Der einzige Wuppertaler, der es im letzten Jahrzehnt internationalen Filmgeschäft zu etwas gebracht hat, ist der Regisseur Tom Tykwer. Spätestens seit seinem letzten Streifen, der Patrick-Süskind-Verfilmung Das Parfum, hat sich der Filmemacher als talentierter, visionärer Regisseur etabliert und nach diesem Erfolg standen ihm auch alle Türen offen. Bei seinem neuen Film The International handelt es sich um einen realitätsnahen Thriller, in dem ein Interpol-Agent (Clive Owen [Children of Men, Sin City]) und eine New Yorker Staatsanwältin (Naomi Watts [King Kong, The Ring US]) den kriminellen Machenschaften einer international operierenden Bank auf die Schliche kommen. Dabei lässt sich der Film sehr viel Zeit, um die Nachforschungen der beiden detailliert zu beleuchten und es werden auch einige Szenen eingeflochten, die die andere Seite (die der Bank) zeigen. Dabei fällt auf, dass der Film zwar eine übliche gut-böse Vorstellung repräsentiert, dass die Funktionäre der Bank aber eher als kühle Geschäftsmänner als als stereotype Antagonisten in Erscheinung treten. Das Erzähltempo ist sehr langsam und gerade in der ersten Filmhälfte strapaziert die kleinteilig erzählte Geschichte die Geduld des Zuschauers. Es handelt sich hierbei um einen Thriller, keinen Action-Thriller, wer also etwas wie Bourne oder Ein Quantum Trost erwartet, wird enttäuscht werden. Anders als das kürzliche Bond-Debakel geht The International aber den Weg des anderen Extrems: Statt den Zuschauer mit sinnlos zusammenhängenden Actionszenen zu bombardieren, setzt der Tykwer-Film auf eine ruhige Inszenierung und bietet dabei auch eine interessante, in der Realität verwurzelte, Geschichte. Nur leider bleibt The International dabei die rauschhafte Inszenierung eines Parfum verwehrt. Stattdessen konzentriert sich Tykwer zu sehr auf die Charaktere, die leider bis zum Schluss unnahbar bleiben. So kann man die Hauptperson Louis Salinger (Owen) ohne Probleme auf seine Obsession, die Bank zur Strecke zu bringen reduzieren und es würde sonst nicht viel von ihm übrig bleiben. Eleanor Whitmans (Watts) Angst, dass ihrer Familie etwas passiert wird nur angerissen, womit sie (Watts) als Schauspielerin in ihrer Rolle völlig unterfordert wird.
Meine größte Kritik bezieht sich auf die einzige richtige Actionszene des Films. Bei einem Shootout (kurz vor Ende des Films) treffen Salinger und zahlreiche Auftragskiller der Bank aufeinander. Diese Begegnung macht zwar storytechnisch Sinn, da sich die Ermittlungen immer weiter zuspitzen, ist aber im Vergleich zum Rest des Films dermaßen krass inszeniert, dass die gesamte Sequenz wie ein Fremdkörper wirkt. Hier wurde mit aller Macht versucht, die fehlende Action im restlichen Film in eine 7-minütige Sequenz zu quetschen, die den Zuschauer dermaßen reizüberflutet. Weniger wäre hier definitiv mehr gewesen.
Lässt man diese Kritikpunkte außer Acht, bleibt ein erschreckendes Portrait einer skrupellosen Wirtschaftswelt zurück, in der alle kriminellen Machenschaften ungehindert ihren Weg gehen und wo jeder Versuch, dagegen vorzugehen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. In Zeiten der globalen Wirtschaftskrise ist The International insofern ein wichtiger Film, der die Mechanismen der Macht stellenweise aufdeckt. Noch erschreckender wird dieses Portrait durch die Tatsache, dass es (größtenteils) auf Recherchen beruht. Dem Anspruch den der Film stellt kann seine Dramaturgie zwar nicht gerecht werden, aber er zeichnet ein schonungsloses Bild einer brutalen Welt, welche zumindest in Ansätzen ein Pendant zur Realität ist, in der wir alle leben.
3 Punkte für The International.