Alles begann mit einer schier endlosen Wartezeit. Unsere Lieblingsfurie, die normalerweise die Sneak moderiert, hat momentan Urlaub und eine Schnarchnase sondergleichen übernahm ihren Job. Man murmelte schon, dass es ja immerhin leckere Chips gegeben hätte – der Abend wäre also (egal, welcher Film denn nun kommt) auf keinen Fall umsonst.
Diese Gefahr war aber schon nach den ersten Filmminuten gebannt. Reine Geschmacksache ist die Geschichte eines Modevertreters, dessen Arbeitgeber eine neue Kollektion ins Programm nimmt – eine neue, junge, moderne Kollektion, mit der unser Herr Zenker so überhaupt nichts anfangen kann.
Sein Sohn, Karsten, sucht währenddessen die Unabhängigkeit. Er will mit zwei Freundinnen nach Spanien fliegen, muss diesen Urlaub aber seinem Vater zuliebe absagen – dieser hatte nämlich vor Kurzem den Führerschein abgeben müssen, Kredite aufgenommen, um sich sein neues Auto leisten zu können, das Ausbildungskonto seines Sohnes geplündert… Zu allem Überfluss ist Karsten schwul und verliebt sich ausgerechnet in Steven, den Kollegen seines Vaters, der die neue Kollektion Grazilla im Gebiet des Herrn Zänker vertreibt und ihm damit die Kundschaft streitig macht.
Dieser Film ist eine sehr amüsante Anleitung dazu, wie man sich immer und immer tiefer in die Scheiße reiten kann. Edgar Selge spielt dabei den Herrn Zänker irgendwo als eine Mischung aus dem an allem resignierenden Loriot und dem HB-Männchen, das in den passenden Momenten in die Luft geht. Traute Hoess als Brigitta, Besitzerin der gleichnamigen (und äußerst heimeligen) Pension und eine Freundin der Frau von Zänker, die sie überreden will, sich endlich von ihrem Mann zu trennen, ist mit einem Gewehr in der Hand so erschreckend wie beinahe niemand sonst, den ich je auf der Kinoleinwand sehen durfte.
“Nehmen Sie fünf oder reichen Ihnen drei?”
Vier von fünf potthässlichen Hosen für dieses feine Filmchen!
Dennis
Reine Geschmacksache
Harry Potter and the Order of the Phoenix
Ich hatte ja gewzeifelt. Nachdem die ersten beiden verfilmten Harry-Potter-Bücher einigermaßen vollständig umgesetzt wurden, ließ dies bei Teil drei und insbesonere bei Teil vier schlagartig nach. Personen wurden gestrichen, hinzugefügt, Schauplätze geändert (von den visuellen Änderungen an Hogwarts zwischen Teil zwei und drei will ich gar nicht sprechen, die gefallen mir nämlich ausnehmend gut) und die Bücher feinsäuberlich auseinandergepflückt und (leidlich) wieder zusammengesetzt.
Jetzt kam Teil fünf in die Kinos und nachdem ich diesen Teil gerade wieder als Hörbuch in den Kopf gehämmert bekommen habe, fühle ich mich einigermaßen qualifiziert, diese kleine Rezension zu schreiben.
Visuell war das, was ich da gestern Abend gesehen habe, vielleicht der beste Potter-Film bisher. Es sah einfach sehr viel so aus, wie ich es mir beim Hören und Lesen ausgemalt hatte. Der heiße Sommeranfang, Number 12, Grimmauld Place (auch wenn mich der Mini-Auftritt des Portraits von Mrs. Black ein wenig störte), die langsam immer düster werdende Stimmung in Hogwarts… all das passte so unglaublich gut. Dazu die neuen Schauspieler, Evanna Lynch und Imelda Staunton, die trotz anfänglicher Zweifel beide sehr gut in ihre Rollen passten… das war alles schon ziemlich nett.
