27. Juni 2008
Dieser Film, der vor einigen Wochen in Münster in der Sneak lief und mittlerweile auch regulär im Kino zu sehen ist, war wieder einmal einer, der in die Kategorie sehenswert fällt.
Die Story: Der Anführer einer paramilitärischen Organisation, Michael X (nach seinem Vorbild Malcolm X benannt), soll in England für seine Verbrechen vor Gericht gestellt werden. Das Verfahren wird jedoch bald eingestellt. Grund dafür ist, dass Michael X über brisante Fotos eines Mitglieds der königlichen Familie verfügt, die er zu veröffentlichen droht. Dass MI5 bekommt auch bald heraus, wo er die Fotos verwahrt, nämlich in einem Bankschließfach. Die Verantwortlichen stehen allerdings vor einem Problem: Sobald sie auf offiziellem Weg versuchen, an die Fotos heranzukommen, wird die Existenz der Fotos und damit über kurz oder lang deren Inhalt publik werden. Was läge da näher, als es auf inoffiziellem Wege zu versuchen?
Und so macht sich der Geheimdienstmitarbeiter Tim Everett - unterstützt von der undurchsichtigen Martine Love - auf die Suche nach Leuten, die einen Einbruch in den Tresor der Bank verüben können. Er landet bei einer Gruppe von Kleinganoven, die bislang eine erfolglose und eher klägliche Existenz fristen. Das Team mach sich an die Vorbereitung des Bankraubs (juristisch betrachtet übrigens kein Raub, sondern “nur” Diebstahl - jedenfalls nach deutschem Recht), der einen größeren Job darstellt als alles, was sie zuvor je versucht haben. Dabei ahnen sie nicht, um was es in Wahrheit geht, sondern denken, dass Martine, die sie von früher kennen, ihnen nur einen guten Tipp geben wollte.
Das ist der Anfang der Geschichte, und der Film nimmt sich verhältnismäßig viel Zeit, um diese Story aufzubereiten. Was dann beim Bankraub tatsächlich passiert und wie es für die Charaktere weitergeht, sollte sich jeder, den es interessiert, selber anschauen. Nur so viel sei gesagt: Die Ereignisse überstürzen sich gegen Ende des Films mehr und mehr und werden immer aberwitziger. Das ist ganz besonders verwunderlich, weil der Film angeblich auf wahren Tatsachen beruht.
Ich habe versucht, im Internet herauszufinden, welche Teile der Geschichte wahr sind. Einige sind so absurd, dass man fast das Gefühl hat, die müssten wahr sein (z.B. die Rolle des Amateurfunkers). Andererseits ist der Film an einigen Stellen absichtlich überzogen, um sich vom Realismus zu entfernen. Genau diese Gratwanderung zwischen Ganovenkomödie und Politthriller wurde in anderen Rezensionen, auf die ich bei der Recherche gestoßen bin, angekreidet. Ich finde allerdings, dass die komischen Elemente den Film leichter zugänglich machen und auch geeignet sind, ein Publikum zu fesseln, dass sich nicht für die kritische Seite des Films interessiert. Auch mit komödiantischen Einlagen war der Film am Anfang etwas schleppend, so dass man Schwierigkeiten hatte, in die Story ‘reinzukommen. Als bitterernste Politikkritik wäre der Film womöglich zu trocken gewesen. Auch scheint mir, dass die Quellenlage zu schlecht ist, als dass man einen Aufklärungsfilm daraus machen könnte - durch die Verbindung mit anderen Genres wird deutlich, dass es sich hier letztendlich um Fiktion handelt, selbst wenn sie auf der Realität basiert.
Alles in allem ein sehenswerter Film: vier von fünf Bankschließfächern.
Anne
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26. Juni 2008
Da mir Ang Lees Hulk 2003 nicht sonderlich gefallen hat, war ich zunächst sehr skeptisch, als ich noch in deutschen Landen den Trailer zum Sequel The Incredible Hulk gesehen habe. Sobald ich jedoch beim Abspannsitzenbleiber erfahren hatte, dass die neue Hulk-Verfilmung genau wie der absolut geniale Iron Man (Renzension) eine eigenständige Marvel-Produktion ist, war klar, dass ich ihn unbedingt sehen muss.
The Incredible Hulk ist eine Mischung aus Remake und Sequel. Der Film beginnt im Grunde dort, wo der Vorgänger 2003 aufgehört hat. Viele Hintergründe und Details der Vorgeschichte werden in Rückblicken allerdings anders — und wie ich finde besser — dargestellt. Insgesamt ist das aktuelle Werk deutlich näher an der ursprünglichen Hulk-TV-Serie. Wie es in Bezug auf die Comicvorlage aussieht, kann ich allerdings nicht beurteilen, da ich diese nie in Händen gehalten habe. Obendrein spricht mich die Animation des grünen Helden in der zweiten Version deutlich mehr an: rauher, dunkler, griffiger — irgendwie hulkiger.
