10. Juni 2008
Dieser Film, der am 20.5. in der Sneak lief, dürfte den meisten ein Begriff sein. Zumindest in Münster war uns der Trailer derart vertraut, dass einer meiner Mitsneaker aus der Ankündigung in der Sneak zuvor sofort geschlossen hat, es müsse sich um diesen Film handeln. Ob die Konsequenz, die er gezogen hat - nämlich die Karte an jemand anderen weiter zu geben und nicht mitzukommen - die richtige war, ist allerdings zu bezweifeln. Denn schlecht war der Film beileibe nicht.
An Plot gibt der Film nicht viel her: Audrey und Brian sind glücklich miteinander verheiratet, bis Brian eines Tages stirbt. Audrey, die nun alleine klar kommen muss, holt Brians besten Freund Jerry ins Haus, einen Drogenabhängigen, den sie stets gehasst hat. Beide müssen versuchen, ihr Leben ohne Brian weiter zu führen.
Der storymäßige Hintergrund ist, wie gesagt, nicht besonders spannend. Der Film lebt daher von den beiden Hauptdarstellern: Halle Berry (Audrey) und Benicio del Toro (Jerry). Beide schaffen es wunderbar, die Stimmung, die nach einem schmerzlichen Verlust herrscht, zu vermitteln. Etwas gestört haben mich allerdings einige Bemerkungen von Audrey, die mir nicht so ganz zu der Situation zu passen schienen. Schon durch den Trailer hatte ich den Eindruck, als wäre Brians Tod Jerrys Schuld - dem ist aber nicht so, auch wenn Audrey sich gelegentlich so verhält. Gut ist dagegen, dass der Film der Kitschfalle entgeht - bei dem Thema schon eine Leistung.
Alles in allem durchaus brauchbar: drei von fünf Sternen.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
Kommentare deaktiviert für Things we lost in the fire
29. Mai 2008
Filme wie Standard Operating Procedure sind der Grund, warum ich gerne in die Sneak gehe. Diesen Film hätte ich nämlich ganz sicher nicht “einfach so” im Kino gesehen, selbst wenn ich davon irgendwelche Trailer gesehen hätte (was nicht der Fall war). Trotzdem war der Film extrem interessant und eindrucksvoll - ein Film, der einen zum Weiterdenken anregt.
Standard Operating Procedure ist ein Film über die Misshandlungen irakischer Gefangener im Gefängnis Abu Ghraib. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm, der zum allergrößten Teil aus Interviews und den berühmten Fotos besteht. Nur ganz wenige Sequenzen sind nachgespielt worden, und meist wurden diese auch szenisch verändert und verfremdet. Ansonsten konzentriert sich der Film auf die Täter, die in Interviews den Alltag darstellen und die Hintergründe der Fotos beleuchten. Auffällig ist, dass die Aussagen der US-Soldaten nicht kommentiert oder bewertet werden. Es gibt keinen Erzähler, der eine Verbindung zwischen Interviews und Fotos schafft oder der die Handlungen verdammt. Die Aussagen der Täter stehen für sich alleine und sprechen für sich - sie zeigen keine Reue, sondern fühlen sich als Bauernopfer.
Was den Film so interessant macht, ist, dass man einen Einblick in das Leben in Abu Ghraib bekommt. Für mich als Nicht-Wehrpflichtige Deutsche ist schon allein das Leben in der Armee unvertraut, ganz zu schweigen von dem Leben als Gefängniswärter im Irak. Der Blick auf die Fotos zeigt, dass die Wachtruppe eine Einheit gebildet hat, die sich untereinander gut verstanden hat. Sie haben Witze gerissen und Späße gemacht - bis hin zu menschlichen Pyramiden. An und für sich ist die Situation vertraut: Jede Gruppe von Arbeitskollegen, die sich in feindlich gesonnenem Ausland befindet, würde wohl ähnlich zusammenhalten. Es ist nur die Art und Weise, wie sich diese Leute amüsieren, die - völlig zu Recht - Anstoß erregt.
