23. Juli 2008
Viele werden “Der König von Narnia” gesehen haben. Diese Woche läuft nun auch in Deutschland der zweite Film der Narnia-Reihe an: “Prinz Kaspian von Narnia”. Ich war - ehrlich gesagt - sehr froh, diesen Film gestern sehen zu können, weil ich ihn gerne sehen wollte, aber befürchtete, dass sich niemand finden ließe, der mit mir da reingehen würde.
Bei C.S.Lewis’ Chroniken von Narnia handelt es sich nämlich um eine Fantasy-Buch-Reihe für Kinder, und das merkt man auch dem Film an. Das Königreich Narnia wurde von den Telmarern erobert, die nun dort herrschen und die Narnianer in den Untergrund verdrängt haben. Als der Regent Miraz Vater eines Sohnes wird, befiehlt er, den Thronfolger Kaspian X. töten zu lassen. Kaspian flieht jedoch in die Wälder und mobilisiert dort den narnianischen Widerstand. Mit Hilfe eines Zauberhorns ruft er die Könige vergangener Zeiten zur Hilfe - die vier Kinder Peter, Susan, Edmund und Lucy.
Wie es weitergeht, dürfte jedem Fantasy-Kundigen klar sein: Natürlich gewinnen die Guten und verlieren die Bösen. Das Ganze entspricht einer klassischen Märchengeschichte - mit einer Ausnahme, auf die ich hier nicht näher eingehen will. Der Film ist jedenfalls wunderbar aufgemacht: Tolle Landschaften, schöne Kostüme, solide Kameraführung - eine Augenweide. Gewöhnungsbedürftig ist, dass alle Telmarer mit spanischem Akzent sprechen.
Ob die Umsetzung des Buches gelungen ist - für mich ein sehr wichtiges Kriterium bei Buchverfilmungen -, kann ich nicht sagen, weil ich das Buch selbst nicht gelesen habe. Ich weiß aber, dass der erste Film sehr buchgetreu war, deshalb nehme ich an, dass das beim zweiten ebenso ist. Ich habe mittlerweile das Buch gelesen und musste feststellen, dass der Film erheblich davon abweicht. Ganze Handlungsstränge (Kampf ums Schloss, Hexe) sind als Folge künstlerischer Freiheit in den Film mit eingebracht worden…
Trotzdem: Wer Lewis’ Stil nicht mag, sollte sich diesen Film nicht anschauen. Man sollte schon Fantays-Liebhaber sein und Kinderliteratur mögen, sonst wird einem Narnia nichts bieten. Auch muss man sich auf religiöse Elemente vorbereiten, also auf Szenen, die man aus der Bibel kennt. Die gab es im ersten Film - die Aufopferung Aslans - und die gibt es auch im zweiten. Einige Szenen im zweiten Film erinnerten auch an den Herrn der Ringe - oder umgekehrt. Tolkien und Lewis waren befreundet, aber ich weiß nicht, wer sein Werk zuerst vollendet hat. Möglicherweise haben sie auch gemeinsam über Fantasy diskutiert und bestimmte Elemente beide für gut befunden und daher verwendet.
Was ist jetzt das Fazit zu diesem Film? Für Liebhaber des Genres Kinderfantasy absolut empfehlenswert - fünf von fünf Sternen. Anhänger düsterer Endzeit-Fantasy werden dem Film wohl weniger abgewinnen können. Wer Fantasy überhaupt nicht mag, sollte den Film nicht anschauen!
Anne
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17. Juli 2008
Nun, nun, nun, was haben wir denn hier… Einen Film über’s Erwachsenwerden, ja, über das Annehmen von Verantwortung. Interessant. Darüber, dass man über sich herauswachsen kann, wenn man nur an sich glaubt. Oho.
