22. März 2008
Abgedreht ist ein urkomischer und liebenswerter Film über Träume, Menschlichkeit und das Medium Film.
Als Mr. Fletcher seine altertümliche Videothek, die im Zeitalter silberner Scheiben noch ganz auf die guten alten VHS-Bänder setzt, für kurze Zeit in die Hände von Mike (Mos Def) gibt, ist das Chaos schon vorprogrammiert. Das benachbarte Kraftwerk hat seinem Busenkumpel Jerry (Jack Black) nicht nur das Hirn (an)frittiert, sondern ihn auch durch und durch magnetisiert. Kaum betritt Jerry also die Videothek, ist’s auch schon geschehen: alle Bänder sind gelöscht.
Was tut man in einer solch ausweglosen Situation? Genau, es gibt nur eine Möglichkeit: Man dreht die Filme kurzehand neu. Und so entstehen Ghostbusters, Der König der Löwen, Robocop und unzählige weitere Streifen in liebevoll einfachen Hinterhofproduktionen neu. Sehr zur Freude der Kunden, bei denen diese “geschwedeten” Fassungen deutlich besser ankommen als die Orginale.
Und sie drehten glücklich weiter bis ans Ende ihrer Tage - natürlich nicht, denn die MPAA lässt entrüstet ob der schändlichen Copyright-Missachtung die ganze Produktion buchstäblich einstampfen. Doch für unsere “Helden” ist das noch lange kein Grund aufzugeben.
Dieser Film ist einfach nur wunderbar! Zwar kann man die Handlung getrost als seicht bis hirnverbrannt abschreiben, aber die Botschaft über Gefühl, Menschlichkeit und den Glauben an eine bessere Welt werden so warm und unaufdringlich präsentiert, dass es gar keiner komplexen Handlung bedarf. Obendrein ist der Film stimmig bis in die kleinen Details, deren es mehr gibt, als man beim ersten Sehen bemerkt.
Für mich ist dieser Film der Grund, warum ich jede Woche in die Sneak gehe - die Faszination der auf Zelluloid, Band oder Silberscheibe gebannten Bilder und Geschichten. Das Eintauchen in eine andere Welt beim Flackern von Fernseher oder Projektor. Es lebe der Film!
Wie gesagt: eine wundervolle 1- mit viereinhalb von fünf Nudelsieben (extra für Dennis).
Patrick
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16. März 2008
Horton ist ein Elefant wie jeder Andere. Er lebt im Dschungel von Nümpel, verbringt seine Tage am Liebsten damit, in Tümpeln zu schwimmen und ist ein netter und gutherziger Kerl.
Eines Tages jedoch (um genau zu sein am 15. Mai, um die Mittagszeit) hört Horton einen Hilferuf von einem Staubkorn. Auf diesem Staubkorn leben die winzig kleinen Hus in ihrer Stadt Huheim. Der Bürgermeister von Huheim schafft es schließlich, sich mit Horton zu verständigen und bittet ihn, einen sicheren Ort für die Hus zu finden…
Klingt merkwürdig? Ist es auch. Horton Hears A Who stammt ursprünglich von einem Kinderbuch des in den USA äußerst bekannten Theodor “Dr. Seuss” Geisel und wurde vom 20th Century Fox-Animationsteam verfilmt, das schon für Ice Age und Ice Age 2 verantwortlich war. Im Gegensatz zu den beiden Filmen hatte ich jedoch bei Horton durchaus meinen Spaß.
Zunächst die technischen Hintergründe: Die Animationen sind klasse, nicht wirklich auf Pixar-Niveau (wer hat den Wall-E-Trailer noch nicht gesehen?), aber mit einem eigenen Stil, der sehr gut zur Kinderbuchvergangenheit der Story passt. Der Soundtrack von John Powell, der mir bisher nur aus dem Shrek 1-Soundtrack wirklich in den Hirnwindungen hängen geblieben war, ist gut wenn auch nicht wirklich außergewöhnlich.
Wichtig bei Animationsfilmen sind natürlich die Sprecher. Im Original wird Horton von Jim Carrey gesprochen, der laut einigen Making-Ofs auch so einigen Einfluss auf die Story genommen hat. Im Deutschen übernimmt Christoph Maria “Stromberg” Herbst diese Rolle und macht seine Sache überraschend gut. Auch Anke Engelke als böses Känguruh passt sehr gut.
