23. Oktober 2009

Batman: Arkham Asylum (PC)

Category: Games — Terje @ 0:56

Die Welt der Comics bietet so unglaublich viel Stoff und Hollywood hat sich gerade im letzten Jahrzehnt so sehr darüber hergemacht, dass teilweise die Schmerzgrenze überschritten wurde. Anders kann man unerträgliche Filmblamagen wie Superman Returns oder Ghost Rider einfach nicht beschreiben. Abgrundtief beschissener Zelluloid-Müll, der dem Anspruch keines Kinogängers gerecht wird. Warum beginne ich die Rezension zu Batman: Arkham Asylum mit dieser Anekdote? Weil auch Videospiele, die auf Lizenzen beruhen seit ihren ersten Gehversuchen unter einem dermaßen auffälligen Qualitätsproblem leiden. Bis heute!

Batman: Arkham Asylum, dieses Spiel könnte synonym für einen Paradigmenwechsel der Spieleindustrie stehen. Der Wechsel von hingerotzten, halbfertig programmierten Software-Gurken hin zu graziösen, anmutigen Perlen, welche dem anspruchsvollen Spieler stundenlang mit Verzückung an den PC (bzw. die NextGen-Konsole) fesseln. Warum ich so ausschweife, bevor ich zum Grund für die Begeisterung komme? Weil ich es unglaublich genieße, dass ein groß angekündigtes Action-Adventure, welches mit Vorschusslorbeeren geradezu überschüttet wurde, endlich einmal eine Überraschung darstellt: Es übertrifft die Erwartungen.

Mir war im Prinzip schon vorher klar, dass Batman: AA kein 0815-Titel werden konnte, da ich mir vor dem Kauf schon viele Gameplay-Videos angeschaut, die einschlägigen Reviews studiert und mich mit der Hintergrundgeschichte vertraut gemacht hatte. Aber was die Entwickler aus dieser Ausgangssituation herausgeholt haben, das ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Als der Joker in die Irrenanstalt auf Arkham Island eingeliefert wird, gelingt es ihm sich zu befreien und schon bald die Kontrolle über die Einrichtung zu gewinnen. Das hat zur Folge, dass alsbald die ganze Insel mit Schurken und Bösewichten bevölkert wird. Dabei trifft Batman, in dessen Rolle der Spieler schlüpft, auch auf einige alte Bekannte (Scarecrow, Harley Quinn, Poison Ivy um nur einige zu nennen). Dabei ist die Insel in mehrere großen Abschnitte aufgeteilt, welche eine frei begehbare Oberwelt darstellen. Von hier aus macht sich der Dunkle Ritter zu seinen jeweiligen Missionszielen auf. Eine Karte, welche den aktuellen Zielpunkt anzeigt sorgt für die problemlose Orientierung, sodass sich selbst ungeübte Spieler zurecht findet sollten. Doch was hebt das Spiel von der Masse der Superhelden-Spiele ab? Ich greife einfach drei Sachen heraus, die mich besonders überzeugt haben:

Das Kampfsystem: In vergangenen Spielen sind Nahkämpfe immer wieder zum stupiden Tastendrücken verkommen. Batman: AA wählt hierbei einen anderen Weg: Das FreeFlow-Combat-System. Dies sorgt dafür, dass Timing während der Kämpfe eine entscheidende Rolle spielt. Es basiert auf der Tatsache, dass der Spieler, wenn er es mit mehreren Gegnern gleichzeitig aufnimmt, nahezu jeden Angriff kontern kann und mit etwas Übung die Oberhand behält. Gegen größere, übermächtige Gegner ist natürlich eine andere Taktik gefragt. Dabei sind die Kämpfe mit Zeitlupeneffekten und Naheaufnahmen so wuchtig inszeniert, dass einem selbst nach Stunden noch die Spucke wegbleibt. Besonders toll: Die Lebensenergie geht während des Kampfes zur Neige, füllt sich aber (nach der Anzahl der Kombos und Special Moves) nach Ende des Kampfes wieder auf, sodass man für die nächste Begegnung gewappnet ist. Das spart unglaublich viel Frust.