Ah, machen wir uns nichts vor, die Story hinter der Story von Kung Fu Panda ist nicht wirklich neu. Das Ganze haben wir in eigentlich jedem Disney- und fast jedem Karate Kit-Film gesehen. Warum ihr euch Kung Fu Panda trotzdem auf überhaupt gar keinen Fall entgehen lassen solltet, das will ich euch gern erklären.
Po (Jack Black/Hape Kerkeling) ist ein Panda – und ein dicker noch dazu. Als Sohn eines Nudelmachers lebt er in einer kleinen Stadt im Tal des Friedens im alten China und träumt davon, einer der fünf grandiosen Kämpfer zu sein, die der legendäre Meister Shi Fu (Dustin Hoffman/Gottfried John) ausgebildet hat und deren Action-Figuren er nahezu abgöttisch verehrt. Durch einige Zufälle (obwohl Meister Oogway ja sagt, es gäbe keine Zufälle) landet Po dann tatsächlich in ihrer Mitte mitsamt der Prophezeihung, dass er als Drachenkrieger den gefürchteten Tai Lung (Ian McShane/Thomas Fritsch) besiegen zu müssen.
Gut, auch hier ist nicht wirklich viel Besonderes zu erkennen. Doch sobald der Film beginnt und man zum ersten Mal Hape Kerkeling hört, wie er als Po seine Träume erlebt, sehe zumindest ich Jack Black (den ich trotz seiner leicht exzentrischen Ader für einen grandiosen Schauspieler halte – auch wenn er eigentlich immer nur Jack Black spielt), wie er im Studio steht und dem dicken Panda seinen ganz eigenen Stempel aufdrückt.
Doch zunächst sei gesagt: Der Film sieht großartig aus. Ob es die durch die Luft fliegenden Pfirsichblüten sind, der Staub, der in der Luft liegt, oder die Nudelschälchen, die in Pos Zimmer den Boden bedecken – alles wirkt unglaublich lebendig, unglaublich echt. Kein Haar auf Po oder auf Shi Fu (dessen Augenbrauen mich übrigens nachhaltig beeindruckt haben) gleicht dem anderen und wenn in einem CG-Animationsfilm Haare im Wind wehen, ist es sowieso um mich geschehen.
Und natürlich ist auch Pos Weg vom Nudelsuppenlieferanten zum Drachenkrieger mit Unmengen an Fettnäpfchen und Slapstick-Einlagen gepflastert. Nicht ganz so anarchisch-merkwürdig wie noch kürzlich bei Horton hört ein Hu, aber mindestens ebenso abgedreht und lachmuskelverkrampfend.
Die deutschen Sprecher machen ihren Job eigentlich erstaunlich gut, abgesehen vielleicht von Gottfried John, der dem großartigen Dustin Hoffman als Shi Fu einfach nicht das Wasser reichen kann. Hape Kerkeling ist erstaunlich gut (wobei ich vermutlich diesbezüglich noch nicht in der Kerkeling’schen Gegenwart angekommen bin und ihn immernoch im Beatrix-Kostüm dem Volke zuwinken sehe), nur die vielen Gaststars im Original (Lucy Liu, Angelina Jolie und Jackie Chan [Jackie Chan!]) scheinen einzig aufgrund ihres Namens und nicht aufgrund ihrer Fähigkeit, den drei Sätzen ihrer Figuren Leben einzuhauchen engagiert worden zu sein.
Vier von fünf geheimen Zutaten für Kung Fu Panda. Im Original vermutlich noch einen Ticken mehr, aber das kann ich euch erst nach OV- oder DVD-Konsum definitiv sagen. Oh, my tenders…
ist auf jeden Fall um Längen besser als Oh, meine Weichteile…
Oder etwa nicht?
Dennis
Links zum Beitrag:
- Kung Fu Panda bei imdb
- Jack Black
- bekannt aus Be Kind, Rewind (Abgedreht), King Kong, The Pick of Destiny und…
- Tenacious D
- … einer der besten Bands der Welt!
