John Dillinger (Johnny Depp) hält die USA der 30er Jahre in Atem. In einem Bankraub nach dem anderen erbeutet er Abertausende Dollar, ist aber für die Feds nicht zu fassen. Nachdem der junge Emporkömmling J. Edgar Hoover (Billy Crudup) mit seinen Plänen für eine Bundespolizei, die solche Verbrecher schnappen soll, scheitert, bittet er Agent Melvin Purvis (Christian Bale), die Jagd auf Dillinger aufzunehmen. Dieser verliebt sich unterdessen in die Gardrobiere Billie Frechette (Marion Cotillard) und verübt weiter fröhlich Banküberfälle innerhalb weniger Minuten…
Obwohl der Film in einigen Bereichen durchaus von der historischen Vorlage abweicht (Dillinger war wohl, zur Enttäuschung aller Depp-Fans) kein Romantiker und ist auch nicht durch die Büros der Ermittlungsabteilung spaziert, die nach ihm suchen sollte. In anderen Details hält sich Public Enemies erstaunlich gut an die verbrieften Ereignisse und schafft so einen faszinierenden Blick in das Leben der dreißiger Jahre.
Leider wird vor dieser brillanten Kulisse hauptsächlich Durchschnittskost geboten. Gut, Johnny Depp könnte wohl auch einen Sack Reis überzeugend und mit haufenweise Charisma spielen und sein Dillinger überzeugt mit absoluter Selbstüberzeugung (und vielleicht auch -überschätzung), Todesverachtung und genereller Coolness; daneben sehen aber leider viele der übrigen Charaktere, allen voran Purvis, äußerst blass aus. Besonders problematisch für das deutsche Publikum: Bale und Depp haben hier normalerweise den gleichen Synchronsprecher (David Nathan), so dass Depp wie Bale und Bale irgendwie anders klingt. Verwirrt? Ich auch!
Visuell hat der Film durchaus Schönes. Michael Manns Versessenheit auf die digitale Filmtechnik, die sich schon bei Collateral und Miami Vice zeigte, wird auch hier wieder bis ins Letzte ausgeschöpft. So werden Szenen in fast völliger Dunkelheit möglich, gleichzeitig reduziert der völlig andere optische Eindruck und die teilweise äußerst ruppige Kameraführung die eigentlich wunderschön entworfene Szene aber oft zu einem verwackelten Amateur-Flick. Das mag der Authentizität gut tun und tatsächlich sitzt der Zuschauer bei der Stürmung der Little Bohemia Lodge zwischen den knatternden Maschinengewehren und dem von der Wand abplatzenden Putz, doch der Eindruck einer billigen Fernsehproduktion lässt sich nicht so ganz abschütteln. Auch der dünne Soundtrack lässt kaum die wohlige Kino-Atmosphäre aufkommen, die man hier eigentlich erwartet hätte.
Public Enemies verlässt sich meiner Meinung nach ein bisschen zu sehr auf das Zugpferd Depp, der den Film zwar über weite Strecken trägt, ihn jedoch an so mancher Stelle etwas zäh erscheinen lässt. Entgegen den Vermutungen, die der Trailer schüren wollte, gibt es hier nicht Banküberfälle, Verfolgungsjagden und wilde Schießereien im Minutentakt.
Johnny Depp wird der Legende Dillinger durchaus gerecht, der Film aber leider nicht.
Zweieinhalb von fünf Geldscheinbündeln für Public Enemies.
Dennis
Sicherlich eine der ganz großen Enttäuschungen des Kinojahres… uninspirierte, dilletantisch verfilmte Murksversion des Dillinger-Mythos, die sich erdreistet, ohne nennenwerten Spannungsbogen daher zu kommen. Der Film ist eine Unverschämtheit!
Kommentar by Terje — 21. September 2009 @ 15:21