30. September 2008
Dieser Bericht stellt eine Premiere dar, denn heute rezensiere ich erstmals einen Film, der in der Sneak des Bochumer UCI-Kinos zu sehen war. Dort findet jeden Montag um 20 und 23 Uhr die Überraschungspremiere (so nennen die das hier) statt. Ich würde diesen Film jetzt gerne mit Lobeshymnen für ein filmisches Kleinod der besonderen Sorte überhäufen, nur leider zogen wir (in diesem Falle, Noemi und ich) mit unserem Sneak-Ticket die sprichwörtliche Arschkarte.
The House Bunny ist eine amerikanische Komödie der allerflachsten Sorte, an der den geneigten Zuschauer nichts begeisterte, überraschte, zum Lachen brachte oder erstaunte. Der Film plätscherte so vor sich hin und nach 100 Minuten wurde mein Flehen endlich erhört und es begann der Abspann. Zur Story: Shelley (Anna Faris) lebt zusammen mit vielen anderen Bunnies in der Villa des Playboy-Moguls Hugh Hefner (er selbst!) und ihr größter Traum ist es, auf dem Cover des nächsten Monats zu landen. Leider wird ihr an ihrem 27sten Geburtstag mitgeteilt, dass sie nun zu alt sei und sie die Villa verlassen müsse. Sie schließt sich einer Studentenverbindung an und macht es sich zur Lebensaufgabe, sieben (eigentlich gar nicht hässlichen) Loserinnen, die als Einzige das verkommene Zeta-Haus bewohnen, in „heiße Bräute“ zu verwandeln…
Es schmerzt schon, diese dümmliche Handlung aufzuschreiben. Wie schlimm muss es erst sein, diesen Mist 1 Stunde und 40 Minuten über sich ergehen zu lassen. Sehr schlimm. Dieser Film stellt vor allem eines unter Beweis: Dass in Amerika nachweislich Filme produziert werden, die sich an eine Zielgruppe richten, die in Europa nicht existiert. Warum vergeudet Columbia Pictures Unsummen damit, den Film jenseits des großen Teiches zu vermarkten? Das Geld wäre besser in zahlreiche Independent-Produktionen geflossen. Ich hoffe sehr, dass die nächste Bochumer Sneak nicht in einem ähnlichen Disaster endet.
Mit sehr viel Wohlwollen vegebe ich 1 von 5 Kryptonit-Griffen, weil dieser mich einmal in 100 Minuten zum Lachen gebracht hat.
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- Das Machwerk bei IMDb
- Sinke, User Rating, sinke…
- Filmstarts.de-Rezension
- Das hier sagt alles! (Nicht das ich immer der gleichen Meinung wäre, wie Filmstarts.de)
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20. September 2008
Vietnam. Dschungel. Krieg. Überall Schüsse, Explosionen und Vietcong. Und mitten darin: Vier Männer, härter als der härteste Kruppstahl. Ihre Mission: Ihren gefangen genommenen Kameraden aus den Fängen des Bösen befreien. Doch während der Befreiung geraten sie in einen Hinterhalt…
Was klingt wie eine billige Kopie von Der Soldat James Ryan entpuppt sich spätestens, als der Regisseur die Szene abbricht, weil Kirk Lazarus (Robert Downey Jr.), seines Zeichens Schauspieler, zu viel und Tugg Speedman (Ben Stiller), ebenfalls Schauspieler, zu wenig Rotz und Wasser heult. Kurz danach fliegt durch einen bedauerlichen Zwischenfall der halbe Dschungel in die Luft und Damien Cockburn (Steve Coogan), der Regisseur, wird zu einer Krisensitzung gerufen – Geldgeber Les Grossman (Tom Cruise, ja, wirklich!) will den Hahn zudrehen, den Film sterben lassen. Doch zusammen mit Tropic Thunder-Buchautor Four Leaf Tayback (Nick Nolte) ersinnt Cockburn eine Idee: Man steckt die vier Jungs einfach wirklich in den Dschungel, überlässt sie sich selbst und filmt das alles grobkörnig, dreckig und schmierig aus dem Unterholz.
Tropic Thunder hat, besonders in den USA, einiges an Schelte einstecken müssen. Besonders diverse Interessensverbände sahen sich durch Ben Stillers Darstellung eines geistig Behinderten im Film im Film Simple Jack vor den Kopf gestoßen und auch sonst wirft der Film mit Blut, Drogen, Fäkalien und Schimpfwörtern nur so um sich. Doch eins scheinen die selbsternannten Moralwächter bei der ganzen Sache übersehen zu haben: Es handelt sich hier um eine der vielleicht besten Satiren über das Filmgeschäft im Allgemeinen und Hollywood im Speziellen.
