2. Juni 2008

Shakespeare in the Park: Twelfth Night

Category: Kunst,Literatur — Patrick @ 6:32

Die studentische “Shakespeare in the Park”-Produktion Twelfth Night von Beth Wynstra (Isla Vista Arts) möchte das volksnahe Theatererlebnis aus dem 17. Jahrhundert in die Neuzeit verfrachten. Was liegt da näher, als die Aufführung unter freien Himmel in einen Park zu verlegen und das Publikum, das sich im Gras lümmelt, bereits im Programmheft mit folgenden Worten zu ausgelassenem, lautem und rüpelhaftem Verhalten zu animieren:

“In Shakespeare’s day [sic] theater was more like football than art. The spectators were loud and rowdy. We want to make this experience as close to the original as possible… so be loud and rowdy.”

Doch bevor das Stück beginnt, muss das Publikum auch tatsächlich in die vom Programmheft geforderte Stimmung gebracht werden. Dies geschieht mittels eines einfachen Spiels:

“When I say ‘thing’, you say ‘PENIS’. Thing — PENIS! — Thing — …
When I say ‘nothing’, you say ‘VAGINA’. Nothing — VAGINA! — Nothing …
When I say …”

Erstaunlich, wie das Publikum — größtenteils Studenten — diese Worte immer und immer wieder aus voller Kehle mit Inbrunst und Genuss herausschreit, als wären sie sonst verboten und dürften im Alltag niemals ihren Lippen entweichen. Vermutlich ist auch das ein Teil von Amerika. Genau wie der kostenlos vor der Aufführung angebotene Kaffee und Kakao; letzterer als Instant-Pulver mit Mini-Marshmallows zum selbst aufbrühen — einfach nur skurril. Die Stimmung aber dürfte ganz in Shakespeares Sinne gewesen sein.

Was die sieben studentischen Schauspieler dann als Twelfth Night unter Regie von Jason Narvy auf der Bühne und mitten im Publikum zum Besten gaben, war unterhaltsam, kurzweilig und… kurz. Letzteres überrascht kaum, war das Spektakel doch als “Shakespeare in nur einer Stunde” angekündigt worden. Auch wenn es statt 60 letztlich ganze 75 Minuten wurden, gewährt diese Einstellung einen tiefen Einblick in das amerikanische Selbstverständnis. Sich als Student zwei oder gar drei Stunden Theater am Stück anzusehen ist so absurd, dass man gar nicht daran denken mag.

Alles in allem war die Aufführung — gerade durch das mitmachende Publikum — wirklich ein Erlebnis. Leider wurde das harte nachmittägliche Sonnenlicht dem Mienenspiel der Darsteller nicht gerecht und viele der zahlreichen obszönen Anspielungen und lüsternen Konfrontationen des Stücks wirkten wenig glaubhaft, weil die Schauspieler nicht breit waren, gewisse Grenzen zu überschreiten. Verständlich, aber dennoch schade.

Patrick

29. Mai 2008

Standard Operating Procedure

Category: Film,Sneak — Anne @ 17:36

Standard Operating Procedure Filme wie Standard Operating Procedure sind der Grund, warum ich gerne in die Sneak gehe. Diesen Film hätte ich nämlich ganz sicher nicht “einfach so” im Kino gesehen, selbst wenn ich davon irgendwelche Trailer gesehen hätte (was nicht der Fall war). Trotzdem war der Film extrem interessant und eindrucksvoll - ein Film, der einen zum Weiterdenken anregt.

Standard Operating Procedure ist ein Film über die Misshandlungen irakischer Gefangener im Gefängnis Abu Ghraib. Es handelt sich um einen Dokumentarfilm, der zum allergrößten Teil aus Interviews und den berühmten Fotos besteht. Nur ganz wenige Sequenzen sind nachgespielt worden, und meist wurden diese auch szenisch verändert und verfremdet. Ansonsten konzentriert sich der Film auf die Täter, die in Interviews den Alltag darstellen und die Hintergründe der Fotos beleuchten. Auffällig ist, dass die Aussagen der US-Soldaten nicht kommentiert oder bewertet werden. Es gibt keinen Erzähler, der eine Verbindung zwischen Interviews und Fotos schafft oder der die Handlungen verdammt. Die Aussagen der Täter stehen für sich alleine und sprechen für sich - sie zeigen keine Reue, sondern fühlen sich als Bauernopfer.

