Genau heute vor 10 Jahren startete ein besonderer Film in den deutschen Kinos: Eiskalte Engel. Trotz des etwas fragwürdigen deutschen Titels handelt es sich hierbei um ein außergewöhnliches Meisterwerk, welches auch nach 10 Jahren Kinogeschichte immer noch uneingeschränkt begeistern kann. Diese zeitgemäße Adaption von Choderlos de Laclos’ Roman Gefährliche Liebschaften (bereits 1988 kongenial von Stephen Frears verfilmt) handelt von dem (Halb-)Geschwisterpaar Sebastian und Kathryn, welche sich einen Spaß daraus machen, durch Intrigen andere Leute ins Unglück zu stürzen. Die Boshaftigkeit der Beiden entspringt dabei einerseits aus der Vernachlässigung durch ihre Eltern und andererseits aus ihrem unermesslichen Reichtum. Dabei stoßen sie zufällig auf die Geschichte von Annette Hargrove, welche in einer Teeniezeitschrift ihre Jungfräulichkeit aus Überzeugung proklamiert. Sebastian, welcher sich absolut sicher ist, die Unbekannte für sich zu erobern, wettet also, dass ihm dies gelingt. Kathryn wettet dagegen. Als Preis erhält Sebastian eine lang ersehnte Liebesnacht mit seiner Halbschwester und Kathryn Sebastians äußert seltenen Sportwagen. Ein perfides Wettrennen beginnt und bald gerät die Situation außer Kontrolle.
Von der bloßen Ausgangssituation her erwartet man einen weiteren Teeniefilm, mit denen der Markt gegen Ende der Neunziger nahezu ertränkt wurde. Eiskalte Engel entzieht sich jedoch dieser Tradition und versteht sich voll und ganz als moderne Literaturverfilmung. Zwar sind Elemente des Teeniefilms (wie der peppige Soundtrack und die bekannten Gesichter) nach wie vor vorhanden, jedoch überspielen sie nicht die komplexen Figurenkonstellationen, die den Film eindeutig von Vergleichbaren abheben. Dieser Film macht quasi mit einem Paukenschlag ein ganzes Genre überflüssig, da er auf eine Sache setzt die man ansonsten schmerzlich vermisst: Ernsthaftigkeit. Dies bedeutet nicht, dass Eiskalte Engel keinen Humor zu bieten hätte, ganz im Gegenteil. Jedoch treten die Charaktere als nachvollziehbare Personen auf, was gerade beim Wandel Sebastians sichtbar wird. Drehbuchautor und Regisseur Roger Kumble verband bei diesem Film gekonnt verschiedene bekannte Elemente und hat damit ein Werk geschaffen, das einfach mehr ist als die Summe seiner Teile. Ja, die drei Hauptdarsteller passen perfekt in ihre Rollen. Ja, jedes Musikstück des Soundtracks unterstützt perfekt die Stimmung der jeweiligen Szene. Aber damit nicht genug: Es gibt einfach keine überflüssigen, langweiligen oder belanglosen Szenen. Alles ist am rechten Fleck und macht im Rahmen der Handlung Sinn. Selbst das absolut krasse Ende, welches beim ersten Anschauen einem deftigen Schlag in die Magengrube gleichkommt, wird durch einen originellen Twist mit dem grundsätzlichen, zynischen Unterton des Meisterwerks in Einklang gebracht und durch The Verve’s Bittersweet Symphony in einen der einprägsamsten Momente der Filmgeschichte verwandelt.
Aus diesen Gründen kann man festhalten, dass Eiskalte Engel auch 10 Jahre nach seinem Kinostart immer noch ein unerreichtes Meisterwerk geblieben ist, welches nur mit einem Wort beschrieben werden kann: Formvollendet!