19. April 2008
Der Film Control zeigt als Verfilmung von Deborah Curtis’ Buch “Touching From A Distance” die Biographie von Ian Curtis, dem Sänger der Band Joy Devision. Was den Inhalt betrifft, ist damit auch schon alles gesagt: es geht um die Entwicklung Ians vom Schuljungen und David-Bowie-Fan zum berühmten Musiker, Ehemann, Vater und Liebhaber… Hin und her gerissen zwischen zwei Frauen, überfordert von der Vaterschaft und gezeichnet von epileptischen Anfällen kann er seines Schicksals Last bald schon nicht mehr ertragen.
Lasst mich Euch sagen, dieser Film ist ein absolutes Meisterwerk!
Verglichen hiermit ist Walk the Line nichts, aber auch gar nichts.
Komplett in scharz-weiß erzeugt Control von der ersten Sekunde an eine abstrakte und zugleich nostalgisch reale Stimmung. Diese wird vortrefflich von der virtuosen Kameraführung und Photographie unterstützt. Bis ins Detail perfekt komponierte Einstellungen mit meisterhafter Beherrschung von Geometrie und Tiefen(un)schärfe bieten einen wahren Augenschmaus. Es versteht sich von selbst, dass es für die (punktauglichen) Ohren auch entsprechend eindrucksvolle Beschallung gibt, wobei hier mal wieder die Kinolautsprecher den begrenzenden Faktor darstellen.
Auch im Hinblick auf Dramaturgie und Atmosphäre lässt der Film keinerlei Wünsche offen. Natürlich ist der Fortgang der Handlung vorgezeichnet und klar - insbesondere wenn man um Ian Curtis Biographie weiß. Trotzdem ist der Film ungemein dicht und einnehmden. Die wohldosierte Mischung aus lyrischem Seelenspiegel, hartem Punk und feinfühliger Charakterstudie in Kombination mit herausragendem Schauspiel der Hauptdarsteller fesselt den Zuschauer zwei Stunden vortrefflich auf einer emotionalen Achterbahn.
Ich habe selten einen solch meisterhaften Film gesehen und bin seit langem von keinem Film derart bewegt worden.
Aller erste Sahne: 1+.
Patrick
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Control bei IMDb
- Wikipedia-Artikel zu Ian Curtis
- Walk the Line bei IMDb
14. April 2008
Ich gebe offen zu, ich hatte mich vor diesem Film gefürchtet. Die Ansage in der letzten Münsteraner Sneak (Outsourced) wies so deutlich auf Chiko hin (“deutscher Film”, “Slang”), dass Leute, die - wie ich - nicht eben scharf auf das Hamburger Drogenmilieu waren, nur hoffen konnten, es handele sich um einen zugegebenermaßen ziemlich lahmen Aprilscherz. Das war dann ja offensichtlich nicht der Fall, aber ganz so furchtbar, wie ich gedacht hatte, wurde es dann doch nicht. Insbesondere war der Slang doch eher komisch als nervig.
Zum Inhalt: Chiko - wie der Gute sich unter Missachtung der spanischen Schreibweise selbst nennt - ist ein kleines Licht in der Hamburger Drogenszene. Er scheint weder Job noch Ausbildung zu haben, genau wie sein bester Freund Tibet. Dabei bräuchten die beiden dringend Geld, um Tibets Mutter eine neue Niere zu kaufen. (Abgesehen davon, dass das natürlich illegal ist, frage ich mich auch, wie sie es praktisch anstellen wollen, an eine Niere zu kommen, die mit dem Gewebe der Mutter hinreichend gut übereinstimmt, aber das nur am Rande.) Jedenfalls möchte Chiko größer in das Drogengeschäft einsteigen und macht sich deshalb an Brownie ‘ran, der den Hamburger Drogenhandel kontrolliert. Doch das Drogenmilieu ist gefährlich…
Letzteres ist im Prinzip die einzige Aussage, die man diesem Film entnehmen kann, und ‘mal ehrlich: wer hat das nicht schon vorher gewusst? Nach Chiko geht man ratlos aus dem Kino und fragt sich, was einem dieser Film gebracht hat. Das Drogenmilieu ist aus den vielen ähnlichen Filmen hinlänglich bekannt, tiefschürfende Charakterentwicklung gab es nicht, und Auswege aus dem Drogensumpf und der Aussichtslosigkeit wurden erst Recht nicht aufgezeigt. Und obwohl der von den Protagonisten verwendete Slang durchaus komisch wirkte und für einige Lacher im Publikum sorgte, kann man Chiko auch nicht als Komödie bezeichnen. Nach dem Film weiß man: so nicht! Aber wie dann?