Die Gadgets: Was wäre Batman ohne seine Ausrüstung? Richtig, Robin. Deshalb ist es auch so super, dass man im Spiel auf eine Vielzahl toller Gegenstände zurückgreifen kann, welche sogar modifiziert werden können. Da wären zum Beispiel der Batarang, der Enterhaken, die Batclaw, das Cape und das Explodierende Spray (zum Einreißen von Wänden). Die Gadgets sind dabei galant in das Spiel integriert und keines scheint wirklich überflüssig zu sein.

Die (audio)visuelle Präsentation: Das Spiel ist eine Augenweide. Die Hauptfigur ist dermaßen detailgetreu animiert, dass man es zunächst kaum glaubt. Schreitet das Abenteuer fort, entdeckt der Spieler Risse im Bat-Anzug und Wunden im Gesicht des Helden. Das versprüht einen angenehmen Realismus, der das Batman-Universum ja immer in gewissen Weise begleitet. Die Batmans Kontrahenten wurde alle so detailverliebt umgesetzt, dass man bei jeder neu auftauchenden Figur ins Staunen gerät. Die Sprachausgabe (ich hab es auf englisch gespielt) ist phänomenal und Mark Hamill (dürfte jedem als Luke Skywalker ein Begriff sein) als Joker spielt dabei noch alle an die Wand. Seine Synchronleistung in diesem Spiel (eine Zugabe seiner Rolle in der Fernsehserie Batman: The Animated Series) stellt alles dagewesene in den Schatten und liefert nach Ledger’s letztjähriger, postmoderner Jokerinterpretation wieder gute, altbekannte und verdammt unberechenbare Batman-Kost.

Alles in allem ist den Entwicklen von Rocksteady Studios mit Batman: Arkham Asylum ein ganz großer Wurf gelungen, welcher mit Sicherheit noch lange als Referenztitel im Bereich der Comic-Videospiele gelten wird. Nicht umsonst wurde das Spiel kürzlich ins  Guinessbuch der Rekorde aufgenommen. Als “Most Critically Acclaimed Superhero Game”. Dem kann ich mich nur anschließen und eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Wertung: 9/10
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Links zum Beitrag:
IGN UK Review (englisch)
"Behold the greatest comic book game of all time."
Batman: AA in der Wikipedia (englisch)
Ein paar mehr Infos
Der Joker-Trailer bei YouTube
"Now let's get this party started!"
Artikel von Spiegel-Online

5 Comments

  1. Klingt wirklich gut! Spiel mal durch und borg es mir. Was sind denn die Systemanforderungen?

    Kommentar by Anne — 27. Oktober 2009 @ 17:55

  2. Voraussetzungen
    Windows XP (SP2) / Vista; Intel Einzelkern-CPU mit 3 GHz oder entsprechender AMD-Prozessor; 1 GB RAM (Windows XP) / 2 GB RAM (Windows Vista); 9 GB freier Festplattenspeicher; DVD-Laufwerk; NVidia 6600 / ATI 1300 oder höher (mit Shader Model 3), laut Amazon.de…

    Kommentar by Terje — 28. Oktober 2009 @ 15:31

  3. Habe “Arkham Asylum” jetzt auch (auf der PS3) durchgespielt. Äußerst atmosphärisch, das Ganze, viel liebevoll gemachter Hintergrund (die Geschichten vermutlich aller Batman-Charaktere/Bösewichte), gegen Ende vielleicht etwas schwachbrüstig, aber anyway: Spielempfehlung!
     Dennis

    Kommentar by Dennis — 23. März 2010 @ 22:35

  4. […] Während die letzten beiden Teile Arkham Ayslum (2009, meine damalige Rezension lest Ihr unter /2009/10/23/batman-arkham-asylum-pc/) und Arkham City (2011) beide vom britischen Studio Rocksteady Games entwickelt wurden, zeichnete […]

    Pingback by Batman: Arkham Origins (Wii U, 2013) | Spielzauber — 1. Juni 2014 @ 19:07

  5. live 6

    sneakcast.de » Batman: Arkham Asylum (PC)

    Trackback by live 6 — 4. Februar 2015 @ 10:46

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