Lazarus, eigentlich Australier, hat sich für die Rolle des schwarzen Squad-Captains extra dunkle Pigmente unter die Haut spritzen lassen, Jeff Portnoy (Jack Black) hat mit seiner Drogensucht zu tun, Alpa Chino [sic] (Brandon T. Jackson) muss das Image des harten Weiberhelden aufrecht erhalten, obwohl er eigentlich ganz anders ist und Speedman hat nach einer Serie von Flops und Fortsetzungen einen Erfolg bitter nötig.
Allein an den Namen der Charaktere merkt der geneigte Leser bereits: Es geht nicht so ganz ernsthaft zu bei Tropic Thunder. Zusammen mit Co-Drehbuchautor Ethan Cohen (nein, keiner der berühmt-berüchtigten Coen-Brüder) macht Ben Stiller sich selbst und seine illustere Schar an Filmgrößen auf grandioseste Weise lächerlich.
Natürlich sollte hier niemand besonders tiefschürfende Dialoge (“Ich bin die Illusion eines Hühnchens!”) oder grandiose schauspielerische Leistungen (“Ich kann meine Beine nicht spüren” - “Ist schon okay, die liegen nur in ‘ner Pfütze, alles in Ordnung”) erwarten. Trotzdem ist Tropic Thunder böse, dreist, frech und überraschend gut.
Vier von fünf Fruchtdrops. Und jetzt will ich Tom Cruise nie wieder tanzen sehen. Nie, nie, NIE wieder!!!
Dennis
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(7 Stimme(n), durchschnittlich: 4,29 von 5)
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18. September 2008
Der neue Disney/Pixar-Film WALL·E zeichnet eine gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft: Die Menschheit hat die Erde mit ihrem Müll überschüttet und den einstmals so gemütlichen Blauen Planeten in eine lebensfeindliche Abfallwüste verwandelt. Was liegt in einer KonsumWegwerfgesellschaft da näher, als in das Weltall zu fliehen und dort auf 5-Sterne-Luxusraumschiffen, wie der Axiom, ein Leben voller Annehmlichkeiten zu führen — nicht einmal selbst gehen, geschweige denn feste Nahrung zu sich nehmen muss man dort.
Während die Menschheit also in wohliger Lethargie vor sich hin vegetiert, schuftet sich als letzter seiner Art der kleine Roboter WALL·E ab, die Erde aufzuräumen. Natürlich legt die rustikale Blechbüchse dabei ein ziemlich menschliches Verhalten an der Tag. WALL·E “lebt” in einer Art nostalgischem Privat-Museum voller Relikte aus alten Zeiten und vergeht fast vor Einsamkeit, wenn er beim Anschauen des Film Hello, Dolly! von der Liebe träumt.
Doch eines Tages landet ein Raumschiff auf der Erde und setzt einen neumodischen, fesch designten Roboter namens EVE ab. Es bedarf wohl nicht all zu viel Phantasie, um den weiteren Gang der Handlung und das Schicksal von EVE und WALL·E sowie das der Menschen auf der Axiom vorherzusagen. Bis dahin müssen allerdings noch einige Gefahren überwunden werden…
Wie von Pixar gewohnt, kann man an der Animationsqualität praktisch nichts aussetzen. Passend, dass man sich gegen eine realistische Darstellung der Menschen entschieden hat. Die plumpen Figuren erinnern beinahe an Playmobil, passen perfekt zum Zustand der Menschheit im Film und stellen einen bildwirksamen Kontrast zur scharfkantigen, unwirtlichen Erde, dem antik rustikalen WALLE und der neumodisch feschen EVE dar. Für Kenner des sci-fi-Genres und der Computerszene sind die zahlreichen Anspielungen auf Klassiker wie Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum und Appleprodukte übrigens ein Genuss.
Alles in allem durchaus sehenswert. Natürlich glänzt der Film nicht mit einer sonderlich ausgefallenen Story, aber das will er auch gar nicht.
Patrick
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(8 Stimme(n), durchschnittlich: 4,75 von 5)
14. September 2008
Die Sneak in Münster hatte mich pünktlich zu ihrem 20-jährigen Bestehen am 02.09.2008 wieder und empfing mich ob dieses Jubiläums gleich mit zwei Filmen an einem Dienstag. O’Horten werde ich nun rezensieren und über die englische Originalfassung von Tropic Thunder wird Anne in Kürze berichten.
