19. November 2008

Im Winter ein Jahr

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 13:24

Im Winter Ein Jahr Kurz vor dem jährlichen Sneak-Marathon (über den hier in Kürze berichtet werden wird) bescherte uns die Sneak in Münster einen deutschen Film. Im Winter ein Jahr ist der neue Film von Caroline Link, die bislang als einzige deutsche Regisseurin einen Oscar erhalten hat (für Nirgendwo in Afrika). Nach dem, was ich bei Im Winter ein Jahr gesehen habe, würde ich sagen, dass sie eine solche Auszeichnung verdient hatte. Gute Schauspieler, stimmige Kameraführung und eine ruhige, atmosphärische Erzählweise machen diesen Film zu einem durchaus gelungenen Werk.

Im Winter (der Film beginnt im Spätsommer und endet beim ersten Schnee) ist es ein Jahr her, dass der 19-jährige Alexander gestorben ist. Seine Mutter (Corinna Harfouch) beauftragt den Maler Max Hollander (Josef Bierbichler), ein Bild von dem verstorbenen Alexander und der (noch lebenden) Tochter Lilli (Karoline Herfurth) zu malen. Während Max versucht, etwas über Lilli und Alexander und ihr Verhältnis zueinander zu erfahren, wird der Zuschauer immer mehr in den Bann der komplexen Beziehungen gezogen, die die einzelnen Familienmitglieder zueinander haben.

Schnell wird klar, dass Lillis Probleme im Mittelpunkt des Films stehen. Schon die allererste Szene des Films vermittelt einen Eindruck, worin diese bestehen: Alexander tanzt mit geschlossenen Augen und Walkman durch den Garten, während die ersten Schneeflocken fallen. Seine Mutter filmt ihn dabei lachend mit der Videokamera. Dann wechselt die Kamera und man sieht, wie Lilli die beiden durch ein Fenster im oberen Stockwerk beobachtet - allein, verlassen, vergessen. Den ganzen Film über kann man beobachten, dass die Eltern ihrer Tochter nur oberflächliche Aufmerksamkeit schenken. Symptomatisch ist die Szene, wie der Vater sie nach ihren Fortschritten an der Tanzakademie, an der sie studiert, fragt, das Thema jedoch sofort fallen lässt, ohne ihr eine Chance zu geben, wirklich darüber zu sprechen. Wenig wundert es den Laienpsychologen, dass Lilli eine insbesondere sexuell herausfordernde Gestik und Mimik entwickelt. Hier lebt der Film wie in weiten Teilen von der glänzenden Darbietung von Karoline Herfurth, die ihr schauspielerisches Format in dieser schwierigen Rolle beweist.

Der Film ist auf seine eigene Art spannend, weil man nicht vorhersagen kann, wie der Film weitergehen wird. Während verschiedene Handlungsstränge auftauchen, vermittelt der Film insgesamt ein großes Stimmungsbild einer Familie, die mit einem Verlust klarkommen muss. Das Thema des Films ist u.a. Trauerbewältigung, und Caroline Link gelingt es wunderbar, das Thema abzuhandeln, ohne ins Kitschige zu verfallen. Diejenigen, die den Film gesehen haben, mögen mal versuchen, sich vorzustellen, wie dieser Film von einem stereotypen Hollywood-Regisseur gedreht worden wäre - nicht auszudenken! Dass das Ende bei einem solchen Film naturgemäß eher offenbleibt, ist zwar schade, wohl aber kaum zu vermeiden.

Alles in allem durchaus sehenswert: 4 von 5 Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
4. November 2008

Waltz with Bashir

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 22:28

Waltz with Bashir26 blutdurstige Hunde sprinten getrieben von unstillbarem Rachedurst als unaufhaltsame Meute durch die Nacht, durch Menschenmengen, durch die Stadt, bis sie schließlich ihr Ziel erreichen — unter dem Fenster ihres einstigen Peinigers bellen sie die Anklage aus ihren Kehlen. Nacht für Nacht suchen die Bestien Boaz in seinen Träumen heim. Eines Tages erzählt er seinem alten Freund und Kriegsgefährten Ari von dem Albtraum, doch Ari hat alle Erinnerungen an ihrer Zeit im Libanon verdrängt hat und wird sich dieses Verdrängens erst durch Boaz’ Traum bewusst. Die Frage, welch Grauen damals geschah, lässt Ari fortan nicht mehr los und er versucht schließlich, seine Vergangenheit wiederzufinden, indem er Freunde, Kameraden und Leidgenossen auf der ganzen Welt aufsucht. Bald schon kehrt seine Erinnerung in surrealen, beinahe psychedelischen Bildern zurück.