Ziemlich nett… ja, leider nur das. Denn hinter dem schönen Schein steckte leider wieder viel, viel Frickelei. Der Film schien teilweise völlig willkürlich zusammengeschnitten zu sein (das Verhör der Mitglieder von Dumbledore’s Army, bei dem plötzlich viel mehr Leute im Zimmer standen als zuvor; Snapes Quickie in Occlumency; Death Eater, die plötzlich auf dem Boden liegen, ohne dass das Publikum weiß, was gerade eigentlich passiert ist). Viel Material aus dem Buch fehlte, vieles von dem, was man eigentlich hätte weglassen können, wurde bis zum Erbrechen ausgewalzt. Harrys Skrupel, die anderen Mitglieder der DA in die ganze Geschichte hineinzuziehen, tauchten sage und schreibe dreimal im Laufe des Films mit fast identischem Wortlaut auf…
Apropros Harry… Ich weiß nicht, ob es mir bei den bisherigen Filmen nicht so sehr aufgefallen ist, aber Teil fünf war die Harry Potter-Ein-Mann-Show. In jeder einzelnen Szene spielte Harry die Hauptrolle, keiner der anderen Charaktere hatte auch nur den Hauch einer Chance, die charakterliche Tiefe einer Buchseite zu überwinden. Alles blieb sehr blass und lieblos – abgesehen von den gelegentlichen Ausbrüchen von Umbridge und Loony Lovegoods belämmerten Blick.
Natürlich ist das ein Film, den man gesehen haben muss und natürlich werde ich mir auch die nächsten zwei Filme (so es denn bei zweien bleibt) ansehen. Und natürlich werde ich mich auch bei diesen wieder darüber ärgern, dass die Umsetzung so dürftig gelungen ist, dass man das alles ja selbst viel besser hätte machen können… Aber, nein. Es war trotzdem ein schöner (wenn auch etwas zu langatmiger) Film.
Wie auch immer, mit der Wertung tue ich mich zugegebenermaßen etwas schwer. Ich lande jetzt einfach mal in der goldenen Mitte – zweieinhalb von fünf Zauberstäben… ich fürchte, mehr wird es einfach nicht.
Spekulieren wir lieber noch ein bisschen über Teil sieben… was meint ihr, wer überlebt’s nicht?
Dennis
- HP5 bei IMDB ::
- Evanna Lynch bei IMDB :: Luna “Loony” Lovegood
- Imelda Staunton bei IMDB :: Professor Dolores Jane Umbridge
- Mugglenet ::
Death at a Funeral – Sterben für Anfänger
Der erste Sneak-Abend seit Langem und endlich wieder einmal ein richtig gutes kleines Filmchen.
Ich gehe ja in die Sneak, um Filme zu sehen, die ich mir normalerweise im Kino (und, um ehrlich zu sein, für Geld) nie ansehen würde. Dies war so ein Film.
Die Geschichte: Der Patriarch einer nicht ganz so normalen Familie stirbt und hinterlässt einen ziemlich verrückten Hühnerhaufen, bestehend aus Drogenmixern, erfolgreichen aber mitellosen Autoren und urplötzlich auftauchenden schwulen Geliebten. Hier wird Valium mit einer bösen Mischung aus Aufputschmitteln vertauscht, Leichen werden in kompromittierenden Positionen in Särgen gestapelt, ältere Herren auf der Toilette vergessen…
Frank Oz, den man eigentlich eher von seiner Arbeit als Synchronsprecher (zum Beispiel für Miss Piggy oder Yoda) kennt, liefert hier einen Film ab, der das Wuppertaler Sneak-Publikum zu spontanen Begeisterungsstürmen hinriss.
Wenn er bei euch im Kino läuft und ihr nur ein klein wenig für schwarzen Humor à la Monty Python übrig habt – seht euch den Film an.
Viereinhalb von fünf Särgen für diesen grandiosen Film!
Dennis
- Frank Oz :: Informationen über Frank Oz bei IMDB
- Death at a Funeral :: Der Film bei IMDB