O’Horten von dem norwegische Regisseur Bent Hamer ist keineswegs ein typischer Film — also keine in Bildern erzählte Geschichte — sondern viel mehr bildgewordene Emotion und sichtbar gemachte Gedanken. Der Film erzählt die eigentlich banale Geschichte von Odd Horten, der nach seinem ereignislos langweiligen Dienst als Zugführer die obligatorische Abschiedsfeier eher erträgt als genießt und schließlich seinen letzten Zug vor dem Eintritt in den Ruhestand fahren soll. Doch es geschieht das unfassbare: Odd verpasst diesen Zug. Das erste Mal in seinem Leben ist er unpünktlich und sieht nur die Rücklichter der davonfahrenden Eisenbahn. Der Zug lässt Odd einsam und allein am Bahnsteig zurück und fährt genau so davon, wie all die spannenden und aufregenden — kurzum lebenswerten — Dinge in Odd’s Leben stets an ihm vorbei und vor ihm davon gefahren sind.
Spätestens hier beginnt die Odyssee, auf der Odd das Leben und sich selbst sucht, und die — obgleich selbst wieder banal — derart seltsame und groteske Züge annimmt, dass die eigentlich abstruse Ursache für Odds folgenschwere Verspätung nun fast schon normal und alltäglich erscheint.
Auf einer Reise ohne Fahrpläne, Haltestellen und Ziel mit Tod und Vergänglichkeit als einzigen konstanten Begleitern stolpert Odd in einen schier unglaublichen Reigen surrealer Situationen. Dabei wird die bedrückende Melancholie durch die perfekten Bilder und den ergreifenden Soundtrack geradezu spürbar und droht gar den Zuschauer selbst in Depressionen zu stürzen. Doch jedesmal, wenn man glaubt, diese Perspektivlosigkeit nicht mehr ertragen zu können, wird die graue Tristesse plötzlich durch urkomische Ereignisse aufgelockert und relativiert. Dank des feinfühligen doch nichtsdestoweniger lustigen Humors fügen sich die komischen Szenen perfekt in die eigentlich melancholische Erzählung. Sie lockern auf und lösen wahre Lachsalven aus, zerstören die erdrückende Grundstimmung aber nie vollständig.
Inhaltlich fast schon trivial wirkt der Film als pure Form, stellt quasi ein Musterbeispiel der Abstraktion dar, wenn Odds Leben — symbolisch für die menschliche Existenz in ihrer Gesamtheit — treffend auf losgelöste Emotion in Form von Bild und Ton reduziert wird.
Patrick
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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26. August 2008
Läuterung ist ein großes Wort. Eines noch dazu, an dessen Thematisierung sich viele, viele Filme versucht und beinahe ebenso viele überhoben haben. Auch Finnischer Tango wagt den Schritt in die Klischeestory, jedoch aus einer etwas anderen Perspektive…
Alex ist Opportunist. Er lebt sein Leben, wie es ihm gerade passt. Ist kein Geld da, wird eben auf der Straße geschlafen oder geschnorrt. Die einzigen Konstanten in seinem Leben ist die Musik, insbesondere der titelgebende Finnische Tango und seine zwei Bandkollegen. Ein Abend verändert jedoch alles und hätte wohl jeden aus einem Drehbücher-für-Anfänger erwachsenen Charakter zur eingangs erwähnten Veränderung getrieben – nicht aber Alex.
Jetzt zieht er eben allein durch die Straßen und nur die Tatsache, dass er für eine verfeindete Metallarbeiter-Band ein paar tausend Euro beschaffen muss, schiebt ihn etwas an. Er landet schließlich in einer Behindertenwerkstatt und findet dort Freundschaft, Verständnis und sich selbst.
Sorry, genug trailer- und pressemitteilungsgeeignetes Gesülz. Reden wir Tacheles!
Finnischer Tango ist eigentlich gar nicht so kitschig, wie man glauben mag. Die verschrobenen Charaktere, insbesondere natürlich Marylin, Clark (Kent) und Rudolph tragen den Film über alle allzu peinlichen Momente. Der durchweg passende Soundtrack und die unauffällige Kameraführung tut ihr Übriges, den Film eigentlich zu einer ganz netten Selbstfindungsstory werden zu lassen.