Inhaltlich bietet der Streifen erwartungsgemäß keine großen Überraschungen. Wir haben Dr. Bruce Banner auch bekannt als Hulk und seine Freundin Betty Ross auf der einen sowie General Ross, seinen besten Mann Emil Blonsky und eine ganze Menge Militärs auf der anderen Seite. Doch schon bald ist in diesem actiongeladenen Spektakel gar nicht mehr so klar, wer eigentlich auf welcher Seite steht…
Neben einer gehörigen Portion Action bietet der Film auch einige ruhigere, durchaus glaubwürdige Szenen mit Gefühl. Das ganze gewürzt mit einer ordentlichen Prise abstruser science-fiction und schon haben wir knappe zwei Stunde vortreffliche Unterhaltung. Dieser Film kommt allerdings bei weitem nicht an den phänomenalen Iron Man heran. Insgesamt “nur” eine glatte 2.
Apropos Iron Man. Den muss man unbedingt gesehen habe, bevor man sich The Incredible Hulk anschaut, damit man Tony Starks kurzen aber äußerst wirkungs- und verheißungsvollen Auftritt richtig zu genießen vermag. Man darf gespannt sein, was Marvel uns in der Zukunft noch kredenzen wird…
Patrick
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13. Juni 2008
Oh oh, es riecht nach Blasphemie in diesen heiligen Sneakcast-Hallen: Dennis bespricht ein Videospiel. Naja, nicht irgendein Videospiel…
Wie die Kategorie dieses Artikels etwas kontrovers andeutet ist Okami ein Kunstwerk – und was für eins. Zwar gibt es das Ganze schon seit mehr als einem Jahr für die Playstation 2, seit heute ist das Spiel aber auch für die Wii (die, meiner bescheidenen Meinung nach, einzig innovative Konsole) verfügbar. Doch, was ist Okami?
Okami ist zunächst einmal ein japanischer Ausdruck für Wolf und damit sind wir direkt dabei: Ihr spielt Amaterasu, die Wiedergeburt von Shiranui, einer auf die Erde (genauer gesagt in das klassische Japan) gekommenen Manifestation eines Sonnengottes. Dieser hat vor hundert Jahren zusammen mit dem Helden Nagi den Dämon Orochi besiegt und in eine bewachte Höhle verbannt. Doch wie man das so kennt, hält keine Verbannung für immer und so wird auch Orochi befreit und bringt wieder Unheil über die Welt. Somit ist es an Amaterasu (und dem Sidekick Issun), Orochi zu bändigen und die Welt zu retten.
Das alles ist nicht wirklich außergewöhnlich und obwohl die Story von Okami ganze Bände füllen könnte (allein die ersten zwanzig Minuten des Spiels verbringt man mit der Einführung in die hier kurz umrissene Geschichte, bevor man den Controller überhaupt in die Hand nehmen kann), hat man auch Geschichten in diesem Umfang bereits gesehen. Was Okami anders macht, fällt aber eigentlich direkt nach dem Einlegen der DVD auf: Der Stil des Spiels - und so kommen wir wieder zum Thema Kunst zurück.
Okami ist wie ein Gemälde aus den feudalen Zeiten Japans. Amaterasu läuft durch eine Welt, die - je nach Fortschritt des Spielers - entweder aus düsteren, bedrohlichen Grün- und Brauntönen oder aus überschwänglichen Farben samt fallender Blütenblätter und Wind in den Bäumen besteht; selbst die Zwischensequenzen haben die körnige Textur von feinem Papier im Hintergrund und wirken wie gemalt.
Das Highlight des Spiels hat genau mit dieser Idee zu tun: Jederzeit hat der Spieler die Möglichkeit, das Geschehen anzuhalte und als Gemälde zu betrachten. Mit der Wiimote (der Wii-Fernbedienung) lassen sich nun Pinselstriche auf dem Papier führen, die dann, nach Fortsetzen des Spiels, ihre Wirkung entfalten. Je nach Malgeschwindigkeit und Abstand zum Fernseher entstehen dünne oder dicke Linien, die unterschiedliche Auswirkungen haben. Natürlich gibt es hier die obligatorischen destruktiven Zeichen (ja, auch die von allen Zelda-Spielern geliebte Bombe ist dabei), aber auch beispielsweise eine Geste, um Bäume wieder zum Blühen zu bringen, Seerosenblätter auf dem Wasser erscheinen zu lassen oder komplette Gegenstände aus dem Nichts zu erschaffen.
