Nach mehrwöchiger Sneak-Abstinenz, ging es gestern um 23.00 mal wieder in die heiß geliebte Bochumer Überraschungspremiere. Kredenzt wurde dem Publikum “Edge of Darkness”, ein grundsolider Krimi/Thriller, welcher den hohlen deutschen Titel “Auftrag Rache” trägt. Bei diesem Film geht es um die Ermordung von Emma Craven, welche im Haus ihres Vaters von Unbekannten mit einer Schrotflinte erschossen wird. Ihr Vater Thomas Craven (Mel Gibson), seines Zeichens Bostoner Polizist, übernimmt eigenhändig die Ermittlungen und deckt schon bald eine Verschwörung auf, die weit über das Leben seiner Tochter hinausgeht. Eins muss vorneweg gesagt werden: Bei diesem Thriller bekam Mel Gibson eine Rolle, die wie für ihn geschaffen ist. Wie zuletzt in “Payback” (1999) darf Gibson bei “Edge of Darkness” richtig aufräumen und bei seinen Ermittlungen eine nicht zu übersehende Blutspur hinterlassen. Dabei steht wie bei vielen ähnlichen gelagerten Filmen jedoch nicht die Gewalt sondern die Informationsbeschaffung und Befragung im Vordergrund. Gewalt kommt zwar auch vor, sie bleibt aber immer so lange im Hintergrund bis sie für den entwöhnten Zuschauer wie ein Schlag in die Fresse wirkt. Allein die Eingangsequenz, welche in der Erschießung vor Cravens Tochter mündet ist bitter-brutal und knallhart-realitisch inszeniert, was auf viele der Actionszenen zutrifft. Allerdings sind diese Gewalteruptionen nicht Dreh- und Angelpunkt des Thrillers. Es wird viel mehr auf eine differenzierte Charakterzeichnung geachtet. Die “Bösen” stellen sich als skrupellose Großindustrielle dar, wie es sie in der heutigen Zeit immer häufiger gibt. Gewissermaßen handelt der Film auch von der Unantastbarkeit bestimmter Personen, die abseits der Gesetze ihren dunklen Machenschaften nachgehen. Dies äußert sich vor allem in einer späteren Szene, als sich Craven offenbart, dass sein bester Freund ebenfalls von Regierung und Unternehmen gekauft und auf ihn angesetzt wurde. Bei der steigenden Hoffnungslosigkeit kommt es am Ende einer gewissen Genugtuung gleich, auf welcher Art und Weise Craven seinen Rachefeldzug vollendet. Es bleibt der nachhaltige Eindruck eines erstaunlich guten Thrillers zurück, dessen Dialoge die nötige Spannung beinhalten und dessen Gewaltszenen einem mehr als einmal die Spucke wegbleiben lassen. Allerdings trennt eine tiefgründigere, verschachtelte Auflösung des Rätsels der Film von höheren Wertungsregionen. Deshalb bleibt es bei 3 1/2 von 5 Killer-Milchflaschen für diesen grimmigen, reinrassigen Sneakfilm.