16. Juli 2008
Vorweg: Ich weiß nicht, warum der Film so heißt. Er basiert auf einem Buch gleichen Titels - wie könnte es auch anders sein, alle guten Filme basieren auf Büchern oder Comics (oder Hörspielen) -, das in Deutschland 39,90 (DM?) heißt. Der Titel ist mir ein Rätsel, aber das ist nicht weiter schlimm, denn an diesem Film ist so manches andere ungewöhnlich.
Die Hauptfigur ist Octave, der als Kreativer bei einer Werbeagentur arbeitet. Sein Leben besteht aus Arbeit, Drogen und Parties. Freunde hat er nicht, und er ist ein Zyniker, wie er im Buche steht. Von seinen Kollegen mag er auch nur Art Director Charlie einigermaßen, während er den Rest der Menschheit mehr oder minder verachtet. Man merkt, Octave ist kein Sympathieträger - soll er auch nicht sein. Aus lauter Verdruss am Leben steigert Octave seinen Drogenkonsum immer mehr, was nicht lange gut geht…
Man mag zu der Story stehen wie man will: Was den Film herausragend macht, ist die filmische Umsetzung und Komposition. Dass der Film an einem Endpunkt beginnt und sich dann größtenteils in Rückblenden abspielt, ist keine neue Idee. Sehr gelungen sind allerdings die Szenen im Drogenrausch: So findet Octave sich in einen Werbespot versetzt und sieht sich in einem Werbespot für seine Werbeagentur Ross & Witchcraft - das alles unter Drogen. Ein weiterer Drogenrausch wird durch verfremdende Zeichnungen brilliant dargestellt.
Überhaupt ist die Verfremdung des Stoffs ein wesentliches Stilmittel des Films. Das fängt schon damit an, dass Octaves Stimme häufig aus dem off erklingt und er im Rückblick das Geschehen kommentiert. Durch Stilmittel wie Zeichnungen oder andere Einblendungen wird dem Zuschauer deutlich vor Augen geführt, dass er einen Film sieht. Das ist die Anwendung von Brechts epischem Theater im Kino - Filmkunst.
Gegen Ende steigert sich das noch dadurch, dass der Film zwei alternative Enden bereit hält. Mich hatte es, zugegebenermaßen, etwas verwirrt, als nach “Ende” des Films, am Anfang des Abspanns, die Schrift auftauchte, es sei ein Testscreening und es gebe ein weiteres Ende, man solle nachher bitte angeben, welches man vorziehe. In Münster hat es nämlich schon Testscreenings in der Sneak gegeben, deshalb war das faktisch nicht unmöglich. Mittlerweile bin ich jedoch davon überzeugt, dass beide Enden Teil des Films sind und dies als weiteres Element der Verfremdung ganz bewusst so gewählt ist. Gute Idee!
Ich könnte noch viel von dem Film erzählen, aber besser ist es, ihr schaut euch den Film einfach an. Er ist intelligent konstruiert, expressionistisch und interessant - wenn auch teilweise ein wenig widerwärtig und abartig.
Fesselnde Filmkunst auf hohem Niveau - 4 von 5 Albino-Hamstern (tolle Szene, die mit dem zugekoksten Hamster!).
Anne
PS: Beim Abspann sitzen bleiben: Am Ende kommt noch ein Sunlicht-Seifen-Werbespot, das könnte der erste Werbespot überhaupt gewesen sein.
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Einige von euch werden die Figur des Maxwell Smart vielleicht kennen. Ich kannte sie nicht, habe mir aber sagen lassen, dass es in den 60ern oder 70ern eine Fernsehserie über den Agenten Maxwell Smart gab, die deutliche Slapstickelemente aufwies. Diese sind auch im Film vorhanden, so dass ich vermute - aber das ist reine Spekulation - das Kenner der Serie an dem Film ihre Freude hätten. Andere aber auch.
