26. August 2008

Finnischer Tango

Category: Film,Sneak,Wuppertal — Dennis @ 21:53

Finnischer Tango Läuterung ist ein großes Wort. Eines noch dazu, an dessen Thematisierung sich viele, viele Filme versucht und beinahe ebenso viele überhoben haben. Auch Finnischer Tango wagt den Schritt in die Klischeestory, jedoch aus einer etwas anderen Perspektive…

Alex ist Opportunist. Er lebt sein Leben, wie es ihm gerade passt. Ist kein Geld da, wird eben auf der Straße geschlafen oder geschnorrt. Die einzigen Konstanten in seinem Leben ist die Musik, insbesondere der titelgebende Finnische Tango und seine zwei Bandkollegen. Ein Abend verändert jedoch alles und hätte wohl jeden aus einem Drehbücher-für-Anfänger erwachsenen Charakter zur eingangs erwähnten Veränderung getrieben – nicht aber Alex.

Jetzt zieht er eben allein durch die Straßen und nur die Tatsache, dass er für eine verfeindete Metallarbeiter-Band ein paar tausend Euro beschaffen muss, schiebt ihn etwas an. Er landet schließlich in einer Behindertenwerkstatt und findet dort Freundschaft, Verständnis und sich selbst.

Sorry, genug trailer- und pressemitteilungsgeeignetes Gesülz. Reden wir Tacheles!

Finnischer Tango ist eigentlich gar nicht so kitschig, wie man glauben mag. Die verschrobenen Charaktere, insbesondere natürlich Marylin, Clark (Kent) und Rudolph tragen den Film über alle allzu peinlichen Momente. Der durchweg passende Soundtrack und die unauffällige Kameraführung tut ihr Übriges, den Film eigentlich zu einer ganz netten Selbstfindungsstory werden zu lassen.

Stören tun allerdings die vielen kleinen Ungereimtheiten, die fehlenden Informationen und die angefangenen Storybausteinchen, die am Ende leider so viel Relevanz für die Gesamtgeschichte haben wie der finnische Tango für die Entwicklung der gemeinen Stubenfliege. Und obwohl der Film sich am Schluss ein bisschen selbst auf die Schippe nimmt, wenn Alex mit einem Versöhnungsangebot zu der bösen Metal-Band eilt, ist das alles hier doch wieder mal ein bisschen zu viel.

Ihr Regisseure da draußen, die ihr euch an die Filmförderanstalten dieses Landes wendet (jaja, natürlich gab es obligatorisches Gestöhne, als die Finanzierung durch die Filmförderanstalt X und die Filmstiftung Y über die Leinwand flimmernd offenbart wurde): Schreibt bitte nicht nur schöne Charaktere in eure Stories, sondern auch bitte Story! Beschränkt euch auf ein Problem der menschlichen Existenz und versucht nicht, in knapp neunzig Minuten von Adam und Eva zur Besiedelung des Weltraums zu kommen. Konzentration, meine HerrenDamen und Herren, Konzentration!

Wegen der erwähnten Miesepetrigkeit müsste es eigentlich eine viel schlechtere Wertung als drei Vitaminpillen geben; trotzdem hat Finnischer Tango irgendetwas in mir angerempelt, das sich gerne mal anrempeln lässt. Ahem. Kryptologen ans Werk!

Dennis
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 2,33 von 5)

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Immer dieser neumodische Krams… wer braucht schon Blogs!
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20. August 2008

Tage des Zorns

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 23:07

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder ist es etwa kein Zeichen, dass Birgitta eine Kritik zu einem Film schreibt, den sie am Montag in Essen in der Sneak gesehen hat, und dieser dann am Dienstag in Münster in der Sneak läuft? Zumal ich urlaubsbedingt gerade gar keine Zeit habe, selber eine Kritik zu schreiben… Also, Leute, die folgende Kritik stammt nicht von mir, sondern von Birgitta:

Tage des Zorns
„Tage des Zorns“ – das klingt nach finsteren amerikanischen Vororten, in denen rivalisierende Gangsterbanden auf offener Straße ihre Fehden mit Waffengewalt austragen. Oder nach einem Kriegsfilm, in dem ein kampferprobter General mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Feind vorrückt, um seine gefallenen Kameraden zu rächen.
Einerseits: weit gefehlt! Andererseits: ein Fünkchen Wahrheit steckt doch in beiden Szenarien.

