15. März 2008

The Brave One – Die Fremde in dir

Category: Film — Dennis @ 18:33

The Brave One - Die Fremde in dir Erica und David leben zusammen mit ihrem Hund in einem kleinen Apartment in New York. Sie lieben sich, schmieden Heiratspläne, wählen die Farbe der Einladungen aus… bis sie an einem Abend mit ihrem Hund spazieren gehen und von drei Männern überfallen und brutal zusammengeschlagen werden. Erica überlebt schwer verletzt und nachdem sie aus dem Koma aufwacht, erfährt sie, dass ihr Verlobter getötet wurde. Sie kehrt aus dem Krankenhaus zurück in die Stadt, die sie zuvor so liebevoll in ihrer grandios poetischen Radiokolumne beschrieben hat und vor der sie sich nun so fürchtet.
Aus Angst tut sie das, was so viele Menschen in dieser Situation tun: Sie flüchtet sich in scheinbare Sicherheiten, zunächst in ihre Wohnung, dann in einen Waffenladen. Als sie dann in einem kleinen Laden miterlebt, wie ein Mann seine Freundin erschießt, handelt sie in Notwehr und erschießt wiederum ihn und flüchtet.
Während einer U-Bahn-Fahrt am nächsten Tag erlebt sie, wie zwei Jugendliche die anderen Fahrgäste belästigen, bestehlen und schließlich aus dem Zug vergraulen. Als sie sich ihr mit eindeutigen Absichten nähern, erschießt sie auch diese beiden…

Die Fremde in dir ist ein sehr, sehr schwieriger Film. Jodie Foster, für die ich schon immer eine kleine Schwäche habe, macht ihre Sache so verdammt gut, dass man ihr die Angst, die langsam aber sicher in Wut umschlägt, sofort abkauft. Auch ihre Selbstzweifel, die Furcht vor dem, was da mit ihr passiert, wirken keinen Moment unecht oder gekünstelt. Und als sie schließlich beinahe nach gefährlichen Situationen zu suchen scheint, in denen sie selbst Gerechtigkeit ausüben kann, dann wirkt sie wie der schrecklichste Racheengel, der je auf Kinoleinwänden gewandelt ist.

Der Film nimmt den ihn Sehenden mit, er ist anstrengend, schmerzhaft und wirft mich immer wieder wie von Frau Gröner (siehe Links weiter unten) schon so schön beschrieben zwischen zwei Extremen hin und her: Der gesetzestreue Bürger in mir ist natürlich immer empört, wenn Erica Menschen umbringt, aber die rachelüsternen Urinstinkte werfen oft ein “Aber verdient haben sie’s doch” dazwischen…

Schaut euch Die Fremde in dir an - aber nicht allein. Wenn ihr euch auch nur ein kleines bisschen auf den Film einlasst, werdet ihr nach dem (zugegebenermaßen etwas merkwürdigen) Ende mit jemandem darüber reden wollen.

Trotz inhaltlicher Schwächen eine verdiente 2 und sei sie nur für Jodie Foster.

Dennis

Links zum Beitrag:
Rezension bei Frau Gröner
The Brave One bei imdb

3 Comments

  1. Ich hatte am 18.09.07 (also vor meiner Zeit als aktiver Sneakcast-Schreiber) das Glück diesen Film in Originalsprache zu sehen.
    Für mich fällt dieser Streifen in die Kategorie der unschönen guten Filme. Er ist nicht nett, er besticht nicht durch schöne Bilder, er lässt einen den (düsteren) Alltag nicht vergessen; im Gegenteil er zeigt eine der hässlichsten Geschichten, die man sich überhaupt vorstellen kann. Er zeigt die tiefen Abgründe des Homo sapiens sapiens so überzeugend wirklich, so bewegend, dass man sich diesem Film keine Sekunde entziehen kann.
    Ich weiß nicht mehr, welche Note ich seinerzeit auf dem Berwerungsbogen angekreuzt habe, aber in der Rückschau bekommt er eine glanzvolle 1-

    Patrick

    Kommentar by Patrick — 22. März 2008 @ 15:56

  2. Und wo ich gerade bei Noten bin… kann es sein, dass hier jemand meinen pluralistischen Kurs in Bezug auf Notengebung unterwandert? ;-)

    Kommentar by Patrick — 22. März 2008 @ 15:58

  3. Unschön ist definitiv das richtige Wort… Ungemütlich, unangenehm und unausweichlich. Ein Film, der beim Sehen weh tut, aber genau deswegen sehenswert ist. Seltene Rubrik, das.

    Wertetechnischer Pluralismus? Ich dachte, Adaption wäre in ;o)

    Dennis

    Kommentar by Dennis — 23. März 2008 @ 23:24

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