Läuterung ist ein großes Wort. Eines noch dazu, an dessen Thematisierung sich viele, viele Filme versucht und beinahe ebenso viele überhoben haben. Auch Finnischer Tango wagt den Schritt in die Klischeestory, jedoch aus einer etwas anderen Perspektive…
Alex ist Opportunist. Er lebt sein Leben, wie es ihm gerade passt. Ist kein Geld da, wird eben auf der Straße geschlafen oder geschnorrt. Die einzigen Konstanten in seinem Leben ist die Musik, insbesondere der titelgebende Finnische Tango und seine zwei Bandkollegen. Ein Abend verändert jedoch alles und hätte wohl jeden aus einem Drehbücher-für-Anfänger erwachsenen Charakter zur eingangs erwähnten Veränderung getrieben – nicht aber Alex.
Jetzt zieht er eben allein durch die Straßen und nur die Tatsache, dass er für eine verfeindete Metallarbeiter-Band ein paar tausend Euro beschaffen muss, schiebt ihn etwas an. Er landet schließlich in einer Behindertenwerkstatt und findet dort Freundschaft, Verständnis und sich selbst.
Sorry, genug trailer- und pressemitteilungsgeeignetes Gesülz. Reden wir Tacheles!
Finnischer Tango ist eigentlich gar nicht so kitschig, wie man glauben mag. Die verschrobenen Charaktere, insbesondere natürlich Marylin, Clark (Kent) und Rudolph tragen den Film über alle allzu peinlichen Momente. Der durchweg passende Soundtrack und die unauffällige Kameraführung tut ihr Übriges, den Film eigentlich zu einer ganz netten Selbstfindungsstory werden zu lassen.
Stören tun allerdings die vielen kleinen Ungereimtheiten, die fehlenden Informationen und die angefangenen Storybausteinchen, die am Ende leider so viel Relevanz für die Gesamtgeschichte haben wie der finnische Tango für die Entwicklung der gemeinen Stubenfliege. Und obwohl der Film sich am Schluss ein bisschen selbst auf die Schippe nimmt, wenn Alex mit einem Versöhnungsangebot zu der bösen Metal-Band eilt, ist das alles hier doch wieder mal ein bisschen zu viel.
Ihr Regisseure da draußen, die ihr euch an die Filmförderanstalten dieses Landes wendet (jaja, natürlich gab es obligatorisches Gestöhne, als die Finanzierung durch die Filmförderanstalt X und die Filmstiftung Y über die Leinwand flimmernd offenbart wurde): Schreibt bitte nicht nur schöne Charaktere in eure Stories, sondern auch bitte Story! Beschränkt euch auf ein Problem der menschlichen Existenz und versucht nicht, in knapp neunzig Minuten von Adam und Eva zur Besiedelung des Weltraums zu kommen. Konzentration, meine HerrenDamen und Herren, Konzentration!
Wegen der erwähnten Miesepetrigkeit müsste es eigentlich eine viel schlechtere Wertung als drei Vitaminpillen geben; trotzdem hat Finnischer Tango irgendetwas in mir angerempelt, das sich gerne mal anrempeln lässt. Ahem. Kryptologen ans Werk!
Dennis
Der Film lief vor einigen Wochen auch in Münster in der Sneak, und ich kam damals ziemlich ratlos aus dem Kino. Wie sollte ich den mageren Plot zusammenfassen? Was will der Film mir sagen?
Zeitverschwendung war es wohl nicht, aber gut ist anders.
Kommentar by Anne — 30. August 2008 @ 13:34