11. Dezember 2008

Die Große Olli Schulz-Show

Category: Literatur,Musik — Dennis @ 13:55

Olli Schulz “Beim letzten Mal waren nur fünfzehn Leute hier…” sagt Olli, als er auf die kleine Bühne kommt, auf das hakelnde Intro-Video mit Bela B schaut und an seinem Lesetisch Platz nimmt. Wir im Publikum – vielleicht hundert Leute – reiben uns verwundert die Augen: Lesetisch? Bierbänke im Publikum? Konzerte im Sitzen? Ich dachte, das machen nur die Toten Hosen…

Olli Schulz ist wieder unterwegs, diesmal ohne den Hund Marie. Der Mann, dessen Konzerte ohnehin zu siebzig Prozent aus Anekdoten, Geschichten und Frotzeleien mit dem Publikum bestanden, macht jetzt eine Lesereise – oder zumindest beinahe.
In der ersten Stunde hängt das Publikum gebannt an seinen Lippen, die von seinem Job als Stagehand (nicht Roadie) erzählen, von Türsteher Ulasch, miesen Nachwuchswettbewerben und dem Hundeabwehrspray, und wir glauben ihm sofort, dass er die Geschichte sonst noch nirgendwo erzählt hat und fühlen uns ein bisschen besonders.
Home of the Lame sind auch dabei, quasi als Olli-Schulz-Begleitband. Zwischen den Teilen seiner Geschichte spielen sie ein paar ihrer eigenen Songs, die vom Publikum leider nicht so ganz zur Kenntnis genommen werden.

Man wird unruhig, hatte man doch Karten für ein Konzert gekauft, auf der Hinfahrt alle Platten noch einmal durchgehört, um auch die letzten Textpassagen im Schlaf mitsingen zu können und jetzt das? Olli beruhigt alle: Das ist jetzt nur der erste Teil der Show. Nicht nur ein Buch mit dem Titel “Rock’n’Roll verzeiht dir nichts” gibt es im neuen Jahr, auch ein weiteres Album! Und das spielt er uns gleich noch vor! Große Augen überall!

Und nach einer kurzen Pause geht es dann wirklich los: Dem miesen Sound entgegen spielt Olli einen Kracher nach dem anderen, darunter Stücke mit grandiosen Titeln wie “Die Guten, die bluten, weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus” oder mein persönlicher Favorit, “Sauna in Lankwitz”. Zu beinahe jedem Stück gibt es eine Entstehungsgeschichte, die dann eben doch beweist, dass die immer am Unverständlichen kratzenden Texte meistens einen Hintergrund haben.

Der Höhepunkt des Abends, auf den schon das Intro-Video hingearbeitet hatte, war: Bibo, Ollis Beitrag zur nächstjährigen Ibiza-Saison, ein Stück mit dazugehörigem Tanz, der in seiner Grandiosität den Ketchup-Song und den Macarena mit Leichtigkeit in einen lustig zuckenden Schatten stellt. Nach anfänglichem Zögern (“Das ist Bochum, die hatten alle Steine zum Frühstück”) sind dann alle dabei und machen den Bibo, das Ufo und den Grobi. Zum-Deppen-Machen auf hohem Niveau.

Am Ende ist Olli dann wieder allein auf der Bühne und spielt Publikumswünsche, erzählt auch hier kleine Geschichten zu den Songs und ist ganz der Entertainer, nach dem er überhaupt nicht aussieht. Noch einmal kurz Armdrücken mit dem Publikum – garantiert eine neue Tradition bei Olli Schulz-Auftritten in Bochum – und dann ist es auch schon vorbei…

Was bleibt ist die Lust auf mehr, viel mehr, die Begeisterung ob der Ankündigung des neuen Albums und die leichte Verwirrung, was man da gerade miterlebt hat. Improvisiert schien es. Gemütlich. Familiär. Wie wenn ein guter Kumpel nach einiger Zeit mal wieder vorbeischaut, um zu erzählen, wie es ihm so ergangen ist achundganzganzreinzufällig hat er auch noch seine Gitarre dabei und spielt ein bisschen.

Nächstes Mal wieder, Olli. Ganz sicher.

Aufguss, Aufguss, immer Aufguss, Aufguss, Aufguss, weil das sein muss…

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Olli Schulz
Zum 'reinhören bei last.fm

4 Comments

  1. Wunderschön beschrieben, der Herr!
    Ich war ebenso bei dieser grandios-famosen Veranstaltung dabei und bekomme nicht genug von unserem guten Kumpel, wie du ihn liebevoll nanntest.

    Kommentar by Natalie — 12. Dezember 2008 @ 11:35

  2. Geniales Konzert in der Ruhrmetropole (*g*).

    Kommentar by Terje — 13. Dezember 2008 @ 0:43

  3. Bei so viel Lob für Olli Schulz sind’s beim nächsten Mal bestimmt 200 Gäste - und dann ist’s nicht mehr ganz so familiär. ;)

    Kommentar by Toten Hosen — 23. Dezember 2008 @ 21:37

  4. Ach, das glaube ich nicht… Das hier liest doch eh keiner ;o)

    Kommentar by Dennis — 24. Dezember 2008 @ 12:06

RSS feed for comments on this post.

Sorry, the comment form is closed at this time.