25. März 2009
Ach, liebe Sneak, wie habe ich dich vermisst. Trotz deines mittlerweile unverschämtunverhältnismäßig hohen Preises, trotz deiner langweiligen Gewinnspiele (ich habe zwei Freikarten für Crank 2 gewonnen, hätte das nicht was anderes sein können?!), trotz der Ungewissheit, dem ängstlichen Bangen – trotz alledem habe ich dich irgendwie vermisst. Nachdem ich ja (wie mir das Internet verriet) Perlen wie Spritztour, Shopaholic und The Unborn verpassen durfte, trauten wir uns gestern einmal wieder in die heiligen Hallen des Wuppertaler Cinemaxx und bekamen eine Extra-extra-extra-extraportion westerwälder Schwürbel aufgetischt: Die Ludolfs – Der Film!
Wer diesem Phänomen in der freien Wildbahn noch nicht begegnet sein sollte, möge mir auf einen kurzen Exkurs folgen. Die Ludolfs sind die Übriggebliebenen einer Schrottplatzdynastie im Westerwald, die von ihren Eltern begründet wurde und noch heute besteht. Die vier Brüder Peter, Manni, Uwe und Günter arbeiten und leben auf dem Schrottplatz und scheinbar fanden genau diesen Umstand (sowie die dezent verschrobenen Charaktere) einige Radio- und Fernsehsender so bemerkenswert, dass sie eine Dokumentation über die Ludolfs drehten. Und noch eine. Und noch eine…
Mittlerweile gibt es die Ludolfs im Deutschen, Holländischen und Russischen Fernsehen, auf DVD, in Comics und in Büchern – und jetzt auch auf der Leinwand.
Ich muss gestehen: Bislang schaffte es der Hype, den besonders die Serie in einigen Kreisen erzeugte, nicht, auch mich mitzureißen. Von einigen Zap-Unfällen abgesehen hielt ich Abstand von den Ludolfs und sortierte sie in meiner kleingeistigen Kategorisierung in der Nähe von Eine schrecklich nette Familie ein. Wenn mich der gestrige Abend nun auch nicht zu einem Ludolf-Fan gemacht hat, der begeistert Ludolf-T-Shirts, Ludolf-Tassen und Ludolf-Tischdeckenbeschwerungsringe kauft, so kann ich heute zumindest einen Teil der Faszination verstehen.
Wie sieht der typische Tagesablauf eines Ludolf denn eigentlich aus? Manni läuft ein paar Runden durch den Westerwald, schlachtet zusammen mit Uwe ein paar Autos aus, beschimpft ein paar Gartenzwerge (weil er das mal in einem amerikanischen Film gesehen hat, da allerdings mit Bäumen, was er wiederum nicht so toll fand, man könnte ja selbst vielleicht mal als Baum wiedergeboren werden) und geht dann irgendwann schlafen. Günter (“Günterchen”) und Peter sitzen derweil im “Büro” (man bemerke die Anführungszeichen) des Schrottplatzes und warten auf Kundschaft, wobei Günter den Telefondienst macht und Peter – so er denn erwacht – ihn informiert, welches Autoersatzteil sich in welchem der unzähligen, riesigen Schrotthaufen der monströs großen Lagerhalle verbirgt.
So geht es, Tag für Tag – und man kommt ja auch sonst zu nichts.
Eines Tages beschließen die Brüder aber dann, aus ihrer heimeligen Tristesse auszubrechen und den Wunsch von Mutter und Vater zu erfüllen: Einmal nach Italien zu fahren.
Irgendwie tun mir die Ludolfs ja ein bisschen leid. Ich sitze im Kinosessel und schüttele in der einen Minute den Kopf vor lauter Entsetzen darüber, dass es solche Menschen wohl tatsächlich gibt (aus gut informierten Kreisen kann ich exklusiv berichten: Es gibt die Ludolfs und man kann wohl tatsächlich bei ihnen Ersatzteile kaufen), in der anderen Minute schüttele ich mich selbst vor Lachen über eine neue Offenbarung von leicht verdrehten Gehirnwindungen, Schnappsideen und großer, wirklich großer Herzlichkeit.
