Rockmusik mit weiblichem Gesang hat ein Problem: In den meisten Fällen wird ein mittelmäßig talentierte Sängerin in den Mittelpunkt einer “Band” gestellt, welche dann als Begleitensemble die Erfolgsgeschichte der bekannten Frontfrau miterleben darf. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele. Diese Rezension erzählt von einem positiven Gegenbeispiel. Es ist die Traumgeschichte der Songwriter-Geschwister Meg & Dia Frampton, welche sich zunächst durch eine Eigen- und eine Independent-Veröffentlichung amerikaweit einen Namen machten und schließlich vom Major Warner Bros Records unter Vertrag genommen wurden. Anders ist hierbei, dass die beiden Sängerinnen hier zwar genauso im Vordergrund stehen, deren Musik aber substantiell besser ist als die anderer vergleichbarer Formationen.
Die neue Platte “Here, Here and Here” (am 21. April in den USA erschienen) wurde von niemand geringerem produziert als Howard Benson. Ebendieser zeichnete sich schon durch hevorragende Zusammenarbeiten mit My Chemical Romance (Three Cheers of Sweet Revenge [2004]) und Mêlée (Devils & Angels [2007]) aus, mit denen er sich einen Namen im Bereich der kommerziellen Rockmusik gemacht hat. Der Produzent sorgt in diesem Fall dafür, dass jeder Song genauso kracht, wie er sollte und alles die richtige Klangfülle hat. So erinnert Hug me von der Produktion her stark an Mêlée, was in diesem Fall zu begrüßen ist. Andere Stücke orientieren sich am Sound des Vorgängeralbums (Something real [2006]). Dabei ist die Songqualität durchweg auf einem sehr hohen Niveau. Es ist einfach handgemachte, spitzenmäßig produzierte Popmusik mit E-Gitarren. Als Highlights stechen die Singles What if und Black wedding hervor. Während hier schörkellos nach vorne gerockt werden darf geht es auch mal balladesk zu. Eine Speerspitze bildet hierbei sicherlich Bored of your love welches im Duett mit Tom Higgenson (Plain White T’s) eingespielt wurde und sich geschmeidig in den Albumkontext einfügt. The last great star of Hollywood sticht heraus, weil es wie eine Elektro-Tanznummer beginnt und Dia Frampton durch ihren Gesang (mit gefaktem britischen Akzent) zunächst auf eine falschen Fährte lockt. Ein kleines Ärgernis bildet die Bridge von One sail, was an sich ein klasse Song ist. Hier wird nahezu 1:1 die Akkordfolge aus Nineteen stars (vom Vorgängeralbum) kopiert. Wirkt wie ein kreativer Aussetzer, ist aber der einzige Schnitzer in die Richtung. Man könnte Meg & Dia natürlich auch fehlende Innovation vorwerfen, was ich mir an dieser Stelle sparen will. Denn wenn ich etwas nicht von diesem Album erwartet hätte, dann ist es die Qualität des Vorgängers zu halten. Und genau das haben die Schwestern und ihren 3 Bandmitstreiter geschafft. Das verdient Respekt. auch wenn die Verkaufszahlen bisher verhalten ausfallen und die Band beim nächsten Album wohl wieder nur ein kleines Label im Rücken haben wird: Dieser Major-Label-Ausflug ist ein rundum gelunges Unterfangen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen für diese tolle Platte.