Auftrag Rache (Edge of Darkness)
Ein Sommer in New York – The Visitor
Die erste Sneak des Jahres 2010 kredenzte dem Bochumer Sneakpublikum mal wieder einen echten Programmkinofilm, welcher sich fernab von ausgetretenen Hollywood-Pfaden bewegte. Das kleine, stille Kammerstück “Ein Sommer in New York” stellt den Universitätsprofessor Walter Vale (Richard Jenkins) in den Mittelpunkt, welcher nach dem Tod seiner Ehefrau mehr und mehr in die soziale Isolation entgleitet. Als er nach New York fährt um dort auf einer Konferenz einen Aufsatz zu präsentieren, erlebt er beim Betreten seiner Wohnung eine Überraschung: Diese wird nämlich von zwei illegalen Einwanderern bewohnt, dem Pärchen Tarek und Zeinab. Nachdem Walter sich dazu durchringt, die beiden weiterhin bei ihm wohnen zu lassen, beginnt für ihn ein Heilungsprozess. Durch Tareks ansteckende Leidenschaft für Trommelmusik erwächst eine Männerfreundschaft, die nicht nur die kulturellen Unterschiede überwindet, sondern auch Walter wieder ins Leben zurückholt. Damit ist die erste Hälfte des Films ein herzerwärmendes Unterfangen, welches stellenweise in ein Feelgood-Movie abgleitet. Doch dann wird Tarek von seiner Vergangenheit eingeholt, aufgrund eines Missverständnisses verhaftet und schließlich in Untersuchungshaft gebracht. Die zweite Hälfte des Films beschäftigt sich mit der Unfähigkeit von Tareks Angehörigen (u. a. seiner Mutter) mit ihm in Kontakt zu treten und den Bedingungen unter denen Einwanderer in den USA zu leiden haben. Dabei bleibt der Fokus jedoch stets bei Walter, welcher beginnt sich für Tareks Mutter zu interessieren. Am Ende bleibt die Liebe der beiden nur eine romantische Illusion und Walter führt, nachdem Tarek endgültig abgeschoben wurde, den bescheidenen Traum der beiden zu Ende: Einmal in der New Yorker-Ubahn zu trommeln.
Eine pauschale Bewertung des Filmes fällt zunächst nicht leicht: Es ist ein relativ einfach gestrickter Film, welcher zum Großteil von seinen sympathischen Charakteren lebt. Er bewegt sich fernab des Mainstream, weil er sich einem schwierigen Thema in leichtfüßiger Art und Weise nähert. Jedoch schlägt der Film im zweiten Teil nicht immer den richtigen Ton an, sodass es zu dramatisch-unrealistischen Überzeichnungen kommt. Das Drama wird immer unvermeidlicher, was auch dem Zuschauer bewusst wird. Nichtsdestotrotz hat der Film (gerade in der ersten Hälfte) überzeugt, weswegen er auch locker 3 von 5 Trommeln verdient hat.
Hangtime – Kein leichtes Spiel
Am Montag wurde uns in der späten Bochumer Sneak mal wieder ein außergewöhnlicher Film präsentiert. Die Stimmung war um 23.00 vor Filmbeginn auch denkbar besser als sonst, da uns diesmal die hohle Ansage erspart blieb (die gibts nur um 20.00). Hangtime - Kein leichtes Spiel ist ein waschechter NRW-Film, welcher zu 85% in Hagen spielt. Die Großstadt zwischen Ruhrgebiet und Sauerland dient hierbei als Kulisse für einen Film, welcher den jungen Basketballspieler Vinz Berg zur Hauptfigur hat. Eins vorweg: Ich halte wirklich nicht viel von Sportfilmen! Ich finde, dass die meisten dieser Art 0815-mäßig (so wie Mighty Ducks) ablaufen und sie deshalb endlos anöden. Doch Hangtime ist erfrischend anders. Der Film ist keine glattgebügelte Hochglanzproduktion, er ist eher dreckig und rauh. Das grobkörnige Bild trägt sein Übriges zum ohnehin schon rauhen Umgangston der Protagonisten bei.
Vinz (Max Kidd), besagter Hauptcharkter, steht kurz vor dem Abitur und träumt davon, in den USA durch ein Sportstipendium die Uni bezahlen zu können. Da er aus eher ärmeren Verhältnissen stammt, scheint dieser Plan zu Beginn auch ein Traum zu bleiben. Sein älterer Bruder Georg (Misel Maticevic), der ihn nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen hat, will dass er die Basketballkarriere verfolgt, die ihm selbst immer verwehrt blieb. Dadurch, dass Vinz und Georg unterschiedliche Vorstellungen über Vinz’ Zukunft haben kommt es unweigerlich zum Konflikt. Georg, der sich als Manager von Vinz versteht, wird durch die Unsicherheit von Vinz’ Zukunft immer mehr belastet und rastet schließlich aus. Als das alles entscheidende Spiel, bei dem es für den Verein Phönix Hagen um den Aufstieg in die erste Liga geht, bevorsteht beginnen sich die Fronten zu klären. Doch am Ende kommt nicht alles wie gedacht.