Fazit: Weder katastrophal noch irgendwie nützlich - ich habe ihm ursprünglich eine 3- gegeben, tendiere aber mittlerweile eher zu einem von fünf Blöcken Kokain.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(2 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)
13. April 2008
Sicher wird Euch schon aufgefallen sein, dass die münsteraner Sneak seit kurzem von Anne rezensiert wird. Der Grund dafür ist ausnahmsweise nicht meine Faulheit, sondern die Tatsache, dass ich zur Zeit im sonnigen Santa Barbara an der University of California mein Dasein friste. Doch auch hier gibt es Kinos (leider aber keine Sneak), sodass Ihr weder fürchten noch hoffen braucht, mich los zu sein…
Bevor aber die erste echte Rezension aus den Staaten kommt, gibt es noch Kommentare zu den beiden Filmen die ich im Flugzeug hochdroben über dem Atlantik gesehen habe:
I Am Legend:
In nicht allzu ferner Zukunft ist es Dr. Krippin gelungen, Masernviren gentechnisch so zu verändern, dass sie Krebs heilen können. Eigentlich eine wundervolle Sache, wäre da nicht der kleine Haken, dass das Virus noch etwas mehr tut. Es löscht binnen kurzer Zeit quasi die gesamte Menschheit aus. Die meisten der wenigen Überlebenden werden durch das Virus obendrein zu vampirartigen Dark Seekers: Animalische und grausige (leider auch grausig animierte) Wesen, die kein Licht vertragen und des Nachts Jagd auf die wenigen Menschen machen, die aus unbekannten Gründen gegen das Virus immun sind.
Robert Neville ist immun und der einzige Überlebende in New York. Als Soldat weiß er sich und seine Schäferhündin Sam mit Waffengewalt, Scheinwerfern und geschickter Planung in seinem hermetisch abgerigelten Haus am Leben zu halten, während er verzweifelt an einem Gegenmittel forscht…
Der Film ist durch und durch spannend bis zum genialen und wirklich passenden Schluss. Die Mischung aus actiongeladenen Auto- und Kampfszenen und melancholischer Selbstreflexion des letzten Überlebenden ist genau richtig. Außerdem überzeugt Will Smith (und sein tierischer Codarsteller) mit seiner charismatische, tiefgehenden Darstellung dieser ganz und gar nicht komischen Rolle. Obendrein bietet der Film noch eine ganze Menge genialer Sprüche: unvergleichlich die Virus-Highway-Analogie. Lediglich die triste Computeranimation der Dark Seeker muss man verschmerzen.
Alles in allem durchweg empfehlenswert: 2+.
P.S. I Love You:
Hollys Mann Gerry leidet an einem Hirntumor mit schlechter Progonose und das gemeinsame Eheglück endet schon bald mit Gerrys Tod. Dieser hat allerdings insofern vorgesorgt und über seinen Tod hinaus geplant, als er mehrere Briefe an Holly vorbereitet hat, um sie über den Verlust hinwegzutrösten. Beginend mit ihrem 30. Geburstag erhält sie auf verschiedensten Wegen Botschaften ihres verstorbenen Gatten, die allesamt mit P.S. I Love You enden und sie zurück zu einem glücklichen Leben führen sollen…
Der Film versteht es durchaus, die Ballance zwischen komischen und tragischen Elementen zu halten, sodass die Mundwinkel alle möglichen Stellungen zwischen herzliche lachend und tieftraurig einnehmen. Natürlich darf man bei der Geschichte keine unvorhergesehenen Wendungen oder Überraschungen erwarten; aber die braucht’s hier auch gar nicht.
Wirklich brauchbar: 3. Nehmt Taschentücher mit.