Zum Inhalt muss man eigentlich nichts sagen, denn der fällt in keiner Weise aus dem Rahmen: eine typische Agenten-Spionage-Story, in der Max (Steve Carell) als frischgebackener Agent zusammen mit seiner erfahrenen Partnerin Agentin 99 (Anne Hathaway) eine Organisation namens Kaos ausspionieren soll. Die - eher flache - Story ist gespickt mit Gags, die insgesamt für gute Unterhaltung sorgen. Schon im Trailer konnte man das Genre des Films erkennen, und Get Smart ist ein Film, der hält, was der Trailer versprochen hat.
Also, wenn ihr auf harmloses Unterhaltungskino steht und wenn euch der Trailer zum Film zugesagt hat, dann solltet ihr euch Get Smart ansehen. Freunden von Problemfilmen sei dagegen eher abgeraten.
4 von 5 Sternen für diesen lustigen und unterhaltsamen Film.
Anne
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Das Associated Students Program Board der University of California Santa Barbara zeigt jeden Dienstag einen Film und verlangt für diese exklusive Studentenveranstaltung nicht einmal Eintritt. Gerade eben kam ich so in den Genuss von Charlie Bartlett, einem wahren Kleinod in Form einer gelungen high school-Komödie mit Tiefgang. Obwohl ich ursprünglich gar nicht vorhatte, heute ins Kino zu gehen, bin heilfroh, dass ich schließlich doch dort gelandet bin und diesen wundervollen Film sehen durfte.
Erzählt wird die Geschichte von Charlie Bartlett, der als Sohn aus reichen Verhältnissen mit allem gesegnet ist, was man für Geld kaufen kann, und obendrein über einen kreativen — geradezu genialen — Einfallsreichtum und Erfindergeist verfügt. Nur an Freundschaft und Anerkennung mangelt es ihm und so versucht er sich durch weniger legale Machenschaften wie die Produktion gefälschter Führerscheine bei seinen Mitschülern beliebt zu machen. Kein Wunder, dass er so von einer ganzen Reihe Privatschulen geflogen ist und nun auf einer “normalen” high school unterkommen muss.
Anfangs gelingt ihm das jedoch überhaupt nicht; er wird ignoriert und belächelt oder gar mit dem Kopf ins Klo gesteckt und regelrecht misshandelt. Doch sobald er als selbsternannter Schulpsychiater “sein Büro” auf dem Jungenklo einrichtet und seine Mitschüler mit Medikamenten und Drogen zu versorgen beginnt, wendet sich das Blatt. Charlie Bartlett steht plötzlich im Mittelpunkt des Geschehens, genießt sein high school-Leben in vollen Zügen und gerät unweigerlich in Konflikt mit dem Schulleiter, der ausgerechnet der Vater von Charlies Flamme Susan ist. Bald schon eskaliert die Situation — nachdem ein Mitschüler mit Charlies Medikamenten einen Selbstmordversuch unternimmt, überschlagen sich die Ereignisse geradezu…
Natürlich sind die Geschehnisse überzeichnet und stellen eher eine veträumte Illusion des Lebens an einer Schule als die triste Realität dar. Das stört jedoch nicht im geringsten, bietet der Film doch neben genialer Situationskomik und geballtem Wortwitz auch eine faszinierend feinfühlige Charakterstudie und tiefgründige Reflexion über Wert- und Moralvorstellungen, ohne auch nur einmal sauer aufzustoßen.
Doch auch ohne all diese positiven Punkte würde sich Charlie Bartlett schon allein wegen der phänomenalen Darstellungsleistung der meisten Schauspieler lohnen. Insbesondere Anton Yelchin (Charlie Bartlett) und Robert Downey Jr. (Direktor Gardener) spielen ihre Rollen unglaublich famos. Sie bringen jede der unzähligen Facetten ihrer Charaktere differenziert und überzeugend zur Geltung, stellen ihre augenscheinlichen Gegensätze fabelhaft dar und vermögen dennoch ihre eigentlichen Gemeinsamkeiten subtil herauszuarbeiten. Zusammen mit durchweg gutem Schauspiel der übrigen Darsteller — herausragend auch Hope Davis als Charlies Mutter und Mark Rendall als Außenseiter Kip Crobwell — gelungener Kameraführung und vortrefflicher Regie — die Szenen auf Ritalin sind phänomenal umgesetzt — sowie geistreichem, bissigem Humor ergibt sich ein absolut empfehlenswertes Gesamtkunstwerk.