Denn wenn man eins über die Ludolfs sagen kann, dann dies: Sie sind eine Familie. Sie passen zusammen wie Topf auf Deckel und so ist es kein Wunder, dass allein Uwe, der Draufgänger und Frauenheld der vier es geschafft hat, sich eine Frau (oh, was für ein Moment im Film…) an Land zu ziehen. Die Ludolfs sind echt, wirklich und erschreckend echt, obwohl man dies bei einigen Einstellungen des Films – wenn sie beispielsweise ein Auto auf ihrem eigenen Hof abfackeln oder gefühlte Stunden auf der Suche nach dem Meer über einen Campingplatz gondeln – vergisst.
Irgendwie ist Die Ludolfs – Der Film auch nicht so richtig nett. Die Filmemacher legen es darauf an, sich über die Ludolfs lustig zu machen, ihre Marotten und Merkwürdigkeiten ins Rampenlicht zu schieben und noch mal mit einem lauten Tusch darauf hinzuweisen. Obwohl die Szenen im Abspann ein geradezu freundschaftliches Verhältnis zwischen Crew und Ludolfs nahezulegen scheinen, ist der ganze Film (und wahrscheinlich auch die Serie) so, als würde man das dicke Kind in der Schule, das mit den Pickeln, der zu engen Hose und der dicken Hornbrille in der Pause noch ein bisschen treten, weil’s gerade so lustig ist und weil es ja alle machen.
Diese Gedanken treten jedoch beim Ansehen des Films sehr schnell in den Hintergrund. Wer die Ludolfs mag, wird den Film lieben; wer bislang nicht wusste, was er von ihnen halten sollte, wird nun vermutlich entweder zu einem Fan oder zu einem Hasser… Oder er wundert sich einfach, was da in den vergangenen 96 Minuten mit dem eigenen Gehirn passiert ist und warum man so oft über solch banale Dinge lachen musste.
Zweieinhal von fünf Plastiktischdecken für Die Ludolfs – Der Film: Dankeschön für Italien! (und einen Schlag vor den Hals für die Filmemacher, die sich diesen Titel ausgedacht haben) – ganz einfach, weil ich mich noch immer nicht entscheiden kann, wie es jetzt wirklich war: Großartig oder grottig schlecht.
Seht’s euch an und entscheidet selbst.
Dennis
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(4 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Die Seite zum Film mit viel Flash und Zeugs
- Der Wikipedia-Artikel. Russland! *kopfschüttel*
- Die Serie gibt's auch auf DVD…
Bob Kearns ist ein Durchschnittsbürger im Amerika der 60er Jahre. Er hat eine hübsche Frau, sechs gesunde Kinder, ein Vorstadthaus und einen interessanten Job an der Universität. Nur eines ärgert ihn auf der Fahrt vom Gottesdienst nach Hause: sein Scheibenwischer. Dieser wischt nämlich stets in demselben schnellen Tempo hin und her, was zu Quietschen auf dem Glas führt (sogar Autofahrer wie ich, die aus den Regenmetropolen Deutschlands kommen, kennen den Effekt: zu wenig Regen auf der Scheibe). Stellt Bob den Scheibenwischer jedoch aus, kann er vor Regen nichts erkennen. Eins ist Bob klar: Das kann so nicht weitergehen!
Und so erfindet Bob Kearns im Keller seines Hauses den einstellbaren Intervall-Scheibenwischer, der noch heute in jedem Auto unverzichtbar ist. Begeistert trifft Bob per Handschlag eine Vereinbarung mit der Ford Motor Company: Er soll die Scheibenwischer für Ford produzieren, diese werden sie serienmäßig verwenden. Doch plötzlich will Ford nichts mehr von Bob und dem Scheibenwischer wissen. Und bei einer Automobilschau präsentiert Ford seinen eigenen Scheibenwischer, der dem von Bob erfundenen auf’s Haar gleicht. Verzweifelt nimmt Bob den Kampf vor Gericht auf…
Flash of Genius ist, man muss es wohl sagen, die Inkarnation des Amerikanischen Traums. Der Mittelklassebürger, der aus eigener Kraft eine wichtige Erfindung macht - vom Tellerwäscher zum Millionär (oder auch nicht). Der große böse Automobilkonzern, der alles kaufen und sich alles nehmen kann - David gegen Goliath. Seien wir ehrlich: Die Menge - und damit meine ich das Kinopublikum - liebt solche Geschichten; alle leiden mit David mit und keiner möchte, dass Goliath gewinnt.