Alles in allem ist der Film durchaus sehenswert, aber nichts für schwache Nerven. Da er zudem fast zweieinhalb Stunden geht und in Deutschland nur im Original mit deutschen Untertiteln läuft, ist er sicherlich nicht als leichte abendliche Unterhaltung geeignet. Ach ja, der Titel bezieht sich übrigens darauf, dass manche der Handlungen - erstaunlicherweise - als Standard Operating Procedure eingeordnet wurden, andere als Crime.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
Kommentare deaktiviert für Standard Operating Procedure
28. Mai 2008
Die Ankündigung zur Münsteraner Sneak vom 6.5. war schon vielversprechend gewesen: britischer Humor und etwas makaber. Für Kenner deutete das schon auf “Brügge sehen… und sterben?” hin, so dass ich mit einer gewissen Vorfreude zum Kino ging. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Für Fans des englischen Humors ist “Brügge sehen… und sterben?” ein absoluter Geheimtipp!
Dabei ist die Story ziemlich an den Haaren herbei gezogen: Die beiden Auftragskiller Ken und Ray werden nach einem verpatzten Auftrag von ihrem Boss Harry nach Brügge geschickt, wo sie auf weitere Instruktionen warten sollen. Dem jüngeren Ray (Colin Farrell) geht das mittelalterliche friedliche Brügge mächtig auf den Geist, während Ken die Gelegenheit zum Sightseeing nutzt. Je mehr sich der Film dem Ende nähert, desto bizarrer wird die Handlung, und das Ende selbst lässt sich auch nur als seltsam bezeichnen. Insgesamt ist die Handlung ziemlich abgedreht - für englische Komödien typisch (siehe nur Hot Fuzz), aber sicher nicht jedermanns Geschmack.
Was den Film meiner Ansicht nach so grandios und absolut sehenswert macht, sind die Sprüche der Beteiligten. Insbesondere Ray verfügt über ein loses Mundwerk und stapft damit von Fettnapf zu Fettnapf. Da er zudem noch ziemlich aggressiv ist und über wenig Toleranz verfügt, handelt er sich regelmäßig Ärger ein - für die Zuschauer ein heilloser Spaß. Einziger Wehmutstropfen war, dass der Film bei uns in der Sneak als deutsche Fassung lief - Ray’s Sprüche wären in der OV sicher besser gewesen, und auch dessen irischen Akzent hätte ich gerne gehört.
Ein absolutes Muss!
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(4 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)
Ein Cover wie das da links, ein Vier-Sterne-Rating bei imdb und eine Beschreibung wie die Folgende:
Donna’s senior prom is supposed to be the best night of her life, though a sadistic killer from her past has different plans for her and her friends.
Ach ja, könnte es sich hier vielleicht um einen typischen Teenie-Slasher-Film handeln? Aber klar. Mit kleinen Abstrichen.
Zur “Story”: Donna lebt bei ihrem Onkel und ihrer Tante, seit ihre Familie von einem psychopatischen Stalker-Lehrer abgestochen wurde. Just zu Donnas Prom Night (ihrer Abschlussfeier) bricht selbiger Lehrer aus dem Knast aus und murkst nach und nach Donnas Klassenkameraden ab.
Interessant ist der Film aus zwei Gründen (und nein, keiner davon hat mit der Story zu tun):
- Der Film sieht eigentlich ganz gut aus. Vielleicht hat da der Regisseur etwas zu oft in die filmtechnische Trickkiste à la “klimpernde Metallbügel im Schrank” gegriffen, alles in Allem ist aber das Setting und die Ausstattung eigentlich ganz nett und lässt zumindest ein klein wenig Geld im Hintergrund vermuten.
- Ist der Film in den USA ab 13. 13! Hierzulande bekommt er vermutlich ein 18er-Rating, aber die Filmemacher haben einiges versucht, um auch den kleinen Teenagern legal ein bisschen Horror anzudrehen.
Im Film fließt nämlich außergewöhnlich wenig Blut (ja, Menschen bluten eigentlich, wenn man des Öfteren mit einem Messer auf sie einsticht). Eigentlich ist das ja einmal ganz erfrischend, nicht jedes Anritzen der Haut (laut meinem alten Lateinlehrer gibt es da im Lateinischen ein Wort für, das genau den Moment beschreibt, zu dem das Messer durch… aber egal) in einem visuell aufregenden Reigen von Farbe, Form und Fleckenbildung zu sehen, aber die Intention dahinter ist irgendwie doch völlig Banane!
