28. November 2007
Wäre dieser Film ein Wein, man könnte sagen, er wäre süffig. Aber für Filme sind wohl sülzig (tolles Wort, ‘ne?) und schmalzig passender.
Zur Handlung ist nicht viel zu sagen: Der elfjährige Evan aka August Rush ist Waise, musikalisch hochbegabt und auf der Suche nach seinen Eltern. Dabei gerät er an eine Straßenmusiker-Gang, landet an einem renommierten Konservatorium, um schließlich – wird nicht verraten. ;-)
Doch viel Handlung braucht dieser Film gar nicht. Es geht um Liebe, Hoffnung, Träume und Wünsche. Und all das wird von glaubhaften Darstellern in gelungenen Bildern mit beeindruckender akustischer Untermalung serviert.
Musikalisch und akustisch ein genussvoller Ohrenschmauß.
Insgesamt eine solide 2+.
Patrick
26. November 2007
Es gibt auf diesem Planeten ja so einige Filme, die ich mangels eines besseren Wortes als verstörend beschreibe. Children of Men war beispielsweise so ein Film, der mich fesselt, knebelt und mir immer und immer wieder in den Magen tritt, bis ich keuchend und blutend auf dem Boden liege und versuche, das, was ich da sehe, zu fassen, zu verstehen.
Verstörend war auch der heutige Sneak-Film, The Condemned – leider aus den völlig falschen Gründen.
Die Kurzzusammenfassung: Ein Millionär hat die tolle Idee, zehn zum Tode verurteilte Verbrecher aus allen Winkeln der Erde auf eine Insel zu schicken und einem von ihnen die Freiheit zu schenken, wenn er als letzter überlebt. Darüber hinaus bekommt jeder Spieler (ja, das Wort wird tatsächlich mehr als einmal benutzt) einen kleinen Fußgurt mit ein bisschen Plastiksprengstoff angelegt, der nach sechsunddreißig Stunden (oder so) explodiert. Das Ganze wird dann noch für das zahlende Publikum live im Internet übertragen – fertig ist das Geldscheffel-Konzept.
Eigentümlicherweise stört dieser menschenverachtende Scheiß niemanden der Beteiligten, bis einige von ihnen plötzlich merken, dass die Leute da ja Menschen sind und sich da vor laufender Kamera gegenseitig umbringen, verstümmeln oder vergewaltigen. Da fällt ihnen auf einmal auf, dass das Ganze vielleicht doch nicht so ganz mit rechten Dingen zu geht; abgesehen von ein paar empörten Gesichtern und einer schier endlosen Diskussion (während der im Hintergrund fröhlich weiter gefoltert wird) ändert sich aber natürlich nichts.
Neben neun bösen Straftätern gibt es natürlich auch den zehnten, von Steve Stone Cold Austin (einem angeblich sehr bekannten Wrestler) gespielten Ex-Marine und Ex-Spezialeinheiten-Fuzzi, der nur durch einen dummen Zufall in diese missliche Lage geraten ist und nach anfänglichem Gutmenschentum beim Schlachtfest fröhlich mitmischt.
Dazu kommen dann noch ein paar markige Sprüche, wortfreie Blicke in die Kamera, eine Liebesgeschichte, die billiger nicht sein konnte und eine Horde von Irren vor und hinter der Kamera (und ich meine nicht nur das Millionärs-Team im Film)!
Das alles wäre noch zu ertragen oder zumindest als “halt ein schlechter Film” abzustempeln, wäre da nicht diese unsägliche, unerträgliche moralische Grütze, die der Film uns ins Ohr zu gießen versucht. Man echauffiert sich darüber, dass das Produzieren solch einer gewalttätigen Scheiße doch menschenverachtend und äußerst schrecklich sei, nur um Sekunden später eine weitere Folterszene in Großaufnahme zu zeigen. In der einen Sekunde sind die Besucher einer Bar völlig geschockt darüber, was ihnen dort als Entertainment angeboten wird, in der nächsten sind sie vollkommen begeistert, als ihr Held Conrad (der besagte Ex-Fuzzi) dem psychopatischen Engländer und dem kampfsporterprobten Asiaten spitze Gegenstände in diverse Körperregionen führt.
Nein, so blutig wie diverse andere (bessere) Filme ist The Condemned bei weitem nicht, aber diese fürchterlichen Diskrepanzen zwischen beabsichtigter Aussage und Wirkung machen das Ganze noch viel unerträglicher.