Horton Hears A Who steckt voller durchgeknallter Ideen und man merkt an jeder Ecke, wie viel Spaß die Autoren beim Schreiben des Drehbuchs gehabt haben müssen - Die Vorstellung von Welten, auf denen nur Ponies leben, die Regenbogen fressen und Schmetterlinge pupsen sei da nur als ein Beispiel genannt. Genau diese Verrücktheit ist es, die den Film sehenswert macht und - zumindest in meinen Augen - vom etwas flachen Ice Age abhebt.
Also, schnappt euch ein paar kleinere Kinder, Freunde, Familie oder wen ihr auch immer gerade findet, vergesst für einen Moment, dass ihr ja ganz groß und erwachsen seid und schaut euch Hortons Suche nach einem Platz für die Hus an.
2+ für einen wirklich, wirklich wahnsinnigen Film!
Dennis
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- Horton bei imdb
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15. März 2008
Erica und David leben zusammen mit ihrem Hund in einem kleinen Apartment in New York. Sie lieben sich, schmieden Heiratspläne, wählen die Farbe der Einladungen aus… bis sie an einem Abend mit ihrem Hund spazieren gehen und von drei Männern überfallen und brutal zusammengeschlagen werden. Erica überlebt schwer verletzt und nachdem sie aus dem Koma aufwacht, erfährt sie, dass ihr Verlobter getötet wurde. Sie kehrt aus dem Krankenhaus zurück in die Stadt, die sie zuvor so liebevoll in ihrer grandios poetischen Radiokolumne beschrieben hat und vor der sie sich nun so fürchtet.
Aus Angst tut sie das, was so viele Menschen in dieser Situation tun: Sie flüchtet sich in scheinbare Sicherheiten, zunächst in ihre Wohnung, dann in einen Waffenladen. Als sie dann in einem kleinen Laden miterlebt, wie ein Mann seine Freundin erschießt, handelt sie in Notwehr und erschießt wiederum ihn und flüchtet.
Während einer U-Bahn-Fahrt am nächsten Tag erlebt sie, wie zwei Jugendliche die anderen Fahrgäste belästigen, bestehlen und schließlich aus dem Zug vergraulen. Als sie sich ihr mit eindeutigen Absichten nähern, erschießt sie auch diese beiden…
Die Fremde in dir ist ein sehr, sehr schwieriger Film. Jodie Foster, für die ich schon immer eine kleine Schwäche habe, macht ihre Sache so verdammt gut, dass man ihr die Angst, die langsam aber sicher in Wut umschlägt, sofort abkauft. Auch ihre Selbstzweifel, die Furcht vor dem, was da mit ihr passiert, wirken keinen Moment unecht oder gekünstelt. Und als sie schließlich beinahe nach gefährlichen Situationen zu suchen scheint, in denen sie selbst Gerechtigkeit ausüben kann, dann wirkt sie wie der schrecklichste Racheengel, der je auf Kinoleinwänden gewandelt ist.
Der Film nimmt den ihn Sehenden mit, er ist anstrengend, schmerzhaft und wirft mich immer wieder wie von Frau Gröner (siehe Links weiter unten) schon so schön beschrieben zwischen zwei Extremen hin und her: Der gesetzestreue Bürger in mir ist natürlich immer empört, wenn Erica Menschen umbringt, aber die rachelüsternen Urinstinkte werfen oft ein “Aber verdient haben sie’s doch” dazwischen…
Schaut euch Die Fremde in dir an - aber nicht allein. Wenn ihr euch auch nur ein kleines bisschen auf den Film einlasst, werdet ihr nach dem (zugegebenermaßen etwas merkwürdigen) Ende mit jemandem darüber reden wollen.
Trotz inhaltlicher Schwächen eine verdiente 2 und sei sie nur für Jodie Foster.
Dennis
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- Rezension bei Frau Gröner
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4. März 2008
Und hier haben wir gleich noch einen Film über die Irrungen und Wirrungen von Männlein und Weiblein auf ihrem (Um)weg zueinander: Dan in Real Life ist eine seicht beschwingte Komödie mit viel Witz und Charme über den jungen, Witwer Dan, der als alleinerziehender Vater und aufstrebender Kolumnist die Frauenwelt fast vergessen hat, bis er eines Tages der Einen begegnet.