Was sollen Kinder mit so einem Film anfangen? Nein, Blut fließt nicht, aber so ein Serienmörder, der eine Spur von Leichen hinterlässt, ist doch irgendwie vielleicht nicht die gute Abendlektüre für dreizehnjährige!
Ah, ich fühle ein gewaltiges Gemecker heranziehen… Prom Night ist ein mieses Remake des vermutlich ebenso miesen Originals aus den Achtzigern. Miese Schauspieler, miese Regie, mieses Drehbuch. Warum zum Beispiel hört niemand die Schreie der Opfer? Ist das Hotel ansonsten völlig leer oder sind die Wände mittlerweile so schallisoliert, dass auch der gelegentlich eintreffende Rockstar im Hotelzimmer nebenan eine Privatparty veranstalten kann? Und wieso wird jeder klischeebehaftete Horrorfilm-Trick (“Es war alles nur ein Traum”, “Hinter dir im Spiegel steht jemand”…) bis ins Unendliche ausgewalzt?
Tokio Hotel auf dem Soundtrack tun ihr Übriges, mir den Abend zu vermiesen… Englisch können die Kiddies irgendwie auch nicht.
Anyway, miese Durchschnittskost. Spart’s euch. Ein halber Aufzug, der auch bei Feuer noch funktioniert. Isch abe fertig.
Dennis
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(2 Stimme(n), durchschnittlich: 1,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Prom Night bei imdb
- Filmfehler… Zumindest ein Anfang
Kommentare deaktiviert für Prom Night
27. Mai 2008
Ja, es gibt sie noch, die Sneak in Münster, und ja, ich war die letzten vier Wochen auch da. Warum es bislang keine Sneakcast-Berichte gab? Ähm…*verlegenlächel*… es gab da ein kleines Zeitproblem. Wie auch immer, dies ist der erste von vier (nachträglichen) Sneak-Berichten aus Münster, die allesamt durchaus sehenswerte Filme betrafen.
Bei “Mio fratello è figlio unico” handelte es sich um einen italienischen Film, der in seinem Heimatland auch alle möglichen Preise abgestaubt hat. Zum Glück für mich und das Münsteraner Publikum - das nicht so kosmopolitisch ist wie das kalifornische - lief der Film nicht im italienischen Original sondern auf deutsch. Einzig der Titel wurde nur auf italienisch angezeigt und hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet - ich wusste nicht, ob mit “figlio unico” Einzelkind oder einzigartiges Kind gemeint ist. Gepasst hätte beides.
Wie der Titel andeutet, geht es um eine Familiengeschichte, nämlich die der beiden Brüder Accio und Manrico Benassi. Die beiden leben mit ihrer Schwester und den Eltern in beengten Verhältnissen in einer Kleinstadt namens Latina. Vor dem Hintergrund der 60er und 70er Jahre wird ihr Verhältnis zueinander und dessen Entwicklung dargestellt.
Was wie ein typischer Beziehungsfilm klingt, bekommt Würze dadurch, dass der Film politische Strömungen mit einbezieht. Während Manrico sich aktiv bei den Linken engagiert, landet Accio auf seiner Suche nach Kameradschaft bei den Faschisten. Die Darstellung der Faschisten aus Accios Perspektive ist gleichzeitig zurückhaltend und kritisch, der spätere Wechsel Accios zur Linken wirkt richtiggehend zynisch. Sprüche wie “Es ist immer gut, einen Faschisten in der Familie zu haben”, wenn Accios Schwester ihren Liebhaber verprügeln lassen will, machen den Film absolut kurzweilig. Interessant ist auch das Bild, das von den wilden 60ern und 70ern in Italien vermittelt wird. In der Familie Benassi treffen quasi alle Konflikte aufeinander, die zu dieser Zeit die Gesellschaft bewegten.
Sehenswert, daher vier von fünf Sternen.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
22. Mai 2008
Die Spatzen pfeifen es schon seit Wochen von den Dächern: Einer der bekanntesten und beliebtesten Leidwandhelden feiert 2008 sein furioses Comeback: Indiana Jones.