Auch wenn das hier sehr umständlich und theoretisch klingt: Das Ganze ist sehr gut in das Spielgeschehen integriert und wenn man sich erst einmal an die Steuerung und Tastenbelegung gewöhnt hat, geht einem der Wechsel zwischen den Modi leicht von der Hand.
Ungewöhnlich dabei: Okami nimmt sich trotz der durchaus ernsten Storyline selbst nicht ganz so wichtig. Hier schläft ein Charakter während eines längeren Monologes seines Gegenübers schon einmal ein und muss erst wieder aufgeweckt werden, bevor es in der Story weitergehen kann. Glück (eine Art Erfahrungspunkte für alle Rollenspieler) gibt es nicht nur durch das Lösen von Aufgaben oder Besiegen von Gegnern, sondern auch für das Füttern von diversen Waldtieren, die alle ihre eigenen kulinarischen Vorlieben haben.
Wirklich beurteilen kann ich Okami natürlich noch nicht - ich habe gerade einmal die ersten fünf Stunden Spielzeit hinter mir und habe damit gerade einmal an der Oberfläche gekratzt. Trotzdem zieht mich das Ganze wie schon seit Jahren kein Spiel mehr in seinen Bann.
Natürlich gibt es auch ein paar kleine Kritikpunkte (die zeitweise unpraktische Kameraführung zum Beispiel), aber alles in Allem überwiegt das Gefühl, hier ein Stückchen Software in der Hand zu halten, das endlich einmal wieder mit Liebe zum Detail, Herzblut und sehr, sehr viel Zeit entwickelt wurde.
Und was ist Kunst eigentlich anderes?
Fünf von fünf Pinselstrichen für Okami. Skeptiker sollten sich das Gameplay-Video ansehen oder das Spiel wenn möglich einmal antesten. Wer nach der ersten halben Stunde nicht gefesselt ist, der darf dann gerne wieder ins Museum gehen, um Werke der klassischen Postmoderne unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Veränderungen durch die Einführung der elektrischen Schreibmaschine zu besichtigen. Denn Kunst ist ja schließlich glücklicherweise Ansichtssache.
Dennis
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Okami-Gameplay-Video bei youtube
- Die offizielle Okami-Website
12. Juni 2008
Vor 9 Jahren kam ich das erste Mal mit amerikanischem Punkrock in Berührung. In dem Trailer zu einem Disney-Film würde es wohl heißen: „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Das Album, welches mein musikalisches Selbstverständnis nachhaltig prägen sollte hieß Americana von The Offspring. Meine Schwester kaufte sich die Platte und sie wurde zum ultimativen Soundtrack des unvergesslichen Sommers 1999.
Soviel zur Vorgeschichte. The Offspring, eine Band, von der man lange nichts mehr gehört hat. 2003 veröffentlichten sie ihr letztes Album Splinter, seitdem nur eine Greatest Hits. Sie waren kurz davor, in Vergessenheit zu geraten. Bis jetzt!
2008 melden sie sich mit einem Paukenschlag zurück: Rise and Fall, Rage and Grace ein Titel so großartig, dass er einem nie mehr aus dem Kopf geht. 12 neue Songs der Band aus Orange County, Kalifornien, die von so vielen als Veteranen des Punkrock bezeichnet wird. Wie schafft man es im vierundzwanzigsten Bandjahr noch relevante Songs zu schreiben? Wie schafft man es den Erwartungen der langjährigen Fans gerecht zu werden und gleichzeitig The Offspring einer neuen Generation zu eröffnen? Der Punkrock hat sich verändert seit 2003, seit Green Days American Idiot ist alles anders. Wie geht man damit um, wenn man nicht in Vergessenheit geraten will?
Das sind die Fragen, die Rise and Fall, Rage and Grace zu dem machen, was es ist: Ein Spagat aus Tradition und Innovation, ein großartiges Punkalbum, dass in einer Reihe mit den großen des Genres steht. Am ehesten lässt sich die neue Platte mit Underclass hero von Sum 41 vergleichen, da beide Alben es auf geniale Art verstehen, musikalisch zu reflektieren, was moderne Punkmusik ausmacht. Waren es auf Underclass hero musikalische Versatzstücke von Green Day, My Chemical Romance, Blink-182 und textliche von Good Charlotte (vor dem Absturz), so herrschen hier ebenfalls Querverweise vor.