Ganz großes Kino: 1.
Patrick
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 4,50 von 5)
Links zum Beitrag:
- Charlie Bartlett bei IMDb
Happy-Go-Lucky ist ein Charakterfilm, der ganz wesentlich von der guten Leistung der Hauptdarstellerin Sally Hawkins lebt. Sally Hawkins hat auch in dem neuen Woody-Allen-Film Kassandras Traum mitgespielt (der hier eigentlich einmal von jemandem, der ihn gesehen hat, rezensiert werden könnte) und gehört außerdem zu der elitären Gruppe der Darsteller aus Jane-Austen-Verfilmungen. Allein dadurch hat sie bei mir schon einen dicken Stein im Brett (ja, ich oute mich hier), und auch in Happy-Go-Lucky kann Hawkins überzeugen. Der Rest des Films allerdings weniger.
Hauptfigur ist Pauline (Hawkins), die von allen Poppy genannt wird. Poppys Anliegen ist es, die Menschen zum Lachen zu bringen und Freude zu bereiten. Sie geht auf jeden strahlend zu und versucht, in jeder Situation Spaß am Leben zu finden. Dies unterstreicht sie durch bunte und auffällige Kleidung. Bei ihrem Job als Grundschullehrerin stört das auch niemanden - ihren Fahrlehrer Scott (Eddie Marsan) dagegen sehr. Inhaltlich zeigt der Film nur Alltagsszenen, in denen jeder sein eigenes Leben mehr oder weniger wiedererkennen kann. Besonders die Fahrstunden bieten diesen Wiedererkennungseffekt, auch wenn sie auf der “wrong side of the road” stattfinden.
Die Art und Weise, wie Poppy ihren Alltag meistert, ist dagegen, gelinde gesagt, anstrengend. Sie hat offenbar auch von dem Grundsatz gehört, man solle lachen, wenn man nicht mehr weiter wisse, und hat das Prinzip beherzigt. Dabei scheint sie kein Gespür dafür zu haben, wann gute Laune angebracht ist und wann nicht. Das zeigt schon die erste Szene des Films, und bei der Konversation mit ihrem Fahrlehrer Scott wird immer deutlicher, dass krampfhaft aufgesetzte gute Laune nichts hilft. In einigen Szenen sieht man, dass Poppy auch ernst sein kann und dass unter ihrer bunten Schale ein verlässlicher Mensch steckt. Die nach außen zur Schau gestellte Fröhlichkeit ist nur ein Panzer gegen die Tristesse des Alltags.
So habe zumindest ich es verstanden. Man verlässt das Kino allerdings mit einem mulmigen Gefühl - das Leben ist kein Schlaraffenland, und man kann sich noch so sehr bemühen, zur guten Fee zu werden, es wird nicht klappen. Ein Zauberstab, der alles in Wohlgefallen auflöst, wäre von Nöten, und den gibt es nicht.
Ich kann nicht verhehlen, dass der Film mich ratlos gemacht hat. Poppy ist Anhänger einer optimistischen bunten Lebenseinstellung, einer Happy-Go-Lucky-Philosophie (Sorglosigkeit). Will der Film nun dazu raten? Oder plädiert er dafür, dass Ernsthaftigkeit andere Menschen glücklicher macht? Soll er nur ein Lebensbild darstellen, ohne Aussage? Man hat das Gefühl, dass der Film etwas aussagen soll, aber was genau bleibt im Dunkeln. Schade.
Insgesamt eher durchschnittlich: 3 von 5 (was auch immer, sucht euch je nach Typ ‘was poppiges oder düsteres).
