25. Februar 2008

Lars und die Frauen (Lars and the Real Girl)

Category: Film,Sneak — Dennis @ 22:56

Lars und die Frauen (Lars and the Real Girl) Warum schreibe ich hier beinahe jeden zweiten Montag (und noch so einige Male drumherum), wie mir ein Film gefallen hat? Warum gibt es Sneakcast überhaupt? Warum mache ich mir die Arbeit, die ohnehin von wenig mehr als drei Leuten gelesen wird? Wegen Filmen wie Lars und die Frauen.

Wer den Titel liest, denkt unweigerlich an eine weitere Auflage der berüchtigten deutschen Liebeskomödie - und könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Lars Lindstrom lebt in einer Garage irgendwo im Nirgendwo. Seit dem Tod seines Vaters wohnt sein Bruder Gus mit seiner Frau Karin im Haus der Eltern und beide versuchen, den einsiedlerischen Lars in ihr Leben zu integrieren. Das scheitert jedoch grandios - bis zu dem Tag, an dem die große Holzkiste bei Lars ankommt. Darin: Eine lebensgroße Schaufensterpuppe (“anatomisch vollkommen korrekt”): Bianca. Lars stellt sie allen als seine neue Freundin vor, unterhält sich mit ihr, zeigt ihr die Stadt und lebt seine Wahnvorstellung voll aus.

Halt! Nicht aufhören zu lesen. Ich weiß, dieser Anfang hat das Potenzial für einen richtig, richtig schlechten Film. Aber Lars und die Frauen ist anders, so anders, dass es mir gerade schwer fällt, zu beschreiben, inwiefern und warum.

Vielleicht, weil es (wie Lars bei Bianca ja auch) nicht um äußere Werte geht. Obwohl es hier ja um ein nicht zu unterschätzendes Problem - nämlich ein großes psychologisches - geht, fühlt sich der Film keine Sekunde lang schwer oder erdrückend an. Die federnde Leichtigkeit der Szenen, in denen Lars auftaut, aus sich heraus geht, das Leben genießt stehen im wundervollen Gegensatz zu den Szenen, in denen wir sehen, wie die Stadt auf Bianca reagiert. Natürlich ist man zunächst misstrauisch, aber als allen klar wird, dass dies hier wichtig ist, dass man Lars vielleicht nur helfen kann, indem man mitspielt, Bianca als genau so real behandelt wie Lars es tut, wächst die Stadt zusammen.

Als dann das unvermeidliche (und natürlich auch relativ vorhersehbare) Ende kommt, fühle ich mich wieder zurückversetzt in Filme wie Waking Ned oder die wahrscheinlich bis in alle Zeiten ungeschlagene Nummer eins der Feel-good-Filme Big Fish, bei denen ich grenzdebil grinsend im Abspann hocke und erst langsam aus dieser Traumwelt aufwache. Schuld daran ist hauptsächlich Ryan Gosling, der Lars so unglaublich überzeugend und… wirklich spielt, dass man ihm alle seine kleinen Ticks, alle Eigenheiten, Panikattacken und Ängste sofort und ohne den kleinsten Zweifel abnimmt.

Das alles klingt jetzt fürchterbar konfus, ich weiß, aber gebt dem Film eine Chance. Lasst euch nicht von Inhaltsangaben, Schauspielernamen oder Wertungen beeinflussen. Geht mit frischem Kopf und viel Luft im Hirn ins Kino und schwebt so wie ich wieder hinaus, das kleine Tränchen aus dem Augenwinkel drückend. Denn Lars und die Frauen ist schön, einfach nur schön. Nicht kitschig, überkandidelt, moralinsauer oder wie man solche Filme sonst leider so oft beschreiben kann: Einfach schön.

Und weil mir gerade so überhaupt nichts einfällt, was mir nicht gefallen hat (und natürlich auch, weil ich diese “Rezension” gerade im äußersten Affekt schreibe), bekommt Lars und die Frauen von mir einmalige fünf Schaufensterpuppen. Damit ihr auch wisst, dass es mir ernst ist!

Ins Kino und anschauen! Sofort! Bevor der Zauber wieder verflogen ist…

Dennis

Links zum Beitrag:
Lars und die Frauen bei imdb
Waking Ned bei imdb
Big Fish bei imdb
Ein Trailer

1 Kommentar

  1. Auch das münstersche Publikum hatte das Glück, diesen Film zu sehen.
    Dennis’ Rezension kann ich eigentlich nichts mehr hinzufügen: Ein wundervoller Film, der mit Humor und Leichtigkeit ein gewichtiges Thema treffend umsetzt.

    Durch und durch zu empfehlen: 2.

    Patrick

    Kommentar by Patrick — 5. März 2008 @ 15:17

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