- Half-truism ist der geistige Nachfolger von Self-esteem mit schneller Strophe
- Trust in you klingt wie aus ganz alten Offspring-Tagen und rockt wild drauf los
- You’re gonna go far, kid knüpft an die Party-Spaß-Songs a la Pretty Fly und Original Prankster an
- Hammerhead ist die kompromissloseste (und längste [4.40 min]) Offspring-Single. Ein Hammer!
- A lot like me ist eine der großen Überraschungen, eine richtige Ballade, groß produziert und emotional
- Takes me nowhere ist voll frontal und macht einfach Spaß
- Kristy, are you doing okay ? variiet das Riff von Green Day’s Time of your life (1997) und ist ein poppiger Radiosong mit ernster Thematik (Missbrauch und der Umgang damit)
- Nothingtown ist Want you bad in Mid-Tempo, macht aber trotzdem Spaß
- Stuff is messed up ist ein Mitsing-Mitgröl-Nummer in bester Sum 41-Manier
- Fix you ist eine pompöse Ballade, die einen Ausgleich zu den schnellen Nummern schafft und sich geschmeidig ins Gesamtbild fügt
- Let’s hear it for rock bottom fängt mit einer ruhigen Strophe an und setzt im Refrain auf Simplizität
- Rise and fall zitiert offen den Song American idiot und man hat das Gefühl, dass sich damit ein Kreis schließt
Die gesamte Bewertung des Albums hängt davon ab, ob man die Querverweise als billige Kopie ansieht oder als gewollte Intertextualität. Meiner Meinung nach spricht die musikalische Qualität des Albums eine eigene Sprache und ich bin der festen Überzeugung, dass es sich hierbei um das beste Punkalbum des Jahres 2008 handelt. Meine Erwartungen an die Platte wurden zu 100% erfüllt und es muss ja auch nicht immer die ganz große Innovation sein. In einer Zeit, wo sich viele Punkbands in widerliche Mainstream-Gefilde verabschieden und ihre Fans durch unterirdische Outputs vergraulen (Good Charlottes Good morning revival) freue ich mich über jede Band vom alten Schlag (wie The Offspring, Goldfinger) die es versteht, musikalisch mit der Zeit zu gehen und sich gleichzeitig auf ihre alten Stärken zu berufen. 5 Sterne!
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(4 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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- Das komplette Album als Stream!
10. Juni 2008
Dem kundigen Leser wird schon der Titel verraten, um welches Spiel es sich handelt. Für alle Nichtkundigen: “Leatherheads” bezieht sich auf die ledernen Kappen, die früher - vor Zeiten der Stahlhelme - im Football getragen wurden. Der Film spielt in den 20er Jahren und wird ganz von Football dominiert.
Die Story: Dodge Connellys (George Clooney) Football-Team, die Duluth Bulldogs, musste sich aus Geldmangel auflösen. Um weiter spielen zu können, verpflichtet Connelly Carter Rutherford (John Krasinski). Rutherford ist ein extrem erfolgreicher Kriegsheld und Football-Spieler, hat allerdings bisland nur im Team seiner Universität gespielt. Sein Einstieg bei den Bulldogs ist somit der Beginn des steilen Erfolgs des professionellen Fußballs.
Natürlich gibt es in dem Film - den man vom Genre her als Komödie einordnen würde - auch eine Frau: Lexie Littleton (Renée Zellweger), Reporterin, die entdecken soll, ob Rutherford wirklich ein Kriegsheld war oder ob die Geschichte vielleicht anders verlaufen ist. Sowohl Rutherford als auch Connelly und sogar Rutherfords Manager sind von Littleton entzückt, so dass es allein dadurch zu lustigen Situationen kommt. Wie das Ganze ausgeht, soll nicht verraten werden. Nur so viel: Es wird relativ deutlich, dass Clooney den Film produziert hat - ich würde das Ganze einen Film nach seinem Geschmack nennen.
Ein Wort noch zum Ton: Der Film lief bei uns in Münster als OV. Ich bin dafür zwar grds. immer zu haben und den Wortwitzen hat es auch gut getan. Allerdings fand ich den Film verhältnismäßig schwer zu verstehen. Das mag daran liegen, dass ich an den englischen Akzent gewöhnt bin und generell von dem amerikanischen Akzent nicht angetan bin. Bei diesem Film ist es mir aber mehr als gewöhnlich aufgefallen, dass einige der Darsteller nicht leicht zu verstehen waren. Das kann natürlich auch an meiner Tagesform - Stress und Übermüdung - gelegen haben…
Fazit: Gute Unterhaltung - vier von fünf Sternen.