Stören tun allerdings die vielen kleinen Ungereimtheiten, die fehlenden Informationen und die angefangenen Storybausteinchen, die am Ende leider so viel Relevanz für die Gesamtgeschichte haben wie der finnische Tango für die Entwicklung der gemeinen Stubenfliege. Und obwohl der Film sich am Schluss ein bisschen selbst auf die Schippe nimmt, wenn Alex mit einem Versöhnungsangebot zu der bösen Metal-Band eilt, ist das alles hier doch wieder mal ein bisschen zu viel.
Ihr Regisseure da draußen, die ihr euch an die Filmförderanstalten dieses Landes wendet (jaja, natürlich gab es obligatorisches Gestöhne, als die Finanzierung durch die Filmförderanstalt X und die Filmstiftung Y über die Leinwand flimmernd offenbart wurde): Schreibt bitte nicht nur schöne Charaktere in eure Stories, sondern auch bitte Story! Beschränkt euch auf ein Problem der menschlichen Existenz und versucht nicht, in knapp neunzig Minuten von Adam und Eva zur Besiedelung des Weltraums zu kommen. Konzentration, meine HerrenDamen und Herren, Konzentration!
Wegen der erwähnten Miesepetrigkeit müsste es eigentlich eine viel schlechtere Wertung als drei Vitaminpillen geben; trotzdem hat Finnischer Tango irgendetwas in mir angerempelt, das sich gerne mal anrempeln lässt. Ahem. Kryptologen ans Werk!
Dennis
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(3 Stimme(n), durchschnittlich: 2,33 von 5)
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- Die Seite zum Film
- Mehr zum Finnischen Tango
- Das Blog zum Film
- Immer dieser neumodische Krams… wer braucht schon Blogs!
- Der Trailer
20. August 2008
Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder ist es etwa kein Zeichen, dass Birgitta eine Kritik zu einem Film schreibt, den sie am Montag in Essen in der Sneak gesehen hat, und dieser dann am Dienstag in Münster in der Sneak läuft? Zumal ich urlaubsbedingt gerade gar keine Zeit habe, selber eine Kritik zu schreiben… Also, Leute, die folgende Kritik stammt nicht von mir, sondern von Birgitta:
„Tage des Zorns“ – das klingt nach finsteren amerikanischen Vororten, in denen rivalisierende Gangsterbanden auf offener Straße ihre Fehden mit Waffengewalt austragen. Oder nach einem Kriegsfilm, in dem ein kampferprobter General mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Feind vorrückt, um seine gefallenen Kameraden zu rächen.
Einerseits: weit gefehlt! Andererseits: ein Fünkchen Wahrheit steckt doch in beiden Szenarien.
Montag abend, Essen. Über den historischen Saal des Eulenspiegel-Kinos flimmern Bilder einer dänischen Produktion. Dem einen oder anderen kommt vielleicht einer der Hauptdarsteller bekannt vor – Mads Mikkelsen spielte bereits in Casino Royale oder Adams Äpfel mit. Und in Dänemark spielt auch der Film. Tage des Zorns – oder Flammen og Citronen, wie er im Original heißt, spielt im Dänemark der 40er Jahre. Die Deutschen sind in das Land einmarschiert und haben Kopenhagen besetzt. Zeitgleich formiert sich im Untergrund eine ganz besondere Gruppe von Widerstandskämpfern. Ihre Mitglieder tragen Decknamen wie Großer und Kleiner Bär, Lehrer, Weinhändler oder eben (siehe dän. Titel) Flamme (der roten Haare wegen) und Zitrone und arbeiten zum Teil sogar für Polizei und Staatsanwaltschaft. Ihr Ziel ist eindeutig: sie wollen ihr Vaterland schützen, und zwar insbesondere vor Verrätern in den eigene Reihen, also Dänen, die die Deutschen unterstützen. Gleichzeitig gilt aber das eiserne Gebot, keine Deutschen anzugreifen, da dieses Konsequenzen haben würde, mit denen die relativ kleine Gruppe überfordert wäre. Für ihr Ziel setzten sich die Widerstandskämpfer rigoros ein – allerdings nicht mit Hilfe von friedlichen Prostet- oder Flugblattaktionen, sondern durch handfeste Sabotageakte und sogar durch gezielten Mord.
Beispielhaft zeigt der Film das Leben von Flamme, dem wichtigsten und kaltblütigsten Killer der Truppe, und Zitrone, seinem Fahrer und Waffenhändler. Dabei ergeben sich natürlich alle möglichen Schwierigkeiten, wie z.B. ein Spitzel in den eigenen Reihen, der für die Festnahme und Erschießung dreier Kollegen sorgt, das Scheitern von Zitrones Ehe und Flammes Beziehung zu einer Datenkurierin und mutmaßlichen Doppelagentin, ein Anführer, der sich von den Zielen der Gruppe entfernt und diese für seine Zwecke einzusetzen versucht und nicht zuletzt der örtliche Gestapo-Chef, der die beiden lieber tot als lebendig sähe (was auf Gegenseitigkeit beruht).