Montag abend, Essen. Über den historischen Saal des Eulenspiegel-Kinos flimmern Bilder einer dänischen Produktion. Dem einen oder anderen kommt vielleicht einer der Hauptdarsteller bekannt vor – Mads Mikkelsen spielte bereits in Casino Royale oder Adams Äpfel mit. Und in Dänemark spielt auch der Film. Tage des Zorns – oder Flammen og Citronen, wie er im Original heißt, spielt im Dänemark der 40er Jahre. Die Deutschen sind in das Land einmarschiert und haben Kopenhagen besetzt. Zeitgleich formiert sich im Untergrund eine ganz besondere Gruppe von Widerstandskämpfern. Ihre Mitglieder tragen Decknamen wie Großer und Kleiner Bär, Lehrer, Weinhändler oder eben (siehe dän. Titel) Flamme (der roten Haare wegen) und Zitrone und arbeiten zum Teil sogar für Polizei und Staatsanwaltschaft. Ihr Ziel ist eindeutig: sie wollen ihr Vaterland schützen, und zwar insbesondere vor Verrätern in den eigene Reihen, also Dänen, die die Deutschen unterstützen. Gleichzeitig gilt aber das eiserne Gebot, keine Deutschen anzugreifen, da dieses Konsequenzen haben würde, mit denen die relativ kleine Gruppe überfordert wäre. Für ihr Ziel setzten sich die Widerstandskämpfer rigoros ein – allerdings nicht mit Hilfe von friedlichen Prostet- oder Flugblattaktionen, sondern durch handfeste Sabotageakte und sogar durch gezielten Mord.

Beispielhaft zeigt der Film das Leben von Flamme, dem wichtigsten und kaltblütigsten Killer der Truppe, und Zitrone, seinem Fahrer und Waffenhändler. Dabei ergeben sich natürlich alle möglichen Schwierigkeiten, wie z.B. ein Spitzel in den eigenen Reihen, der für die Festnahme und Erschießung dreier Kollegen sorgt, das Scheitern von Zitrones Ehe und Flammes Beziehung zu einer Datenkurierin und mutmaßlichen Doppelagentin, ein Anführer, der sich von den Zielen der Gruppe entfernt und diese für seine Zwecke einzusetzen versucht und nicht zuletzt der örtliche Gestapo-Chef, der die beiden lieber tot als lebendig sähe (was auf Gegenseitigkeit beruht).

Klingt alles in allem nach einem spannenden und abwechslungsreichen Film? Nun ja. Zunächst ist die schauspielerische Leistung insbesondere der Hauptdarsteller zu loben, ebenso wie das detailreiche Set des Films. Die Handlung, die sich an einer wahren Gegebenheit orientiert, ist sicherlich halbwegs wahrheitsgetreu wider gegeben. Allerdings ist der Film nicht ausbalanciert, an einigen Stellen zieht er sich wie Kaugummi, an anderen wirkt er definitiv übertrieben. Ein besonders krasses Beispiel dafür sind meiner Meinung nach, die Szenen, in denen Flamme jemanden erschießt. Ich möchte nicht vier oder mehr Schüsse aus nächster Nähe mitbekommen und schon gar nicht ca. 10 mal im Verlaufe des Filmes! Ebenso ist mir das Ende zu theatralisch – eine Truppe von über 100 deutschen Soldaten beschießt ca. 10 min lang ein Haus in dem sich eine einzelne, zwar bewaffnete, aber auch schwer verwundetet Person aufhält…

Zusammenfassend muss ich also sagen: der Film ist gut gemacht, gefällt mir aber trotzdem nicht besonders. Zwischenzeitlich war ich sogar versucht, das Kino zu verlassen, habe mich dann aber doch entschieden, bis zum Ende auszuharren. Möglich ist auch, dass mir der Film deswegen besonders wenig zusagt, weil das Thema 3. Reich bei uns in der Schule dermaßen überbeansprucht wurde, dass ich es deshalb mittlerweile einfach nicht mehr hören kann. Wer sich aber für die Thematik interessiert, dem kann ich diesen Film durchaus empfehlen.