Dan ist ein guter Vater, aber ein schlechter Daddy. Seine drei Töchter ertränkt er augenscheinlich mit Fürsorglichkeit und Bevaterung (Ok, keine weiteren Neologismen mehr - ich versprechssuchs). Dass Cara aber eigentlich nur in Ruhe mit ihrem ersten Freund knutschen möchten, entgeht ihm dabei genau so, wie dass seine Jüngste Lilly langsam “selber denken” kann und kein Kleinkind mehr ist. Natürlich kommt da auch nicht in Frage, dass Jane mit Papas Auto das Fahren übt.
Alles in allem besonders fatal, weil seine väterliche Aufopferung ihn nicht nur effektiv vom anderen Geschlecht fernhält, sondern obendrein noch ihr Ziel völlig verfehlt.
Dabei sollte er es doch besser wissen, schließlich ist er Autor einer Kolumne, die hilfreiche und vernünftige Tipps für alle Lebenslagen bietet. Würde er besser mal lesen, was er anderen ans Herz legt.
Bei dem alljährlichen Familientreffen kommt es dann ganz anders. In einem Buchladen trifft er auf Marie, gibt sich in einer köstlichen Szene als Buchhändler aus und schwatzt ihr einen wahllosen Stapel Bücher auf. Es folgen Konversation, Funkenflug und der obligatorische Rufnummerntausch. Begeistert erzählt Dan seiner Familie von dieser wundervollen Begegnung, um dann Marie im Flur zu treffen - als Gast und Freundin seiner Bruders Mitch.
Wie verworren, turbulent und chaotisch das Familientreffen vor lauter Beziehungskisten wird, kann man sich leicht denken. Obendrein sehr faszinierend (und beruhigend), dass eine amerikanische Familie mehrere Tage in einem abgelegenen Ferienhaus ohne technische Geräte (kein Fernseher!) nur mit Konversation, geselligem Beisammensein, Football, Kreuzworträtseln, Essen und Gesang glücklich sein kann. Ob das jedem hier auch gelänge?!
Insgesamt ein köstlich charmanter Film, der auf lustige Weise mitten ins Schwarze trifft: 2.
Schaut ihn euch an!
Patrick
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- Dan in Real Life bei IMDb
25. Februar 2008
Warum schreibe ich hier beinahe jeden zweiten Montag (und noch so einige Male drumherum), wie mir ein Film gefallen hat? Warum gibt es Sneakcast überhaupt? Warum mache ich mir die Arbeit, die ohnehin von wenig mehr als drei Leuten gelesen wird? Wegen Filmen wie Lars und die Frauen.
Wer den Titel liest, denkt unweigerlich an eine weitere Auflage der berüchtigten deutschen Liebeskomödie - und könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.
Lars Lindstrom lebt in einer Garage irgendwo im Nirgendwo. Seit dem Tod seines Vaters wohnt sein Bruder Gus mit seiner Frau Karin im Haus der Eltern und beide versuchen, den einsiedlerischen Lars in ihr Leben zu integrieren. Das scheitert jedoch grandios - bis zu dem Tag, an dem die große Holzkiste bei Lars ankommt. Darin: Eine lebensgroße Schaufensterpuppe (“anatomisch vollkommen korrekt”): Bianca. Lars stellt sie allen als seine neue Freundin vor, unterhält sich mit ihr, zeigt ihr die Stadt und lebt seine Wahnvorstellung voll aus.
Halt! Nicht aufhören zu lesen. Ich weiß, dieser Anfang hat das Potenzial für einen richtig, richtig schlechten Film. Aber Lars und die Frauen ist anders, so anders, dass es mir gerade schwer fällt, zu beschreiben, inwiefern und warum.
Vielleicht, weil es (wie Lars bei Bianca ja auch) nicht um äußere Werte geht. Obwohl es hier ja um ein nicht zu unterschätzendes Problem - nämlich ein großes psychologisches - geht, fühlt sich der Film keine Sekunde lang schwer oder erdrückend an. Die federnde Leichtigkeit der Szenen, in denen Lars auftaut, aus sich heraus geht, das Leben genießt stehen im wundervollen Gegensatz zu den Szenen, in denen wir sehen, wie die Stadt auf Bianca reagiert. Natürlich ist man zunächst misstrauisch, aber als allen klar wird, dass dies hier wichtig ist, dass man Lars vielleicht nur helfen kann, indem man mitspielt, Bianca als genau so real behandelt wie Lars es tut, wächst die Stadt zusammen.
