20. Februar 2008

Im Tal von Elah

Category: Film,Sneak — Patrick @ 18:49

Im Tal von ElahEigentlich sind (Anti)kriegsfilme (noch dazu die amerikanische Variante) gar nicht mein Ding. Umso mehr hat mich “Im Tal von Elah” positiv überrascht.

Als der ehemalige Militärpolizist Hunt Deerfield erfährt, dass sich sein Sohn Mike nach der Rückkehr aus dem Irak unerlaubt vom Stützpunkt entfernt hat und spurlos verschwunden ist, beginnt er mit eigenen Nachforschungen. Durch vortreffliche Kombinationsgabe und verbissene Gründlichkeit stellt er dabei bald die offiziellen Ermittler von Militär und Polizei in den Schatten. Erstere scheinen sowieso mehr an der Verschleierung der Ereignisse als an deren Aufklärung interessiert zu sein. Letztere halten sich zunächst für nicht zuständig und glänzen durch eher oberflächliche Ermittlung, bis Hunt schließlich Detective Emily Sanders trotz aller Widrigkeiten für den Fall gewinnt.
Doch das, was die Ermittlungen schließlich ans Licht befördern, schockiert alle Beteiligten gleichermaßen. Ist der Krieg als solcher schon schlimm genug, so scheint sich die wahre Hölle für die Soldaten erst nach ihrer Rückkehr aufzutun.
Kann wer im Überlebenkampf die Menschlichkeit verloren hat, je wieder “normal” unter Menschen leben?

Der Film vermag darauf keine Antwort zu geben, setzt sich aber sehr ernsthaft und differenziert mit der Thematik auseinander. Keine Spur vom sonst allgegenwärtigen, amerikanischen Patriotismus, kein perfektes, glänzendes Militär. Stattdessen eine glaubhafte Zeichnung der Schrecken des Krieges und seiner psychischen Folgen. Und anders als der Titel befürchten lässt, auch keine naive Religionshörigkeit oder überflüssige Moralpredigten.
Ich würde fast sagen, dass ist einer der besten Filme dieses Genres, die ich bisher gesehen habe.

Obendrein sind die schauspielerischen Leistungen wirklich ausnahmslos genial. Herausragend: Tommy Lee Jones spielt den alten, verbitterten, verbissenen Ex-Militär Hunt mit messerscharfen Verstand, harter emotionsloser Schale, aber großem Herz derart vielschichtig und authentisch, dass man meinen könnte, diese Person sei real. Das Leben zwischen emotionaler Verdrängung und seelischem Zusammenbruch, die unbedingte Suche nach der Wahrheit und schließlich die weltbildverändernde Erkenntnis kommen absolut glaubhaft rüber.

Für die Korinthenkacker wie mich bleibt nur der Makel, warum ein blaues Auto unter gelbem Licht grün aussehen sollte - mal wieder falsch.
Meines Wissens werden in den USA anders als in Europa hauptsächlich Niederdruck-Natriumdampflampen zur Straßenbeleuchtung verwendet. Das gelbe Licht dieser Leuchtmittel besteht quasi ausschließlich aus der Na-D-Doppellinie und enthält keine anderen Farbanteile als gelb. Folglich macht es jedwedes Farbensehen unmöglich; Autos gleich welcher Farbe erscheinen dann allesamt mehr oder weniger gelb-grau.
Wenn es sich dagegen um eine Hochdruck-Na-Dampflampe mit breitem Spektrum (oder hypothetisch einer Glühlampe hinter gelbem Glas) handeln sollte, könnte man sogar die “echten” Farben der Autos erkennen. Wie man es auch dreht und wendet: Blaue Autos werden nicht grün - in der Lackiererei vielleicht, unter gelbem Licht sicher nicht!

Trotzdem, wirklich guter Film: 2.

Patrick

Links zum Beitrag:
In the Valley of Elah bei IMDb

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