Was den Film so interessant macht, ist, dass man einen Einblick in das Leben in Abu Ghraib bekommt. Für mich als Nicht-Wehrpflichtige Deutsche ist schon allein das Leben in der Armee unvertraut, ganz zu schweigen von dem Leben als Gefängniswärter im Irak. Der Blick auf die Fotos zeigt, dass die Wachtruppe eine Einheit gebildet hat, die sich untereinander gut verstanden hat. Sie haben Witze gerissen und Späße gemacht - bis hin zu menschlichen Pyramiden. An und für sich ist die Situation vertraut: Jede Gruppe von Arbeitskollegen, die sich in feindlich gesonnenem Ausland befindet, würde wohl ähnlich zusammenhalten. Es ist nur die Art und Weise, wie sich diese Leute amüsieren, die - völlig zu Recht - Anstoß erregt.

Alles in allem ist der Film durchaus sehenswert, aber nichts für schwache Nerven. Da er zudem fast zweieinhalb Stunden geht und in Deutschland nur im Original mit deutschen Untertiteln läuft, ist er sicherlich nicht als leichte abendliche Unterhaltung geeignet. Ach ja, der Titel bezieht sich übrigens darauf, dass manche der Handlungen - erstaunlicherweise - als Standard Operating Procedure eingeordnet wurden, andere als Crime.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
28. Mai 2008

Brügge sehen… und sterben?

Category: Film,Sneak — Anne @ 13:25

Brügge sehen... und sterben? - In Brugges Die Ankündigung zur Münsteraner Sneak vom 6.5. war schon vielversprechend gewesen: britischer Humor und etwas makaber. Für Kenner deutete das schon auf “Brügge sehen… und sterben?” hin, so dass ich mit einer gewissen Vorfreude zum Kino ging. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht: Für Fans des englischen Humors ist “Brügge sehen… und sterben?” ein absoluter Geheimtipp!

Dabei ist die Story ziemlich an den Haaren herbei gezogen: Die beiden Auftragskiller Ken und Ray werden nach einem verpatzten Auftrag von ihrem Boss Harry nach Brügge geschickt, wo sie auf weitere Instruktionen warten sollen. Dem jüngeren Ray (Colin Farrell) geht das mittelalterliche friedliche Brügge mächtig auf den Geist, während Ken die Gelegenheit zum Sightseeing nutzt. Je mehr sich der Film dem Ende nähert, desto bizarrer wird die Handlung, und das Ende selbst lässt sich auch nur als seltsam bezeichnen. Insgesamt ist die Handlung ziemlich abgedreht - für englische Komödien typisch (siehe nur Hot Fuzz), aber sicher nicht jedermanns Geschmack.

Was den Film meiner Ansicht nach so grandios und absolut sehenswert macht, sind die Sprüche der Beteiligten. Insbesondere Ray verfügt über ein loses Mundwerk und stapft damit von Fettnapf zu Fettnapf. Da er zudem noch ziemlich aggressiv ist und über wenig Toleranz verfügt, handelt er sich regelmäßig Ärger ein - für die Zuschauer ein heilloser Spaß. Einziger Wehmutstropfen war, dass der Film bei uns in der Sneak als deutsche Fassung lief - Ray’s Sprüche wären in der OV sicher besser gewesen, und auch dessen irischen Akzent hätte ich gerne gehört.

Ein absolutes Muss!

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)

Prom Night

Category: Film,Sneak — Dennis @ 9:10

Prom Night Ein Cover wie das da links, ein Vier-Sterne-Rating bei imdb und eine Beschreibung wie die Folgende:

Donna’s senior prom is supposed to be the best night of her life, though a sadistic killer from her past has different plans for her and her friends.

