Wer die literarische Vorlage von Thomas Mann kennt, wird wissen, dass diese sich nicht unbedingt zur Verfilmung eignet. In aller Ausführlichkeit und mit vielen Beschreibungen gespickt erzählt Mann Ereignisse aus dem Leben der Familie Buddenbrook, die erst gegen Ende ein klareres Bild von deren Verfall ergibt. Wissend, dass eine Verfilmung schon auf Grund dieser Tatsache einen schweren Stand haben muss, ging ich ins Kino, bereit, gewisse Abstriche zu machen.
Wie kann ein Buch verfilmt werden, das seinen Gesamteindruck auf so subtile Weise vermittelt? Meiner Ansicht nach nur durch die subtile Verwendung aller filmischen Mittel. Dennis hat es mit seinen SDF-Kriterien auf den Punkt gebracht — und am S und F, also bei Schauspielern und Filmtechnik, zeigt sich die Qualität einer jeden Buchverfilmung. Das gilt in ganz besonderem Maße für ein Buch wie Die Buddenbrooks, das keinen Plot mit einer Spannungskurve enthält.
Jessica Schwarz hat gesagt, sie fände den Film im Ergebnis enttäuschend. Enttäuschend fand ich Jessica Schwarz als Tony Buddenbrook. Ganz abgesehen davon, dass sie sich äußerlich nicht verändert hat, obwohl der Film an die 20 Jahre umfasst, blieb auch ihre Mimik immer gleich. Hier half es nicht, dass gerade die Passagen um Tony gekürzt und umgeschrieben worden waren. So wirkten die Szenen mit Tony nicht authentisch - schade. Besser gefielen mir August Diehl als Christian und Mark Waschke als Thomas Buddenbrook. Ihnen sah man das Altern und die zunehmende Verbitterung eher an, und hier merkte man auch durch Blicke ausgedrückte Schauspielkunst. Die Szenen mit den beiden waren eindeutig die Glanzpunkte des Films.
Zu bemängeln ist hingegen der Einsatz der typisch filmischen Mittel. Die Musik hat - abgesehen von Gerdas Geigenstücken - bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen und sollte wohl nur im Hintergrund stehen. Die Kameraführung war zu Anfang äußerst unoriginell, wurde gegen Ende dann aber etwas inspirierter. Da hätte man schon einiges mehr herausholen können! Auffällig war der Versuch, das Wetter als Metapher für einzelne Stimmungen und zur Untermalung der Szenen zu verwenden. Abgesehen davon, dass dies auch nicht gerade originell ist, war der Bezug so offenkundig und alles andere als subtil, dass er einfach nur plump wirkte.
Der Film hat sicher auch gute Seiten, so wie die aufwendige Kostümierung und das überzeugende Bühnenbild (Lübeck im 19. Jahrhundert). Und bis in die Nebenrollen hinein findet man durchaus passende und gute Schauspieler. Insgesamt erzählt der Film jedoch eine Geschichte nach, ohne sich um Tiefgang zu bemühen - oberflächlich. Das wird der preisgekrönten Vorlage einfach nicht gerecht.
Zwei von fünf Sack Weizen für diese filmische Erzählung.
Anne