Patrick
Links zum Beitrag:
- I Am Legend bei IMDb
- P.S. I Love You bei IMDb
5. April 2008
Todd Anderson ist mit seinem Job als Chef des Call-Centers eines amerikanischen Versandhauses zufrieden - bis sein Chef ihm mitteilt, dass die gesamte Auftragsabwicklung nach Indien ausgelagert wird. Er, Todd, solle daher das indische Call-Center auf Vordermann bringen und seinen Nachfolger einarbeiten. Obwohl Todd kein Interesse daran hat, nach Indien zu gehen, wagt er es in Zeiten von Wirtschaftskrisen und Arbeitslosigkeit natürlich nicht, abzulehnen, und so kommt es, dass er sich in Indien wiederfindet - zunächst ein absoluter Kulturschock! Mit der Zeit gewöhnt sich Todd allerdings an Indien und findet - wie sollte es anders sein - auch privat sein Glück.
“Outsourced” (Danke, dass der Film im Deutschen nicht “Outgesourced” genannt wurde!) ist eine nette, harmlose Komödie. Die Dialoge sind witzig, die Charaktere sympathisch, die Schauspieler gut aufgelegt. Auch die Idee, die Praxis des Outsourcing als Aufhänger zu nehmen, die infolge der Globalisierung mittlerweile an der Tagesordnung ist, ist an und für sich gut. Leider nutzt der Film das Potential, das in der Geschichte als solcher steckt, nicht: Globalisierungskritik ist nur in Ansatzpunkten vorhanden und der Kulturkonflikt erschöpft sich in der Darstellung der unterschiedlichen Essgewohnheiten. Zudem gewöhnt sich Todd erstaunlich schnell an Indien (3 Wochen). Etwas mehr Sozialkritik hätte der allzu glatten Story sicherlich gutgetan.
Fazit: Eine anspruchslose, kurzweilige Komödie. Wegen des hohen Unterhaltungswertes - der bei einer Komödie bekanntlich das A und O ist - würde ich “Outsourced” zwar noch als gut bewerten (2-), aber wer bei einem Film Tiefgang erwarted, wird hierbei wohl nicht auf seine Kosten kommen.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Outsourced bei IMDb
31. März 2008
Was macht eine Gruppe Studienstiftler in Bielefeld, wenn sie an einem “Omics-Praktikum” teilnimmt? Vielleicht das Ergbut von Mikroorganismen entschlüsseln (genomics) oder alle Proteine (proteomics) und Stoffwechselprodukte (metabolomics) einer Zelle untersuchen. Da bleibt nur die Frage, warum das den geneigten sneakcast-Leser überhaupt interessieren sollte… Der entsprechende Grund liegt auf der Hand: Nach getaner Arbeit gibt’s im Jugendgästehaus videomics. Ein spartanisches Dreibettzimmer, Mengen illegal eingeschmuggelter (geistiger) Getränke, ein Laptop mit gar zu kleinem Bildschirm und natürlich acht Leute wie Ölsardinen auf eineinhalb Betten gequetscht. Unter diesen gemütlichen Kinobedingungen genehmigten wir uns just There Will Be Blood und In the Mouth of Madness.
There Will be Blood: Daniel Plainview ist ein “Ölmann” durch und durch. Getrieben von seinem beständig wachsenden Hass auf alle Menschen kauft er Land, bohrt nach Öl und scheffelt Geld ohne Ende. So wundert’s chat-quotesnicht, dass seinen Weg etliche Leichen und Gräultaten säumen. Das gefühllose Aussetzen des eigenen Sohnes ist nur eine davon. Daniels durch und durch kaputter Charakter findet eine vorzügliche Kopie in einem völlig verrückten Dorfpfarrer, der Dämonen austreibt, Gott im Bauch hat und der Kirche der dritten Offenbarung vorsteht…
In typischer Westernmanier ist die Handlung natürlich minimal. Der Film baut quasi ausschließlich auf die erdrückend öde Landschaft und die abgestumpften Charaktere der (ausgebeuteten) Ölarbeiter. Eine perspektivenlose Welt ohne Zukunft, ein einsamer, steter Kampf gegen sich selbst.
Alles in allem ein guter Film 2, der jedoch nach großer Leinwand verlangt.