Wenn man einige Eckpfeiler der Filmhandlung so runterschreibt, dann könnte man leicht das Gefühl bekommen, der Film würde sich gar nicht so sehr um Sport drehen. Das tut er auch nicht. Zumindest nicht primär. Basketball steht hier eigentlich vielmehr für das Umfallen und immer wieder Aufstehen, das sich selbst Finden ohne sich dabei verlieren zu müssen. Es wird zwar in vielen Filmszenen Basketball gespielt, dabei ist das Spiel an sich jedoch nie losgelöst von der Befindlichkeit des Protagonisten, was das Ganze so interessant und sehenswert macht. Selbst die am Rande gestreifte Liebesgeschichte läuft nicht als Nebenhandlung reibungslos ab und wartet mit der einen oder anderen Überraschung auf. Den gesamten Film dominiert ein angenehmer Realismus, was zur Folge hat, dass er nahezu klischeefrei daherkommt. Diese Tatsache und das tolle Schauspiel aller Beteiligten, die tolle grobkörnige Optik und die gut inszenierten Basketballszenen bringen dem Film zusätzliche Pluspunkte. Insgesamt ein wirklich sehenswerter Film, welcher meine Erwartungen klar übertroffen hat. Daher gibt es 3 1/2 von 5 rostigen Basketballkörben für dieses lokalpatriotische Kleinkunstwerk.
Oben (Up)
Pixar-Filme sind jedes Mal ein erneutes Highlight des Kinojahres. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Konkurrenz seit nun mehr 14 Jahren die Zähne an den Meisterwerken ausbeißt und einzig die ersten beiden Teile der Shrek-Saga an die Genialität von Pixars Meisterwerken heranreichen konnten. Vielleicht liegt es daran, dass die Konkurrenz mit weniger Liebe zum Detail zu Werke geht. Vielleicht liegt es einfach aber auch daran: Pixar-Filme bieten etwas für jedermann, egal ob jung oder alt. Diese Gradwanderung meistert das kalifornische Studio seit seinem ersten Spiefilm Toy Story (1995) beispiellos. Auch ihr neuestes Werk Oben bildet da keine Ausnahme.
Der Film erzählt die Geschichte von Carl Fredricksen, welcher im stolzen Alter von 78 Jahren seinen Lebenstraum verwirklicht: Er begibt sich auf die Reise nach Südamerika. Da allein diese Handlung nichts Spannendes an sich hat, entschlossen sich die Macher dazu, Carl mitsamt seines gesamten Hauses nach Südamerika fliegen zu lassen. Das Haus wird dabei von einer Vielzahl aufblasbarer Heliumballons getragen. Russell, ein 8-jähriger Pfadfinder, gerät zufällig mit an Bord und begleitet Carl auf seiner Reise. Dort angekommen treffen sie auf den Vogel Kevin und den sprechenden Hund Doug, welche sie fortan begleiten. Durch einen (etwas vorhersehbaren) Twist wird die Expedition zur Abenteuerhandlung und der Ausflug in die Wildnis zur rasanten Achterbahnfahrt der Extraklasse.