Das klingt kitschig, und in der Tat lässt sich eine gewisse Vorhersehbarkeit nicht leugnen. Trotzdem wirkte der Film sehr authentisch, was wohl v.a. daran liegt, dass Bob Kearns nicht als unschuldiger Hiob dargestellt wird. Ihm geht es um’s Prinzip und er ist besessen. Wider alle Ratschläge kämpft er bis zum Ende - egal, was auf der Strecke bleibt. Das kann man zwar irgendwie bewundern - befreundet sein möchte man mit so einem Fanatiker nicht. Der Amerikanische Traum hat durchaus etwas von einem Alptraum, und man merkt den anderen Protagonisten an, dass niemand es für selbstverständlich hält, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind.
Die Tatsache, dass der Film auf wahren Tatsachen beruht, reiht ihn in die Landesgeschichtsaufarbeitungswelle ein, die offenbar von den Vereinigten Staaten Besitz ergriffen hat. Nach Frost/Nixon und Milk ist Flash of Genius nun der dritte Film innerhalb weniger Monate, der die jüngere Vergangenheit der USA beleuchtet und zumindest dokumentarischen Charakter hat. Ich bin gespannt, ob noch mehr aus dieser Richtung kommt - vielleicht eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bush-Regime?
Flash of Genius lässt sich jedenfalls durchaus angucken: vier von fünf einstellbaren Intervall-Scheibenwischern.
Anne
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
18. März 2009
Achtung: Die folgende Rezension bezieht sich auf das Remake von 2009. Der besprochene Film ist nicht inhaltsgleich mit dem Original von 1980.
Fragezeichen über den Köpfen der Sneakcast-Leser. (Die Einleitung dieses Artikels stellt eine Persiflage des Disclaimers, welcher vor dem Film über die Leinwand flimmert dar). Auf jeden Fall begann der Kinobesuch mit hochgezogenen Augenbrauen… Noemi (Horrorfilm-Expertin) und ich (der gerne Horrorfilme guckt, aber nicht so oft) saßen im Kino und wunderten uns zunächst, dass in den ersten 15 Minuten alle Charaktere, die eingangs kurz vorgestellt wurden, vom Killer dahingeschlachtet wurden. Sollte es das gewesen sein?… Natürlich nicht. Es war der Vorspann. Dumm nur, dass die gezeigten Personen, die alle nur ein paar Minuten Screentime zur Verfügung hatten, allesamt sympathischer und lustiger waren, als der Haufen von Leuten, welcher die Haupthandlung des Films bevölkerte. Schade drum!
Zur Story sei nur kurz gesagt: Jason, ein mißgebildeter Junge, ertrinkt 1980 im Crystal Lake, seine Mutter rächt sich an den Jugendlichen die ihn gehänselt haben (bringt sie um). Die Mutter wird umgebracht, Jason kehrt von den Toten zurück und tötet alles was sich auf 1 km Entfernung dem Camp Crystal Lake nähert. Die eingangs erwähnte Gruppe von Jugendlichen inklusive. Ein paar Wochen später sucht der (gestelzt undurchsichtige) Clay nach seiner Schwester Whitney und trifft auf eine weitere Gruppe von Leuten, welche im Haus des Lackaffen Trent den Sommer verbringen wollen. Nach einigen nicht nennenswerten Konflikten kommt Jason, tötet alle (fast alle) und das war’s.
Der Film bietet typische Horrorfilmkost: Keine nennenswerte Charakterzeichnung. Check. Dämliches Verhalten der Opfer. Check. Mieser Schlusstwist mit dem jeder rechnet. Doppelcheck.
