29. Oktober 2007

Original und Fälschung

Category: Film,Meta — Dennis @ 11:50

Vor ein paar Tagen lag die Shrek 3-DVD in meinem Briefkasten. Ich hatte den Film natürlich als er herauskam im Kino gesehen und mich auch königlich amüsiert… trotzdem blieb an manchen Stellen ein komisches Gefühl. Ich sah mich zu meiner Begleitung um und schien nicht alleine zu sein: Der letzte Satz ergab irgendwie keinen Sinn. Er war nicht lustig, er passte nicht in die Szene, irgendwie war das falsch.

Bevor mich die Shrek-DVD erreichte, landeten nacheinander irgendwann alle Simpsons-Staffeln auf DVD bei mir. Und bei einer wunderte ich mich doch ein bisschen: Bart schrieb The boys’ room is not a water park an die Tafel, die deutsche Stimme sagte Das Jungszimmer ist kein Wasserpark. Hm.
Was ist da passiert? Naja, der Übersetzer hat offensichtlich Mist gebaut. Das Jungszimmer ist kein Wasserpark – was zur Hölle soll das heißen? Wenn man boys’ room allerdings richtig mit Jungenklo übersetzt, macht plötzlich alles Sinn.

Nun ja, ein verzeihlicher Ausrutscher könnte man meinen, ein Einzelfall. In den letzten Jahren fällt mir aber immer häufiger auf, dass die Übersetzung sowohl von Serien als auch von Kinofilmen (mit richtig, richtig großem Budget) qualitativ immer schlechter wird.
Gut, zugegeben, Übersetzungen sind keine einfache Sache und erfordern viel Zeit, Geduld, Sach- und vor allem kulturelle Kenntnis. Man kann einen Gag nicht übersetzen, den man nicht versteht.
Trotzdem frage ich mich dann immer: Der Filmverleih hat jetzt Millionen von Euro in riesige Werbekampagnen gesteckt, die ein Produkt bewerben, das durch Einsatz von nur ein bisschen mehr Geld für bessere Übersetzer, durch ein bisschen mehr Zeit noch eine gute Ecke schöner, lustiger und sinnhafter hätte werden können!

Und nicht nur die teilweise grottigen Übersetzungen verleiden mir viele Filme und bringen mich dazu, mir die Originale entweder in der OV im Kino oder auf DVD (oder, im Falle von Fernsehserien, aus dem Internet) anzusehen: Falsche Synchronsprecher!
Natürlich scheiden sich die Geister an der Qualität verschiedener Synchronisationen, es gibt sogar Filme und Serien, bei denen durch die Übersetzung dazu gewonnen haben (man denke nur an die Serie Die Zwei mit Roger Moore und Tony Curtis). Aber ganz egal, ob die Synchronsprecher jetzt einen total tollen Job bei einem Film machen oder nicht: Man gewöhnt sich an sie. Roger Moore sollte klingen wie Roger Moore, Jack Nicholson wie Jack Nicholson und der Esel aus Shrek sollte verdammt noch mal so klingen wie der Esel aus Shrek!

Wenn Synchronsprecher sterben, bleibt natürlich keine andere Wahl, als eine möglichst ähnliche Stimme zu suchen. Manchmal wird auch hier die Qualität der Serie oder des Films sogar noch etwas besser, man kommt etwas näher ans Original heran. Trotzdem ist und bleibt Elisabeth Volkmann für mich die deutsche Stimme der Marge Simpson, auch wenn Anke Engelke objektiv wohl besser ist. Der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier.

Also, liebe Filmverleihe, tut mir einen Gefallen und bezahlt euern Übersetzern ein klein wenig mehr, zeigt ihnen, dass sie mit die wichtigsten Leute beim Film sind und dass ohne sie das ganze nur halb so lustig wäre. Lasst ihnen die Zeit, die sie brauchen und setzt nicht euren Sohn, der doch immer ne zwei in Englisch hat zur Übersetzung an den Schreibtisch. Das hat das Publikum besser verdient.

Und an euch, das Publikum: Schaut mehr Filme im Original. Selbst wenn ihr mit dem englischen Probleme habt – probiert es aus! Manchmal ist ein halbwegs verstandener Film im Original immernoch besser als ein vollkommen verstandener Film in einer schlechten Übersetzung.

So, genug gemeckert, jetzt ab ins Kino, OVs gucken!
 Dennis

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