Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder ist es etwa kein Zeichen, dass Birgitta eine Kritik zu einem Film schreibt, den sie am Montag in Essen in der Sneak gesehen hat, und dieser dann am Dienstag in Münster in der Sneak läuft? Zumal ich urlaubsbedingt gerade gar keine Zeit habe, selber eine Kritik zu schreiben… Also, Leute, die folgende Kritik stammt nicht von mir, sondern von Birgitta:
„Tage des Zorns“ – das klingt nach finsteren amerikanischen Vororten, in denen rivalisierende Gangsterbanden auf offener Straße ihre Fehden mit Waffengewalt austragen. Oder nach einem Kriegsfilm, in dem ein kampferprobter General mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Feind vorrückt, um seine gefallenen Kameraden zu rächen.
Einerseits: weit gefehlt! Andererseits: ein Fünkchen Wahrheit steckt doch in beiden Szenarien.
Montag abend, Essen. Über den historischen Saal des Eulenspiegel-Kinos flimmern Bilder einer dänischen Produktion. Dem einen oder anderen kommt vielleicht einer der Hauptdarsteller bekannt vor – Mads Mikkelsen spielte bereits in Casino Royale oder Adams Äpfel mit. Und in Dänemark spielt auch der Film. Tage des Zorns – oder Flammen og Citronen, wie er im Original heißt, spielt im Dänemark der 40er Jahre. Die Deutschen sind in das Land einmarschiert und haben Kopenhagen besetzt. Zeitgleich formiert sich im Untergrund eine ganz besondere Gruppe von Widerstandskämpfern. Ihre Mitglieder tragen Decknamen wie Großer und Kleiner Bär, Lehrer, Weinhändler oder eben (siehe dän. Titel) Flamme (der roten Haare wegen) und Zitrone und arbeiten zum Teil sogar für Polizei und Staatsanwaltschaft. Ihr Ziel ist eindeutig: sie wollen ihr Vaterland schützen, und zwar insbesondere vor Verrätern in den eigene Reihen, also Dänen, die die Deutschen unterstützen. Gleichzeitig gilt aber das eiserne Gebot, keine Deutschen anzugreifen, da dieses Konsequenzen haben würde, mit denen die relativ kleine Gruppe überfordert wäre. Für ihr Ziel setzten sich die Widerstandskämpfer rigoros ein – allerdings nicht mit Hilfe von friedlichen Prostet- oder Flugblattaktionen, sondern durch handfeste Sabotageakte und sogar durch gezielten Mord.
Beispielhaft zeigt der Film das Leben von Flamme, dem wichtigsten und kaltblütigsten Killer der Truppe, und Zitrone, seinem Fahrer und Waffenhändler. Dabei ergeben sich natürlich alle möglichen Schwierigkeiten, wie z.B. ein Spitzel in den eigenen Reihen, der für die Festnahme und Erschießung dreier Kollegen sorgt, das Scheitern von Zitrones Ehe und Flammes Beziehung zu einer Datenkurierin und mutmaßlichen Doppelagentin, ein Anführer, der sich von den Zielen der Gruppe entfernt und diese für seine Zwecke einzusetzen versucht und nicht zuletzt der örtliche Gestapo-Chef, der die beiden lieber tot als lebendig sähe (was auf Gegenseitigkeit beruht).
Klingt alles in allem nach einem spannenden und abwechslungsreichen Film? Nun ja. Zunächst ist die schauspielerische Leistung insbesondere der Hauptdarsteller zu loben, ebenso wie das detailreiche Set des Films. Die Handlung, die sich an einer wahren Gegebenheit orientiert, ist sicherlich halbwegs wahrheitsgetreu wider gegeben. Allerdings ist der Film nicht ausbalanciert, an einigen Stellen zieht er sich wie Kaugummi, an anderen wirkt er definitiv übertrieben. Ein besonders krasses Beispiel dafür sind meiner Meinung nach, die Szenen, in denen Flamme jemanden erschießt. Ich möchte nicht vier oder mehr Schüsse aus nächster Nähe mitbekommen und schon gar nicht ca. 10 mal im Verlaufe des Filmes! Ebenso ist mir das Ende zu theatralisch – eine Truppe von über 100 deutschen Soldaten beschießt ca. 10 min lang ein Haus in dem sich eine einzelne, zwar bewaffnete, aber auch schwer verwundetet Person aufhält…
Zusammenfassend muss ich also sagen: der Film ist gut gemacht, gefällt mir aber trotzdem nicht besonders. Zwischenzeitlich war ich sogar versucht, das Kino zu verlassen, habe mich dann aber doch entschieden, bis zum Ende auszuharren. Möglich ist auch, dass mir der Film deswegen besonders wenig zusagt, weil das Thema 3. Reich bei uns in der Schule dermaßen überbeansprucht wurde, dass ich es deshalb mittlerweile einfach nicht mehr hören kann. Wer sich aber für die Thematik interessiert, dem kann ich diesen Film durchaus empfehlen.
Von mir gibt es deshalb nur 2 von 5 Maschinengewehren.
Der lief echt gestern in MS in der Sneak?!?!
Donnerwetter - obwohl es ein Film ist, der gut in die Sneak passt. Bin aber mal gespannt zu hören, wie er euch gefallen hat!
Kommentar by Birgitta — 21. August 2008 @ 20:45
Ich fand es eigentlich ganz interessant, den Nationalsozialismus aus Sicht der okkupierten Gegner zu erleben, wobei mich die norwegische Perspektive noch mehr interessiert hätte.
Für meinen Teil war es allerdings auch zu viel Geballer - das Ende gefiel mir ebensowenig wie Birgitta. Filmisch ist der Film wirklich sehr gut gemacht, deshalb würde ich ihn schon als sehenswert einstufen.
Kommentar by Anne — 27. August 2008 @ 11:42