Ach ja, könnte es sich hier vielleicht um einen typischen Teenie-Slasher-Film handeln? Aber klar. Mit kleinen Abstrichen.

Zur “Story”: Donna lebt bei ihrem Onkel und ihrer Tante, seit ihre Familie von einem psychopatischen Stalker-Lehrer abgestochen wurde. Just zu Donnas Prom Night (ihrer Abschlussfeier) bricht selbiger Lehrer aus dem Knast aus und murkst nach und nach Donnas Klassenkameraden ab.

Interessant ist der Film aus zwei Gründen (und nein, keiner davon hat mit der Story zu tun):

  1. Der Film sieht eigentlich ganz gut aus. Vielleicht hat da der Regisseur etwas zu oft in die filmtechnische Trickkiste à la “klimpernde Metallbügel im Schrank” gegriffen, alles in Allem ist aber das Setting und die Ausstattung eigentlich ganz nett und lässt zumindest ein klein wenig Geld im Hintergrund vermuten.
  2. Ist der Film in den USA ab 13. 13! Hierzulande bekommt er vermutlich ein 18er-Rating, aber die Filmemacher haben einiges versucht, um auch den kleinen Teenagern legal ein bisschen Horror anzudrehen.

Im Film fließt nämlich außergewöhnlich wenig Blut (ja, Menschen bluten eigentlich, wenn man des Öfteren mit einem Messer auf sie einsticht). Eigentlich ist das ja einmal ganz erfrischend, nicht jedes Anritzen der Haut (laut meinem alten Lateinlehrer gibt es da im Lateinischen ein Wort für, das genau den Moment beschreibt, zu dem das Messer durch… aber egal) in einem visuell aufregenden Reigen von Farbe, Form und Fleckenbildung zu sehen, aber die Intention dahinter ist irgendwie doch völlig Banane!
Was sollen Kinder mit so einem Film anfangen? Nein, Blut fließt nicht, aber so ein Serienmörder, der eine Spur von Leichen hinterlässt, ist doch irgendwie vielleicht nicht die gute Abendlektüre für dreizehnjährige!

Ah, ich fühle ein gewaltiges Gemecker heranziehen… Prom Night ist ein mieses Remake des vermutlich ebenso miesen Originals aus den Achtzigern. Miese Schauspieler, miese Regie, mieses Drehbuch. Warum zum Beispiel hört niemand die Schreie der Opfer? Ist das Hotel ansonsten völlig leer oder sind die Wände mittlerweile so schallisoliert, dass auch der gelegentlich eintreffende Rockstar im Hotelzimmer nebenan eine Privatparty veranstalten kann? Und wieso wird jeder klischeebehaftete Horrorfilm-Trick (“Es war alles nur ein Traum”, “Hinter dir im Spiegel steht jemand”…) bis ins Unendliche ausgewalzt?

Tokio Hotel auf dem Soundtrack tun ihr Übriges, mir den Abend zu vermiesen… Englisch können die Kiddies irgendwie auch nicht.

Anyway, miese Durchschnittskost. Spart’s euch. Ein halber Aufzug, der auch bei Feuer noch funktioniert. Isch abe fertig.

Dennis

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 1,00 von 5)
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Filmfehler… Zumindest ein Anfang
27. Mai 2008

Mio fratello è figlio unico (Mein Bruder ist ein Einzelkind)

Category: Film,Sneak — Anne @ 19:51

Ja, es gibt sie noch, die Sneak in Münster, und ja, ich war die letzten vier Wochen auch da. Warum es bislang keine Sneakcast-Berichte gab? Ähm…*verlegenlächel*… es gab da ein kleines Zeitproblem. Wie auch immer, dies ist der erste von vier (nachträglichen) Sneak-Berichten aus Münster, die allesamt durchaus sehenswerte Filme betrafen.

