24. Dezember 2007
Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass über die münsterschen Sneaks der letzten beiden Wochen bisher nichts berichtet wurde. Dem richtig aufmerksamen Leser ist vielleicht sogar aufgefallen, dass die Sneak vom 13.11. ebenfalls unkommentiert ist.
Nachdem letzt Woche die letzte Sneak im ausklingenden Jahr 2007 stattfand und ich über Weihnachten dem Labor entronnen bin, kann ich die Rezensionen nun nachholen. Wie immer kurz, knapp und hoffentlich bündig.
13.11. Gone baby gone (eng. oder dt. ich weiß es nicht mehr):
Dieser Film ist eine wahre Freude für Freunde der Dialektik.
Augenscheinlich ist alles ganz einfach: Kindesentführung, Medienspektakel, Ermittlung, Fallabschluss. Doch der Teufel liegt im Detail und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Kameraführung, Inszenierung und Schauspieler sind gut bis sehr gut. Die Darstellung unterschiedlicher sozialer Milieus gelingt überzeugend. Der Film wirkt durch und durch authentisch, mitreißend und sehr verstörend. Schaut ihn euch an, aber erwartet keinen schönen Film, sondern anspruchsvolle Gesellschaftsreflektion.
Meine Bewertung? Eine merkwürdige Geschichte: Auf die Karte direkt nach dem Film habe ich 4 geschrieben. Völlig zu unrecht! Im Nachhinein habe ich mich auf 1- korrigiert.
Ich denke, das sagt alles.
11.12. Elizabeth – Das goldenen Königreich
Wir hatten diesen Historienschinken gefürchtet. Der Trailer verfolgte uns seit Wochen und ist länger als mancher Kurzfilm. Jedesmal nach den (gefühlten) zehn Minuten des Trailers hatten wir das Gefühl, den Film bereits komplett zu kennen.
Entsprechend niederig waren unsere Erwartungen, als er dann lief. Aber wir wurden sehr positiv überrsacht: Der Film ist mit nur knapp zwei Stunden erstaunlich kurz und fühlt sich nach gerade mal 90 Minuten an. Quasi der Anti-Jesse-James-Effekt.
Der Streifen bietet eine gute Mischung aus Handlung und Charakterstudie. Letztere überzeugt besonders durch die herausragende Darstellungsleistung von Cate Blanchett!
Leider ist das Werk aber alles andere als historisch korrekt.
Insegasamt brauchbare Unterhaltung mit kleinem historischen Wert: eine solide 3.
18.12. Juno (engl.)
Die Story klingt primitiv: 16 jähriges Mädchen wird beim ersten Mal schwanger, möchte das Baby austragen und dann zur Adoption freigeben.
Doch wenn ihr jetzt denkt, was für’n Scheiß, habt falsch gedacht. Anders als in “Knocked up” steckt hier wirklich Handlung und Tiefe drin. Dabei bleibt es durch die absolut genialen, derben Sprüche sehr unterhaltsam. Ich hab’ mich stellenweise gekringelt vor Lachen!
Sehr angenehm und überraschend ist noch, dass der Film (untypisch für amerikanische Werke dieser Art) ohne moralischen Zeigefinger auskommt.
Rundherum gut: 2.
So, dass war es für 2007. Im neuen Jahr geht es spannend weiter. Es heißt, der Kinochef habe “einige dicke Eier an Land gezogen” (Ja, das Zitat ist echt!).
Euch ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Übergang in ein neues Sneak-Jahr!
PS: Alle Rechtschriebfhler gehen zu Lsaten der Tastratur mienes Leptobs.
Patrick
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12. Dezember 2007
Mr. Magoriums Wunderladen ist einer dieser Filme, die wahrscheinlich nur in der Vorweihnachtszeit so richtig (also so richtig) funktionieren. Wann sonst könnte man einen Film sehen, in dem Dustin Hoffmann Mr. Magorium, einen zweihundertdreiundvierzigjährigen Spielwarenladenbesitzer mit einem Faible für Schuhe und einem Zebra im Wohnzimmer spielt, in dem ein kleiner Junge, der jeden Tag einen anderen Hut trägt, eine Statue von Abraham Lincoln (in Überlebensgröße) aus Bauklötzen baut und in dem es einen Laden mit einem Raum gibt, in dem ein mindestens zehn Meter hoher Basketball nur darauf wartet, angetippt zu werden?
Mr. Magoriums Wunderladen ist so ein Film, an dem sich die Geister scheiden werden. Dies belegte schon die Tatsache, dass wir gestern außer drei weiteren Einzelkämpfern allein im Kino waren, obwohl der Film erst seit letzter Woche läuft. Viele werden ihn für kindisch, unrealistisch und verrückt halten und genau aus denselben Gründen werden andere ihn lieben - ich zum Beispiel.