Klingt alles in allem nach einem spannenden und abwechslungsreichen Film? Nun ja. Zunächst ist die schauspielerische Leistung insbesondere der Hauptdarsteller zu loben, ebenso wie das detailreiche Set des Films. Die Handlung, die sich an einer wahren Gegebenheit orientiert, ist sicherlich halbwegs wahrheitsgetreu wider gegeben. Allerdings ist der Film nicht ausbalanciert, an einigen Stellen zieht er sich wie Kaugummi, an anderen wirkt er definitiv übertrieben. Ein besonders krasses Beispiel dafür sind meiner Meinung nach, die Szenen, in denen Flamme jemanden erschießt. Ich möchte nicht vier oder mehr Schüsse aus nächster Nähe mitbekommen und schon gar nicht ca. 10 mal im Verlaufe des Filmes! Ebenso ist mir das Ende zu theatralisch – eine Truppe von über 100 deutschen Soldaten beschießt ca. 10 min lang ein Haus in dem sich eine einzelne, zwar bewaffnete, aber auch schwer verwundetet Person aufhält…
Zusammenfassend muss ich also sagen: der Film ist gut gemacht, gefällt mir aber trotzdem nicht besonders. Zwischenzeitlich war ich sogar versucht, das Kino zu verlassen, habe mich dann aber doch entschieden, bis zum Ende auszuharren. Möglich ist auch, dass mir der Film deswegen besonders wenig zusagt, weil das Thema 3. Reich bei uns in der Schule dermaßen überbeansprucht wurde, dass ich es deshalb mittlerweile einfach nicht mehr hören kann. Wer sich aber für die Thematik interessiert, dem kann ich diesen Film durchaus empfehlen.
Von mir gibt es deshalb nur 2 von 5 Maschinengewehren.
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)
Normalerweise bewerte ich Filme ja immer gerne direkt, nachdem ich sie gesehen habe. Einer der wichtigsten Aspekte eines Films für mich ist, in welcher Stimmung er mich aus dem Kino gehen lässt. Egal, ob es ein Feel-Good-Movie ist, der mich leichtfüßig aus dem Saal tänzeln lässt, ein Actionfilm, der mich so von den Socken bläst, dass ich sie zwei Stunden nach der Vorstellung immernoch suche oder ein Drama, das mich noch tagelang verfolgt. Diese Eindrücke lassen sich eigentlich nur direkt nach dem Filmgenuss niederschreiben.
Dass ich die Rezension zu Zurück im Sommer erst drei Tage später schreibe, ist vielleicht schon ein Zeichen.
Fireflies (wieder mal ein schönerer englischer Titel) ist eigentlich ein ganz ansehnlicher Film. Literaturpapst Charles (Willem Dafoe) und seine Frau Lisa (Julia Roberts) haben so ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was aus ihrem Sohn Michael (Ryan Reynolds) werden soll und wie dieses Ziel zu erreichen ist. Lisa kümmert sich um ihn, während Charles nur mit Strenge, Härte und Grausamkeit erzieherische Wirkung zu entfalten hofft. Als dann Lisas Schwester Jane (Hayden Panettiere, bekannt aus Heroes) zu Besuch kommt, findet Michael eine Verbündete.
Zwanzig Jahre später: Die Familie (Lisa hat mittlerweile noch eine Tochter) kommt wieder zusammen… und ab hier wird es chaotisch. Der Film springt immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und bis wir alle verstanden haben, wer jetzt in welcher Zeit wer ist, vergeht schon ein bisschen Zeit. Nicht gerade erleichtert wird das Ganze durch die Tatsache, dass jeder, aber auch wirklich jeder in diesem Film mindestens ein lebensveränderndes Problem hat. Wir haben Alkoholismus, Misshandlungen als Kind, Bindungs- und Versagensängste und eigentlich alles, was einem guten Psychiater in einer Woche so begegnet.
Das sorgt leider dafür, dass der Film, der so gut aussieht und auch dank seiner überzeugenden Charaktere viel Potenzial hat, ins Unverständliche, teils lächerliche abdriftet. Viele der Handlungsstränge werden nur ungenügend behandelt, so dass man dem Dennis Lee, dem Regisseur und Autor, zurufen möchte: Genug ist genug!