Dennoch hat der Film ein nicht zu verkennendes Trashpotenzial. Er gruselt mit billigen Buh-Effekten statt subtiler Gänsehaut-Stimmung (ist aber auch leichter verdaulich). Der Gorefaktor bleibt im Rahmen. Man kann sich schön darüber lustig machen (nach dem Motto Gewalt-Sex-Drogen im Verhältnis 70-20-10). Aber innovativ geht anders. Klar, ist ja auch ein Remake. Jeder der einen Horrorhappen für zwischendurch sucht kann reingehen. Aber wie gesagt, ich bin ja auch kein Experte auf dem Gebiet. Insgesamt vergebe ich 2 von 5 Eishockey-Schlägern (nicht Masken!!!) für dieses wenig originelle aber teilweise unterhaltsame Gernestück.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- "Freitag der 13." (2009)
- Trailer zum Remake (sieht ernster aus, als der Film ist)
- "Freitag der 13." (1980)
- Trailer zum Original (ist heute lustiger, als er damals gemeint war)
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11. März 2009
Diese Rezension wird anders, ganz anders, weil auch Tideland von Terry Gilliam so ganz anders als das ist, was wir hier normalerweise besprechen. Die einen werden den Film lieben, die anderen ihn abgrundtief hassen und so ganz sicher, zu welcher Gruppe ich gehöre, bin ich noch nicht.
Erinnert ihr euch an den Sinn des Lebens von Monty Python? An den Anfang mit der “Gesellschaft mit beschränkter Hoffnung”? Oder an Brazil mit dem großartigen Johnathan Pryce? Oder an Twelve Monkeys?
Die Chancen stehen gut, dass ihr, wenn ihr eine dieser Fragen mit ja beantwortet habt, euch gut an den jeweiligen Film erinnern könnt. Terry Gilliam hat eine Art, Filme zu machen, die ich sonst noch nirgendwo in dieser Perfektion und Exzentrik gesehen habe. Gilliams Filme sind immer schräg (das wird wohl die Untertreibung des Jahrhunderts sein), düster, galgenhumorig und teilweise sehr anstrengend für das Publikum. Tideland bildet hier keine Ausnahme.
Die kleine Jeliza-Rose (Jodelle Ferland, unter Anderem das kleine Mädchen aus der erstaunlich guten Silent Hill-Verfilmung) zieht nach dem äußerst plötzlichen Tod ihrer Mutter (Jennifer Tilly) mit ihrem drogenverseuchten Ex-Rockstar von Vater Noah (Jeff Bridges) mitten ins Nirgendwo in ein kleines Haus, das einmal ihrer Großmutter gehörte. Dort lässt sich Noah ein letztes Mal von seiner Tochter seine Spritze vorbereiten, bevor auch er das zeitliche segnet und Jeliza-Rose mit ihren vier Freundinnen, den Puppenköpfen Mustique, Sateen Lips, Glitter Gal und Baby Blonde allein lässt.
Bei ihren Streifzügen durch die Felder der Umgebung trifft Jeliza-Rose Dell (Janet McTeer), Geist, Meuterer und Präparatorin in einer Person und ihren Bruder Dickens (Brendan Fletcher), die zunächst ihren Vater so präparieren, dass er weiter unter ihnen weilen kann und schließlich Jeliza-Rose in ihre Familie aufnehmen, wobei noch so einige weitere Überraschungen auf sie warten…
Gilliams Romanverfilmung hat nicht nur das Publikum sondern auch die Kritiker in zwei Lager gespalten. Die einen halten das Ganze für einen visionären Film, der die fiebertraumhafte Qualität von Alice im Wunderland mit ein bisschen David Lynch und einem großen Schuss Terry Gilliam verquirlt und zu einem meisterhaften Plädoyer für die Widerstandsfähigkeit von Kindern verkocht, andere finden Tideland schlicht sinn-, zweck- und inhaltslos.
So kontrovers der Film selbst aber auch sein mag, die Bilder, die er dem Zuschauer in den Geist projiziert, sind geradezu fantastisch. Alles wirkt so verquer, so konfus, so schräg (und ich meine hier nicht nur die Kameraperspektiven), dass es eine wahre Freude ist. Wechselnd mit den großen, weiten Landschaftsaufnahmen entsteht hier ein wirklich interessanter Gegensatz.