WWE steht für World Wrestling Entertainment, diese tolle Sportart, bei der Leute zum Spaß so tun, als ob sie mit allerlei Mobiliar aufeinander eindreschen. Gut, wer’s mag, jedem das seine. Was hier aber abgeliefert wird ist billigster Action-Murks ohne jedweden Funken Vernunft, Sinn und Verstand. Ja, liebe Filmemacher, wie ihr schon sagt sind sicherlich die Eltern dafür verantwortlich, ihrem Nachwuchs eine gewisse mediale Kompetenz anzueignen und ihn nicht einfach mit der schönen, neuen Welt allein zu lassen. Aber was ihr hier abliefert ist einfach nur billig.
Allein ein paar gute Sprüche und ein paar schöne Landschaftsaufnahmen retten The Condemned vor dem null-Punkte-Absturz. So landen wir bei einem halben von fünf… ach, was weiß ich denn… ein halber Punkt. Bitteschön. Dankesehr. Gute Nacht.
Dennis
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13. November 2007
Patrick hatte ja schon einige Worte über diesen Film verloren, aber nachdem ich ihn gestern Abend in der Sneak sehen durfte, will ich nun auch noch meinen Senf dazu tun.
Die Kurzfassung: Sara lebt mit ihrem Mann Jan, seinem Sohn aus erster Ehe und ihren drei Kindern aus ihren drei vorherigen Ehen zusammen. Sie kommt nun auf die grandiose Idee, ihre Ex-Männer samt neuen Frauen an Weihnachten zu sich nach Hause einzuladen, um mal ein Weihnachtsfest im trauten Schoß der ganzen “Familie” zu feiern…
Ja ja, ich hör’ euch schon, das ist natürlich alles etwas arg konstruiert, aber erlaubt euch kein Urteil über den Film, bevor ihr nicht die liebevoll-schrulligen Charaktere kennen gelernt habt: Da gibt es den Möchtegern-Aufreißer, die (Frau Merkel sicher nur durch Zufall ähnelnde) Kinderhasserin, den introvertierten Wollpulliträger… und noch viele mehr, bei denen man am Anfang schnell den Überblick verliert: Wer zu wem gehört und welches Kind denn jetzt welchen Vater und welche Mutter hat, ist eigentlich gar nicht so wichtig.
Wichtig sind vielmehr die wunderschön Loriotesken Dialoge, bei denen oft genug klar ist, was passieren wird, nein, unweigerlich passieren muss und obwohl man innerlich noch hofft, dass es vielleicht doch noch anders kommen könnte, dann auch genau so geschieht…
Beispiel gefällig? Zu besagter Weihnachtsfeier sind auch die neuen Nachbarn eingeladen. Diese kommen gerade – samt Riesenkaktus als Gastgeschenk – zur Tür herein, da ereifert sich Sara gerade ihren Nachfolgerinnen gegenüber darüber, dass das Adoptieren von Kindern – gerade von farbigen – doch nur ein Alibi wäre, nur ein Mittel, um das schlechte Gewissen der Welt gegenüber zu erleichtern… und jetzt ratet mal, was die netten neuen Nachbarn neben dem Kaktus noch auf dem Arm haben…
Solche Szenen gibt es zu Hauf und obwohl dies mal wieder nichts wirklich Neues ist (das Drehbuch stammt von einem schwedischen Film), unterhält dieses kleine, feine Filmchen doch sehr, sehr gut.
Also, wem nach einem etwas anderen Weihnachtsfilm (ein bisschen in der Tradition der Familie Griswold [siehe Shownotes]) ist, dem sei Meine schöne Bescherung wärmstens empfohlen. Vier Nudeln im Wind, ganz klar.
Dennis
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7. November 2007
Der erste Eindruck: Schon wieder 160 Minuten (fast) und schon wieder eine wahre Geschichte… Doch diesmal durchaus sehenswert: Der amerikanische Traum in Schwarz; Korruption, Gewalt, Brutalität; Drogen und Selbstjustiz.
Patrick
5. November 2007
Es ist dunkel und nass. Regen tropft von den Dächern. Ich schließe die Haustüre auf und es riecht nach Ananas. Ich setze mich vor den PC und er sagt: “Keine Seife, Radio!”.
Verwirrt? Gut. Dann könnt ihr jetzt ungefähr meinen momentanen Geisteszustand nach Odette Toulemonde nachvollziehen.
