Zum ersten Mal in der jüngeren Filmgeschichte stellt ein Videospiel die Vorlage für einen Sommer-Blockbuster dar. Hm, ist das jetzt gut oder schlecht? Kommt auf die Vorlage an. Hm, Prince of Persia. Schwierig, schwierig.
So oder ähnlich lassen sich meine Erwartungen zum neuen Disney/Bruckheimer-Spektakel in Worte fassen. Allumfassende, unüberwindbare Skepsis. Doch sehen, soviel war klar, musste ich ihn doch. Was soll ich sagen? Es geht wieder bergauf… Sich nach dem unterirdischen Fluch der Karibik 2 und dem indiskutablen Fluch der Karibik 3 überhaupt nochmal in einen Bruckheimer zu trauen war das Schwierigste an der ganzen Sache. Auch Regisseur Mike Newell, welcher zuvor den genialen 4. Potter-Band zu Leinwand-Salat verarbeitet hatte, stand dieses Mal nicht sich selbst im Weg. Es war einfach Popcorn-Kino. Karte kaufen, reinsetzen, konsumieren, 15 Minuten drüber reden und vergessen. So lässt sich Prince of Persia beschreiben.
Ähm, nicht ganz. Jake Gyllenhaal war gut, ich meine richtig gut. Der sonst als Charakterdarsteller bekannte hat den persischen Prinzen mit viel Humor und gleichzeitiger Präsenz verkörpert. Auch sein Love Interest Gemma Arterton wurde hier nicht so erbärmlich marginalisiert wie kürzlich bei Kampf der Titanen. Als Prinzessin Tamina besaß sie zwar Trophäen-Charakter, konnte sich gegen den Prinzen doch zu jedem Zeitpunkt gut durchsetzen. Wirkliches Highlight des Casts waren jedoch ganz klar Ben Kingsley, der einfach jeden an die Wand spielt und Alfred Molina, welcher sich mal eben als Wüstenschurke selbst neu erfunden hat.
Die Spezialeffekte waren State of the Art, die Zeit-zurückdreh-Szenen sogar ein wenig glanzvoll. Für Kenner der Videospiele waren auch ein paar ganz nette Anspielungen dabei, etwa wenn der Prinz beim Versuch eine Wand hochzulaufen an seinem Alkoholpegel scheitert. Was mir besonders gut gefallen hat war das Sounddesign: Jeder Hieb den der Prinz so ausgeteilt hat, hat gewumst und auch sonst hat der Film es ordentlich krachen lassen. Dazu noch ein orientalisch angehauchter Soundtrack vom Altmeister Harry Gregson-Williams und Alanis Morissette im Abspann. Was will man mehr?
Naja, ich mag vielleicht ein bisschen viel rummeckern aber ein bisschen mehr Substanz hätte dem Film sicher nicht geschadet. Die Geschichte selbst, nicht die Action, war weitesgehend spannungsfrei und vorhersehbar. Das ist aber auch schon mein größter Kritikpunkt. Wer sich einen kurzweiligen und überaus unterhaltsamen Blockbuster ansehen will, der kann mit Prince of Persia nichts falsch machen. Und alle anderen sind hier eh an der falschen Adresse. Abschließend vergebe ich 3 von 5 Sanduhren.
31. Mai 2010