Dieser Film, der vor einigen Wochen in Münster in der Sneak lief und mittlerweile auch regulär im Kino zu sehen ist, war wieder einmal einer, der in die Kategorie sehenswert fällt.
Die Story: Der Anführer einer paramilitärischen Organisation, Michael X (nach seinem Vorbild Malcolm X benannt), soll in England für seine Verbrechen vor Gericht gestellt werden. Das Verfahren wird jedoch bald eingestellt. Grund dafür ist, dass Michael X über brisante Fotos eines Mitglieds der königlichen Familie verfügt, die er zu veröffentlichen droht. Dass MI5 bekommt auch bald heraus, wo er die Fotos verwahrt, nämlich in einem Bankschließfach. Die Verantwortlichen stehen allerdings vor einem Problem: Sobald sie auf offiziellem Weg versuchen, an die Fotos heranzukommen, wird die Existenz der Fotos und damit über kurz oder lang deren Inhalt publik werden. Was läge da näher, als es auf inoffiziellem Wege zu versuchen?
Und so macht sich der Geheimdienstmitarbeiter Tim Everett - unterstützt von der undurchsichtigen Martine Love - auf die Suche nach Leuten, die einen Einbruch in den Tresor der Bank verüben können. Er landet bei einer Gruppe von Kleinganoven, die bislang eine erfolglose und eher klägliche Existenz fristen. Das Team mach sich an die Vorbereitung des Bankraubs (juristisch betrachtet übrigens kein Raub, sondern “nur” Diebstahl - jedenfalls nach deutschem Recht), der einen größeren Job darstellt als alles, was sie zuvor je versucht haben. Dabei ahnen sie nicht, um was es in Wahrheit geht, sondern denken, dass Martine, die sie von früher kennen, ihnen nur einen guten Tipp geben wollte.
Das ist der Anfang der Geschichte, und der Film nimmt sich verhältnismäßig viel Zeit, um diese Story aufzubereiten. Was dann beim Bankraub tatsächlich passiert und wie es für die Charaktere weitergeht, sollte sich jeder, den es interessiert, selber anschauen. Nur so viel sei gesagt: Die Ereignisse überstürzen sich gegen Ende des Films mehr und mehr und werden immer aberwitziger. Das ist ganz besonders verwunderlich, weil der Film angeblich auf wahren Tatsachen beruht.
Ich habe versucht, im Internet herauszufinden, welche Teile der Geschichte wahr sind. Einige sind so absurd, dass man fast das Gefühl hat, die müssten wahr sein (z.B. die Rolle des Amateurfunkers). Andererseits ist der Film an einigen Stellen absichtlich überzogen, um sich vom Realismus zu entfernen. Genau diese Gratwanderung zwischen Ganovenkomödie und Politthriller wurde in anderen Rezensionen, auf die ich bei der Recherche gestoßen bin, angekreidet. Ich finde allerdings, dass die komischen Elemente den Film leichter zugänglich machen und auch geeignet sind, ein Publikum zu fesseln, dass sich nicht für die kritische Seite des Films interessiert. Auch mit komödiantischen Einlagen war der Film am Anfang etwas schleppend, so dass man Schwierigkeiten hatte, in die Story ‘reinzukommen. Als bitterernste Politikkritik wäre der Film womöglich zu trocken gewesen. Auch scheint mir, dass die Quellenlage zu schlecht ist, als dass man einen Aufklärungsfilm daraus machen könnte - durch die Verbindung mit anderen Genres wird deutlich, dass es sich hier letztendlich um Fiktion handelt, selbst wenn sie auf der Realität basiert.
Alles in allem ein sehenswerter Film: vier von fünf Bankschließfächern.
Anne