Ohne Superlative funktioniert gar nichts! Es braucht nicht mehr und nicht weniger als den ersten ernsthaften “Album des Jahres”-Anwärter, um mich dieses Jahr zu meiner ersten Musik-Rezension zu bewegen. Versteht mich nicht falsch. 2010 war musikalisch ein tolles Jahr, nur im direkten Vergleich zu 2009 wirkt es irgendwie doch recht blass. Highlights wie die Alben von The Rocket Summer (Grandios!), Amber Pacific (Überraschend!) oder The Gaslight Anthem (erfrischend werkgetreu!) versüßten zwar die ersten 8 Monate des Jahres, doch zu überschwenglichen Rezensionen kann mich erst dieses Album hinreißen.
Dark is the way, light is a place
Bumm, der Titel hat gesessen. Das ein Jahres-Highlight von einer bis dato unbekannten/unbeachteten Band stammt, das ist auch schon eine Weile her. Zu Anberlin muss man auch nur wenige Worte verlieren, bevor es ans Eingemachte (die Musik) geht. Anberlin, das ist eine Alternative Rock Band, welche sich erfrischend aus dem amerikanischen Emo-PopPunk-Einheitsbrei heraushebt und sich mit jedem Album einen neuen Meilenstein zum Ziel setzt. Demzufolge is “Dark is the way, light is the place” zugleich Metapher auf das Schaffen der Band und grandioser Albumtitel, welcher die Evolution dieser Band bravourös einfängt.
1. We owe this to ourselves: Ein krasser Opener, welcher ungeniert draus losrockt und sofort gefällt. 5/5
2. Impossible: Die erste Single ist ein Ohrwurm erster Güte und könnte einer kreativen Hochphase von Jimmy Eat World entstammen (großes Kompliment) 5/5
3. Take me (as you found me): Eine Popballade wie aus dem Bilderbuch. Der Boyband-Touch den dieser Song versprüht wird in angenehmer Form von dem gewaltigen Soundteppich verdrängt, welcher sich im Refrain ausbreitet. 4/5
4. Closer: Die etwas härtete Nummer ist ein Grower erster Güte. Anfänglich wirkt “Closer” als einziger Text im Refrain befremdlich, bevor man nach mehrmaligem Hören die Wirkung dieses einen Wortes zu schätzen weiß. 4/5
5. You Belong Here: Ein Song der sich nach viel Arbeit anhört und dabei so leicht daherkommt, als wäre er der Band mal eben so eingefallen. Der Gitarreneinstieg bei 0.52 Min ist so geil, dass man sofort aufhorcht und dem Song die Aufmerksamkeit schenkt, die er verdient. Ein grandioses Stück Poprock. 5/5
6. Pray Tell: Das Stück begrüßt mich stampfendem Rhythmus und betörender Stimmung. Weiß man diese wertzuschätzen und kann man sich auf den (leicht angehobenen) Refrain einlassen, dann entfaltet sich dieser Track angenehm und ist in seiner Dynamik total ansteckend. 4/5
7. The art of war: Für mich das unangefochtene Highlight der Platte. Ein stampfend-elektronisch-pumpender Beat unterlegt Stephen Christians engelsgleichen Gesang bis sich das Stück im Refrain in die weiten der Prärie herauswagt. Dabei ist der Text unabdingbar:
“There are songs I’ll never write
Because of you walking out of my life
There are words that don’t belong
Because of you I’ll never write another love song”
Das ist Gänsehaut! Die Art und Weise wie dieses Stück im Rahmen der CD vorgetragen wird ist ganz großes Kino. Das Solo gibt dem Meisterstück den Rest. Perfektion! 6/5
8. To the wolves: Ein härteres Stück, welches das Album auf der Zielgeraden nochmal auf Touren bringen. Besonders die Shouts nach dem Refrain sind einfach nur eingängig. Absolut konzerttauglich! 4/5
9. Down: Im direkten Vergleich zum Rest des Albums ist “Down” sehr zurückgenommen und kommt weitesgehend mit Akustikgitarre und Gesang aus. Das schadet dem Song jedoch nicht sondern bringt ihn zusätzlich hervor. Es ist ein 80er-Jahre Juwel wie es heute noch selten vorkommt. Das Gitarren-Pattern am Ende vom Refrain klingt nach dem letztjährigen A-ha Hit “Foot of the mountain”. Irgendwie passen sie hier zusammen, Anberlin und A-ha. 4/5
10. Depraved: Den Abschluss bildet (wie bei den vorherigen Anberlin-Alben) ein groß aufgebauschte Nummer, welche sich langsam in Rage spielt. Hier werde wieder einmal die Lyrics in den Vordergrund gedrängt:
“You’re not a slave, so get off your knees.” So wirkungsvoll kann man eine Zeile Text inszenieren, Hut ab. 4/5
Insgesamt bleibt nicht viel zu sagen, außer dass Anberlin mit “Dark is the way…” ein grandioses Alternative Rock Album eingespielt haben, welches direkten Kurs auf den Titel des Albums des Jahres 2010 hält. Wenn ihr es irgendwie einrichten könnt, hört Euch das an.