Die Sneak in Münster überraschte mich ‘mal wieder mit einem Film, auf den ich sehr gespannt war und den ich unbedingt sehen wollte: Frost/Nixon. Leider nicht als komplette Originalfassung, sondern mit deutschen Untertiteln - aus Rücksichtnahme auf all diejenigen, die nicht fließend Englisch sprechen, vermutlich, denn der Film war sehr dialoglastig.
Zur Story: Es geht um ein Interview, das der britische Talkmaster David Frost mit dem Ex-Präsidenten Richard Nixon nach dessen Rücktritt wegen der Watergate-Affäre geführt hat. Um das Ganze besser einordnen zu können, beginnt der Film mit Originalfilmmaterial zur Watergate-Affäre. Das ist sehr nützlich für diejenigen, die keine Zeitzeugen sind und sich nicht besonders für amerikanische Geschichte interessieren. Trotzdem ist es wohl empfehlenswert, sich bereits vorher über die Watergate-Affäre zu informieren, z.B. in Wikipedia. Meine Vermutung ist, dass man umso mehr Freude an diesem Film haben wird, je informierter man ist.
In diesem Zuge sollte noch erwähnt werden, dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht. Dieses Interview gab es also wirklich, ebenso wie David Frost (heute Sir David Frost) und — natürlich — Richard Nixon. Man kann daher davon ausgehen, dass der Film authentisch ist. Gleichzeitig bedeutet das natürlich, dass besagte Leute mit politischer Bildung und Zeitzeugen sich schon denken können, wie der Film enden wird.
Entsprechend geht es auch hier nicht so sehr um das Endergebnis, sondern um den Weg dahin - allen voran um das Schauspiel. Daran gibt es eigentlich nichts auszusetzen: man nimmt den Darstellern, allen voran den Hauptdarstellern Michael Sheen und Frank Langella, ihre Rollen durchaus ab. Alles in allem ist der Film mitreißend und kurzweilig gemacht — sehenswert.
Allerdings merkt man deutlich, dass der Film auf einem Theaterstück basiert. Wenige Drehorte, viel Text, eine beschränkte Zahl von Charakteren - das deutet alles unverkennbar auf eine Theatervorlage hin. Die filmische Umsetzung ist dementsprechend konventionell und eher statisch.
Mir drängt sich die Frage auf, ob ein Theaterstück nicht das bessere Medium für diese Geschichte sein könnte — intensiver, weniger Distanz zum Zuschauer, nicht verfremdet durch Kameras. Da ich das Stück nicht gesehen habe, kann ich die Frage nicht beantworten, ich halte es aber durchaus für möglich. Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass Filme potentiell mehr Leute erreichen, als Theaterstücke, deshalb ist es verständlich, dass viele Stücke auch verfilmt werden.
Unabhängig davon: Frost/Nixon ist ein interessanter gut gemachter und sehenswerter Film. Und falls das Stück hier in der Nähe aufgeführt wird, sehe ich es mir sicher auch an. Vier von fünf Wanzen (Watergate halt) für Frost/Nixon.
Anne
Auch vier von fünf Pünktchen von mir (habe ihn jetzt endlich auch gesehen). Sehr interessant fand ich die Verwandlung von Robert Frost vom reinen Showmaster, der Nixon nur wegen der Publicity, wegen des “we can so we do” interviewt, hin zum wirklichen Journalisten, der zu verstehen scheint, welche Chance sich ihm hier bietet.
Ein spannendes Stückchen Amerikanischer Geschichte.
Kommentar by Dennis — 22. Mai 2009 @ 14:47