Anne
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(2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,50 von 5)
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9. Juli 2008
Schon der Titel verrät, dass es sich hier um einen deutschen Film handeln muss. Ich hatte noch nichts von diesem Film gehört und war daher überrascht, dass er von dem bekannten Regisseur Leander Haußmann gedreht worden ist - eigentlich ein Qualitätsmerkmal.
Im Zentrum der Handlung steht Robert Zimmermann (Tom Schilling), der eigentlich ein traumhaftes Leben führt. Er hat einen Job, um den ihn viele beneiden würden: Er ist Spieleentwickler und -programmierer und arbeitet gerade an einem Ego-Shooter. (Der Film fing übrigens mit Szenen aus diesem Shooter an, was mir extrem gut gefallen hat!) Seine Familie wohnt auf einem herrschaftlichen Haus, Robert selber hat eine chice Stadtwohnung. Außerdem hat Robert eine hübsche Freundin - klingt eigentlich perfekt.
Hinter der Fassade bröckelt es jedoch gewaltig: Roberts Vater trennt sich von seiner Frau, weil er eine neue, wesentlich jüngere Geliebte hat. Roberts lesbische Schwester Pia lässt sich von einem Bekannten schwängern, weil sie sich ein Kind wünscht, was ihrer festen Freundin überhaupt nicht gefällt. Und als Robert seinen Anzug in die Reinigung bringt, verliebt er sich Hals über Kopf in die dort arbeitende Monika, die allerdings beträchtlich älter ist als er und zudem einen pubertierenden Sohn hat. Nachdem Robert sich von seiner Freundin Lorna getrennt hat, setzt er alles daran, Monika zu erobern. Die ist wiederum geschmeichelt, dass sich ein 26-Jähriger so sehr um sie bemüht…
Was bei dem Film besonders auffällt, ist die Ich-Bezogenheit von Robert. An die Probleme seiner Schwester und Mutter verschwendet er kaum einen Gedanken, und im Prinzip kümmern ihn auch Monikas Probleme nicht so sehr. Er will nicht für andere da sein, sondern verlässt sich darauf, dass andere für ihn da sind. Klar, dass das so nicht immer klappt. Eine Katharsis findet jedoch nicht statt - der Film entwickelt sich zwar, kommt aber nicht zum Abschluss. Vielleicht ist das das Erstaunlichste und Wunderbarste an der Liebe - sie findet kein Ende sondern durchlebt stets überraschende Wendungen.
Alles in allem schon sehenswert, aber sicher nicht jedermanns Geschmack. Drei von fünf Sternen - Tendenz nach oben.
Anne
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(3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
Der Film, der vor ein paar Wochen in Münster in der Sneak lief, handelt von dem Alptraum jedes Autofahrers: Dwight (Mark Ruffalo) überfährt eines Abends aus Unachtsamkeit den 10-jährigen Josh und begeht Unfallflucht. Josh stirbt noch am Tatort. Sein Vater Ethan (Joaquin Phoenix) möchte den Unfall nicht auf sich beruhen lassen und macht sich auf die Suche nach dem Täter.
Alles was Recht ist - besonders originell oder spannend ist diese Geschichte nicht. Nur durch den Schuld-und-Sühne-Gedanken kann der Film Dramatik entwickeln. Das machen die Schauspieler auch eigentlich nicht schlecht. Allerdings gibt der Film Mark Ruffalo und Joaquin Phoenix nicht allzu viel Gelegenheit, ihre Gefühle wirklich auszudrücken. Dwight’s Schuldgefühle - von denen er am Ende spricht - treten im Film nicht so deutlich zu Tage. Ethan’s Trauer erscheint zwar glaubwürdiger, allerdings wird er schon wenige Wochen nach Josh’s Tod aufgefordert, das Ganze auf sich beruhen zu lassen. Das ist unrealistisch und unglaubwürdig - im wahren Leben würde man dem Vater eines Verstorbenen deutlich mehr Zeit zum Trauern zugestehen. Auch der Showdown am Ende wirkt nicht überzeugend, und man hat das Gefühl, als habe man das alles schon einmal gesehen.