Bei “Mio fratello è figlio unico” handelte es sich um einen italienischen Film, der in seinem Heimatland auch alle möglichen Preise abgestaubt hat. Zum Glück für mich und das Münsteraner Publikum - das nicht so kosmopolitisch ist wie das kalifornische - lief der Film nicht im italienischen Original sondern auf deutsch. Einzig der Titel wurde nur auf italienisch angezeigt und hat mir einiges Kopfzerbrechen bereitet - ich wusste nicht, ob mit “figlio unico” Einzelkind oder einzigartiges Kind gemeint ist. Gepasst hätte beides.

Wie der Titel andeutet, geht es um eine Familiengeschichte, nämlich die der beiden Brüder Accio und Manrico Benassi. Die beiden leben mit ihrer Schwester und den Eltern in beengten Verhältnissen in einer Kleinstadt namens Latina. Vor dem Hintergrund der 60er und 70er Jahre wird ihr Verhältnis zueinander und dessen Entwicklung dargestellt.

Was wie ein typischer Beziehungsfilm klingt, bekommt Würze dadurch, dass der Film politische Strömungen mit einbezieht. Während Manrico sich aktiv bei den Linken engagiert, landet Accio auf seiner Suche nach Kameradschaft bei den Faschisten. Die Darstellung der Faschisten aus Accios Perspektive ist gleichzeitig zurückhaltend und kritisch, der spätere Wechsel Accios zur Linken wirkt richtiggehend zynisch. Sprüche wie “Es ist immer gut, einen Faschisten in der Familie zu haben”, wenn Accios Schwester ihren Liebhaber verprügeln lassen will, machen den Film absolut kurzweilig. Interessant ist auch das Bild, das von den wilden 60ern und 70ern in Italien vermittelt wird. In der Familie Benassi treffen quasi alle Konflikte aufeinander, die zu dieser Zeit die Gesellschaft bewegten.

Sehenswert, daher vier von fünf Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
22. Mai 2008

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Category: Film,Sneak — Terje @ 7:18

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels

Die Spatzen pfeifen es schon seit Wochen von den Dächern: Einer der bekanntesten und beliebtesten Leidwandhelden feiert 2008 sein furioses Comeback: Indiana Jones.

Nach seinen drei Abenteuern Jäger des verlorenen Schatzes (1981), Indiana Jones und der Tempel des Todes (1984) sowie Indiana Jones und der letzte Kreuzzug (1989) war es lange Zeit still um ihn geworden. Doch nach der Jahrtausendwende wurden in unregelmäßigen Abständen Gerüchte laut, die von einem vierten Film sprachen. Harrison Ford zeigte konstant Interesse, erneut in die Rolle des Archäologen zu schlüpfen. Doch erst in Jahr 2006 wurden die Streitigkeiten um das Drehbuch geklärt und die Produktion bekam grünes Licht. Wie bei Lucasfilm üblich wurden alle Details so lange und so gut es ging unter Verschluss gehalten. Die Spannung stieg bei der Fangemeinde bis ins Unermessliche. Jetzt ist er da!

Zuerst gibt es vielerlei Grund aufzuatmen: Harrison Ford (mittlerweile stolze 65 Jahre alt) ist genau so fit wie anno 1989. Er glänzt immer noch durch schnittige Oneliner, harte Kämpfe und dadurch, dass man nicht sieht wenn er einen Stuntman braucht. Der gesamte Look des Films entspricht in weiten Teilen dem der Originale, die digitalen CGI-Spielereien halten sich (weitesgehend) bedeckt. Alle Anspielungen auf die früheren Indy-Filme sind gelungen, sogar Star Wars wird zitiert (“Ich hab da ein ganz mieses Gefühl.”). Der Zeitwechsel von den 30er in die 50er Jahre ist konsequent vollzogen worden und der Wechsel vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg sorgt für einige Frische. Aber gerade dadurch, dass trotz 20 vergangener Jahre (der Film spielt 1957) immer noch eine große Distanz zur Gegenwart herrscht bleibt ein unwiderstehlicher Retrocharme erhalten, der schon die Vorgänger auszeichnete. Die Geschichte gibt sich typisch Indy-like und das Schatzsucher-Fieber stellt sich schon in den ersten paar Minuten ein.