Beschränken wir uns auf das Wesentliche (was der Film leider nicht tut): Tolle Schauspieler (Willem Dafoe ist einfach ein Arschloch erster Güte), schöne Bilder und ein dezenter Soundtrack auf der Haben-Seite, zu viel Verwirrung und Chaos und ein nicht wirklich offenes aber auch nicht wirklich befriedigend aufgelöstes Ende.
Zwei von fünf Glühwürmchen. Und das ist mit Wohlwollen.
Bleibt nur noch, das Gedicht vom großartigen Robert Frost zu zitieren, von dem der Film seinen Namen (und ein kleines Story-Elementchen) hat:
Here come real stars to fill the upper skies,
And here on earth come emulating flies,
That though they never equal stars in size,
(And they were never really stars at heart)
Achieve at times a very star-like start.
Only, of course, they can’t sustain the part.
Dennis
PS: Carrie-Anne Moss ist aber auch ganz schön alt geworden…
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
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- "Fireflies" bei imdb
- "Fireflies" in der Wikipedia
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6. August 2008
Ich kann mir nicht helfen, aber das ist schon wieder ein Film, zu dem mir nicht viel einfällt. Das wird mich nicht davon abhalten, eine ausführliche Rezension zu schreiben, sagt aber irgendwie etwas über die Filme aus. Wo sind die Filme, die mich richtig umhauen? Der Mongole gehörte jedenfalls nicht dazu — dazu war der Film alles in allem zu “mäßig”.
Es geht um den Aufstieg Dschinghis Khans: Mit 9 Jahren des Vaters beraubt muss sich Temudgin gegenüber seinen Feinden behaupten. Während er — irgendwie — heranwächst, hält er seiner Braut Borte die Treue. Doch auch nach der Hochzeit drohen Gefahren, und diverse Feinde sorgen dafür, dass Temudgin nicht zur Ruhe kommt und kein idyllisches Leben führen kann.
Alles was Recht ist, dieser Film erzählt nur eine halbe Geschichte. Damit meine ich nicht, dass er die ganzen Eroberungen etc. auslässt — soweit ich weiß, soll das in weiteren Filmen ausführlich behandelt werden. Auch in den Teilen des Films, die gezeigt werden, fragt man sich, wie Temudgin das geschafft hat. Erst ist er Sklave seiner Feinde, auf einmal auf der Flucht — wie hat er sich befreit? Erst hat er keine Gefolgsleute, dann ein Heer — warum folgen sie ihm? Wie haben die Protagonisten das geschafft, was notwendig war (Ich gehe hier mal nicht ins Detail — Spoilergefahr)? Der Mongole zeigt nur Fakten, bietet aber keine Erklärung.
Dieser nüchterne Erzählstil sorgt dafür, dass der Film sich ziemlich dahin schleppt. Zudem ist der ganze Film recht ruhig erzählt — bei weitem kein Spektakel im klassischen Monumentalstil. Das sagt mir an sich deutlich mehr zu als actionreiche Metzeleien, aber hier fehlte es irgendwie an Spannung. Die Liebesgeschichte zwischen Borte und Temudgin strotzte nicht gerade vor großen Gefühlen. Über die Kultur der Mongolen, deren Riten etc. hat man kaum etwas erfahren. Irgendwann beschließt Temudgin, dass die Mongolen Gesetze brauchen, und unmittelbar danach sieht man sein erfolgreiches Heer. Nichts ist zu sehen von dem Kampf, den es ihn sicherlich gekostet hat, bevor die neuen Gesetze Wirkung erlangten. Nichts erfährt man über die mongolische Herrschaftsstruktur — noch nicht einmal, ob es wirklich das Recht des Stärkeren ist. Kulturhistorisch gesehen ist der Film denkbar uninteressant.
Nicht viel Action, nicht viel Liebe, keine Kulturgeschichte — was bleibt denn dann übrig? Ein mittelmäßiger Film, fürchte ich. Der Mongole enthält schöne Landschafts- und Filmaufnahmen, und man kann ihn sich sicher ‘mal ansehen. Die nüchterne und phantasielose Erzählweise hebt jedoch nicht gerade den Filmgenuss.
Deshalb nur drei von fünf Zobelpelzen — in der Hoffnung, dass die Nachfolger interessanter werden.