Nach seinen drei Abenteuern Jäger des verlorenen Schatzes (1981), Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) sowie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) war es lange Zeit still um ihn geworden. Doch nach der Jahrtausendwende wurden in unregelmäßigen Abständen Gerüchte laut, die von einem vierten Film sprachen. Harrison Ford zeigte konstant Interesse, erneut in die Rolle des Archäologen zu schlüpfen. Doch erst in Jahr 2006 wurden die Streitigkeiten um das Drehbuch geklärt und die Produktion bekam grünes Licht. Wie bei Lucasfilm üblich wurden alle Details so lange und so gut es ging unter Verschluss gehalten. Die Spannung stieg bei der Fangemeinde bis ins Unermessliche. Jetzt ist er da!
Zuerst gibt es vielerlei Grund aufzuatmen: Harrison Ford (mittlerweile stolze 65 Jahre alt) ist genau so fit wie anno 1989. Er glänzt immer noch durch schnittige Oneliner, harte Kämpfe und dadurch, dass man nicht sieht wenn er einen Stuntman braucht. Der gesamte Look des Films entspricht in weiten Teilen dem der Originale, die digitalen CGI-Spielereien halten sich (weitesgehend) bedeckt. Alle Anspielungen auf die früheren Indy-Filme sind gelungen, sogar Star Wars wird zitiert (“Ich hab da ein ganz mieses Gefühl.”). Der Zeitwechsel von den 30er in die 50er Jahre ist konsequent vollzogen worden und der Wechsel vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg sorgt für einige Frische. Aber gerade dadurch, dass trotz 20 vergangener Jahre (der Film spielt 1957) immer noch eine große Distanz zur Gegenwart herrscht bleibt ein unwiderstehlicher Retrocharme erhalten, der schon die Vorgänger auszeichnete. Die Geschichte gibt sich typisch Indy-like und das Schatzsucher-Fieber stellt sich schon in den ersten paar Minuten ein.
Aber leider ist es eine George Lucas-Produktion, was man dem Film auch hin und wieder anmerkt. Nachdem der “Altmeister” mit den schlechten Star Wars Episode I & II, und der ganz ordentlichen Episode III viel von seiner einstigen Beliebtheit verspielt hat, fürchteten die Fans, es würde nun auch noch Indy an den Kragen gehen. Zugegeben, die minutenlange Jagd durch den Dschungel, bei der Mutt Williams (Shia LaBouef) gegen Irina Spalko (Cate Blanchett), jeder auf einem Jeep stehend miteinander um den Kristallschädel fechten, treibt einem Tränen (oder sollte ich sagen Erinnerungen an Fluch der Karibik 2) in die Augen. Manche Szene wirken einfach lächerlich, deplatziert und effektüberladen. Hier sei vor allem auf das Ende verwiesen, welches einfach zu übertrieben war.
Man kann im Falle von Indiana Jones jedoch nicht davon sprechen, dass George Lucas (Produzent) irgend etwas versaut hätte, denn Regie führte niemand anderes als (diesmal wirklich) Altmeister Steven Spielberg, dem auf dem Regiestuhl noch niemand etwas vorgemacht hat und der nach schrecklichen Machenwerken der vergangenen Jahre (Krieg der Welten) sich auf seine alten Stärken zurück berufen hat.
Insgesamt ist Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ein spannender Abenteuerfilm mit kleinen Schönheitsfehlern geworden, der auf ganz unterschiedlichen Ebenen einer älteren Schule des Filmemachens angehört und der in der Zeit des Massenkapitalismus im Rudel des Nachfolgerwahns positiv hervorsticht. Einige werden jetzt Fragen: “Und welche Note kriegt der Film jetzt?” Tja, ich werde mit einem Zitat von Harrison Ford kontern: “Es ist mir egal, was die Kritiker sagen, solange der Film dem Publikum gefällt.”