Aber leider ist es eine George Lucas-Produktion, was man dem Film auch hin und wieder anmerkt. Nachdem der “Altmeister” mit den schlechten Star Wars Episode I & II, und der ganz ordentlichen Episode III viel von seiner einstigen Beliebtheit verspielt hat, fürchteten die Fans, es würde nun auch noch Indy an den Kragen gehen. Zugegeben, die minutenlange Jagd durch den Dschungel, bei der Mutt Williams (Shia LaBouef) gegen Irina Spalko (Cate Blanchett), jeder auf einem Jeep stehend miteinander um den Kristallschädel fechten, treibt einem Tränen (oder sollte ich sagen Erinnerungen an Fluch der Karibik 2) in die Augen. Manche Szene wirken einfach lächerlich, deplatziert und effektüberladen. Hier sei vor allem auf das Ende verwiesen, welches einfach zu übertrieben war.

Man kann im Falle von Indiana Jones jedoch nicht davon sprechen, dass George Lucas (Produzent) irgend etwas versaut hätte, denn Regie führte niemand anderes als (diesmal wirklich) Altmeister Steven Spielberg, dem auf dem Regiestuhl noch niemand etwas vorgemacht hat und der nach schrecklichen Machenwerken der vergangenen Jahre (Krieg der Welten) sich auf seine alten Stärken zurück berufen hat.

Insgesamt ist Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ein spannender Abenteuerfilm mit kleinen Schönheitsfehlern geworden, der auf ganz unterschiedlichen Ebenen einer älteren Schule des Filmemachens angehört und der in der Zeit des Massenkapitalismus im Rudel des Nachfolgerwahns positiv hervorsticht. Einige werden jetzt Fragen: “Und welche Note kriegt der Film jetzt?” Tja, ich werde mit einem Zitat von Harrison Ford kontern: “Es ist mir egal, was die Kritiker sagen, solange der Film dem Publikum gefällt.”

Wenn das so ist, sitze ich im Publikum, sicher auch bei Indiana Jones 5.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)
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Indiana Jones bei imdb
18. Mai 2008

Iron Man

Category: Film — Terje @ 19:22

Iron Man

Seit mehreren Jahren schon prasselt auf den Kinobesucher eine unaufhaltsame Welle an Comicverfilmungen ein. Dabei reichte die Qualität von unterirdisch (Ghost Rider, Elektra) über mittelmäßig (Daredevil, Fantastic Four, Hulk) bis hervorragend (Spider-Man Trilogie, X-Men Trilogie, Batman Begins, Sin City und last but nor least V wie Vendetta).

Die diesjährige Superheldensaison eröffnet ein eher unbekannter Vertreter aus dem Marvel-Universum:

Iron Man.

Zur Geschichte: Als Tony Stark, Multimilliardär und Inhaber der Waffenfirma Stark Industries, in Afghanistan nach der Präsentation einer neuartigen Rakete von Terroristen gefangen genommen wird, geben diese ihm eine Woche Zeit, um die Rakete für sie nachzubauen. Zusammen mit seinem Freund, dem ebenfalls gefangenen Yinsen, fasst er den Entschluss, die Verbrecher zu täuschen, und einen Superanzug zusammenzubauen, welchen ihnen zur Flucht verhelfen soll. Nach gelungener Flucht kehrt er in die USA zurück, um seine Erfindung zu perfektionieren… er wird zu Iron Man.

Ohne viel von der Handlung vorweg nehmen zu wollen lässt sich festhalten, dass es sich bei Iron Man um einen der überraschendsten, originellsten und witzigsten Vertreter seines Genres handelt. Dies liegt vor allem daran, dass Robert Downey Jr. so perfekt in seine Rolle passt und darin voll aufgeht. Gwyneth Paltrow ist gut (und hübsch) wie eh und je, Terrence Howard und Jeff Bridges liefern gute Vorstellungen.