Anne
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)
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5. August 2008
Ein sechswöchiger Auslandsaufenthalt ist schon so eine Sache. Man weiß genau, dass man sich in einer der schönsten und spannendsten Städte der Welt befindet, in London übrigens, in der es unglaublich viel Tolles gibt, dass nur darauf wartet, entdeckt zu werden. Warum sollte man sich also am vierten Abend ins gegenüberliegende IMAX-Kino setzen wenn rings um einen herum lauter Musicals und starbesetzte Theaterstücke zu sehen sind? Ganz einfach: Weil es sich bei diesem Film um ein Ereignis von ungeahnter Dimension handelt.
The Dark Knight ist nämlich nicht einfach Christopher Nolans Sequel zu dem großartigen Comicblockbuster Batman Begins, welcher 2005 frischen Wind in das Batman-Franchise brachte, sondern das neue Nonplusultra der actionorientierten Comicverfilmungen, das alles bisher dagewesene in den Schatten stellt.
Gleich zu Beginn einer Rezension so große Töne zu spucken ist eigentlich sonst nicht meine Art, aber im Falle dieses Meisterstücks blieb mir nichts anderes übrig, als meiner absolut uneingeschränkten Begeisterung freien Lauf zu lassen.
Was macht diesen Film also so besonders, wo Kinobesucher doch im 2-Monatsrythmus mit neuen Comicverfilmungen versorgt werden, welche sich alle mehr oder weniger ähnlicher Strickmuster bedienen. Zunächst handelt es sich hierbei, anders als bei Iron Man oder auch Der unglaubliche Hulk um eine Fortsetzung. Das gerade diese Voraussetzung nicht immer ein Garant für einen gelungenen Film darstellt, haben andere Beispiele zahlreich unter Beweis gestellt (Man denke nur an die grauenhaften 90er-Batmanfilme). The Dark Knight zieht aber in diesem Punkt alle Register und versteht sich als Nachfolger von Batman Begins. Das heißt im Klartext, dass der Fokus nicht auf der Einführung und Vorstellung der Charaktere liegt, sondern sich die bereits bekannten Charaktere auf ein Spielbrett ungeahnten Ausmaßes begeben.
Spielführer ist hierbei niemand anderer als der Joker. Über Heath Ledgers Darstellung des legendären Batman-Kontrahenten ist schon viel berichtet worden und mittlerweile geht die Hälfte Hollywoods sogar davon aus, dass ihm postum der Oscar für diese Darbietung verliehen wird. Ich werde mich also diesbezüglich kurzfassen und festhalten, dass Ledger es in dieser letzten Rolle vermocht hat, alle bisher verborgenen Seite seiner Schauspielkunst nach Außen zu kehren und seinen Joker zu einer bösartigen, furchteinflößenden Kreatur werden lässt. Diese Bösartigkeit, die er ausstraht und diese Angst, die er einflösst, vermischt mit einer omnipräsenten Unberechenbarkeit sind die Zutaten, die einerseits den Joker antreiben, andererseits den gesamten Film ins Rollen bringen.
Es gibt einiges zu bestaunen: In den Actionsequenzen inszeniert Nolan so kompromisslos, dass einem so manches Mal der Atem wegbleibt. Der Film vermag es, den Zuschauer für 152 Minuten in die Welt von Gotham City zu entführen. Wie heißt es so schön auf den Kinoplakaten: “Welcome to a world without rules.” So etwas Spektakuläres halt man selten zu Gesicht bekommen. Denn hier bestimmt der Joker die Regeln und alle anderen werden zu Spielfiguren in seiner chaotischen Welt, die nur ihren Zweck erfüllen und hoffen können, zu überleben.
Batman wiederum stellt den Gegenpol dar, der Bewahrer der Ordnung, der Wächter über Gotham, der dunkle Ritter, der auf seinen nächtlichen Streifzügen für Gerechtigkeit sorgt. Aber auch Batman gerät in diesem Film in Konflikte. Wie sehr ist er Batman, wie sehr Bruce Wayne? Kann er Bruce Wayne sein, ohne Batman zu sein? Fragen, die zum Alltag eines Superhelden zwar irgendwann dazugehören, die durch das geniale Drehbuch aber genau die Geltung erlangen, die sie verdienen.
Überhaupt lebt der Film zum großen Teil von seiner überragenden Geschichte und seinen genialen Schauspielern. Er ist bis in die Nebenrollen hochkarätigbesetzt: Christian Bale, Michael Caine, Heath Ledger, Morgan Freeman, Gary Oldman, Aaron Eckhart und Maggie Gyllenhaal geben sich die Ehre. Zur deutschen Fassung kann ich nichts sagen, weil der Film hier natürlich im Original lief.