Jodelle Ferland hat den gesamten Film zu tragen und meistert diese Aufgabe mit Bravour. Ich möchte mir zwar nicht vorstellen, wie ein zehn- oder elfjähriges Kind Dreharbeiten wie bei Tideland oder Silent Hill ohne größere seelische Probleme übersteht, wünsche ihr aber alles Gute und bin aufs Neue von ihren Fähigkeiten äußerst beeindruckt.
Nach Brothers Grimm, bei dem Gilliam von Studiobossen und Kinokassenerfolgsdruck so eingeengt war, dass beinahe nichts mehr von seiner filmischen Genialität übrig blieb, ist Tideland nun also wie die Ohrfeige ins Gesicht der klassischen Hollywood-Maschinerie. Der Film, der an den Kinokassen erwartungsgemäß floppte, in Deutschland direkt nur auf DVD erschien, beinhaltet die zwei gilliamsten Stunden, die je für ein Publikum verfügbar waren.
Ob dem geneigten Zuschauer diese Vision gefällt, hängt in erster Linie davon ab, ob er bereit ist, sich auf den Sturz in den Kaninchenbau, in dem alles, aber auch wirklich alles auf einen warten kann, einzulassen. Wie Gilliam in seinem Vorwort (!) zum Film sagt:
Many of you are not going to like this film. Many of you, luckily, are going to love it and then there are many of you who aren’t gonna know what to think when the film finishes but hopefully, you’ll be thinking.
Solltet ihr euch Tideland tatsächlich ansehen wollen, vergesst alles, was ihr übers Filmemachen, über Gott und die Welt wisst und seht diesen Film mit den Augen eines Kindes. Und ich rate euch: Seht ihn euch an. Es ist – so oder so – ein Erlebnis.
Fünf von fünf Monsterhaien für Tideland – aber ich fand ja auch Eternal Sunshine of the Spotless Mind grandios, YMMV!
Dennis
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Tideland bei imdb
- The Imaginarium of Doctor Parnassus
- Gilliams neuer Film, der letzte mit Heath Ledger
9. März 2009
Liebe Sneakcast-Leser,
eure Lieblings-Filmrezensionsseite ist mit diesem Beitrag nun auch endlich im Jahr 2009 angekommen: Wir haben einen Twitter-Account!
Der freundliche Vogel rechts in der Seitenleiste führt euch geradewegs in das große Vogelnest, in das wir sowohl bei jeder neuen Rezension als auch bei den kleinen Sneakcast-relevanten Dingen des täglichen Lebens ein kleines Gezwitscher hinterlassen werden.
Wer uns folgt, kann sich ein paar Punkte auf dem großen Karma-Konto gutschreiben!
Also, bis zum nächsten Internet-Meme…
Dennis
Kommentare deaktiviert für Willkommen in 2009
Ich war sehr gespannt auf den diesjährigen 8-fachen Oscar-Gewinner und daher sehr froh, diesen in der Sneak sehen zu können. Und das Münsteraner Sneak-Publikum scheint in diesem Fall die Ansicht der Oscar-Verleihungs-Kommission zu teilen — immerhin zählt Slumdog Millionär zu den fünf am besten bewertetsten Filmen in der Münsteraner Sneak überhaupt!
Der Film beginnt mit einer Szene, in der die Hauptfigur Jamal gefesselt von der Decke hängt und von zwei Männern malträtiert wird. Was für unsere westeuropäischen Augen wie Folter aussieht, ist in Wahrheit eine polizeiliche Befragung: Man versucht herauszufinden, ob Jamal in der Show “Wer wird Millionär?” (genauer gesagt, derem indischen Pendant, in dem es um 20 Millionen Rupie geht) betrogen hat. Während der ermittelnde Kommissar sich zusammen mit Jamal die Aufzeichnung der Sendung ansieht, erzählt Jamal, wieso er die Antworten weiß. Dadurch erfährt man m Rückblick einiges über Jamals Leben und Werdegang.