Mr. Magorium - wie erwähnt schuhbegeistert - hat vor diversen Jahren “für den Rest seines Lebens” Schuhe in einem kleinen Laden in Italien gekauft - und sein letztes Paar geht so langsam in die Brüche. Also ist es Zeit, von seinem Laden und auch vom Leben Abschied zu nehmen. Er beschließt, seinen Laden seiner besten (und einzigen) Mitarbeiterin Molly Mahoney (Natalie Portman) zu übertragen - womit der Laden nicht so ganz einverstanden ist.
Eine Kritik bemängelte an dem Film, dass es keinen Bösewicht, keinen Widersacher gäbe. Das stimmt, ist in meinen Augen allerdings überhaupt kein Manko. Mr. Magoriums Wunderladen ist erzählt wie ein Märchen, das man den Kindern vor dem Schlafengehen vorlesen kann, es beginnt, endet und riecht sogar wie ein Märchen - und mit etwas Vorstellungskraft, etwas Magie kann man in diesem FIlm sehr viel Spaß haben!
Mr. Magoirums Wunderladen ist ein Film, der dem Zuschauer klar macht, wie wichtig und wie wundervoll es sein kann, nicht alles so ernst zu nehmen, nicht immer nur das zu sehen, was man zu sehen bereit ist. Er entfacht ein wahres Farbfeuerwerk auf der Leinwand, so dass man das Ganze vermutlich fünfmal gucken müsste, um alle kleinen Details und Unauffälligkeiten in dem riesigen Spielzeugladen zu entdecken.
Wem Charlie und die Schokoladenfabrik mit Johnny Depp gefallen hat, der wird auch Mr. Magoriums Wunderladen lieben. Die Stimmung ist ähnlich, der leicht anarchische Humor (der den Nachteil hat, dass er in der Situation unglaublich komisch ist, jedoch die Erzählung an staunende Freunde und Bekannte nicht wirklich überlebt) bietet so viele Ecken und Kanten, an denen sowohl Kinder als auch Erwachsene, die sich nicht allzu ernst nehmen, ihre Freude haben.
Natürlich soll diese Rezension nicht ohne einen Hinweis auf den grandiosen Dustin Hoffman enden, der den Mr. Magorium mit vollkommener Überzeugung und dem Funkeln spielt, das man schon seit Hook von ihm kennt.
Also, absolute Kino-geh-Empfehlung. Viereinhalb von fünf Zebras. Glaubt mir, ihr werdet euren Spaß haben!
Dennis
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5. Dezember 2007
Der Ablauf von Dienstagabenden in Münster ist schon fast ritualisierte Routine. In (manchmal verstärkter) trauter Zweisamkeit finden sich Lukas und ich 15 Minuten vor Filmbeginn im Kino ein: Lukas mit Rad oder Bus in “normaler” Verfassung. Ich mit Rad oder als Marathonläufer meist auf den letzten Drücker und völlig abgehetzt. Aber das macht nichts, Karten haben wir ja schon.
Und so schlendern wir gemütlich zur Kasse und provozieren komische Blicke, wenn wir sagen: “Zwei Karten für die Sneak nächste Woche, bitte.”
Dann zum Kinosaal, gewichtige Gespräche führen, die Mitsneaker durch bissige Kommentare zu Werbung und Trailern nerven und jedesmal keine Freikarte gewinnen. Endlich den Nervenkitzel eines Überraschungsfilms genießen, anschließend Ärger oder Freude auf der Bewertungskarte niederschreiben und Besucherzahlen tippen, um wieder keine Freikarte zu gewinnen.
Manchmal, so auch diesen Dienstag, treffen wir vor dem Film unsere gute Fee und sie verzaubert uns mit Popcorn. Ihr sei herzlich gedankt!
Doch eigentlich wollte ich ja über den Film “Verwünscht” und nicht über die Sneak allgemein schreiben – kurz und knapp:
Animierte Märchenwelt und Spielfilmrealität treffen aufeinander, als Giselle kurz vor der Heirat mit ihrem Prinz Edward von dessen böser Stiefmutter aus dem Märchenland nach New York verbannt wird.
Sie naiv, romantisch und verträumt trifft dort den Scheidungsanwalt Robert, desillusioniert, pragmatisch, realistisch.
Was folgt sind Irrungen und Wirrungen, Intrigen der bösen Stiefmutter-Hexe, abstruse Backenhörnchen, viel Gesang und Tanz und natürlich ein actionreiches, glückliches Ende.
Alles in allem ein befriedigender Film, insofern, dass er 107 Minuten flache, kitschige, romantische Unterhaltung liefert. Wenn man ihn sieht (Partner nicht vergessen!), gut; wenn nicht, auch gut.
Erwähnenswert vielleicht noch die mal mehr, mal weniger gelungenen Anspielungen und Seitenhiebe auf z.B. Shrek und die erfreuliche Selbstironie über den eigenen Kitsch.
Frohe Vorweihnachtszeit!
Patrick
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