Nicht, dass hier noch ein falscher Eindruck entsteht: Der Film ist nicht schlecht, eigentlich gar nicht. Es passieren aber doch einige Dinge, die mich sehr staunen lassen – oder beziehungsweise fragen, ob ich nicht etwas verpasst habe!
Odette Toulemonde ist Frau Jedermann, eine unauffällige Kosmetikverkäuferin in einem Allerweltskaufhaus, hat vor zehn Jahren ihren Mann verloren und lebt seitdem mit ihrem schwulen Sohn und ihrer misanthropen Tochter in bescheidenen Verhältnissen ein bescheidenes Leben, das nur von den Romanen des Schriftstellers Balthazar Balsan erhellt wird. Irgendwann beschließt sie, ihm einen Brief zu schreiben, in dem sie ihm erklärt, wie wichtig er für ihr Leben ist, während er gerade in einer Schaffenskrise versinkt und Halt sucht.
Irgendwie also doch die stereotypen Zutaten für eine romantische Komödie, doch irgendwie kann sich der Film nicht so ganz entscheiden, ob er denn wirklich eine sein möchte.
Es gibt einiges an Selbstfindungskrams (“man muss selbst herausfinden, wer man ist”, “liebe dich selbst, nur dann kannst du andere lieben” etc.), einige merkwürdige Tanzeinlagen (die ersten waren sehr süß und passend, die größte gegen Ende wurde mir dann doch etwas zu viel und lang) und einige sehr schöne surreale Szenen, in denen Odette dem Alltag entschwebt, mit Jésus spricht oder den Schattenschnitten auf ihrer Schlafzimmertapete beim Küssen zusieht. Irgendwie also eine wilde Mischung aus Die fabelhafte Welt der Amélie (von der Audette auch den Gesichtsausdruck geerbt zu haben schien), Mary Poppins und Adaptation…
Doch eigentlich ist das alles sehr schön, bis zu einem sehr stimmigen, unkonventionellen und zum Rest des Films passenden Ende – auf das ein weiteres, hollywoodeskes, gekünsteltes Happy-End folgt!
Schade, Odette, viel Potential verspielt. Teilweise tolle Kameraarbeit, viel Liebe zum Detail, doch einige unverständliche Handlungswendungen (wer den Film sieht: Man erkläre mir bitte, warum ihre Kolleginnen plötzlich harmlose Pausenraumeinrichtung malträtieren!) und ein Ende, das unter dem Zuckerguss mehr Fragen offen lässt, als es beantwortet.
Nicht mehr als drei von fünf Federpuscheln deshalb für diesen Film. Keine bloß-nicht-gucken-Warnung, aber auch keine uneingeschränkte Empfehlung. Irgendwie dazwischen. Wie der Film auch.
Dennis
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4. November 2007
Der erste Eindruck: Eine ausnahmsweise gelungene deutsche Komödie über die wichtigste Nebensache der Welt… Zwar ein wenig früh für einen Weihnachtsfilm, aber dennoch rundum zu empfehlen. Immer lustig, dabei durchaus kritisch, ohne das heraushängen zu lassen, und niemals wirklich flach.
Patrick
Der erste Eindruck: Die Filmmusik ist perfekt ausgewählt und arrangiert; einfach wundervoll. Die Bilder sind gewaltig bis umschmeichelnd, die Geschichte ist glaubwürdig, mitreißend und höchst tragisch. Leider doch etwas viel Schmalz und Kitsch…
Eine ausfürhliche Kritik folgt demnächst.
Patrick
Als mir am 16.10.07 einige Sekunden nach Beginn der Sneak klar wurde, dass “Jesse James” lief, dachte ich noch: “Fein, das wird ein vernünftiger Film.”
Den Trailer hatte ich bereits zigfach gesehen und für ganz ansehnlich befunden. Brad Pitt und Casey Affleck sind vielversprechende Schauspieler. Da kann doch eigentlich nichts schiefgehen, oder?
Ein kleines bisschen mulmig war mir ja schon, weil es bei der Anmoderation hieß, der Film gehe epische 160 Minuten (das sind fast drei Stunden!)…
Ihr glaubt gar nicht, wie quälend lang 160 Minuten sein können! Vor allem, wenn der Film während dieser Zeit nichts, aber auch gar nichts erzählt, was man nicht in 60 allerhöchstens 90 Minuten hätte darstellen können.
Der Inhalt lässt sich enstprechend schnell zusammen fassen: Vorstellung Jesse James, Vorstellung Robert Ford, Jesse James als Gauner und Mensch, die Ermordung, das Nachspiel, die Ermodung des Mörders, endlich geschafft.
