Es gibt Filme, die kann man einfach nicht sofort rezensieren. Wäre ich am 2. Januar aus dem Kino rausmarschiert, hätte mich an den Laptop gesetzt und hätte etwas zu Australia schreiben sollen… ich hätte nur auf einen blinkenden Cursor geschaut und der Bildschirm wäre leer geblieben. Zu erschlagen, überwältigt und übermannt war ich von diesem 166 Minuten langen Panorama-Film. Ein paar Worte zur Handlung:
1939: Lady Sarah Ashley (Nicole Kidman) reist aus England nach Australien um ihren Mann bei seinen Geschäften auf seiner Rinderfarm zu unterstützen. Faraway Downs, die Farm, ist die letzte Bastion der Viehzucht im Norden des Landes, die noch nicht von Carney’s Cattle Corporation, einem mächtigen Imperium, aufgekauft wurde. Bei ihrer Ankunft findet sie ihren Mann ermordet vor und beschließt kurzerhand, seine Geschäfte zu übernehmen. Da kürzlich der Zweite Weltkrieg begonnen hat, herrscht in Darwin (der nördlich gelegenen Hafenstadt) Viehknappheit. Das Militär braucht 1500 Rinder Nachschub und Lady Ashley beschließt, zusammen mit dem Rauhbeinigen Viehtreiber Drover (Hugh Jackman) und einigen Gefährten, diese (durch feindliches Carney-Land) nach Darwin zu bringen. Ein Wettrennen beginnt und das Abenteuer nimmt seinen Lauf.
Die vierte Regiearbeit des Australiers Baz Luhrmann (Romeo + Julia, Moulin Rouge) ist altmodisches, detailverliebtes, episches Panorama-Kino. Wie im Trailer schon überdeutlich wurde, wird dem geneigten Zuschauer bombastisches Abenteuerkino gekreuzt mit einer romantischen, schwelgerischen Ästhetik präsentiert. Dieser Film bezeugt in jeder Minute seinen unbedingten Stilwillen und wirkt doch nicht künstlich. Die Handlung wird stets voran getrieben und die Reise durch das Outback bietet genügend Screentime für nie gesehene Panorama-Aufnahmen. Der Film ist in 70% der Szenen einfach zu groß für die kleine Leinwand und man möchte es am liebsten selbst bereisen, das ferne Australien. Der Film ist gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an das Heimatland von Regisseur Luhrmann und Hauptdarsteller Jackman (wie immer genial). Die Actionszenen sind zwar für einen Abenteuerfilm nicht sehr zahlreich, dafür aber umso spektakulärer. Der Schauwert ist durchweg auf einem sehr hohen Niveau.
Nichtsdestotrotz gibt es auch Abstriche. Der Film wird von einem Aborigine-Kind erzählt, dessen Stimme sich immer wieder aus dem Off meldet. Das mag Geschmackssache sein, aber ich finde, dass dem Film dadurch wieder etwas von seinem schwelgerischen, epischen Auftreten genommen wird und dass immer wenn man gerade beginnt sich im den weiten des Outbacks zu verlieren, das Voiceover einen Teil der Atmosphäre wieder zerstört.
Von diesen kleinen Abstrichen abgesehen ist Australia gut gespieltes, stellenweise phämonenal gefilmtes Panorama-Kino der Extraklasse. Ich vergebe stolze 4 von 5 Zuchthengste für dieses epische Werk.
Habe den Film gestern auf DVD gesehen und war insgesamt ein wenig enttäuscht. Das monumentale Filmerlebnis, das ich erwartet hatte, blieb aus, weil der Film immer wieder durch voice-over-Erzählungen unterbrochen wurde.
Die Story war recht dürftig und eher fantastisch als real, und die Schauspieler hatten leider nicht allzu viele Möglichkeiten, ihr Potential zu entfalten. Von einer Liebeserklärung an Australien hätte ich mehr erwartet…
Kommentar by Anne — 22. September 2009 @ 10:40