Von mir gibt es deshalb nur 2 von 5 Maschinengewehren.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)

Zurück im Sommer (Fireflies in the Garden)

Category: Film — Dennis @ 11:24

Zurück im Sommer (Fireflies in the Garden) Normalerweise bewerte ich Filme ja immer gerne direkt, nachdem ich sie gesehen habe. Einer der wichtigsten Aspekte eines Films für mich ist, in welcher Stimmung er mich aus dem Kino gehen lässt. Egal, ob es ein Feel-Good-Movie ist, der mich leichtfüßig aus dem Saal tänzeln lässt, ein Actionfilm, der mich so von den Socken bläst, dass ich sie zwei Stunden nach der Vorstellung immernoch suche oder ein Drama, das mich noch tagelang verfolgt. Diese Eindrücke lassen sich eigentlich nur direkt nach dem Filmgenuss niederschreiben.

Dass ich die Rezension zu Zurück im Sommer erst drei Tage später schreibe, ist vielleicht schon ein Zeichen.

Fireflies (wieder mal ein schönerer englischer Titel) ist eigentlich ein ganz ansehnlicher Film. Literaturpapst Charles (Willem Dafoe) und seine Frau Lisa (Julia Roberts) haben so ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was aus ihrem Sohn Michael (Ryan Reynolds) werden soll und wie dieses Ziel zu erreichen ist. Lisa kümmert sich um ihn, während Charles nur mit Strenge, Härte und Grausamkeit erzieherische Wirkung zu entfalten hofft. Als dann Lisas Schwester Jane (Hayden Panettiere, bekannt aus Heroes) zu Besuch kommt, findet Michael eine Verbündete.

Zwanzig Jahre später: Die Familie (Lisa hat mittlerweile noch eine Tochter) kommt wieder zusammen… und ab hier wird es chaotisch. Der Film springt immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und bis wir alle verstanden haben, wer jetzt in welcher Zeit wer ist, vergeht schon ein bisschen Zeit. Nicht gerade erleichtert wird das Ganze durch die Tatsache, dass jeder, aber auch wirklich jeder in diesem Film mindestens ein lebensveränderndes Problem hat. Wir haben Alkoholismus, Misshandlungen als Kind, Bindungs- und Versagensängste und eigentlich alles, was einem guten Psychiater in einer Woche so begegnet.

Das sorgt leider dafür, dass der Film, der so gut aussieht und auch dank seiner überzeugenden Charaktere viel Potenzial hat, ins Unverständliche, teils lächerliche abdriftet. Viele der Handlungsstränge werden nur ungenügend behandelt, so dass man dem Dennis Lee, dem Regisseur und Autor, zurufen möchte: Genug ist genug!

Beschränken wir uns auf das Wesentliche (was der Film leider nicht tut): Tolle Schauspieler (Willem Dafoe ist einfach ein Arschloch erster Güte), schöne Bilder und ein dezenter Soundtrack auf der Haben-Seite, zu viel Verwirrung und Chaos und ein nicht wirklich offenes aber auch nicht wirklich befriedigend aufgelöstes Ende.

Zwei von fünf Glühwürmchen. Und das ist mit Wohlwollen.

Bleibt nur noch, das Gedicht vom großartigen Robert Frost zu zitieren, von dem der Film seinen Namen (und ein kleines Story-Elementchen) hat:

Here come real stars to fill the upper skies,
And here on earth come emulating flies,
That though they never equal stars in size,
(And they were never really stars at heart)
Achieve at times a very star-like start.
Only, of course, they can’t sustain the part.

