Wenn diese Rezension der Münsteraner Sneak vom 15.4. erst fast eine Woche später erscheint, so liegt das diesmal nicht an den terminlichen Schwierigkeiten, jedenfalls nicht ausschließlich. Ich hatte einfach die Hoffnung, dass ich innerhalb dieser Woche eine Eingebung bekomme, was ich denn eigentlich zu diesem Film schreiben möchte. Die Inspiration ist jedoch ausgeblieben, so dass dies hier vermutlich eine relativ trockene Kritik wird, vor allem im Vergleich zu Patricks begeistertem Bericht zu Control.
Die Story ist schnell erzählt: Lenny Savage leidet an Demens, so dass seine beiden Kinder Wendy und Jon sich um ihn kümmern müssen. Beide hatten seit Jahren keinen Kontakt zu ihrem Vater, bringen ihn aber jetzt in einem Altenpflegeheim in der Nähe ihrer Wohnorte unter. Während sie sich um Lenny kümmern, bekommen sie auch langsam ihr Leben in den Griff.
Oder so ist es zumindest geplant. Mein Eindruck war eher, dass der Film sich völlig vorhersehbar entlang schleppt, ohne dass groß etwas passiert. V.a. die Beziehung zu dem Vater ist mir ein Rätsel: obwohl er sie als Kinder mit seinen Launen tyrannisiert hat und sie keinen Kontakt hatten, scheinen Kinder und Vater sich ziemlich gut zu verstehen, sobald sie sich gezwungen sehen, Zeit miteinander zu verbringen. Zugegeben, keiner der Protagonisten war besonders glücklich, aber ob das als Verständnisgrundlage reicht?
Diejenigen, die bereits einen Trailer für diesen Film gesehen haben, werden ihn möglicherweise interessant gefunden haben, weil der Trailer stellenweise doch recht witzig war. Fallt nicht darauf ‘rein! Die Sprüche, die im Trailer gezeigt werden, machen bereits 90% des Wortwitzes im gesamten Film aus. Und das, obwohl ich die OF gesehen habe. Das war übrigens noch so eine Enttäuschung: da hatte ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um noch an Karten für die OF zu kommen, weil uns aus Versehen welche für die deutsche Fassung verkauft worden waren. Und dann kommt ein Film, den man getrost auch in Deutsch hätte sehen können. Der - meiner Ansicht nach - beste Wortwitz steckt bereits im Titel: “savage” heißt “wild, brutal” oder “Wilder”, was zumindest zu Lenny Savage passt. Allerdings soll der Film wohl auch eher ein Drama als eine Komödie sein…
Der Ehrlichkeit halber muss man dem Film allerdings zugestehen, dass er in keiner Weise kitschig ist. Es gibt keine rührende Versöhnung und auch keine wunderbare Romanze. Das ist immerhin auch schon etwas, aber nicht genug, um den Besuch dieses Films wirklich lohnend zumachen. Zwei von fünf Sternen gibt es trotzdem, weil an der schauspielerischen Leistung nichts auszusetzen ist. Und für jemanden, der das Portrait einer kaputten, unglücklichen Familie der amerikanischen Mittelklasse sehen will, die sich mit dem Tod auseinandersetzt, mag es ja wirklich etwas sein…
Anne