Es ist inzwischen ein offenes Geheimnis: Ich habe eine Schwäche für Rockmusik mit weiblichem Frontgesang. So nun ist es raus… na und? Was ist so schlimm daran, wenn im Hintergrund die männlichen Bandmitgleider ordentlich auf die Instrumente einbrettern, während Madame vorne am Mikro alles gibt: Gar nichts! Gerade deshalb gerhören auch Paramore seit nunmehr 2 Jahren zu meinen Lieblingsbands. Die 5-köpfige Formation um Hayley Williams (20) ist nämlich quasi so etwas wie die Epitomie des modernen Frauenrock. Darum muss sich die gesammelte Konkurrenz nun auch wieder verneigen, denn was Paramore auf ihrem nunmehr dritten Longplayer Brand New Eyes abliefern, das ist absolute Spitzenklasse. Keine Übertreibung.
1. Careful: Ein harter, melancholischer Song bildet den Auftakt. Unerwartet ernsthaft aber saugut. Gerade das Zusammenspiel der Band funktioniert hier tadellos. 4/5
2. Ignorance: Dieses Stück haut in die Kerbe des Vorgängeralbums Riot! (2007) und fährt damit zwar auf einer sicheren Schiene, rockt aber so ungeniert nach vorn, dass es einen unweigerlich mitreißt. Wahnsinn! 5/5
3. Playing God: Ein Stück, dass ruhig, gar halb akustisch beginnt und sich im Refrain in eine super-einprägsame Ohrwurm-Melodie spielt. Hier wird Hayley auch beim Gesang von ihren männlichen Kollegen unterstützt. Dabei steigert sich das Stück und der behutsame Aufbau sorgt dafür, dass die Bridge zu einem richtigen Aha-Erlebnis wird. Sehr, sehr geil. 5/5
4. Brick By Boring Brick: Ein Stück, welches nach mehrmaligem Hören uneingeschränkt zu begeistern weiß. Live bestimmt ein Knaller! 5/5
5. Turn It Off: Ein scheinbar spontaner Song, welcher ein kleines Bisschen darunter leidet, dass der Refrain am Ende einmal zu oft wiederholt wird. Das tut dem Genuss jedoch keinen Abbruch. 4/5
6. The Only Exception: The only real ballad könnte das Stück auch heißen. Völlig überraschend fällt mal eben so eine Paramore-Ballade vom Himmel, welche es sogar nahezu mit We are broken vom Vorgängeralbum aufnehmen kann. Hier stellt Hayley mal wieder unmissverständlich ihr gesangliches und textliches Talent unter Beweis. Ein wunderbarer Song zum Träumen. 4/5
7. Feeling Sorry: Das Stück mit dem ungewöhnlichsten Rhytmus ist sehr treibend und aufreibend, aber gefällt immer mehr, da es grundlegend positiv ist (solche Paramore-Stücke mag ich besonders). 4/5
8. Looking Up: Ein kompromisslos fröhlicher Frontalrocker, welcher so wie er ist der zweiten Hälfte von Riot! entsprungen sein könnte. Macht einfach nur Spaß! 5/5
9. Where The Lines Overlap: Sobald Hayley und ihre Bandkollegen zusammen singen werden sie insgesamt noch besser. Das zeigt nach Playing God auch dieses neunte Stück, welches wieder so unverschämt einprägsam ist, dass man sich fragt, wo in zwei Jahren so viele gute Ideen für Songs herkommen. 5/5
10. Misguided Ghosts: Der Drahtseilakt. Nur Akustikgitarre und Gesang. Wahnsinn, sich so etwas nach 9 Bandsongs zu trauen und unglaublich was für eine Stimmung daduuch erzeugt werden kann. Gänsehaut garantiert, der Aufbau wirkt zwar teilweise holprig, aber es ist dennoch ein Traum. 5/5
11. All I Wanted: Den Abschluss bildet ein Stück, welches auch dem ersten Album All We Know Is Falling hätte entsprungen sein können. Als letztes Stück passt es gut, sonst würde es nur bedingt gehen. So aber hart, laut und wahnsinnig gut gesungen. 4/5
Um es kurz zu machen: Das Album ist der absolute Wahnsinn. So viele geniale Stücke, kein einziger Ausfall. Man möchte am liebsten sofort alle Texte lernen und sich aufs Konzert stürzen, weil diese Musik so glücklich macht. Es ist unbeschreiblich, warum ich gerade diese Band und dieses Album so unglaublich toll finde. Ich schätze es hängt damit zusammen, dass ich die Band sympathisch und authentisch zugleich finde, ihren Sound liebe und den Produzenten Rob Cavallo (Green Days American Idiot) sehr schätze. Dieses Zusammenspiel führt auch dazu, dass ich kurz davor bin, Brand New Eyes zum Album des Jahres 2009 zu erklären. Einzig 30 Seconds to Mars, welche im Dezember ihr drittes Album veröffentlichen, könnten dies hier noch übertreffen. Falls nicht, gehört Paramore die Krone welche ihnen 2007 nur Jimmy Eat World verwehren konnten.