Mehr gibt’s nicht zu sagen, ehrlich!
Kameraführung und Regie sind durchdacht und aussagekräftig. Leider hilft das aber nichts, weil jegliche Aussage fehlt.
Die schauspielerische Leistung praktisch aller Beteiligten ist großartig. Casey Affleck ist geradezu grandios und überflügelt sogar noch Brad Pitt. Doch all das hilft nichts, weil es nur Schauspiel um seiner selbst Willen ist.
Schauspiel bar jeden Inhalts, unermesslich in die Länge gezogen. Eine Charakterstudie eines nicht vorhandenen Charakters in ermüdender Langsamkeit. Detaillierte Psychoanalyse ohne Gesamtkontext im Schneckentempo.
Hätte ich diesen Film von DVD abgespielt, ich hätte ihn im 2x-Vorlauf angeschaut – Nein, ich hätte ihn überhaupt nicht angeschaut!
Alles in allem kann ich die allgemeine, positive Resonanz auf diesen Film nicht teilen, ja nicht einmal nachvollziehen. Für mich ist es der schlechteste Film des Jahres und der einzige, dem ich eine glatte 6 verpasst habe. Wahrlich nicht auszuhalten!
Patrick
29. Oktober 2007
Vor ein paar Tagen lag die Shrek 3-DVD in meinem Briefkasten. Ich hatte den Film natürlich als er herauskam im Kino gesehen und mich auch königlich amüsiert… trotzdem blieb an manchen Stellen ein komisches Gefühl. Ich sah mich zu meiner Begleitung um und schien nicht alleine zu sein: Der letzte Satz ergab irgendwie keinen Sinn. Er war nicht lustig, er passte nicht in die Szene, irgendwie war das falsch.
Bevor mich die Shrek-DVD erreichte, landeten nacheinander irgendwann alle Simpsons-Staffeln auf DVD bei mir. Und bei einer wunderte ich mich doch ein bisschen: Bart schrieb The boys’ room is not a water park an die Tafel, die deutsche Stimme sagte Das Jungszimmer ist kein Wasserpark. Hm.
Was ist da passiert? Naja, der Übersetzer hat offensichtlich Mist gebaut. Das Jungszimmer ist kein Wasserpark – was zur Hölle soll das heißen? Wenn man boys’ room allerdings richtig mit Jungenklo übersetzt, macht plötzlich alles Sinn.
Nun ja, ein verzeihlicher Ausrutscher könnte man meinen, ein Einzelfall. In den letzten Jahren fällt mir aber immer häufiger auf, dass die Übersetzung sowohl von Serien als auch von Kinofilmen (mit richtig, richtig großem Budget) qualitativ immer schlechter wird.
Gut, zugegeben, Übersetzungen sind keine einfache Sache und erfordern viel Zeit, Geduld, Sach- und vor allem kulturelle Kenntnis. Man kann einen Gag nicht übersetzen, den man nicht versteht.
Trotzdem frage ich mich dann immer: Der Filmverleih hat jetzt Millionen von Euro in riesige Werbekampagnen gesteckt, die ein Produkt bewerben, das durch Einsatz von nur ein bisschen mehr Geld für bessere Übersetzer, durch ein bisschen mehr Zeit noch eine gute Ecke schöner, lustiger und sinnhafter hätte werden können!
Und nicht nur die teilweise grottigen Übersetzungen verleiden mir viele Filme und bringen mich dazu, mir die Originale entweder in der OV im Kino oder auf DVD (oder, im Falle von Fernsehserien, aus dem Internet) anzusehen: Falsche Synchronsprecher!
Natürlich scheiden sich die Geister an der Qualität verschiedener Synchronisationen, es gibt sogar Filme und Serien, bei denen durch die Übersetzung dazu gewonnen haben (man denke nur an die Serie Die Zwei mit Roger Moore und Tony Curtis). Aber ganz egal, ob die Synchronsprecher jetzt einen total tollen Job bei einem Film machen oder nicht: Man gewöhnt sich an sie. Roger Moore sollte klingen wie Roger Moore, Jack Nicholson wie Jack Nicholson und der Esel aus Shrek sollte verdammt noch mal so klingen wie der Esel aus Shrek!