Dieses erzählerische Konzept ist extrem geschickt und geht auch gut auf. Die Rahmenhandlung der sehr bekannten Show gibt jedem Zuschauer den Wiedererkennungswert, und während Jamal sich für eine Antwort entscheiden muss, überlegt man unwillkürlich: “Was würde ich wählen?”. Es ist nichts Neues, wenn ein Film in der jetzigen Zeit beginnt und die Haupthandlung in Rückblicken vermittelt. Ein aktuelles Beispiel dieser Technik ist Der seltsame Fall des Benjamin Button. Meist ist es aber so, dass eine Person am Ende ihres Lebens auf ihr Leben zurück blickt und irgendjemandem etwas erzählt — nicht besonders originell. Slumdog Millionär hat das da besser gelöst.
Auch die Idee, Episoden aus Jamals Leben mit der Show zu verknüpfen, ist gut. So können viele Facetten seines Lebens gezeigt werden, gleichzeitig ist jedoch auch klar, dass es sich nur um Episoden handelt. Dies rechtfertigt es, besonders einprägsame und spannende Momente seines Lebens auszuwählen. Auch hier drängt sich mir der Vergleich mit Der seltsame Fall des Benjamin Button auf, der es einfach nicht geschafft hat, eine ähnliche Spannung aufzubauen — womöglich, weil der Versuch unternommen wurde, das ganze Leben von Benjamin Button zu schildern. Der rote Faden in Jamals Leben sind sein Bruder Salim und seine Freundin aus Kindertagen, Latika, und die Beziehung Jamals zu den beiden steht im Mittelpunkt des Films.
Der Nachteil des Episodenhaften ist, dass einige Fragen offen bleiben. Jamals Lebenslauf enthält Lücken, die zumindest im Film nicht gefüllt werden. Das gilt auch für die anderen Hauptcharaktere, Salim und Latika, über die man sowieso nur dann etwas erfährt, wenn Jamal mit ihnen zu tun hat. Möglicherweise ist die Buchvorlage da ausführlicher. Interessant wäre es auch zu wissen, wie authentisch der Film ist. Leider fehlen mir Hintergrundinformationen zur indischen Sozialstruktur, so dass ich wirklich keine Ahnung habe, ob Jamals Leben realistisch ist. Einige Aspekte kommen mir seltsam vor, aber letztendlich schadet das der Geschichte nicht.
Hat der Film 8 Oscars verdient? Keine Ahnung. Die Kriterien, nach denen Filme nominiert und Oscars verliehen werden sind mir völlig schleierhaft. Der Film ist jedenfalls gut, wirklich gut — fesselnd, spannend und mitreißend. Und alles andere ist eh egal.
4,5 von 5 Sternen (den halben Abzug gibt es für die völlig unpassende Bollywood-Sequenz im Abspann!). Und eine klare Guck-Empfehlung.
Anne
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(4 Stimme(n), durchschnittlich: 4,75 von 5)
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- Slumdog Millionär bei IMDb
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6. März 2009
Luxuslärm ist eine Pop-Rock-Formation aus Iserlohn, was ja gar nicht so weit entfernt von der „Sneakcast-Redaktion“ liegt. Die Band rund um Frontfrau Janine „Jini“ Meyer feierte im vergangenen Jahr schon einige Erfolge (u.a. Deutscher Rock und Pop-Preis) und veröffentlichte 2 Singles sowie ein Album. Eben dieses Album wird im Folgenden rezensiert. Vorher ein kleiner Exkurs:
Im Jahr 2004 brach über die deutschsprachige Musiklandschaft eine Welle herein. Die beiden Bands Juli und Silbermond hatten in diesem Jahr nahezu zeitgleich ihren Durchbruch. Unwissende bezeichneten seit jeher die eine Band als Abklatsch von der anderen. Um einmal für Klarheit zu sorgen: Beide Gruppen waren zuvor Schülerbands und wurden unabhängig voneinander von Sony BMG (Silbermond) und Island Universal (Juli) unter Vertrag genommen. Dies hat insofern etwas mit Luxuslärm zu tun, als dass sich jede deutsch singende Band mit Frontfrau