Dennis

PS: Carrie-Anne Moss ist aber auch ganz schön alt geworden…
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)

Links zum Beitrag:
"Fireflies" bei imdb
"Fireflies" in der Wikipedia
12. August 2008

Sigur Rós live im Palladium, Köln, 11.08.2008

Category: Musik — Dennis @ 13:58

Sigur Rós (Bild von flickr.com/photos/-christoph-

Hier sollte eigentlich ein langer, ausführlicher Bericht zum gestrigen Sigur Rós-Konzert erscheinen, den ich jedoch aus zwei Gründen nicht schreiben kann. Erstens haben andere Leute bereits viel ausführlichere und objektivere Berichte geschrieben, als ich das je könnte und zweitens bin ich selbst jetzt, gute achtzehn Stunden später, noch vollkommen geplättet und unfähig, mehr als ein paar dahingestammelte Worte zu Papier respektive auf den Bildschirm zu bekommen.
Hier also die Kurzfassung der Kurzfassung.
Der Abend begann mit einem angenehm rauchfreien Palladium, mit einer Bühne voller großer runder Lichtkugeln, die Ólafur Arnalds in ein unwirkliches, an Nordlichter erinnerndes Leuchten tauchten, während er sich vielfach beim Publikum dafür entschuldigte, nicht Sigur Rós zu sein. Er wüsste ja schließlich, warum wir alle (und es waren wirklich so einige Menschen da) hier wären.
Leider ging zu viel von Ólafur im Geklapper des Thekenpersonals unter, eigentlich das einzige Ärgernis an diesem Abend.
Nach drei viel zu kurzen Stücken verschwand Ólafur dann wieder und machte Platz für die vier Jungs von Sigur Rós, von denen besonders Orri Páll Dýrason, der Schlagzeuger, durch extravaganten Kopfschmuck (ein kleines Glitzerkrönchen) auffiel.
Tja, jetzt stehe ich hier und mir fällt auf, dass ich wirklich nicht in der Lage bin, das was nun folgte, zu beschreiben. Tatsache ist: Sigur Rós sind live unglaublich gut. Jón trifft jeden Ton, den er treffen will (und hält diesen dann gerne schon mal eine Minute lang). Amiina, die vier Streicherinnen, die Sigur Rós auch schon auf der Heima-Tour (und so weit ich weiß auch schon vorher) begleitet haben, können nicht nur streichen sondern auch singen, trommeln und Glockenspiel spielen. Beim Ende von “Sé Lest” dachte ich noch kurz “ach, das ist jetzt die geniale Stelle mit den Bläsern” und prompt standen die ebenfalls aus Heima bekannten Unmengen an Blasmusikern auf der Bühne, alle ganz in weiß gekleidet, und steigerten die unwirkliche Stimmung des ganzen Abends noch weiter.
Später gab es noch Konfettibomben, Klatschorgien und grandiose Zugaben… alles viel zu gut, viel zu groß und viel zu viel, um es auch nur ansatzweise in Worte zu fassen.

Und plötzlich nach gefühlten wenigen Minuten war alles vorbei und wir verließen das Palladium, immer noch mit einem etwas wackeligen Schritt, einem Grinsen im Gesicht und Musik in Ohren und Herzen. Ich bin noch nie in ein Konzert so ganz und gar eingetaucht, habe so sehr meine Umgebung vergessen und mich ganz auf das einlassen können, was da auf der Bühne passierte, wie gestern bei Sigur Rós.

Laut, groß, klein, pompös, bescheiden, grell, tief, mit Cellobogen und Synthie-Gekratze, lang, schnell, erhaben und eindrucksvoll, zurückhaltend und schüchtern. Eins mit Sternchen. Hundert von hundert Punkten. Ganz, ganz großes Kino.

Dennis

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Ólafur Arnalds bei last.fm
Amiina
Sigur Rós – Með suð í eyrum við spilum endalaust anhören!
Christoph's Fotos
6. August 2008

Der Mongole

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 17:27

Mongol

Ich kann mir nicht helfen, aber das ist schon wieder ein Film, zu dem mir nicht viel einfällt. Das wird mich nicht davon abhalten, eine ausführliche Rezension zu schreiben, sagt aber irgendwie etwas über die Filme aus. Wo sind die Filme, die mich richtig umhauen? Der Mongole gehörte jedenfalls nicht dazu — dazu war der Film alles in allem zu “mäßig”.