Obwohl der Film so aufgeblasen wurde (TRAILER) lebt er jedoch ganz und gar nicht von seinen Spezialeffekten. Während sich ähnlich gelagerte Filme in Materialschlachten verlieren (Rise of the Silver Surfer), lebt Iron Man von der Entwicklung der Protagonisten, sowie seiner spannenden Geschichte. Die Filmmusik tut dabei ihr übriges. Alles in allem lässt sich sagen, dass sich die kommenden Comicverfilmungen (Der unglaublich Hulk im Juli und Batman: The Dark Knight im August) warm anziehen können, denn was Schauspieler Jon Favreau hier vom Regiestuhl aus auf die Leinwand gezaubert hat ist königsklasse: 1.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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17. Mai 2008

Sin City

Category: Film — Patrick @ 6:41

Sin CityMan hat mir einst gesagt, Sin City würde mir mit Sicherheit nicht gefallen, aber ich müsse ihn dennoch unbedingt sehen. Man hat sich geirrt — zumindest zur Hälfte: der Film hat mir nämlich ungemein gefallen und ich hätte ihn tatsächlich viel früher sehen müssen.

Da ich die Sin City Comics von Frank Miller bisher nicht zu Gesicht bekommen habe, kann ich nicht sagen, ob Robert Rodríguez wirklich eine so originalgetreue Umsetzung gelungen ist, wie vielfach behauptet wird. Zweifelsohne ist der Stil der Verfilmung jedoch durchweg gelungen und von grandioser technischer Perfektion. Die Szenen sind allesamt schwarz-weiß und erhalten durch harte Licht-Schatten-Kontraste eine gewaltige graphische Intensität, die der düsteren Grundstimmung vollkommen gerecht wird. Der gezielte und äußerst sparsame Einsatz von kräftigen Farbakzenten zieht das Auge unwiderstehlich in seinen Bann und verstärkt die surreale Atmosphäre noch weiter. Komposition, Lichtführung, Bildwinkel, Technik: einfach perfekt.

Erzählt werden drei lange und eine kurze Episode aus der verkommenen Stadt Sin City — der Name ist Programm. Hier herrscht das Gesetz der Straße und das Recht des Stärkeren. Polizei, Regierung und Kirche sind durch und durch korrupt, die meisten Charaktere abnorme Psychopathen, gnadenlose Gewalt alltäglich, Mord und Totschlag die Regel. Entsprechend zieht sich ein geradezu widerwärtiges Maß an Brutalität durch den Film; von abscheulich offener Gewalt bis zur subtilen (psychischen) Grausamkeit: die gesamte Palette menschlicher Niedertracht ist vorhanden

Und dennoch, die Gewalt ist hier niemals Selbstzweck des Films wie in so vielen schlechten Metzelstreifen, sondern stets essentieller Teil der Charakterdefinition. Die “Helden” von Sim City sind gebrochene Außenseiter, die trotz all ihrem Leid eine verborgene und doch tiefsitzende Moralvorstellung haben. Für jeden noch so kleinen Sieg müssen sie hart kämpfen und noch härter bezahlen, denn in Sin City gibt es nicht einmal den Tod umsonst.

Ein scheußlicher und doch grandioser Film, der jedoch stärkste Nerven beim Zuschauer voraussetzt: 1.

Erschreckend: Fragt man sich, ob die dargestellte Niedertracht in Wirklichkeit (im entsprechenden Milieu) vorkommen würde, so lautet die Antwort: definitiv ja — leider.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (6 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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Sin City bei IMDb.
16. Mai 2008

Fong juk (Exiled)

Category: Film — Patrick @ 7:18

Fong jukIch glaube bei meiner Rezension zu Le scaphandre et le papillon habe ich — sehr zum Leidwesen einiger Münsteraner — bereits erwähnt, dass man im weltoffenen Santa Barbara durchaus Filme in Originalsprache sehen kann. Den Höhepunkt an Authentizität erreichte aber kürzlich die Vorführung von Fong juk (Exiled) im kantonesischen Original mit englischen Untertiteln. Die ungewöhnliche Sprache erhöht die fremdländischen Faszination dieses Hongkong-Streifens noch weiter.