Das, was die größte Stärke des Films sein müsste, die Darstellung von Trauer und Schuld, ist somit nicht überzeugend gelungen. Demzufolge geht der Film nicht unter die Haut - nach dem Trailer hatte man einen anderen Eindruck. Schade - gerade eine so alltägliche Problematik hätte Stoff für ein gutes Drama geboten. Nur zweieinhalb von fünf Sternen.
Anne
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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6. Juli 2008
John Hancock ist ein Arschloch wie es im Buche steht. Er säuft, schläft auf Parkbänken, pöbelt Andere an und ist nicht gerade jemand, über dessen Anwesenheit man sich besonders freut.
Er ist aber auch ein Superheld und das macht die Sache dann doch etwas komplizierter…
Will Smith ist ja mittlerweile ein Hit-Garant. Seit Independence Day und kürzlich I am Legend füllen sich die Kinokassen ja wie Onkel Dagoberts Geldspeicher. Zusätzlich geht es hier um Superhelden und abgesehen vielleicht von Daredevil kann man damit ja finanziell gesehen nicht viel falsch machen. Aber hält die Kombination was sie verspricht? Teilweise.
Viele Szenen hat man schon in den diversen Trailern zu Hancock gesehen: Hancock, der ein Auto auf ein Hausdach wirft, Hancock, der à la Shrek 3 einen Wal auf ein Boot wirft und so weiter. In den ersten drei Vierteln des Films gibt es davon noch so einiges mehr und hier macht der Film irgendwie auch richtig Laune. Um einen Kollegen zu zitieren: “Endlich mal ein Superheld, der nicht wie Superman die Hand in die Luft streckt und losfliegt.” Hancock ist glaubhafter, echter als viele der Saubermänner mit Superkräften, die sich so auf der Leinwand tummeln.
Das letzte Viertel des Films ist dann von der Stimmung her ein gewaltiger Bruch, führt aber die Geschichte konsequent zu Ende. Das lustige PG-13-Rating wegen “some intense sequences of sci-fi action and violence, and language” ist dann besonders wegen der violence gegen Ende vielleicht etwas optimistisch. Das Ende ist dann kein richtiges Happy End, kein richtiger Cliffhanger für einen zweiten Teil, aber auch gar nicht so übel.
So, genug der Lobhudelei: Auf zu den negativen Seiten.
Will Smith als Hancock ist großartig, Jason Bateman als sein PR-Berater ist gut, Charlize Theron als des Beraters Eheweib mit mysteriöser Vergangenheit ist bestenfalls blass, schlimmstenfalls langweilig. Die Special Effects sind zwar ganz nett, aber irgendwie auch nicht so wirklich überzeugend. Natürlich ist Hancock ganz supertoll stark, aber man hat einfach das Gefühl, dass er hier Plastikbröckchen statt Zügen, Autos oder Backsteinen durch die Gegend wirft.
Dann ist da die Geschichte: Ganz schön tragisch wird’s gegen Ende, aber der Zuschauer erfährt leider nicht, warum. Ein bisschen mehr Hintergrund, ein bisschen mehr reasoning hinter dem fast griechisch-tragödisch anmutenden Ende wäre dann doch schön gewesen und hätte dem Ganzen noch mehr Tiefe verliehen.
Anyway, Hancock ist großes, unterhaltsames Popcorn-Kino. Wer genug von Saubermann-Supermännern hat, sollte Hancock durchaus einmal eine Chance geben. Allein Will Smiths Sprüche sind beinahe die Kinokarte (zumindest im Parkett) wert. Viel mehr Tiefgang darf man aber leider nicht erwarten.
Drei Nudelhölzer (übrigens einer der grandiosen Gags des Films!) für Hancock.