Anne
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Dieser Film, der am 20.5. in der Sneak lief, dürfte den meisten ein Begriff sein. Zumindest in Münster war uns der Trailer derart vertraut, dass einer meiner Mitsneaker aus der Ankündigung in der Sneak zuvor sofort geschlossen hat, es müsse sich um diesen Film handeln. Ob die Konsequenz, die er gezogen hat - nämlich die Karte an jemand anderen weiter zu geben und nicht mitzukommen - die richtige war, ist allerdings zu bezweifeln. Denn schlecht war der Film beileibe nicht.
An Plot gibt der Film nicht viel her: Audrey und Brian sind glücklich miteinander verheiratet, bis Brian eines Tages stirbt. Audrey, die nun alleine klar kommen muss, holt Brians besten Freund Jerry ins Haus, einen Drogenabhängigen, den sie stets gehasst hat. Beide müssen versuchen, ihr Leben ohne Brian weiter zu führen.
Der storymäßige Hintergrund ist, wie gesagt, nicht besonders spannend. Der Film lebt daher von den beiden Hauptdarstellern: Halle Berry (Audrey) und Benicio del Toro (Jerry). Beide schaffen es wunderbar, die Stimmung, die nach einem schmerzlichen Verlust herrscht, zu vermitteln. Etwas gestört haben mich allerdings einige Bemerkungen von Audrey, die mir nicht so ganz zu der Situation zu passen schienen. Schon durch den Trailer hatte ich den Eindruck, als wäre Brians Tod Jerrys Schuld - dem ist aber nicht so, auch wenn Audrey sich gelegentlich so verhält. Gut ist dagegen, dass der Film der Kitschfalle entgeht - bei dem Thema schon eine Leistung.
Alles in allem durchaus brauchbar: drei von fünf Sternen.
Anne
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2. Juni 2008
Die studentische “Shakespeare in the Park”-Produktion Twelfth Night von Beth Wynstra (Isla Vista Arts) möchte das volksnahe Theatererlebnis aus dem 17. Jahrhundert in die Neuzeit verfrachten. Was liegt da näher, als die Aufführung unter freien Himmel in einen Park zu verlegen und das Publikum, das sich im Gras lümmelt, bereits im Programmheft mit folgenden Worten zu ausgelassenem, lautem und rüpelhaftem Verhalten zu animieren:
“In Shakespeare’s day [sic] theater was more like football than art. The spectators were loud and rowdy. We want to make this experience as close to the original as possible… so be loud and rowdy.”
Doch bevor das Stück beginnt, muss das Publikum auch tatsächlich in die vom Programmheft geforderte Stimmung gebracht werden. Dies geschieht mittels eines einfachen Spiels:
“When I say ‘thing’, you say ‘PENIS’. Thing — PENIS! — Thing — …
When I say ‘nothing’, you say ‘VAGINA’. Nothing — VAGINA! — Nothing …
When I say …”
Erstaunlich, wie das Publikum — größtenteils Studenten — diese Worte immer und immer wieder aus voller Kehle mit Inbrunst und Genuss herausschreit, als wären sie sonst verboten und dürften im Alltag niemals ihren Lippen entweichen. Vermutlich ist auch das ein Teil von Amerika. Genau wie der kostenlos vor der Aufführung angebotene Kaffee und Kakao; letzterer als Instant-Pulver mit Mini-Marshmallows zum selbst aufbrühen — einfach nur skurril. Die Stimmung aber dürfte ganz in Shakespeares Sinne gewesen sein.
Was die sieben studentischen Schauspieler dann als Twelfth Night unter Regie von Jason Narvy auf der Bühne und mitten im Publikum zum Besten gaben, war unterhaltsam, kurzweilig und… kurz. Letzteres überrascht kaum, war das Spektakel doch als “Shakespeare in nur einer Stunde” angekündigt worden. Auch wenn es statt 60 letztlich ganze 75 Minuten wurden, gewährt diese Einstellung einen tiefen Einblick in das amerikanische Selbstverständnis. Sich als Student zwei oder gar drei Stunden Theater am Stück anzusehen ist so absurd, dass man gar nicht daran denken mag.
Alles in allem war die Aufführung — gerade durch das mitmachende Publikum — wirklich ein Erlebnis. Leider wurde das harte nachmittägliche Sonnenlicht dem Mienenspiel der Darsteller nicht gerecht und viele der zahlreichen obszönen Anspielungen und lüsternen Konfrontationen des Stücks wirkten wenig glaubhaft, weil die Schauspieler nicht breit waren, gewisse Grenzen zu überschreiten. Verständlich, aber dennoch schade.
Patrick