In the Mouth of Madness: Der marginale Inhalt dieses Films beschränkt sich auf die Suche nach einem verschwundenen Horrorschriftsteller. Damit es nicht gar zu langweilig wird, verschwimmen auf eben dieser Jagd die Grenzen zwischen Realität und Visionen besagten Autors: Grausige Tentakelwesen, besessene Mobs, Straßen, die einen immer an den Ausgangsort bringen, und dergleichen erschweren die Suche.
Der gesamte Film lässt sich (sogar zu später Stunde) relativ leicht vorhersehen und scheint überhaupt nur dem Wunsch entsprungen zu sein, einmal alle Grußelmöglichkeiten unter fadenscheiniger Geschichte aneinander zu reihen.
Ganz und gar nichts besonderes: 4-
Patrick
Links zum Beitrag:
- There Will Be Blood bei IMDb
- In the Mouth of Madness bei IMDb
Kommentare deaktiviert für Videomics
Was soll man von einem norddeutschen Film erwarten, der einen englischen Titel trägt und beim Filmfest auf Norderney den Volkswagenpreis für das beste Drehbuch erhalten hat? Wer jetzt sagt, gar nichts, der irrt - zumindest teilweise. Die Handlung erinnert deutlich an K-PAX: Arnold glaubt sein verschwundener Vater sei ein Außerirdischer und versucht beständig obskure Flugmaschinen zu bauen, um ihm ins All nachzureisen. Für die norddeutsche Landbevölkerung, die Arnolds Mutter stets belächelt, ist er nicht mehr als ein liebevoller Irrer. Als er jedoch bei einem der missglückten Startversuche die Beherrschung verliert und ein Kind verletzt, schlägt die lustige Überheblichkeit in Angst und Hass um. Arnold muss in die Psychiatrie, wo er bald den Eindruck gewinnt, Wärter und Ärzte seien die eigentlichen Verrückten.
In der Anstalt arbeitet auch Wanda als Doktorandin und erliegt bald der Faszination ihres neuen Patienten - in mehrfacher Hinsicht.
Warum dieser Film ausgerechnet einen Drehbuchpreis gewonnen hat, bleibt zumindest für meine Wenigkeit unverständlich. Die Stärke des Films liegt nämlich eindeutig nicht in der (Haupt)handlung. Diese ist eher lahm, bereits bekannt und gipfelt schließlich in einem absurden Ende, das dem Film in keinster Weise gerecht wird.
Einzig den Mut zur ungeschönten Darstellung des ländlichen Dorflebens und die herrlich pseudowissenschaftliche Wegbeschreibung nach Gliese 581 mittels solarer Gravitationsgasse stechen heraus.
Die eigentliche Stärke des Films liegt meiner Meinung in den Bildern: Wundervoll eindrückliche Landschaftseinstellung von wahrlich perfekter Komposition bieten einen echten visuellen Genuss und sind zugleich Kontrapunkt zur realen und damit durchaus hässlichen Charaktervisualisierung
Den cineastischen Höhepunkt bietet schließlich die wohl surrealste Sexszene der Filmgeschichte: Kein Akt und (fast) keine nackte Haut; stattdessen eine eindrückliche Sequenz halluzinationsgleicher Bildfetzen: genial!
Kann man sich alles in allem durchaus ansehen: 3.
Patrick
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Up! Up! To the Sky bei IMDb
Kommentare deaktiviert für Up! Up! To the Sky
29. März 2008
Zu dem Film Unsere Erde, den ich schon vor ein paar Wochen gesehen habe, habe ich nichts geschrieben. Aus gutem Grund. Denn so wie Lu hätte ich das nicht schreiben können… Aber doppelt bis fünffach unterstrichen, das Ganze.
Dennis
26. März 2008
Ein Raunen ging durch das Kino, gefolgt von kurzem Gelächter, als sich der Saal verdunkelte, die Logos der Produktionsfirmen über die Leinwand flimmerten und schließlich Philip Seymour Hoffman (Oscar für Capote) und Marisa Tomei (auch nicht ganz unbekannt, wobei mir gerade partout nicht einfällt, woher) in einer äußerst expliziten (und sogar relativ langen) Sexszene zu sehen sind. Ein Publikum, das über eine Sexszene und das anschließende postkoitale Gespräch kichert und lacht… das versprach spannend zu werden.