Dennis
Links zum Beitrag:
- Hancock bei imdb
- Will Smith, der Hit-Gigant
- Independence Day bei imdb
- Wer immer sehen wollte, wie man mit einem alten Apple-Laptop ein außerirdisches Raumschiff hackt…
27. Juni 2008
Dieser Film, der vor einigen Wochen in Münster in der Sneak lief und mittlerweile auch regulär im Kino zu sehen ist, war wieder einmal einer, der in die Kategorie sehenswert fällt.
Die Story: Der Anführer einer paramilitärischen Organisation, Michael X (nach seinem Vorbild Malcolm X benannt), soll in England für seine Verbrechen vor Gericht gestellt werden. Das Verfahren wird jedoch bald eingestellt. Grund dafür ist, dass Michael X über brisante Fotos eines Mitglieds der königlichen Familie verfügt, die er zu veröffentlichen droht. Dass MI5 bekommt auch bald heraus, wo er die Fotos verwahrt, nämlich in einem Bankschließfach. Die Verantwortlichen stehen allerdings vor einem Problem: Sobald sie auf offiziellem Weg versuchen, an die Fotos heranzukommen, wird die Existenz der Fotos und damit über kurz oder lang deren Inhalt publik werden. Was läge da näher, als es auf inoffiziellem Wege zu versuchen?
Und so macht sich der Geheimdienstmitarbeiter Tim Everett - unterstützt von der undurchsichtigen Martine Love - auf die Suche nach Leuten, die einen Einbruch in den Tresor der Bank verüben können. Er landet bei einer Gruppe von Kleinganoven, die bislang eine erfolglose und eher klägliche Existenz fristen. Das Team mach sich an die Vorbereitung des Bankraubs (juristisch betrachtet übrigens kein Raub, sondern “nur” Diebstahl - jedenfalls nach deutschem Recht), der einen größeren Job darstellt als alles, was sie zuvor je versucht haben. Dabei ahnen sie nicht, um was es in Wahrheit geht, sondern denken, dass Martine, die sie von früher kennen, ihnen nur einen guten Tipp geben wollte.
Das ist der Anfang der Geschichte, und der Film nimmt sich verhältnismäßig viel Zeit, um diese Story aufzubereiten. Was dann beim Bankraub tatsächlich passiert und wie es für die Charaktere weitergeht, sollte sich jeder, den es interessiert, selber anschauen. Nur so viel sei gesagt: Die Ereignisse überstürzen sich gegen Ende des Films mehr und mehr und werden immer aberwitziger. Das ist ganz besonders verwunderlich, weil der Film angeblich auf wahren Tatsachen beruht.
Ich habe versucht, im Internet herauszufinden, welche Teile der Geschichte wahr sind. Einige sind so absurd, dass man fast das Gefühl hat, die müssten wahr sein (z.B. die Rolle des Amateurfunkers). Andererseits ist der Film an einigen Stellen absichtlich überzogen, um sich vom Realismus zu entfernen. Genau diese Gratwanderung zwischen Ganovenkomödie und Politthriller wurde in anderen Rezensionen, auf die ich bei der Recherche gestoßen bin, angekreidet. Ich finde allerdings, dass die komischen Elemente den Film leichter zugänglich machen und auch geeignet sind, ein Publikum zu fesseln, dass sich nicht für die kritische Seite des Films interessiert. Auch mit komödiantischen Einlagen war der Film am Anfang etwas schleppend, so dass man Schwierigkeiten hatte, in die Story ‘reinzukommen. Als bitterernste Politikkritik wäre der Film womöglich zu trocken gewesen. Auch scheint mir, dass die Quellenlage zu schlecht ist, als dass man einen Aufklärungsfilm daraus machen könnte - durch die Verbindung mit anderen Genres wird deutlich, dass es sich hier letztendlich um Fiktion handelt, selbst wenn sie auf der Realität basiert.
Alles in allem ein sehenswerter Film: vier von fünf Bankschließfächern.
Anne
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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