Pixar-Filme lebten schon immer von zwei Dingen: Liebenswerte, originelle Charaktere und technische Perfektion. Beide Zutaten werden auch im Falle von Oben wieder einmal zusammengeführt, weshalb den Film gleich in den ersten Minuten eine Sogkraft entwickelt, der man sich nicht entziehen kann. Dabei beginnt das Werk ungewohnt traurig und realitätsnah und entwickelt sich erst nach Abheben des Hauses zum rasanten Abenteuertrip. Verglichen mit dem brillianten Ratatouille (2007) und dem herzerwärmenden Wall-E (2008) ist Oben aber dann doch ein ganzes Stück weit konventioneller geraten, was aber nicht bedeutet, dass es hier weniger zu lachen oder mitzufiebern gäbe. Es wurde die Messlatte nach den letzten beiden Meisterwerken nur halt so hoch angelegt, dass der Film stellenweise etwas altbacken wird. Das ändert aber nichts daran, dass Pixar den Status der weltbesten Animationsstudios in diesem Jahr erneut unter Beweis gestellt hat. Daher Vergebe ich stolze 4 1/2 Luftballons für diesen sehr guten Animationsfilm. Weiter so, Pixar.
Coraline
Ich habe das Ende der Vorlesungszeit und den Beginn der vorlesungsfreien Zeit dazu genutzt, endlich einmal wieder ins Kino zu gehen. Nach 6-wöchiger Lichtspielhaus-Abstinenz dürstete ich nach dem Film, der Montag um 20 Uhr in der Sneak laufen sollte. Und ich wurde nicht enttäuscht: Als Anika und ich zum Kino 12 des UCI schlenderten bekamen wir 3D-Brillen in die Hände (zum zweiten Mal in der Geschichte der Bochumer Sneak), was die Spannung auf den bevorstehenden Film schier ins Unermessliche steigerte. Präsentiert wurde Coraline, der neue Film von “Nightmare Before Christmas”-Regisseur Henry Selick. Hierbei handelt es sich um die Adaption einer Geschichte von Neil Gaiman (Stardust), welche in Form eines StopMotion-Animationsfilms kredenzt wird. Die visuelle Umsetzung orientiert sich hierbei an “Tim Burton’s Corpse Bride”. Zur Geschichte: Die 11-jährige Coraline Jones zieht mit Ihren Eltern in ein Apartmenthaus ein. Die beiden schreiben Artikel für einen Gartenschau-Katalog und empfinden Coralines Anwesenheit eher als Last. Coraline entdeckt schon bald, dass sich hinter dem Haus mehr verbirgt als zunächst angenommen. Hinter einer versteckten Tür stößt Coraline auf eine Parallelwelt, in der alternative Versionen ihrer Eltern leben. Diese haben Knöpfe statt Augen und empfangen “ihre Tochter” warmherzig. In dieser Parallelwelt scheint alles perfekt und ihre Eltern scheinen so zu sein, wie sie sie sich immer gewünscht hat… Doch schon bald wendet sich das Blatt.
Zu viel von dern Handlung vorweg zu nehmen würde eine Menge des Zaubers zerstören, den Coraline ausmacht. Die Charaktere sind liebens- (und hassens-)werte Geschöpfe, deren Mimik und Gestik stets den jeweiligen Gemütszustand unterstützt, was bei dem aufwändigen Produktionsverfahren als Meisterleistung gelten kann. Die Geschichte ist bezaubernd und sehr originell, wie ich finde. Die liebevolle Umsetzung verdient den allergrößten Respekt und kann getrost als technisch einwandfrei betrachtet werden. Was die 3D-Effekte angeht, so stellt sich schnell Ernüchterung ein. Sie stechen nicht wirklich heraus und wirken eher wie nachträglich eingefügtes Beiwerk als wie ein wesentlicher Bestandteil des Films, was sehr schade ist. Diese verschenkte Möglichkeit kostet der grandiosen Film auch einen halben Stern. Ansonsten hätte ich anstandslos die Höchstwertung vergeben. So bleibt es bei 4 1/2 von 5 Knöpfen. Unbedingt anschauen, aber in 2D, wenn es geht.