Wenn das so ist, sitze ich im Publikum, sicher auch bei Indiana Jones 5.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(4 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)
Links zum Beitrag:
- Indiana Jones bei imdb
28. April 2008
Bei der letzten Sneak war ich sehr gespannt, weil der Film als “early early early Sneak” angekündigt worden war. Abgesehen von den überflüssigen Anglizismen (Warum kann man nicht einfach “früh” sagen?) erhöht so etwas natürlich enorm die Spannung und ist somit für die meisten Sneaker genau das Richtige.
Ehre, wem Ehre gebührt: Obwohl der Film schon Mitte Juli, also gar nicht mal so spät, anläuft, hatte ich vorher noch nie etwas davon gehört. Es geht um ein Callcenter, das geschlossen werden soll, wenn sich nicht die Quote verbessert. Im Mittelpunkt der Handlung stehen der Chef der Callcenter-Abteilung (August Zirner), sein bester Mitarbeiter Adrian, der zu schüchtern ist, um Frauen in die Augen zu sehen, (Johannes Allmayer) und der neue Mitarbeiter Sascha (Maximilian Brückner), der von einer Karriere beim Fernsehen träumt und für den der Callcenter-Job nur eine Notlösung ist. Während des Films entwickeln sich die Charaktere weiter, was interessant anzusehen ist.
Alles, was Recht ist, man merkt schon an dieser Beschreibung, dass die Bezeichnung “Komödie” auf den Film nicht passt. Als solcher wurde er nämlich sowohl von den Cineplex-Mitarbeitern in Münster als auch von dem Gesandten des Verleihs bezeichnet. Er war zwar an einigen Stellen lustig, aber für eine richtige Komödie fehlte es an einem Friede-Freude-Eierkuchen-Ende. In dem Film jagte nicht ein Gag den anderen, und man hatte auch nicht den Eindruck, dass dies so gewollt war. Man kann jetzt darüber streiten, was eine richtige Komödie ausmacht, doch mein Eindruck war jedenfalls, dass der Film keine ist. Das ist natürlich so subjektiv, wie Eindrücke immer zu sein pflegen, aber das gilt ja für die gesamte Rezension! Ich meine auch, es tut dem Film ganz gut, dass sich das Genre nicht eindeutig bestimmen lässt. Er ist fesselnd, und das ist die Hauptsache.
Es ist allerdings schade, dass der Callcenter-Stoff bereits in Outsourced behandelt wurde. Obwohl ich nicht weiß, welcher Film eher da war und wer die Idee zuerst hatte, wirkte Selbstgespräche auf mich deshalb nicht so originell, wie er es sonst vielleicht getan hätte. Vier von fünf Klapprädern der gehobenen Mittelklasse gibt es aber doch.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(2 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)
22. April 2008
Lauf um dein Leben - Vom Junkie zum Ironman ist die wahre (oder zumindest von der Wahrheit inspirierte) Geschichte von Andreas Niedrig, der - wie der Titel bereits vermuten lässt - nach Jahren des Daseins als Drogensüchtiger mit viel Schweiß, Blut und Tränen auf den rechten Weg zurückgekehrt ist und schließlich als bester Einsteiger aller Zeiten am Ironman-Lauf auf Hawaii teilgenommen hat.
Das alles ist eine wirklich unglaubliche Geschichte, die Niedrig (übrigens laut der Wikipedia der Bruder der Niedrig aus der Sat.1-Pseudodoku Niedrig und Kuhnt) im gleichnamigen Buch erzählt und verarbeitet hat. Jetzt gibt es also den Film zum Ganzen.
Ich tue mich hier außergewöhnlich schwer mit einer gerechten Rezension, also machen wir das Ganze einmal ganz sachlich. Die Bilder sind für einen deutschen Film außergewöhnlich… groß. Im Über-über-über-breitbildformat sehen wir zu neunzig Prozent wirklich feine Aufnahmen mit schön viel Tiefenunschärfe, tollen Drehorten (mit einigen wirklich miesen Ausnahmen) und stimmiger Atmosphäre. Die Schauspieler, allen voran natürlich Max Riemelt als Andreas Niedrig, machen ihre Sache ziemlich gut und Axel Stein, bekannt aus allerlei Kino- und Fernsehgedöns überzeugt in einer zumindest partiell ernsthaften Rolle. Udo Schenks Trailerstimme, mit der er Andreas’ Vater, einen hochdekorierten Polizisten, spielt, ist mir in Verbindung mit seinem Ex-Marine-Gesichtsausdruck immer ein bisschen viel, aber… gut. Uwe Ochsenknecht schließlich als Trainer Oscar, der Andreas bei der Rückkehr zum Sport hilft, ist nicht halb so struppig wie sein Hund.