Als dann das unvermeidliche (und natürlich auch relativ vorhersehbare) Ende kommt, fühle ich mich wieder zurückversetzt in Filme wie Waking Ned oder die wahrscheinlich bis in alle Zeiten ungeschlagene Nummer eins der Feel-good-Filme Big Fish, bei denen ich grenzdebil grinsend im Abspann hocke und erst langsam aus dieser Traumwelt aufwache. Schuld daran ist hauptsächlich Ryan Gosling, der Lars so unglaublich überzeugend und… wirklich spielt, dass man ihm alle seine kleinen Ticks, alle Eigenheiten, Panikattacken und Ängste sofort und ohne den kleinsten Zweifel abnimmt.
Das alles klingt jetzt fürchterbar konfus, ich weiß, aber gebt dem Film eine Chance. Lasst euch nicht von Inhaltsangaben, Schauspielernamen oder Wertungen beeinflussen. Geht mit frischem Kopf und viel Luft im Hirn ins Kino und schwebt so wie ich wieder hinaus, das kleine Tränchen aus dem Augenwinkel drückend. Denn Lars und die Frauen ist schön, einfach nur schön. Nicht kitschig, überkandidelt, moralinsauer oder wie man solche Filme sonst leider so oft beschreiben kann: Einfach schön.
Und weil mir gerade so überhaupt nichts einfällt, was mir nicht gefallen hat (und natürlich auch, weil ich diese “Rezension” gerade im äußersten Affekt schreibe), bekommt Lars und die Frauen von mir einmalige fünf Schaufensterpuppen. Damit ihr auch wisst, dass es mir ernst ist!
Ins Kino und anschauen! Sofort! Bevor der Zauber wieder verflogen ist…
Dennis
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- Lars und die Frauen bei imdb
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- Ein Trailer
Es ist kaum zu glauben - ich kann schlichtweg nicht fassen, dass für “No Country for Old Men” insgesamt 4 (in Worten: vier) Oscars (bester Film, bestes adaptiertes Drehbuch, bester Nebendarsteller, beste Regie) vergeben wurden. Da frage ich mich ernsthaft, ob mein pseudo-cineastischer Filmgeschmack wirklich so verkümmert ist, oder ob das nicht eher bei “all den anderen” der Fall ist.
Es geht um schmutziges Geld aus Drogengeschäften, einen psychopathischen Killer, der hinter diesem Geld her ist, und das eintönige, harte Leben im amerikanischen Westen. Der Film erscheint auf den ersten Blick inhaltlich seicht, ist aber - wie man bald feststellt - durchaus verwirrend und kompliziert. Man fragt sich andauernd “Warum?” oder “Was?” und bleibt sich mit diesen Fragen grundsätzlich selbst überlassen.
Vielleicht ist es genau dieser Hauch von “Indie-Flair”, der dem Film die goldenen Trophäen eingebracht hat. Denn eine typische Hollywood-Produktion ist er keineswegs. Aber ob das allein Rechtfertigung sein kann?
Wodurch er sich sonst noch auszeichnet? - Fragt mich nicht!
Von mir bekommt er keine Oscars, sondern eine gnädige 4+.
Patrick
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20. Februar 2008
Eigentlich sind (Anti)kriegsfilme (noch dazu die amerikanische Variante) gar nicht mein Ding. Umso mehr hat mich “Im Tal von Elah” positiv überrascht.
Als der ehemalige Militärpolizist Hunt Deerfield erfährt, dass sich sein Sohn Mike nach der Rückkehr aus dem Irak unerlaubt vom Stützpunkt entfernt hat und spurlos verschwunden ist, beginnt er mit eigenen Nachforschungen. Durch vortreffliche Kombinationsgabe und verbissene Gründlichkeit stellt er dabei bald die offiziellen Ermittler von Militär und Polizei in den Schatten. Erstere scheinen sowieso mehr an der Verschleierung der Ereignisse als an deren Aufklärung interessiert zu sein. Letztere halten sich zunächst für nicht zuständig und glänzen durch eher oberflächliche Ermittlung, bis Hunt schließlich Detective Emily Sanders trotz aller Widrigkeiten für den Fall gewinnt.