Wenn Synchronsprecher sterben, bleibt natürlich keine andere Wahl, als eine möglichst ähnliche Stimme zu suchen. Manchmal wird auch hier die Qualität der Serie oder des Films sogar noch etwas besser, man kommt etwas näher ans Original heran. Trotzdem ist und bleibt Elisabeth Volkmann für mich die deutsche Stimme der Marge Simpson, auch wenn Anke Engelke objektiv wohl besser ist. Der Mensch ist nun einmal ein Gewohnheitstier.
Also, liebe Filmverleihe, tut mir einen Gefallen und bezahlt euern Übersetzern ein klein wenig mehr, zeigt ihnen, dass sie mit die wichtigsten Leute beim Film sind und dass ohne sie das ganze nur halb so lustig wäre. Lasst ihnen die Zeit, die sie brauchen und setzt nicht euren Sohn, der doch immer ne zwei in Englisch hat zur Übersetzung an den Schreibtisch. Das hat das Publikum besser verdient.
Und an euch, das Publikum: Schaut mehr Filme im Original. Selbst wenn ihr mit dem englischen Probleme habt – probiert es aus! Manchmal ist ein halbwegs verstandener Film im Original immernoch besser als ein vollkommen verstandener Film in einer schlechten Übersetzung.
So, genug gemeckert, jetzt ab ins Kino, OVs gucken!
Dennis
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Hach ja, Buchverfilmungen sind doch irgendwie immer wieder ein Genre für sich. Es gab da natürlich Ausreißer nach oben, aber viele, viele Verfilmungen bleiben weit hinter der Buchvorlage zurück. Manchmal ist es einfach nicht möglich, die sprachlichen Feinheiten, die Kleinigkeiten in Filmsprache zu übersetzen… meist funktioniert das ja noch nicht einmal bei der Übersetzung in eine andere Sprache.
Stardust also (warum der deutsche Titel unbedingt Sternenwanderer sein musste, bleibt mir ein Rätsel), nach einem Roman von Neil Gaiman. Der junge Tristran Thorn bricht irgenwdann im neunzehnten Jahrhundert auf, um die Mauer, die das kleine Städtchen Wall in England von dem mystischen Königreich Stormhold trennt, zu überqueren, um seiner Angebeteten einen gefallenen Stern zu bringen.
Standard-Fantasykrams könnte man meinen, doch die Atmosphäre, die Stimmung in Gaimans Roman ist so ganz anders. Er erinnert eher an Alice im Wunderland als an die üblichen Abenteuergeschichten übers Erwachsenwerden, mit den vielen wunderlichen Charakteren, bei denen man nie so genau weiß, ob sie denn jetzt gut oder böse sind oder ob eine solche Kategorisierung überhaupt sinnvoll erscheint!
All das wird sehr, sehr gut im Film übernommen. Es fehlen zwar einige Charaktere, die Geschichte wurde an diversen Stellen verändert, gekürzt, gestreckt, aber der atemlose Wettlauf durch die Merkwürdigkeiten Stormholds, die bösen Hexen, die sieben Söhne des sterbenden Königs, die sich wegen des immerwährenden Streits um die Nachfolge gegenseitig umbringen – all das steht dem Roman in nichts nach. Und wer Robert De Niro immer schon einmal zum Can Can tanzen sehen wollte, wird hier seinen Spaß haben.
Das Ende ist ein bisschen mehr Hollywood-like als das der Buchvorlage, aber trotzdem schön und irgendwie auch ziemlich stimmig.
Die Wertung ist damit auch schon klar: Viereinhalb von fünf verzauberten Ziegenmännern (hihi). Warum nicht fünf, obwohl ich eigentlich nichts zu meckern habe? Naja, vielleicht liegt es daran, dass ich den Roman erst vor wenigen Wochen noch einmal gelesen habe, aber ich konnte mich irgendwie nicht so richtig in den Film hinein fühlen, nicht so fallenlassen, wie ich es beispielsweise bei Ratatouille oder King of California (der ja andere kleine Defizite hatte) konnte. Ich werde einfach mal abwarten, bis der Film auf DVD herauskommt und ihn mir dann noch einmal mit ein bisschen Abstand zum Roman ansehen – vielleicht gibt es dann ja noch eine kleine Revisionswertung, nachdem ich auch Peter O’Toole im Original hören konnte.
Bücher lesen, bevor man den Film sieht… generell irgendwie eine schlechte Idee. Man ärgert sich eigentlich immer hinterher. Also, nicht tun. Das Buch hinterher noch einmal lesen, dann klappt’s auch mit dem Kinobesuch.
Ahoy!
Dennis