischung aus „My friends over you“ und „Hold your hand“ und rockt gewaltig nach vorne. Sauber!
Weiter geht es mit „47“, welcher auch sehr old-school-mäßig klingt (nach dem selbstbenannten Debüt oder „Sticks and stones“). „Truck stop blues“ krankt an dem (für meinen Geschmack) viel zu schnellen Drumrhythmus und daran, dass die Strophe und der Refrain zu unterschiedlich sind. „Tangled up“ finde ich richtig gelungen, weil es wieder auf der ernsthaften Schiene fährt (diese Songs mag ich besonders, da nicht so zahlreich zwischen dem ganzen Spaßpunk). Dieser Track hätte sich auf „Catalyst“ pudelwohl gefühlt. „I’ll never love again“ hört sich zunächst nach Stadionrock an, der Refrain ist aber nicht mitreißend genug. Ich muss es sagen, ich mag die Schrei-Parts einfach nicht. Für mich ist guter Punkrock gesungen und nicht gebrüllt, auch wenn es bei NFG noch geht, weil es reinpasst. Richtig anfreunden damit kann ich mich nicht. „Reasons“… endlich ‘mal ein Stück das klingt wie „Coming home“ und ich dachte schon, das war es. Dazu ist es auch noch ganz gut gelungen, man kann wieder klarer den Text verstehen und der stellenweise zweistimmige Gesang fügt sich gut ein. Bei „Such a mess“ dachte sich die Jungs wohl, nach dem langsamen Stück muss man wieder richtig losfetzen. Das gelingt auch… auf angenehmen Niveau. Der Song geht schon nach vorne, erinnert ein bisschen an Fall Out Boy. „Heartless at best“ beginnt ein bisschen wie „Make your move“ in schnell, war bestimmt keine Absicht. Noch so eine schöne „Coming home“ B-Seite und ich geb dem Album doch einen Stern mehr. „This isn’t you“ ist 0815. Macht aber trotzdem Laune. Im Refrain höre ich die Toten Hosen raus, komme aber nicht auf den Song, irgendeiner von „Kauf mich“ (1994). „Don’t let this be the end“ schließt das Album. Hier hätte besser sowas wie „The story so far“ hingepasst (der Closer von „Sticks and stones“). Allerdings ist der Song ein guter Rausschmeißer, sicher auch auf Konzerten.
So, mein Problem mit der neuen New Found Glory ist… ich kenne die Alten zu gut, hat man beim Lesen nicht gemerkt, oder? *g* Wer unbefangen als Neuling an die Scheibe rangeht bekommt ein anständiges Punkalbum. „Für jeden was dabei“ würde ich nicht sagen, das kann man aber bei keiner NFG Scheibe sagen. Gute Arbeit, wär aber mehr drin gewesen. Produktion ist übrigens echt stark. Daumen hoch, Mr. Hoppus. Bitte beim Blink-Album mehr Abwechslung als hier. Abschließend vergebe ich 3 1/2 Punkte.