Hm, ich glaube, ich kann mich nicht länger drücken… Lauf um dein Leben macht irgendetwas falsch, aber ich kann beim besten Willen nicht genau sagen, was. Vielleicht ist es die Tatsache, dass so etwas als live erzählte Lebensgeschichte, ja, meinetwegen als Dokumentation im ZDF-Nachtprogramm glänzend funktioniert, auf der Kinoleinwand aber - zumindest bei mir - so überhaupt nicht. So mitreißend Andreas’ Geschichte eigentlich ist, so langweilig war mir im Kino. Ich wartete kontinuierlich auf sein nächstes Drogen-High und auf den nächsten Absturz, auf den nächsten Hoffnungsschimmer und den nächsten Holzhammer.
Vielleicht ist es aber auch die Tatsache, dass der Film ein bisschen zu viel von allem hat. Zu viel Achtziger-Flair (ja, es sind die Achtziger, ich habe es verstanden, ohne dass ihr Robert Gwisdek mit einem Rubik’s Cube spielen lasst, danke sehr), zu viele Drogenszenen (ja, die vier Jungs sind drogensüchtig, ich habe es verstanden, ohne alle fünf Minuten eine neue Kiffer-, Pillen- oder Spritzenszene zu sehen) und auch einfach zu viel Max Riemelt…
Traurig aber wahr: Die Download für Lehrer-Option auf der offiziellen Filmseite wird wohl pädagogischer Wunschtraum bleiben, werden doch die Schüler, die zu Aufklärungszwecken mit diesem Film konfrontiert werden, sich über die lustigen Sprüche freuen, die Drogentrips mit Yo, cool
wahrnehmen und den Rest geflissentlich ignorieren.
Ziel verfehlt. Zweieinhalb geklaute Fernseher aber trotzdem, allein aufgrund der Tatsache, dass an diesem schlechten Drehbuch wieder einmal die Realität mitgeschrieben hat.
Dennis
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,33 von 5)
Kommentare deaktiviert für Lauf um dein Leben – Vom Junkie zum Ironman
21. April 2008
Wenn diese Rezension der Münsteraner Sneak vom 15.4. erst fast eine Woche später erscheint, so liegt das diesmal nicht an den terminlichen Schwierigkeiten, jedenfalls nicht ausschließlich. Ich hatte einfach die Hoffnung, dass ich innerhalb dieser Woche eine Eingebung bekomme, was ich denn eigentlich zu diesem Film schreiben möchte. Die Inspiration ist jedoch ausgeblieben, so dass dies hier vermutlich eine relativ trockene Kritik wird, vor allem im Vergleich zu Patricks begeistertem Bericht zu Control.
Die Story ist schnell erzählt: Lenny Savage leidet an Demens, so dass seine beiden Kinder Wendy und Jon sich um ihn kümmern müssen. Beide hatten seit Jahren keinen Kontakt zu ihrem Vater, bringen ihn aber jetzt in einem Altenpflegeheim in der Nähe ihrer Wohnorte unter. Während sie sich um Lenny kümmern, bekommen sie auch langsam ihr Leben in den Griff.
Oder so ist es zumindest geplant. Mein Eindruck war eher, dass der Film sich völlig vorhersehbar entlang schleppt, ohne dass groß etwas passiert. V.a. die Beziehung zu dem Vater ist mir ein Rätsel: obwohl er sie als Kinder mit seinen Launen tyrannisiert hat und sie keinen Kontakt hatten, scheinen Kinder und Vater sich ziemlich gut zu verstehen, sobald sie sich gezwungen sehen, Zeit miteinander zu verbringen. Zugegeben, keiner der Protagonisten war besonders glücklich, aber ob das als Verständnisgrundlage reicht?
