29. Mai 2008

Standard Operating Procedure

Category: Film,Sneak — Anne @ 17:36

Standard Operating Procedure Filme wie Standard Operating Procedure sind der Grund, warum ich gerne in die Sneak gehe. Diesen Film hätte ich nämlich ganz sicher nicht “einfach so” im Kino gesehen, selbst wenn ich davon irgendwelche Trailer gesehen hätte (was nicht der Fall war). Trotzdem war der Film extrem interessant und eindrucksvoll - ein Film, der einen zum Weiterdenken anregt.

Standard Operating Procedure ist ein Film über die Misshandlungen irakischer Gefangener im Gefängnis Abu Ghraib. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm, der zum allergrößten Teil aus Interviews und den berühmten Fotos besteht. Nur ganz wenige Sequenzen sind nachgespielt worden, und meist wurden diese auch szenisch verändert und verfremdet. Ansonsten konzentriert sich der Film auf die Täter, die in Interviews den Alltag darstellen und die Hintergründe der Fotos beleuchten. Auffällig ist, dass die Aussagen der US-Soldaten nicht kommentiert oder bewertet werden. Es gibt keinen Erzähler, der eine Verbindung zwischen Interviews und Fotos schafft oder der die Handlungen verdammt. Die Aussagen der Täter stehen für sich alleine und sprechen für sich - sie zeigen keine Reue, sondern fühlen sich als Bauernopfer.

Was den Film so interessant macht, ist, dass man einen Einblick in das Leben in Abu Ghraib bekommt. Für mich als Nicht-Wehrpflichtige Deutsche ist schon allein das Leben in der Armee unvertraut, ganz zu schweigen von dem Leben als Gefängniswärter im Irak. Der Blick auf die Fotos zeigt, dass die Wachtruppe eine Einheit gebildet hat, die sich untereinander gut verstanden hat. Sie haben Witze gerissen und Späße gemacht - bis hin zu menschlichen Pyramiden. An und für sich ist die Situation vertraut: Jede Gruppe von Arbeitskollegen, die sich in feindlich gesonnenem Ausland befindet, würde wohl ähnlich zusammenhalten. Es ist nur die Art und Weise, wie sich diese Leute amüsieren, die - völlig zu Recht - Anstoß erregt.

Alles in allem ist der Film durchaus sehenswert, aber nichts für schwache Nerven. Da er zudem fast zweieinhalb Stunden geht und in Deutschland nur im Original mit deutschen Untertiteln läuft, ist er sicherlich nicht als leichte abendliche Unterhaltung geeignet. Ach ja, der Titel bezieht sich übrigens darauf, dass manche der Handlungen - erstaunlicherweise - als Standard Operating Procedure eingeordnet wurden, andere als Crime.

Anne

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