6. September 2009

District 9 (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 19:38

Südafrika, vor 20 Jahren: Über Johannesburg taucht ein riesiges Raumschiff auf. Nachdem sich einige Monate lang nichts dort drin gerührt hat, brechen die Menschen das Raumschiff auf. Darin finden sie eine Gruppe Außerirdischer, die in einem schlechten Gesundheitszustand sind. Diese werden zum Erdboden gebracht und provisorisch untergebracht.

Südafrika, heute: Aus der provisorischen Unterbringung ist ein Alien-Slum geworden, der District 9. Die Aliens werden von den Menschen als “Prawns” beschimpft und gelten als Abschaum. Weil die Bevölkerung die Anwesenheit der Aliens nicht länger tolerieren will, sollen diese zu einem neuen Lager mitten in der Wüste verfrachtet werden.

Wikus van de Merwe (Sharlto Copley) ist Mitarbeiter der MNU, einer privaten Organisation, die das Alienlager im Auftrag der Regierung überwacht. Er erhält den Auftrag, den Aliens ihre Evakuierungsanordnung zuzustellen. Doch dabei geht etwas schief und Wikus sieht sich plötzlich von allen Seiten verfolgt. Der einzige, dem er vertrauen kann, ist ein Alien namens Christopher…

Wer sich auch nur ein bisschen mit der Geschichte Südafrikas auskennt, erkennt sofort, dass der Film die Apartheidspolitik aufs Korn nimmt. Die strikte Trennung von Aliens und Menschen ist Beweis dafür. In dem Kurzfilm Alive in Joburg, auf dem District 9 beruht, werden Aussagen verwendet, die sich usrprünglich auf Flüchtlinge aus Zimbabwe beziehen, aber auch gut die negative Einstellung den Aliens gegenüber widerspiegeln könnten. Dieser Ansatz ist durchaus gelungen und schafft es gleich zu Anfang, das Interesse an dem Film zu erhalten. Dabei hilft, dass der Film wie eine Dokumentation aufgemacht ist: viel Information wird im Interviewstil vermittelt und zu Anfang des Films spricht auch Wikus zur Kamera. Die entsprechend schlechte Kameraführung und -qualität ist konsequent.

Leider verliert sich diese kritische Perspektive zum Ende des Films hin immer mehr. Die Geschichte wird konventioneller, und das letzte Drittel des Films ist - in guter Peter Jackson-Manier - eine Actionschlacht. Die den ganzen Film beherrschenden sozialen Konflikte werden nicht gelöst, sondern der Film verdichtet sich immer mehr zur Geschichte eines Einzelschicksals. Möglicherweise soll hier irgendwann eine Fortsetzung gedreht werden. Hier gab es jedenfalls Potential für mehr.

Störend war, dass die eigentliche Story stellenweise an den Haaren herbeigezogen wirkte und viele Fragen offen ließ. Man erfährt nicht, wo die Aliens herkommen und wie es kommt, dass sie die menschlichen Sprachen nicht sprechen, die Menschen sie aber verstehen können. Angesichts der Tatsache, dass sie sehr gut mit dem irdischen Klima und der Nahrung zurechtkommen, wäre es durchaus von Interesse gewesen, zu erfahren, wie deren Heimatplanet aussieht. Die Story, warum die Aliens auf der Erde geblieben sind, ist zudem, mit Verlaub gesagt, unglaubwürdig. Ich weiß nicht, ob da Informationen der Kürzung zum Opfer gefallen sind, aber so macht es einfach keinen Sinn! Leider tragen diese Informationen den halben Film.

Langer Rede kurzer Sinn: Der Film beruht auf einer originellen Idee, wird dieser aber nicht 100%-ig gerecht. Durchaus sehenswert, aber nicht herausragend: 3,5 von 4 Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 3,75 von 5)
Links zum Beitrag:

2 Comments

  1. Gerade geschaut und noch sehr geflasht. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Film, der optisch kongenial umgesetzt wurde und stellenweise sehr krass ist. 4 von 5 Punkten hat er allemal verdient.

    Kommentar by Terje — 11. Oktober 2009 @ 1:55

  2. Habe den Film gestern zusammen mit Terje gesehen und schließe mich den vier von fünf Punkten an.
    Man glaubt zwischendurch, in der Alien-Sprache bruchstückhaftes Englisch erkennen zu können. Wenn man also unbedingt will, kann man da herauslesen, dass die Aliens quasi einen verhackstückten englischen Dialekt sprechen, den zu lernen dann wohl nicht so schwierig ist, wie es scheint.
    Du hast allerdings recht: Mehr Hintergründe wären (auch wenn man bedenkt, dass das Ganze ja schon sehr dokumentarisch aufgemacht ist) schön gewesen.
    Trotzdem: Sehenswert!

    Kommentar by Dennis — 11. Oktober 2009 @ 17:43

RSS feed for comments on this post.

Sorry, the comment form is closed at this time.