Es geht um den Aufstieg Dschinghis Khans: Mit 9 Jahren des Vaters beraubt muss sich Temudgin gegenüber seinen Feinden behaupten. Während er — irgendwie — heranwächst, hält er seiner Braut Borte die Treue. Doch auch nach der Hochzeit drohen Gefahren, und diverse Feinde sorgen dafür, dass Temudgin nicht zur Ruhe kommt und kein idyllisches Leben führen kann.

Alles was Recht ist, dieser Film erzählt nur eine halbe Geschichte. Damit meine ich nicht, dass er die ganzen Eroberungen etc. auslässt — soweit ich weiß, soll das in weiteren Filmen ausführlich behandelt werden. Auch in den Teilen des Films, die gezeigt werden, fragt man sich, wie Temudgin das geschafft hat. Erst ist er Sklave seiner Feinde, auf einmal auf der Flucht — wie hat er sich befreit? Erst hat er keine Gefolgsleute, dann ein Heer — warum folgen sie ihm? Wie haben die Protagonisten das geschafft, was notwendig war (Ich gehe hier mal nicht ins Detail — Spoilergefahr)? Der Mongole zeigt nur Fakten, bietet aber keine Erklärung.

Dieser nüchterne Erzählstil sorgt dafür, dass der Film sich ziemlich dahin schleppt. Zudem ist der ganze Film recht ruhig erzählt — bei weitem kein Spektakel im klassischen Monumentalstil. Das sagt mir an sich deutlich mehr zu als actionreiche Metzeleien, aber hier fehlte es irgendwie an Spannung. Die Liebesgeschichte zwischen Borte und Temudgin strotzte nicht gerade vor großen Gefühlen. Über die Kultur der Mongolen, deren Riten etc. hat man kaum etwas erfahren. Irgendwann beschließt Temudgin, dass die Mongolen Gesetze brauchen, und unmittelbar danach sieht man sein erfolgreiches Heer. Nichts ist zu sehen von dem Kampf, den es ihn sicherlich gekostet hat, bevor die neuen Gesetze Wirkung erlangten. Nichts erfährt man über die mongolische Herrschaftsstruktur — noch nicht einmal, ob es wirklich das Recht des Stärkeren ist. Kulturhistorisch gesehen ist der Film denkbar uninteressant.

Nicht viel Action, nicht viel Liebe, keine Kulturgeschichte — was bleibt denn dann übrig? Ein mittelmäßiger Film, fürchte ich. Der Mongole enthält schöne Landschafts- und Filmaufnahmen, und man kann ihn sich sicher ‘mal ansehen. Die nüchterne und phantasielose Erzählweise hebt jedoch nicht gerade den Filmgenuss.

Deshalb nur drei von fünf Zobelpelzen — in der Hoffnung, dass die Nachfolger interessanter werden.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
5. August 2008

The Dark Knight

Category: Film — Terje @ 21:54

The Dark Knight

Ein sechswöchiger Auslandsaufenthalt ist schon so eine Sache. Man weiß genau, dass man sich in einer der schönsten und spannendsten Städte der Welt befindet, in London übrigens, in der es unglaublich viel Tolles gibt, dass nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Warum sollte man sich also am vierten Abend ins gegenüberliegende IMAX-Kino setzen wenn rings um einen herum lauter Musicals und starbesetzte Theaterstücke zu sehen sind? Ganz einfach: Weil es sich bei diesem Film um ein Ereignis von ungeahnter Dimension handelt.

The Dark Knight ist nämlich nicht einfach Christopher Nolans Sequel zu dem großartigen Comicblockbuster Batman Begins, welcher 2005 frischen Wind in das Batman-Franchise brachte, sondern das neue Nonplusultra der actionorientierten Comicverfilmungen, das alles bisher dagewesene in den Schatten stellt.

Gleich zu Beginn einer Rezension so große Töne zu spucken ist eigentlich sonst nicht meine Art, aber im Falle dieses Meisterstücks blieb mir nichts anderes übrig, als meiner absolut uneingeschränkten Begeisterung freien Lauf zu lassen.