Der Film brilliert durch zahlreiche Wendungen und immer wenn man denkt, das Gute hat gesiegt, öffnet sich eine weitere Hintertür im Gruselkabinett des Jokers. Dadurch wird eine schier nervenzerfetzende Spannung aufgebaut, gerade wenn der Film auf sein Ende zusteuert.
Insgesamt kann man sagen, dass es sich bei The Dark Knight um die bislang beste Comicverfilmung handelt. Christophers Nolan epochaler Blockbuster, der bereits die 600-Millionen-Dollar-Grenze geknackt hat, ist ein absolut erstklassiger Actionfilm um Verrat, Liebe, Schmerz und Verlust, der mit Sicherheit auf lange Zeit als Spitzenreiter seines Genres gelten wird und der aufgrund seiner mitreißenden Geschichte und seiner hochkarätigen Besetzung nur mit einem Wort beschrieben werden kann: Formvollendet!
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(5 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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- The Dark Knight bei IMDb
27. Juli 2008
Der heutige Sonntag Nachmittag bestand aus einem etwas anderen Kinoprogramm, als wir - und die geneigten Sneakcast-Leser - gewohnt sind. Sämtliche abratenden Kritiken ignorierend und in keiner Weise der Zielgruppe des Filmes entsprechend machten sich zwei der Sneakcast-Rezensenten auf den Weg, um Freche Mädchen zu sehen. Der Vorteil (oder Nachteil - urteilt selbst) für die Sneakcast-Leser ist, dass dies folglich die erste gemeinschaftlich geschriebene Rezension darstellt.
“Warum ausgerechnet Freche Mädchen?” werdet ihr vielleicht fragen. Warum einen Film über pubertierende Mädchen im Liebesstress anschauen, für den wir - eigentlich - mindestens zehn Jahre zu alt sind? Die Antwort ist so simpel wie genial: aus Lokalpatriotismus. Der Film hat aus drei Gründen einen besonderen Reiz für uns:
1. Er spielt zu 90% in Wuppertal, der Stadt, in der wir aufgewachsen sind.
2. Die meisten Szenen wurden in der Gesamtschule Barmen gedreht, an der wir sowohl Lehrer als auch Schüler kannten.
3. In besagter Gesamtschule haben wir vor einigen Jahren Nacht voller Angst gedreht - ein Filmprojekt, an dem fast alle Sneakcast-Autoren beteiligt waren.
Zugegeben, diese Gründe werden die meisten Sneakcast-Leser nicht überzeugen, dass Freche Mädchen sehenswert ist. Und auch wir würden den Film nicht uneingeschränkt empfehlen, weil er sich ziemlich offensichtlich an ein jüngeres Publikum (ca. 10-17 Jahre) richtet, als es vermutlich die meisten Sneakcast-Leser sind.
Es geht um die drei Freundinnen Mila, Hanna und Kati, die gemeinsam die achte Klasse besuchen. Wie nicht anders zu erwarten, haben die drei ganz andere Dinge als den langweiligen Schulstoff im Sinn: Kati ist auf der Suche nach dem richtigen Freund, Hanna bereitet sich auf ihren Auftritt bei einem Casting vor, während Mila sich in den neuen Referendar verliebt. Dumm nur, dass der seit dem Elternabend mit ihrer Mutter zusammen ist. Und natürlich dreht sich auch alles andere um die Liebe.
Das alles ergibt nicht gerade eine originelle Hintergrundgeschichte. Dafür entspricht der Film in nahezu allen Belangen den Ansprüchen an einen perfekten Teeniefilm. Die Darsteller sind wirklich jung (nicht wie z.B. in Harry Potter V) und so natürlich, dass man sich mit ihnen identifizieren kann. Der Film zeigt Alltagssituationen, die die Zuschauer wiedererkennen können. Es gibt auch genug gutaussehende Jungs und Mädchen, dass jeder etwas zum Träumen und Schwärmen findet.
Dabei lässt sich jedoch nicht verhehlen, dass der Film insgesamt recht oberflächlich geraten ist. Durch das häufig verwendete Stilmittel der Übertreibung, gerade in Bezug auf das Lehrerbild, wirkt der Film teilweise unrealistisch. Für eine Parodie nimmt sich der Film an anderer Stelle wiederum zu ernst.
Trotzdem ist Freche Mädchen ein überaus unterhaltsamer kurzweiliger Teenie-Film, wenn er auch das Rad nicht neu erfindet. Drei von fünf leuchtenden Herzen (nette Spielerei!) für dieses Filmchen.
Anne & Terje
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(3 Stimme(n), durchschnittlich: 2,67 von 5)
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