Wurde es aber leider nicht. Tödliche Entscheidung (mal wieder ein toller deutscher Titel) erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die, um an Geld zu kommen, den Plan fassen, den Juwelierladen ihrer Eltern auszurauben. Der eine Bruder Andy (Capote) ersinnt den Plan, der andere Bruder Hank (Ethan Hawke) soll ihn ausführen, traut sich aber nicht, vertraut sich einem Kumpel an, der das Ganze kurzerhand übernimmt, bei dem Raubüberfall die Mutter von Andy und Hank anschießt und selbst getötet wird. Drumherum gibt es noch viel Familienzwist über verlorenes Vertrauen und fehlende Vaterliebe, Verhältnisse zwischen Hanks Frau Gina (Tomei) und Andy und ein paar Morde.
Das alles wäre ja noch latent spannend, wären da nicht die ständigen Wiederholungen des Ganzen. Regisseur Sidney Lumet (selbst schon über achtzig) litt wohl entweder an Alzheimer und vergaß ständig, was denn jetzt eigentlich passiert war, oder hatte Memento gesehen und gedacht “So wat mach icke ooch” (den hippen Berliner Dialekt inklusive). Es wird also viel zurück und nach vorn und durch die Gegend geblickt, was ja in Babel oder eben Memento noch ganz spannend ist, weil man immer mehr über die Charaktere und ihre Beziehung zueinander erfährt, hier aber eben wie vom Department of Redundancy Department for Redundancy entwickelt scheint, weil es eben nichts mehr zu erfahren gibt.
Ein paar kleine Überraschungen (Wer wird denn jetzt erschossen? Wer hat den Briefkasten eingeschlagen? Ohgottohgottohgott!) rechtfertigen leider keine beinahe zwei Stunden Film. Ein Teil meiner Mitsneaker vermutete schon, es ginge beim Dreh dieses Films nur darum, Marisa Tomei möglichst oft oben ohne zu zeigen, aber selbst das wirkt beim fünfzehnten Mal irgendwie nicht mehr soo spannend.
Übrig bleibt am Ende die Frage, warum Schauspieler wie der großartige Albert Finney (aus dem großartigen Big Fish) oder Rosemary Harris (eigentlich immer großartig) sich zu so einem langweiligen, aussagefreien Machwerk herabgelassen haben.
Sehenswert bleibt allein Philip Seymour Hoffmans wohl langsamster Ausraster der Filmgeschichte sowie Marisa Tomeis peinlichster Abgang aus der Kategorie “Was man falsch machen kann, wenn man seinen Mann verlassen und ihm die Affäre mit seinem Bruder gestehen will”. Komisch, durchaus, aber wohl leider unfreiwillig.
Somit also eine halbe von fünf Metal-CDs. Spart’s euch.
Dennis
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 1,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Tödliche Entscheidung bei imdb
- Philip Seymour Hoffman bei imdb
- Die Herkunft des Titels
23. März 2008
Alles begann mit einem Sessel…
Auf dem machten es sich Juno MacGuff und ihr bester Kumpel Paulie Bleeker eines Abends bequem und heraus kam dabei ein kleines Problem, das sich innerhalb der nächsten neun Monate zu einem etwas größeren Problem auswachsen wird. Nachdem ihr Vater und ihre Stiefmutter den ersten Schock überwunden haben (“ich hatte gehofft, sie wäre von der Schule geflogen oder hätte Probleme mit Drogen, aber das…”), stellt man sich der Herausforderung. Juno, die beschlossen hat, das Kind zwar auszutragen, aber direkt zur Adoption freizugeben, findet schnell das perfekt scheinende Ehepaar Vanessa und Mark, die schon lange versuchen, Kinder zu bekommen. Doch was wird mit Bleeker? Eignen sich Vanessa und Mark wirklich als Eltern? Und wer hat blauen Slushie in die Urne von Junos Stiefmutter gekotzt? …
Ahem. Gut. Was ist also Juno? Irgendwie ist es ein ganz normaler Teenagerfilm mit ganz normalen (eigentlich äußerst seltsamen aber mit sechzehn ist ja ebendies normal) Teenagern. Juno wird im Laufe ihrer Schwangerschaft mit so Einigem konfrontiert - meistens jedoch mit Ablehnung. Auch sie selbst ist nicht besonders reif für ihr Alter oder bemerkenswert stark. Sie reagiert eben so, wie man es von einem pubertierenden Menschen erwartet.