Doch das, was die Ermittlungen schließlich ans Licht befördern, schockiert alle Beteiligten gleichermaßen. Ist der Krieg als solcher schon schlimm genug, so scheint sich die wahre Hölle für die Soldaten erst nach ihrer Rückkehr aufzutun.
Kann wer im Überlebenkampf die Menschlichkeit verloren hat, je wieder “normal” unter Menschen leben?
Der Film vermag darauf keine Antwort zu geben, setzt sich aber sehr ernsthaft und differenziert mit der Thematik auseinander. Keine Spur vom sonst allgegenwärtigen, amerikanischen Patriotismus, kein perfektes, glänzendes Militär. Stattdessen eine glaubhafte Zeichnung der Schrecken des Krieges und seiner psychischen Folgen. Und anders als der Titel befürchten lässt, auch keine naive Religionshörigkeit oder überflüssige Moralpredigten.
Ich würde fast sagen, dass ist einer der besten Filme dieses Genres, die ich bisher gesehen habe.
Obendrein sind die schauspielerischen Leistungen wirklich ausnahmslos genial. Herausragend: Tommy Lee Jones spielt den alten, verbitterten, verbissenen Ex-Militär Hunt mit messerscharfen Verstand, harter emotionsloser Schale, aber großem Herz derart vielschichtig und authentisch, dass man meinen könnte, diese Person sei real. Das Leben zwischen emotionaler Verdrängung und seelischem Zusammenbruch, die unbedingte Suche nach der Wahrheit und schließlich die weltbildverändernde Erkenntnis kommen absolut glaubhaft rüber.
Für die Korinthenkacker wie mich bleibt nur der Makel, warum ein blaues Auto unter gelbem Licht grün aussehen sollte - mal wieder falsch.
Meines Wissens werden in den USA anders als in Europa hauptsächlich Niederdruck-Natriumdampflampen zur Straßenbeleuchtung verwendet. Das gelbe Licht dieser Leuchtmittel besteht quasi ausschließlich aus der Na-D-Doppellinie und enthält keine anderen Farbanteile als gelb. Folglich macht es jedwedes Farbensehen unmöglich; Autos gleich welcher Farbe erscheinen dann allesamt mehr oder weniger gelb-grau.
Wenn es sich dagegen um eine Hochdruck-Na-Dampflampe mit breitem Spektrum (oder hypothetisch einer Glühlampe hinter gelbem Glas) handeln sollte, könnte man sogar die “echten” Farben der Autos erkennen. Wie man es auch dreht und wendet: Blaue Autos werden nicht grün - in der Lackiererei vielleicht, unter gelbem Licht sicher nicht!
Trotzdem, wirklich guter Film: 2.
Patrick
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17. Februar 2008
Cloverfield ist ein schwieriger Film: schwierig anzusehen und noch schwieriger zu rezensieren.
Ich will die Karten gleich offen auf den Tisch legen: Über den Inhalt kann und will ich nichts sagen - da ist einfach gar nichts. Und das liegt bestimmt nicht daran, dass ich die ersten fünf Minuten verpasst habe. Und es liegt auch nicht daran, dass andauernd jemand den Saal unsicher machte, um nach seiner vergessenen Tasche zu suchen… Aber nun zum Film:
Eine stereotype Abschiedsparty, den Angriff eines urgewaltigen Monsters auf New York, den Kampf ums überleben, die Vernichtung Manhattans - wir erleben den gesamten Film aus Sicht des einfach gestrickten Hud, der seine Videokamera nur zum sterben aus der Hand legt: Handycam-Realismus pur.
Das Fehlen jedweder Filmmusik tut das übrige. Zwar hört man im ersten Teil des Films Musik, aber das ist kein Filmsoundtrack, sondern die Musik, die man eben auf einer ausgelassenen Abschiedparty hört. Sobald Hud mit der Kamera die Party verlässt, hört man nur noch Stille und Geräusche im Hintergrund. Die Wirkung ist entsprechend eigenartig. Da man es gewohnt ist, Filmmusik (zumindest die richtig gute) während des Films nicht bewusst als Musik, sondern unterbewusst als Gefühl und Stimmung wahrzunehmen, merkt man lange Zeit nicht, dass sie hier fehlt.