My Bloody Valentine 3D
Der Fortschritt hat Einzug erhalten. Seit gut zwei Monaten zeigt mein Stammkino in Bochum (die UCI-Kinowelt) auch Filme im neuen Format Digital 3D. Heute Abend habe ich mich, zusammen mit Noemi und Corinna zum ersten Mal selbst davon überzeugt. Der Film unserer Wahl (der derzeit einzige 3D-Film im Programm) war My Bloody Valentine. Obwohl ich seit Montag (Der Fluch der zwei Schwestern) die Schnauze voll habe von Horrorfilmen reizte mich der Gedanke, einmal einen in 3D zu sehen. Und dann stellte sich auch noch heraus, dass es ein handwerklich gut gemachter Slasher war, welcher enorm vom neuen Format profitierte.
Was die Handlung angeht so will ich nur Folgendes sagen: In dem kleinen Städtchen Harmony passierte vor zehn Jahren ein schreckliches Unglück, als in der örtlichen Mine ein Schacht einstürzte und der Psychopath Harry Warden seine Mitarbeiter einen nach dem anderen abschlachtete. Daraufhin wurde Warden mittels Lynchjustiz aus dem Weg geräumt. In der Jetztzeit treibt erneut ein Killer sein Unwesen. Die Hauptfiguren Alex (Polizist) und Sarah (Verkäuferin), sowie Tom (der Erbe der Mine), sind für einen Horrorfilm recht differenziert ausgestaltet und bleiben nicht bloß Schablonen. Das ist schonmal ein großes Plus. Außerdem sind es wenigstens mal Figuren, die Ende 20, Anfang 30 sind und nicht bloß die typischen Slasher-Teenies.
Nun aber zum Star des Films: Digital 3D. Die neue Technik macht von einem Projektionsverfahren Gebrauch, welches eine Tiefe der Leinwand suggeriert. Dabei ist es möglich, auf der Leinwand unterschiedlich Erfernungen darzustellen und Gegenstände aus der Leinwand herausragen zu lassen. Dies ist für einen Horrorfilm optimal und My Bloody Valentine lässt erahnen, was mit dieser Technik noch alles möglich sein wird: Der Killer, welcher seine Opfer mit einer (Bergbau-)Spitzhacke aus dem Weg räumt, wirkt so um einiges furchteinflößender. Besagte Hacke ist der Gegenstand, der meistens (scheinbar) direkt auf dem Zuschauer zukommt. Andere nette Spielereien sind dier verstärkte Einsatz von Käfigen (die so aussehen, als befänden sie sich zwischen dem Zuschauer und dem Opfer). Natürlich gibt es auch 3D-Splattter, sodass auch schonmal Blut oder Schädelteilchen (scheinbar) auf den Zuschauer zufliegen. Alles in allem macht die neue Technik schon was her und auch Lust auf mehr. Der zweite 3D-Horrorflim diesen Jahres (Final Destination 4) wird auf jeden Fall auch begutachtet, da das Potential dieser Technik sich sehr gut für dieses Genre eignet. Was den Film selbst angeht: Guter Slasher, Ende irgendwie blöd, trotzdem sehenswert: 3 1/2 von 5 Valentinsschlachteln.
- Der deutsche Trailer
- (trashig und spannend)
Der Fluch der zwei Schwestern (The Uninvited)
Gestern Abend ging es mal wieder in die Sneak. Das Ergebnis war uninspirierte Horrorkost mit hohem Budget und wenig Gänsehaut-Feeling. Eigentlich gar keinem Feeling.
Anna ist traumatisiert. Seit ihre Mutter vor einem Jahr bei einem Unfall ums Leben kam, verbrachte sie ihre Zeit in eine psychatrischen Heilanstalt aus der sie zu Beginn des Films entlassen wird. In der heimischen Umgebung warten ihre ältere Schwester Alex, ihr Vater Steven und dessen neue Freundin Rachel auf sie. Neben den üblichen Konflikten, die zwischen den Mädchen und ihrer neuen Stiefmutter aufkommen, beschleicht die beiden langsam der Verdacht, dass sie etwas mit dem Unfall (und somit mit dem Tod ihrer Mutter) zu tun haben könnte. Und dann beginnt Anna auch noch, tote Menschen zu sehen.