Jason Reitman, Sohn des legendären Ghostbusters-Regisseurs Ivan Reitman, zeigt uns hier eben das ganz normale Leben, das sich so an jeder Straßenecke abspielt. Überall finden wir kleine Geschichten über die Cheerleaderin, die nebenbei auf Lehrer steht, den coolen Sportler, der doch insgeheim von den merkwürdigen Mädels träumt oder der introvertiere Kumpeltyp, in dem doch eben mehr als dies steckt.
Das alles wird zusammengehalten von der grandiosen Performance Ellen Pages. Sie füllt Juno mit so viel Leben, so vielen dummen Sprüchen, so viel Selbstsicherheit aber auch Zerbrechlichkeit, dass man ihr jeden Moment abnimmt. Zwar habe ich La Vie en Rose, für das Marion Cotillard den Oscar als beste Hauptdarstellerin bekommen hat, nicht gesehen, aber so viel besser als die Einundzwanzigjährige kann sie eigentlich nicht gewesen sein.
So muss sich Juno mit dem 2008er-Oscar für das beste Drehbuch zufrieden geben - vielleicht etwas überraschend anhand der großen, berühmten Konkurrenz, doch irgendwie auch wieder verdient. Allein die Fähigkeit, so viele kopfschüttelnerregende Sprüche in 96 Minuten Film zu packen, verdient eine Auszeichnung. Zitat gefällig?
Stiefmutter zur Ultraschalltechnikerin: Oh, you think you’re hot shit ‘cause you get to sit over there and play Pictionary, well guess what? My five year old daughter could do that and let me tell you, she’s not the brightest bulb in the tanning bed. So until you have your own kid, why don’t you just go back to nightschool in Mankato and get a real job.
Hehe. Rechts und links.
Zu alledem auch noch ein frickelig-prickelnder Indie-Soundtrack mit ganz vielen komischen unbekannten Bands…
auch hier wieder (ich fürchte, es wird bald wieder Zeit für einen richtigen Verriss - die letzten Filme waren einfach zu gut) eine Sehempfehlung. Vier von fünf Splattermovie-Videos für Juno.
Dennis
Links zum Beitrag:
- Juno bei imdb
- Ein paar Zitate aus dem Film
- Ellen Page – im Auge behalten!
- Jason Reitman bei imdb
- Der Trailer
Kommentare deaktiviert für Juno
Will Hayes hat’s eigentlich ganz gut; wenn man davon absieht, dass seine Frau gerade die Scheidung durchdrückt und seine Tochter Maya um jeden Preis wissen will, wie er denn Mama kennengelernt habe. Natürlich, denn sonst wäre der Film schon zu Ende, gibt Will nach und erzählt der kleinen Tochter sein Liebesleben inklusive aller Details:
Als da wären die obligatorische College-Liebelei, die neue Arbeitskollegin in der fernen Stadt New York und eine Journalistin, die eigentlich mit einem chaotisch-unkonventionellen Autor liiert ist. Wir (und Maya) erfahren, was Will (also Papa) wann, wo, mit wem, wie lange, usw. hatte. Maya hat die Sache schon durchblickt, wenn sie fragt, wie man denn eine männliche Nutte nenne; aber natürlich hat sie ihren Daddy trotzdem lieb. Der hat ja auch gar nichts schlimmes gemacht - außer vielleicht sein Liebesleben vor der eigenen Tochter auszubreiten…
Sicherlich hat der Film einige Lacher auf seiner Seite; insbesondere die Darstellung des Präsidentschaftswahlkampfs und der Politikerwelt sowie der genial exzentrische Schriftsteller (Kevin Kline) rufen ein herrlich ironisches Schmunzeln hervor. Davon abgesehen bietet der Film nicht mehr als eine lauwarme, kaum glaubhafte Geschichte.
Gerade so eben eine 3 und keinesfalls mehr als zweieinhalb von fünf Jane Eyre Büchern.
Patrick
Links zum Beitrag:
- Definitely, Maybe bei IMDb
Kommentare deaktiviert für Definitely, Maybe