Diejenigen, die bereits einen Trailer für diesen Film gesehen haben, werden ihn möglicherweise interessant gefunden haben, weil der Trailer stellenweise doch recht witzig war. Fallt nicht darauf ‘rein! Die Sprüche, die im Trailer gezeigt werden, machen bereits 90% des Wortwitzes im gesamten Film aus. Und das, obwohl ich die OF gesehen habe. Das war übrigens noch so eine Enttäuschung: da hatte ich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um noch an Karten für die OF zu kommen, weil uns aus Versehen welche für die deutsche Fassung verkauft worden waren. Und dann kommt ein Film, den man getrost auch in Deutsch hätte sehen können. Der - meiner Ansicht nach - beste Wortwitz steckt bereits im Titel: “savage” heißt “wild, brutal” oder “Wilder”, was zumindest zu Lenny Savage passt. Allerdings soll der Film wohl auch eher ein Drama als eine Komödie sein…
Der Ehrlichkeit halber muss man dem Film allerdings zugestehen, dass er in keiner Weise kitschig ist. Es gibt keine rührende Versöhnung und auch keine wunderbare Romanze. Das ist immerhin auch schon etwas, aber nicht genug, um den Besuch dieses Films wirklich lohnend zumachen. Zwei von fünf Sternen gibt es trotzdem, weil an der schauspielerischen Leistung nichts auszusetzen ist. Und für jemanden, der das Portrait einer kaputten, unglücklichen Familie der amerikanischen Mittelklasse sehen will, die sich mit dem Tod auseinandersetzt, mag es ja wirklich etwas sein…
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(Noch keine Bewertungen)
Links zum Beitrag:
- The Savages bei IMDb
Kommentare deaktiviert für Die Geschwister Savage (The Savages)
14. April 2008
Ich gebe offen zu, ich hatte mich vor diesem Film gefürchtet. Die Ansage in der letzten Münsteraner Sneak (Outsourced) wies so deutlich auf Chiko hin (“deutscher Film”, “Slang”), dass Leute, die - wie ich - nicht eben scharf auf das Hamburger Drogenmilieu waren, nur hoffen konnten, es handele sich um einen zugegebenermaßen ziemlich lahmen Aprilscherz. Das war dann ja offensichtlich nicht der Fall, aber ganz so furchtbar, wie ich gedacht hatte, wurde es dann doch nicht. Insbesondere war der Slang doch eher komisch als nervig.
Zum Inhalt: Chiko - wie der Gute sich unter Missachtung der spanischen Schreibweise selbst nennt - ist ein kleines Licht in der Hamburger Drogenszene. Er scheint weder Job noch Ausbildung zu haben, genau wie sein bester Freund Tibet. Dabei bräuchten die beiden dringend Geld, um Tibets Mutter eine neue Niere zu kaufen. (Abgesehen davon, dass das natürlich illegal ist, frage ich mich auch, wie sie es praktisch anstellen wollen, an eine Niere zu kommen, die mit dem Gewebe der Mutter hinreichend gut übereinstimmt, aber das nur am Rande.) Jedenfalls möchte Chiko größer in das Drogengeschäft einsteigen und macht sich deshalb an Brownie ‘ran, der den Hamburger Drogenhandel kontrolliert. Doch das Drogenmilieu ist gefährlich…
Letzteres ist im Prinzip die einzige Aussage, die man diesem Film entnehmen kann, und ‘mal ehrlich: wer hat das nicht schon vorher gewusst? Nach Chiko geht man ratlos aus dem Kino und fragt sich, was einem dieser Film gebracht hat. Das Drogenmilieu ist aus den vielen ähnlichen Filmen hinlänglich bekannt, tiefschürfende Charakterentwicklung gab es nicht, und Auswege aus dem Drogensumpf und der Aussichtslosigkeit wurden erst Recht nicht aufgezeigt. Und obwohl der von den Protagonisten verwendete Slang durchaus komisch wirkte und für einige Lacher im Publikum sorgte, kann man Chiko auch nicht als Komödie bezeichnen. Nach dem Film weiß man: so nicht! Aber wie dann?
Fazit: Weder katastrophal noch irgendwie nützlich - ich habe ihm ursprünglich eine 3- gegeben, tendiere aber mittlerweile eher zu einem von fünf Blöcken Kokain.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(2 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)