O tempo’a! O mo’es! Es ist mal wieder so weit. Der allererste Karate Kid-Teil kam im gleichen Jahr wie ich auf diese Welt, gefolgt von vielen offiziellen und inoffiziellen Nachfolgern.
Nun schicken sich des Herrn Smiths Sohn Jaden sowie (mittlerweile) Altmeister Jackie Chan an, das Franchise, wie man mittlerweile sagt, wieder auferleben zu lassen.
Die Kurzfassung ist so einfach wie bekannt: Junge (Smith) zieht mit Mutter (Taraji P. Henson) nach China (China), verliebt sich in Mädchen (Wenwen Han), wird von einem Haufen Kung Fu-Schüler (bös guckende Kinder) verprügelt, findet China (China) doof, lernt von Hausmeister (Chan) Kung-Fu, zeigt’s den Bösen und alles wird gut.
Gut, bis hierher wird dies wohl niemanden überraschen. Doch wie schlagen (haha) sich Smith und Chan? Smith ist, wie zu erwarten, blass. Vielleicht liegt’s mit an der Synchro, die wie so oft enorme Schwierigkeiten mit dem glaubhaften Darstellen jedweder Jugendsprache hat. Die Montagen, in denen er über die Chinesische Mauer läuft, an einem See von Hausmeister mit Stöcken gelenkt und auf dem Dach eines Wohnblocks mit Gummifäusten drangsaliert wird, sind natürlich stimmungsvoll und einfach nur schön, doch hätte man vermutlich auch einen dressierten Holzklotz verwenden können, die Szenen hätten nicht substanziell gelitten.
Chan, den ich seit New Police Story eigentlich für “ernsthafte” Rollen abgeschrieben hatte, macht seine Sache dagegen gar nicht so schlecht. Natürlich ist seine Hintergrundstory wenig innovativ und lässt wenig Interpretationsspielraum, trotzdem kauft man ihm seinen Charakter einigermaßen ab.
James Horner untermalt die eigentlich ganz hübschen Standard-China-Motive mit feinen chinesisch anmutenden Klängen, fällt jedoch teilweise in das Standard 90er-Jahre-Musikschema zurück und sorgt dafür, dass Karate Kid mehr wie Casper oder Jumanji klingt. Doch der geneigte Zuhörer reibt sich nur kurz verwundert die Ohren und hat die Ein Hund namens Beethoven-Erinnerung beim nächsten Ooh- und Aah-erzeugenden Bild der verbotenen Stadt schon wieder vergessen.
Ein Wort noch zum Titel: Besser als Karate Kid wäre wahrscheinlich sogar der japanische Titel, übersetzt Best Kid, gewesen, denn das Kung Fu des Films hat in etwa so viel mit Karate zu tun wie Dosenfleisch mit Katzenfutter – sieht zwar für Uneingeweihte ähnlich aus, Inhalt, Konsistenz und Sinn sind jedoch leicht verschieden.
Und, sollte man Karate Kid denn nun sehen? Im Kino vermutlich nicht. Das Ganze ist, wie schon die Vorlage, ein schönes Filmchen für einen verregneten Sonntagnachmittag, das einem die schöne, lehrreiche Botschaft mit auf den Weg gibt, dass man alles schaffen kann, wenn man sich nur anstrengt (und ein gebrochenes Bein schon mal gut wegstecken kann). Mal sehen, welchem Film, den sein Junior gerne machen will, Herr Smith Senior als nächstes sein Okay gibt.
Zwei Schattentheaterpuppen für Karate Kid.
Dennis