Die Bildwirkung des Films ist übrigens schlichtweg genial. Lange Zeit sieht man genug, um zu ahnen, aber zu wenig, um zu wissen, was eigentlich passiert. Bedingt durch das Genre werden dabei natürlich alle Regeln zu Bildausschnitt, Kamerausrichtung, Zoom- und Fokus-Eskapaden, usw. permanent gebrochen. Das geschieht aber nicht plump, sondern überaus wirkungsvoll.
Leider, leider nimmt der Film es allerdings mit der Realität nicht ganz so genau. Damit meine ich natürlich nicht das Auftreten abstruser Monster, Killerparasiten und dergleichen. Damit kann ich unter der Prämisse eines Films sehr gut leben. Womit ich aber beispielsweise nicht leben kann, sind voll aufgeladene Handyakkus in Elektrogeschäften. Die Dinger werden (schon aus Gründen der Selbstentladung) leer verkauft. Jeder der seinen frisch erworbenen Laptop, MP3-Player oder das neue Handy erst mal sechzehn Stunden ans Netz hängen musste, weiß wovon ich rede. Doch wenn die Welt untergeht, der Handyakku gerade leer ist, man aber mit der Freundin telefonieren muss, sind plötzlich volle Akkus im Laden zu haben - leider nein.
Bevor ich mich aber in noch mehr Müll ergehe, zum Abschluss noch ein paar Gedanken (na gut, sagt ruhig “Müll”) zum “Handycam-Realismus” (heißt das überhaupt so; gibt’s überhaupt ein Wort dafür?):
- Traurig aber wahr, Handycam-Realismus kann nicht funktionieren. Schon deswegen nicht, weil er per se jedes Realismus entbehrt. Wäre die Videokamera nicht das erste, was man auf der Flucht vor einem Monster, im Kampf um Leben oder Tod wegwirft? Selbst wenn nicht, würde man wirklich wertvolle Sekunden opfern und sich umdrehen, um zu
filmen dokumentieren. Zumindest Feiglinge Leute mit gesundem Menschenverstand würden so handeln. Man kann jetzt natürlich argumentieren (wie es im Film auch geschieht), in solchen Extremsituationen würden selbst einfache Typen zu echten Helden. Doch ist das so?
- Ungemütlich aber wahr, Handycam-Realismus funktioniert. Die zitternden, wackelnden, schiefen Bilder wirken authentisch; verstören durch die ständige Bewegung, die Spontaneität, die (scheinbar) fehlende Komposition. Alles erscheint realer und greifbarer, so als könnte es Dir und mir wirklich passiert sein. Dennoch bleibt man man reiner Beobachter. Anders als bei einem guten Horror/Psycho-Thriller wird man nicht in die Handlung hineingesogen, sondern betrachtet distanziert eine Art Dokumentation.
- Erfrischend anders, Handycam-Realismus ist rein deskriptiv. Er zeigt nur den begrenzten Blickwinkel der Gruppe, die die kamera trägt, und kann ausschließlich auf deren Wissen, Meinung und Interpretation zurückgreifen. Das erspart uns pseudo-wissenschaftliche Erklärungen (Godzilla), hochstrategische Taktik (Independence Day), intellektuelles Gesülz (Jurassic Park) und vieles mehr. Die Deutung der Bilder ist allein unserer Phantasie überlassen: das Geschehen wird nicht erklärt, die Zukunft bleibt ungewiss.
- Wichtig zu wissen, Handycam-Realismus ist Filmkunst (ob das den Produzenten eigentlich bewusst ist?). Das heißt, es muss (und will?) niemandem gefallen. Es ist Ausdruck einer Idee; ein Experiment: Inhalt (es gibt keinen!), Handlung (es gibt keine!) und Dialoge (trivial!) treten vollkommen hinter die Komposition (es scheint keine zu geben, meisterhaft!) zurück. Klar, dass ein solche
r Films Werk keine seichte Abendunterhaltung darstellt, sondern schlichtweg anstrengend ist.
Ob mir der Film gefallen gefallen hat? Keine Ahnung - irgendwie sehr gut aber irgendwie auch gar nicht.
Als Kinofilm gebe ich ihm eine satte 5, als Experiment eine überzeugte 2-.