Die Handlung ist schlicht: Ein Unterweltboss setzt zwei Killer auf ein ehemaliges Bandenmitglied an, das in Ungnade gefallen und nun unerlaubt nach Macau zurückgekehrt ist. Gleichzeitig treffen aber auch zwei weitere Killer ein, die mit der Zielperson befreundet sind und ihr Leben schützen wollen. Brisant wird das ganze dadurch, dass sich alle fünf eigentlich kennen und so beschließen, vor der Exekution “noch eben” ein Ding zu drehen, um die Familie des Opfers versorgt zu wissen…
Wer mehr über den Inhalt wissen möchte, wird bei almondeyes’ Zusammenfassung fündig.

Exiled wirkt aber keineswegs durch den Inhalt, sondern durch die eindrückliche Darstellung eines untergehenden Ideals und eine subtile Umbruchstimmung, die schnell vom Zuschauer Besitz ergreift. Auf ihre Weise ist die Leistung der Schauspieler hervorragend wie auch die lichttechnische und photographische Umsetzung. Sind die zahlreichen Schusswechsel auch banal und völlig sinnentleert, so ist ihre Darstellung und Inszenierung doch sehenswert. Stellenweise entwickelt der Film gar eine schwarz-böse Form von Komik.

Auch wenn dieses Genre eigentlich nicht meinem Geschmack entspricht, hat mir der Film gefallen und eine gute 3+ wohl verdient.

Für eine ausführliche, äußerst lesenswerte Rezension von the gaffer und einen Vergleich mit dem Vorgängerwerk Cheung fo (The Mission) des gleichen Regisseurs möchte ich euch dringend hierhin verweisen.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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Fong juk (Exiled) bei IMDb
Cheung fo (The Mission) bei IMDb
15. Mai 2008

Rough Magic (Wilder Zauber)

Category: Film — Patrick @ 4:40

Rough MagicRough Magic ist der letzte Film, den ich im Rahmen einer Filmstudie sehen musste durfte. In der Studie wurde die Reaktion der Probanden auf Gewalt oder Romantik in Filmen untersucht. Nach dem Zufallsprinzip habe ich natürlich letzteres abbekommen, was bei drei romantischen Komödien in drei Tagen ganz schön hart sein kann.

Rough Magic erzählt die Geschichte der Zauberkünstlerin Myra. Sie ist verlobt mit einem aufstrebenden Politiker, der sie allerdings nicht aus Liebe heiraten will, sondern weil er als Senator halt glücklich verheiratet sein muss. Myras Kollege und Lehrmeister, der sie sie väterlich behütet und beschützt, ist von dieser Ehe alles andere als begeistert. Letztendlich kann er die Verbindung verhindern, indem er Myras Verlobtem einen Streich spielt, den dieser so gar nicht komisch findet und den Zauberer dabei (versehentlich) erschießt. Myra flieht entsetzt mit dem Beweisphoto nach Mexiko, wohin ihr der Detektiv ihres Verlobten folgt, um das Beweisbild sicherzustellen. Doch der Detektiv verliebt sich in Myra und sie wird obendrein durch ein Elixier mexikanischer Schamanen zur “echten” Zauberei befähigt. Als sie jedoch erfährt, dass ihre neue Flamme ursprünglich von ihrem Verlobtem engagiert wurde, reißt sie sich symbolisch das Herz heraus und wird so zur gefühllosen Marionette, bis…

Dieser Film hätte wirklich das Potential, richtig gut zu werden. Fähige Schauspieler, atmosphärische Drehorte, wirkungsvolle musikalische Untermalung und gar keine so dumme Geschichte. Leider wird die Charakterentwicklung bald völlig unglaubwürdig und die Darstellung der Magie verpatzt die Gratwanderung zwischen Mystik und Realismus vollkommen. In Kombination mit den immer abstruser und zusammenhangloser werdenden Wendungen der Geschichte kann man spätestens nach der Hälfte des Films nur noch mit dem Kopf schütteln.

Schade eigentlich, denn hier wäre mehr als nur eine 4+ möglich gewesen.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
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Rough Magic bei IMDb