zunächst einmal dem Vergleich mit diesen Beiden stellen muss. Insgesamt haben Luxuslärm gegenüber den anderen Bands einen großen Vorteil: Das ist die stimmliche Qualität und Ausdruckskraft ihrer Sängerin. Janine Meyer hat vermutlich eine erstklassige Gesangsausbildung genossen. Ich will weder Stefanie Kloß noch Eva Briegel ihre stimmlichen Qualitäten streitig machen, höre die beiden Bands seit Jahren sehr gerne. Nur reißt mich persönlich Janine Meyers Stimme am meisten mit. Dennoch haben Luxuslärm mit einigen der Unzulänglichkeiten zu kämpfen, die teilweise das Hörvergnügen trüben. Wie ihre Vorreiter wird die musikalische Qualität stets über die Textliche gestellt, die meisten Texte klingen… jetzt nicht direkt weltfremd, aber halt irgendwie gestelzt. „Hier bin ich, kann mich irgendjemand hören, ist dort irgendwer“, Befindlichkeitslyrik. „Fängst an zu erklären, ey ich will das nicht hören, bist du echt so cool, ey du gehst jetzt besser“ Aua, lieber ein paar Eys weniger, dafür sinnvolle Silben. Die Texte hätten insgesamt aber auch wesentlich schlimmer ausfallen können. Jetzt zum Positiven: Juli und Silbermond sind nicht die einzige Quelle der Inspiration. In mindestens 5 der 13 Songs lassen sich unverkennbar Einflüsse von Evanescence erkennen. Da ich von dieser Band das erste Werk („Fallen“, 2003) sehr schätze, freue ich mich natürlich, dass es hier Einfluss hatte. Das passt insofern ganz gut, als dass Frau Meyer eine ähnliche Stimmlage hat wie Frau Lee und die Band auch einen ganzen Tacken härter klingt als ihre Landsleute aus dem Radio. Die schnellen Songs sind (fast) alle gelungener als die schnelleren von Silbermond (nicht so ihre Stärke), bei den Balladen sind sie gleichauf. Juli hat die realitätsnäheren, besseren, echteren Texte. Von Wir sind Helden wollen wir nicht anfangen, die schweben textlich irgendwo ganz weit über den Dreien und lächeln müde runter. Zum Abschluss das Sahnehäubchen: „Unsterblich“… was für ein Wahnsinns-Lied. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie genial dieses Stück Rockmusik ist. Allein für dieses Lied lohnt sich schon der Kauf der CD, kein Witz. Weitere Highlights: „Solang es noch geht“, „Zeichen“, “Ja ja”, „Von jetzt an“ (Auch wunderschön), „Abschied“
Insgesamt vergebe ich 3 Sterne (nächstes Mal mehr Originalität, dann spielt ihr oben mit)
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- Luxuslärm – "Unsterblich"
- Nehmt Euch die Zeit und guckt Euch 4 Minuten lang dieses Video an. Es wird sich lohnen.
- Luxuslärm – Top oder Flop?
- Ein kleiner Thread von Plattentests.de. Nicht lang, aber amüsant.
Kommentare deaktiviert für Luxuslärm – 1000 km bis zum Meer
Wie fange ich die New Found Glory-Rezension an?… Mal überlegen… Bei der Band, beim Produzenten, beim letzten Album… ach, egal. Ich schreib einfach ALLES!
New Found Glory, das ist nicht mehr und nicht weniger als die beständigste Punkband des letzten Jahrzehnts. Beständig bedeutet: Keine Band hat mehr Platten mit einer höheren musikalischen Durchschnittsqualität veröffentlicht (Jimmy Eat World sind kein Punk und spielen nebenbei bemerkt in einer ganz anderen Liga). Unter den vergangenen 5 Alben (NFG, Sticks and stones, Catalyst, Coming home, From the screen to your stereo II) gab es keinen Negativ-Ausreißer.
Der Produzent des neuen Albums „Not without a fight“ ist niemand geringerer als Mark Hoppus, seines Zeichens Bassist und Sänger der gerade erst wiedervereinigten Punk-Heroen von Blink-182. Das neue Label der Band (Epitaph) ist legendär. Die Grundvorraussetzungen für das Album sind mehr als optimal… Wie ist es denn nun geworden?
