15. Oktober 2009

AFI – Crash Love

Category: Musik — Terje @ 10:37

AFI sind für mich eine sehr besondere Band. Das liegt unter anderem daran, dass sie zu einer Hand von Bands gehören, die zwar dem “Emobereich” zugerechnet werden können, die jedoch gänzlich unpeinliche Musik produzieren. Diese Gradwanderung gelingt AFI nur aus dem folgenden Grund: Alles war man gemeinhin so als Emo bezeichnet entstand gewissermaßen um sie herum. Die Band, welche sich bereits 1991 in Ukiah, Kalifornien gründete, entwickelte seit ihren früheren Hardcore-Tagen ihren Sound stetig weiter, sodass 2003 mit ihrem 6. Studioalbum Sing the Sorrow ein Meilenstein des emotionalen Alternative Rock gelang. Der Nachfolger Decemberunderground musste sich 2006 wie kaum ein anderes Album dem Vorwurf des Kommerz aussetzen und das nur weil er erstmals in der Bandgeschichte die amerikanischen Billboard-Charts toppte. Die Frage, ob AFI mittelweile kommerzieller sind als früher stellte sich bei Album Nummer 8 (das hier besprochene Crash Love) nunmehr glücklicherweise in verminderten Maße. Man kann sich wieder mehr auf die Musik als auf das Drumherum konzentieren. Dabei fällt sofort eines auf: Das Album ist eine Wucht!!

1. Torch Song: Der Opener könnte so wie er ist direkt aus den Tagen von Sing the Sorrow stammen. Sofort wird man von dem einprägsamen Gitarrenspiel in den Bann gezogen und die Emotionalität von Davey Havoks Gesang holt einen zurück ins lang vermisste AFI-Boot. 4/5
2. Beautiful Thieves: Ein wahnsinniges musikalisches Kleinod, welches die Brillianz von Daveys Text und Gesang vereint und bei dem die gesamte Band im Einklang ihre Grandiosität unter Beweis stellt. 5/5
3. End Transmission: Ein unglaublich atmosphärisch dichter Soundteppich wird in diesem Song ausgebreitet, der mich aufgrund des Autofahrtthemas und des Gitarrenspiels hin und wieder entfernt an The Gaslight Anthem erinnert. 4/5
4. Too Shy To Scream: Den folgenden Satz muss man zweimal lesen: AFI haben für diese Platte einen Partykracher aufgenommen. Hier ist er und verbreitet eine ausgelassene Stimmung, wie man sie nicht erwartet hätte. Erinnert mich sogar an einen 80er-Jahre-Ärzte-Song. Schon komisch, aber gut. 4/5
5. Veronica Sawyer Smokes: Der von den meisten Fans missverstandene Song. Vordergründig wirkt er wie aneinandergereihtes Akkordgeschrammel, welches nichts mit der Tiefe des AFI-Sounds zu tun hat. Aber eigentlich ist dies hier eine überaus gelungene The Cure-Hommage, welche die Sehnsüchte nach Platten wie Boys Don’t Cry wach werden lässt. Unvergleichlich! 5/5
6. Okay, I Feel Better Now: Ein ruhiger gehaltenes Stück im Stil von The interview vom Vorgängeralbum. Gelungener Gegenpol zum Rest der Platte. 4/5
7. Medicate: Ein vergleichsweise harter frontaler Nahezu-Punksong, welcher einen interessanten Aufbau und einen Megarefrain mit sich bringt. Ein Kracher! 5/5
8. I Am Trying Very Hard To Be Here: Einer von zwei Songs, die mich weniger überzeugen. Wegen Miss Murder-Anleihen entwickelt das Stück keine eigenständige Dynamik, schade. 3/5
9. Sacrilege: Da sind sie wieder, AFI wie eh und je. Das zweite quasi-Sing the Sorrow-Stück des Albums (nach Torch Song) hämmert geradlinig drauflos und knüpft gleichzeitig an Medicate an. Ein weiterer Hammer. 5/5
10. Darling, I Want To Destroy You: Die Powerballade, welche Erinnerungen an Silver and Cold wach werden lässt. Überaus atmosphärisch gelungen und einfach mitreißend. 5/5
11. Cold Hands: Zu diesem Stück fällt mir nur eins ein: Strophe hart-Refrain zu weich. Dabei ist auch noch der Text doof. Reicht nur für 3/5.
12. It Was Mine: Mit Stadionrock wird der Ausklang des Albums zur 3. Ballade, welche auch einen gelungenen Abschluss darstellt. 4/5

AFI haben sich verändert und sind sich gleichzeitig treu geblieben. Auf diesem Album gibt es weniger elektronische Spielereien als noch beim Vorgänger, aber die Stromlinienförmigkeit von Decemberundergound bleibt auch hier erhalten. Insgesamt lässt sich diese neue Platte also als eine Mischung aus alt und neu beschreiben, die teilweise mit erfrischenden Akzenten versetzt wurde. Dabei kommt am Ende der Prozedur ein Album heraus, welches sogar Suchtpotential besitzt (es lief schon 9 Tage auf Dauerrotation bei mir im Auto, was etwas heißen will). Daher vergebe ist für dieses tolle Rockalbum auch völlig verdiente 4 1/2 von 5 Sternen.
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Links zum Beitrag:
AFI bei MySpace
4 Songs zum Anhören.

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