Also ehrlich, wer fabriziert bitte schön so einen Müll? Als anfangs das DreamWorks-Logo über die Leinwand flimmerte, hatte ich ja noch Hoffnung. Aber es schlich sich sehr schnell Ernüchterung ein, als die pseudodramatische Horror-Klamotte nicht so richtig in Fahrt kommen wollte. Die scheinbar so mysteriöse Auflösung des Ganzen ist dermaßen an den Haaren herbei gezogen und abgekupfert (THE SIXTH SENSE), dass es schmerzt. Dabei hat man hin und wieder das Gefühl, dass Hauptdarstellerin Emily Browning (Lemony Snicket) wirklich etwas auf dem Kasten haben könnte. Ihre Rolle lässt ihr jedoch keine Möglichkeit, das zu zeigen. Überhaupt, der Film ist einfach nur langweilig und ideenarm. Er spielt qualitativ in einer Liga mit dem unterirdischen The Eye, weshalb ich ihm (wie auch schon The House Bunny) die Tiefstwertung von einem mickrigen Benzinkanister gebe. So ein Mist!
Zhan. gu – Die Reise des chinesischen Trommlers
Sneakfilme sind schon was Feines… zumindest, wenn man dann und wann etwas völlig Neues und Unbekanntes zu sehen bekommt. Die Reise des chinesischen Trommlers ist so ein Film. Er handelt von Guan, einem Gangsterboss, dessen Sohn Sid sich mit der Liebsten seines Gegenspielers Stephen Ma eingelassen hat. Deshalb wird Sid von Guan kurzerhand nach Taiwan geschickt, bis sich die Gemüter beruhigt haben. Hier, in der Provinz, stößt der junge Schlagzeuger Sid unvermittelt auf eine Gruppe spiritueller Zen-Trommler. Er beschließt, sich ihnen anzuschließen und lernt sein Leben, das bisher von Neid und Hassgefühlen geprägt war, völlig neu kennen, weil er im Trommeln sich selbst findet.
Der Film hat einfach was. Der Anfang, welcher sich im Gangstermilieu von Hong Kong abspielt vermittelt zunächst einen ganz anderen Eindruck und man denkt, dass einen eher ein Thriller erwartet. Doch als Sid nach Taiwan gekommt, ändert sich die Grundstimmung. Die schwierigen Aufgaben, vor die Sid gestellt wird, und den Willen und Ehrgeiz den er daraus eintwickelt… es macht einfach Freude zuzusehen, wie dieser arrogante Angeber nach und nach über sich selbst heraus wächst. Und dann sind da noch die Trommelsequenzen. Die sind wirklich atemberaubend. Ich bin ja nun wirklich niemand, der sich die Show einer Trommelgruppe anschauen würde, aber was hier gezeigt wird ist teilweise einfach unfassbar gut. Mag sein, dass der Sound und die wucht von der Leinwand her nicht die Intensität eines Konzertes erreichen, aber nichtsdestotrotz erreicht einen dieses Gefühl des Dabeigewesenseins.
Sicher, der Film schlägt ein langsames Erzähltempo an und er hätte insgesamt statt 120 Minuten auch ruhig 100 Minuten lang sein können. Einige Nebenhandlungen stehen in fragwürdiger Beziehung zur Haupthandlung. Aber das macht am Ende gar nichts, denn dieser Film zeigt einem etwas Unbekanntes, Neues und irgendwie auch Überwältigendes. Das ist eine asiatische Kinoperle. Gestern abend hätte ich dem Film noch 3 von 5 Riesentrommeln gegeben. Aber heute, nach einiger Reflexion, werde ich 4 draus machen.