Patrick
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- Cloverfield bei IMDb
15. Februar 2008
Während wir ja noch so ein bisschen auf den neuen “alter Mann geht auf Abenteuertour, reist durch die Welt und löst Rätsel über Rätsel”-Film (alias Indiana Jones 4) warten muss, ist ja jetzt die Quasi-Fortsetzung von Das Vermächtnis der Tempelritter in den Kinos.
Nicholas Cage eiert wieder mit Diane Krug(müll)er, Justin Bartha und John Voigt (bei dem ich schon im ersten Teil immer auf den Moment gewartet habe, in dem endlich herauskommt, dass er der Böse ist [speak of stereotypical roles]) durch die Weltgeschichte, diesmal allerdings nur sekundär auf der Suche nach dem größten Schatz der Menschheitsgeschichte, sondern nach Beweisen dafür, dass sein Ururur(…)großvater ein echter Patriot und nicht etwa der Kopf hinter dem Lincoln-Attentat war.
Natürlich ist das alles nicht ewiglich tiefgehend und natürlich handelt es sich hier um bestes Popcorn-Kino. Das Motto lautet also: Hirn abschalten und die wunderschönen Schauplätze (von Paris bis Mount Rushmore) genießen. Gut, die Einbruchs-Szenarios (erst im Arbeitszimmer der Queen und dann auch noch im Oval Office) sind vielleicht etwas übertrieben, ebenso wie die Tatsache, dass bis auf unserem Helden Ben Gates bisher niemandem die geheime Inschrift auf der Freiheitsstatue (nicht der in New York sondern der in Paris) aufgefallen ist, die zur Schatzsuche führt… aber was soll’s!
Enttäuschend war der Auftritt von Ed Harris, der den üblichen Gegenspieler zwar im The Rock-Erinnerungsmodus aber ohne wirkliche Überzeugung und Glanzmomente spielt. Auch Harvey Keitel hat noch weniger zu tun als im ersten Teil, außer seiner unfähigen Polizeimannschaft immer einen Schritt voraus zu sein.
Alles in Allem ein ganz netter Film, wenn man (wie ich kürzlich) keine Lust auf zu viel Nachdenken hat (denn dann könnten die ganzen kleinen Plot-Löcher das Ganze allzu schnell auseinanderfallen lassen), in der Tradition von (wie schon erwähnt) Indy Jones oder DaVinci-Code.
Insgesamt dreieinhalb Schatzkarten. Holt euch den ersten Teil aus der Videothek und schaut euch dann das hier an… viel Spaß!
Dennis
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- Das Vermächtnis des geheimen Buches bei imdb
- Die Freiheitsstatue(n)
- The Rock bei imdb
- DER klassische 90er-Action-Film
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6. Februar 2008
Klassischer Drogenfilm mit stereotypen Familienproblemen: Bobby und Joe sind Brüder wie Tag und Nacht. Während Joe genau wie Vater Albert Polizist beim NYPD ist und gut bürgerliche Ideale vertritt, führt Bobby einen (in Joes Augen anrüchigen) Nachtclub und genießt das Leben in vollen Zügen.
Aus dem familiären Zwist der beiden wird bald bitterer Ernst. Spätestens als Joe nach einer Drogenrazzia in besagtem Club von unbekannten Bandenmitgliedern per Kopfschuss quasi hingerichtet wird. Während er im Krankenhaus vor sich hinstirbt, erfährt Bobby sowas wie eine moralische Läuterung: Als Spitzel gewinnt er das Vetrauen der Drogenbande und liefert sie an die Polizei aus. Der Rest ist vorhersehbar und mündet im lahmen Pseudo-Happy-End.
Solides Handwerk und durchweg gute Darsteller können leider nicht über die lahme Handlung hinwegtäuschen, die zwischen unterstem Tatort-Niveau und mittelalterlicher Moralpredigt verläuft.
Das ist äußerst schade, weil der Film visuell doch einiges hermacht. Besonders die “Getreidefeld”-Szene, in der Bobby mit Schrotflinte im Anschlag den Drogenboss verfolgt, ist durchaus sehenswert. Der “Preis” für diese Szene ist allerdings, dass sich das sonst so fesche NYPD vorher absolut unrealistisch dumm anstellen musste.
Regel Nr. 1: Umstelle niemals die Rückseite des Gebäudes, wenn Du noch eine Verfolgungsjagd haben möchtest.
Alles in allem, nicht Fisch, nicht Fleisch: 3-
Patrick
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