Was macht diesen Film also so besonders, wo Kinobesucher doch im 2-Monatsrythmus mit neuen Comicverfilmungen versorgt werden, welche sich alle mehr oder weniger ähnlicher Strickmuster bedienen. Zunächst handelt es sich hierbei, anders als bei Iron Man oder auch Der unglaubliche Hulk um eine Fortsetzung. Das gerade diese Voraussetzung nicht immer ein Garant für einen gelungenen Film darstellt, haben andere Beispiele zahlreich unter Beweis gestellt (Man denke nur an die grauenhaften 90er-Batmanfilme). The Dark Knight zieht aber in diesem Punkt alle Register und versteht sich als Nachfolger von Batman Begins. Das heißt im Klartext, dass der Fokus nicht auf der Einführung und Vorstellung der Charaktere liegt, sondern sich die bereits bekannten Charaktere auf ein Spielbrett ungeahnten Ausmaßes begeben.

Spielführer ist hierbei niemand anderer als der Joker. Über Heath Ledgers Darstellung des legendären Batman-Kontrahenten ist schon viel berichtet worden und mittlerweile geht die Hälfte Hollywoods sogar davon aus, dass ihm postum der Oscar für diese Darbietung verliehen wird. Ich werde mich also diesbezüglich kurzfassen und festhalten, dass Ledger es in dieser letzten Rolle vermocht hat, alle bisher verborgenen Seite seiner Schauspielkunst nach Außen zu kehren und seinen Joker zu einer bösartigen, furchteinflößenden Kreatur werden lässt. Diese Bösartigkeit, die er ausstraht und diese Angst, die er einflösst, vermischt mit einer omnipräsenten Unberechenbarkeit sind die Zutaten, die einerseits den Joker antreiben, andererseits den gesamten Film ins Rollen bringen.

Es gibt einiges zu bestaunen: In den Actionsequenzen inszeniert Nolan so kompromisslos, dass einem so manches Mal der Atem wegbleibt. Der Film vermag es, den Zuschauer für 152 Minuten in die Welt von Gotham City zu entführen. Wie heißt es so schön auf den Kinoplakaten: “Welcome to a world without rules.” So etwas Spektakuläres halt man selten zu Gesicht bekommen. Denn hier bestimmt der Joker die Regeln und alle anderen werden zu Spielfiguren in seiner chaotischen Welt, die nur ihren Zweck erfüllen und hoffen können, zu überleben.

Batman wiederum stellt den Gegenpol dar, der Bewahrer der Ordnung, der Wächter über Gotham, der dunkle Ritter, der auf seinen nächtlichen Streifzügen für Gerechtigkeit sorgt. Aber auch Batman gerät in diesem Film in Konflikte. Wie sehr ist er Batman, wie sehr Bruce Wayne? Kann er Bruce Wayne sein, ohne Batman zu sein? Fragen, die zum Alltag eines Superhelden zwar irgendwann dazugehören, die durch das geniale Drehbuch aber genau die Geltung erlangen, die sie verdienen.

Überhaupt lebt der Film zum großen Teil von seiner überragenden Geschichte und seinen genialen Schauspielern. Er ist bis in die Nebenrollen hochkarätigbesetzt: Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Morgan Freeman, Gary Oldman, Aaron Eckhart und Maggie Gyllenhaal geben sich die Ehre. Zur deutschen Fassung kann ich nichts sagen, weil der Film hier natürlich im Original lief.

Der Film brilliert durch zahlreiche Wendungen und immer wenn man denkt, das Gute hat gesiegt, öffnet sich eine weitere Hintertür im Gruselkabinett des Jokers. Dadurch wird eine schier nervenzerfetzende Spannung aufgebaut, gerade wenn der Film auf sein Ende zusteuert.

Insgesamt kann man sagen, dass es sich bei The Dark Knight um die bislang beste Comicverfilmung handelt. Christophers Nolan epochaler Blockbuster, der bereits die 600-Millionen-Dollar-Grenze geknackt hat, ist ein absolut erstklassiger Actionfilm um Verrat, Liebe, Schmerz und Verlust, der mit Sicherheit auf lange Zeit als Spitzenreiter seines Genres gelten wird und der aufgrund seiner mitreißenden Geschichte und seiner hochkarätigen Besetzung nur mit einem Wort beschrieben werden kann: Formvollendet!

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (5 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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The Dark Knight bei IMDb