Låt den rätte komma in – So finster die Nacht
Die Bochumer Sneak hatte sich während der ersten 4 Besuche (The House Bunny, Eagle Eye, Willkommen bei den Sch’tis & New York für Anfänger) durch Abwechslungsreichtum ausgezeichnet. Doch eines hatte mir bisher gefehlt: Ein reinrassiger Sneakfilm! Gestern abend war es also endlich soweit. Weg mit dem gepflegten Mainstream und dem Publikum ein skandinavisches Kleinod krendenzen! So hab ich das gern.
So finster die Nacht ist eine schwedische Produktion, die sich zwischen Horrorfilm und Jugenddrama bewegt. Der zwölfjähirge Oscar lernt seine Nachbarin Eli kennen und die beiden Kinder werden Freunde. Was Oscar zunächst nicht weiß ist, dass Eli ein dunkles Geheimnis birgt: Sie ist ein Vampir!
Während zu Beginn des Filmes nur angedeutet wird, was es mit dem seltsamen Mädchen auf sich hat entfaltet der Film sein wahres Potenzial, als Oscar die wahre Natur seiner Freundin bewusst wird. Das ganze wird in düsteren Bildern eingefangen und ist stimmungsvoll inszeniert. Die Geschichte entwickelt sich langsam, was der Charakteren viel Platz für Entwicklung einräumt. Gerade durch das gemächliche Erzähltempo wirken die eingestreuten Horror- und Splatterelemente umso effektvoller! In dieser düsteren Welt verkommt die Gewalt doch nie zum Selbstzweck und der Kampf des Vampirs gegen seine natürlichen Triebe (seinen Blutdurst) wird interessant beleuchtet. Dabei brillieren die beiden Jungsdarsteller Kare Hedebrant und Lina Leandersson in ihren jeweiligen Rollen, wobei Hedebrant den Außenseiter Oscar und Leandersson den uralten Vampir in Kindsgestalt Eli überzeugen mit Leben füllen.
Vollkommen unverständlich waren mir die Reaktionen des Publikums, die den Film weder ernst nahmen, noch zu schätzen wussten. Das scheint ein weiteres Kriterium für einen Sneakfilm zu sein: Er spaltet das Publikum. Insgesamt vergebe in 4 von 5 Rubikwürfeln für diesen stimmungsvollen Horrorfilm.
Terje
How to Lose Friends & Alienate People – New York für Anfänger
New York für Anfänger ist eine nette amerikanische Komödie für zwischendurch, die einige gute Gags zu bieten hat, einen aber insgesamt nicht von den Socken haut. Es geht um den Emporkömmling Sidney Young (Simon Pegg [Hot Fuzz]), der ein lukratives Stellenangebot bei einem New Yorker Szenemagazin annimmt. Dort angekommen muss er feststellen, dass sich die Dinge anders als daheim in England verhalten und dass er mit seiner tollpatschigen und unhöflichen Art keinen Blumentopf gewinnen kann. Doch schon bald, nach einigen komischen Situationen, gelingt ihm der Aufstieg in die glamouröse Welt der Stars, wo er vor neue Herausforderungen gestellt wird…
Zugegeben, der Film erfindet das Rad nicht neu, das braucht er aber auch gar nicht. Er hat einige gute Lacher zu bieten und überspielt die flache Handlung gekonnt. Das Ensemble (neben Pegg geben sich Kirsten Dunst, Megan Fox, Jeff Bridges und Gillian Anderson die Ehre) ist gut aufgelegt und die Dialoge kommen auch in der deutschen Fassung schwungvoll rüber. Leider hat der Film gerade in der zweiten Hälfte einige Längen und das Ende ist typisch-kitschig-amerikanisch. Nichtsdestotrotz ein netter Sneakfilm, der zweieinhalb von fünf La Dolce Vita-Schallplatten verdient hat.
Terje