Zunächst springt den geneigten Fan (als solchen ich mich nach 4 Jahren mit ihrer Musik bezeichnen würde) die harte, kantige, kernige Produktion an. Das Album setzt sich nicht so geschmeidig im Gehörgang fest wie „Coming home“, das letzte reguläre Studioalbum von 2006. Es wirkt bei den ersten Durchläufen eher wie ein zappeliges Kind, das umherhüpft, als wie ein fassbares musikalisches Ganzes. NFG haben während der Promotion angedeutet, dass sie mit diesem Album mehr Back to the roots wollten. Die Frage ist immer, was man daraus macht. Bei einer längeren Karriere (12 Jahre ist für eine Punkband ja schon viel) liegt die „roots“ ja auch mal hier mal da… fest steht, dass der Auftakt mit den beiden Songs „Right where we left off“ und „Don’t let her pull you down“ sehr sperrig ausfällt und nicht so einladend wie beim letzten Album. Die Single „Listen to your friends“ haut da schon eher in die richtige Kerbe. Sie erinnert an eine Mischung aus „My friends over you“ und „Hold your hand“ und rockt gewaltig nach vorne. Sauber!
Weiter geht es mit „47“, welcher auch sehr old-school-mäßig klingt (nach dem selbstbenannten Debüt oder „Sticks and stones“). „Truck stop blues“ krankt an dem (für meinen Geschmack) viel zu schnellen Drumrhythmus und daran, dass die Strophe und der Refrain zu unterschiedlich sind. „Tangled up“ finde ich richtig gelungen, weil es wieder auf der ernsthaften Schiene fährt (diese Songs mag ich besonders, da nicht so zahlreich zwischen dem ganzen Spaßpunk). Dieser Track hätte sich auf „Catalyst“ pudelwohl gefühlt. „I’ll never love again“ hört sich zunächst nach Stadionrock an, der Refrain ist aber nicht mitreißend genug. Ich muss es sagen, ich mag die Schrei-Parts einfach nicht. Für mich ist guter Punkrock gesungen und nicht gebrüllt, auch wenn es bei NFG noch geht, weil es reinpasst. Richtig anfreunden damit kann ich mich nicht. „Reasons“… endlich ‘mal ein Stück das klingt wie „Coming home“ und ich dachte schon, das war es. Dazu ist es auch noch ganz gut gelungen, man kann wieder klarer den Text verstehen und der stellenweise zweistimmige Gesang fügt sich gut ein. Bei „Such a mess“ dachte sich die Jungs wohl, nach dem langsamen Stück muss man wieder richtig losfetzen. Das gelingt auch… auf angenehmen Niveau. Der Song geht schon nach vorne, erinnert ein bisschen an Fall Out Boy. „Heartless at best“ beginnt ein bisschen wie „Make your move“ in schnell, war bestimmt keine Absicht. Noch so eine schöne „Coming home“ B-Seite und ich geb dem Album doch einen Stern mehr. „This isn’t you“ ist 0815. Macht aber trotzdem Laune. Im Refrain höre ich die Toten Hosen raus, komme aber nicht auf den Song, irgendeiner von „Kauf mich“ (1994). „Don’t let this be the end“ schließt das Album. Hier hätte besser sowas wie „The story so far“ hingepasst (der Closer von „Sticks and stones“). Allerdings ist der Song ein guter Rausschmeißer, sicher auch auf Konzerten.
So, mein Problem mit der neuen New Found Glory ist… ich kenne die Alten zu gut, hat man beim Lesen nicht gemerkt, oder? *g* Wer unbefangen als Neuling an die Scheibe rangeht bekommt ein anständiges Punkalbum. „Für jeden was dabei“ würde ich nicht sagen, das kann man aber bei keiner NFG Scheibe sagen. Gute Arbeit, wär aber mehr drin gewesen. Produktion ist übrigens echt stark. Daumen hoch, Mr. Hoppus. Bitte beim Blink-Album mehr Abwechslung als hier. Abschließend vergebe ich 3 1/2 Punkte.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- New Found Glory bei MySpace
- Das komplette Album als Stream!
Kommentare deaktiviert für New Found Glory – Not Without A Fight