Diese autobiographische Dokumentation in Form eines Animationsfilms von und über Ari Folman kann man nur als Meisterwerk auf ganzer Linie bezeichnen. Die herausragend komponierten Bilder setzen das auf realen Interviews basierende Geschehen feinfühlig und technisch perfekt in Szene. Dabei wird das gesamte Repertoire von abstrakt-monochrom über analytisch-realistisch bis zu psychedelisch, an Pop-Art erinnernd stilsicher genutzt. Entsprechend werden die Bilder der mehrschichtigen Handlung, im Rahmen derer Gegenwart und Vergangenheit sowie Erinnerung und Realität zusehends in einander übergehen, voll und ganz gerecht. Die Wahl einer kraftvollen Perspektive gepaart mit ungewöhnlichen Schnitten und gewagten Einstellungen vermag zusammen mit dem eingängigen Soundtrack auf ganzer Linie zu überzeugen.

Gerade durch den abstrakten Animationstil und die unwirklichen, teils grotesken Elemente wie Aris Walzer mit dauerfeuerndem Maschinengewehr inmitten eines tödlichen Kugelhagels oder die Deliriumsvision einer überlebensgroßen nackten Frau als schwimmendes Rettungsboot wird die Darstellung des Krieges ertragbar. Doch bald merkt der Zuschauer, dass er so zwar von der physischen Brutalität der Kriegshandlung verschont bleibt, den psychischen Druck und moralischen Verfall dafür aber in ganzer Härte präsentiert bekommt. Man sitzt mit einem vor Schrecken eingefrorenen Grinsen wie erstarrt im Kino und möchte weinen — über den Krieg, über die Menschen, über alles — bis plötzlich die Bilder real werden und man selbst allein ist — nur mit dem Geräusch des eigenen Atems und den Schreien des Massakers von Sabra und Schatila.

Eine sehenswerte Dokumentation, deren Härte nicht unter dem erfrischend avantgardistischen Stil leidet.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Offizielle Seite zum Film. (en)
Waltz with Bashir bei IMDb. (en)
30. Oktober 2008

Willkommen bei den Sch’tis

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 17:42

Willkommen bei den Sch'tis Die Sneak in Münster scheint sich gerade in eine multikulturelle Phase zu begeben. Nach fast einem Jahr mit nur deutschen oder englischen Fassungen kam am 21.10. endlich ein französischer Film, der zwar auch als deutsche Fassung, zusätzlich aber als OmU lief. (Und das ist noch gar nichts im Vergleich zum Film vom 28.10., den Patrick bald rezensieren wird!) Pech für mich, dass mein Mitsneaker gar kein Französisch sprach und wir deshalb in die deutsche Fassung gegangen sind. Es sollte sich allerdings als die richtige Entscheidung erweisen, denn dieser Film lebt von seiner Sprache!

Philippe, der bei der Post angestellt ist und in der Provence lebt, wird gegen seinen Willen in den nördlichsten Teil Frankreichs versetzt, nämlich nach Bergues in das Département Nord-Pas de Calais, nahe der belgischen Grenze. Der Zuschauer erfährt auch bald, warum dies als Strafversetzung angesehen wird: Aus Sicht der Südfranzosen ist der Norden eine kalte, von allen guten Geistern verlassene Gegend: Die Temperaturen sollen maximal auf 0°C klettern, alle Einwohner sollen Alkoholiker sein und ein unverständliches Kauderwelsch reden. Und so kommt es, dass Philippe seine Frau Julie und den gemeinsamen Sohn im Süden zurück lässt und sich alleine auf den Weg nach Norden macht.

Der geneigte Leser wird sich denken können, dass diese Beschreibung mehr Vorurteile als Fakten enthält - schließlich liegt Münster ein ganzes Stück nördlicher als Bergues, ohne dass man hier von Polartemperaturen sprechen könnte. Philippe muss jedoch feststellen, dass die Gerüchte im Hinblick auf die Sprache stimmen, und dass er die Einwohner, die das sog. “Sch’ti” sprechen, zunächst nicht versteht. Mit der Zeit gewöhnt er sich - wie es nicht anders zu erwarten war - an Land und Leute und steht nur vor der Frage, wie er seiner Frau erklären kann, wie das Leben in Bergues wirklich ist…

Der Film gewinnt einen großen Teil seiner Komik durch die Verständigungsschwierigkeiten zwischen Philippe und den Sch’ti. Aus diesem Grund wurde für die deutsche Fassung eine Kunstsprache entwickelt, die gar nicht ‘mal so schlecht klingt. Trotzdem wäre es natürlich schöner, die Originalsprache der Ch’tis (wie sie im Französischen heißen) zu hören. Kennt man zudem noch das französische Milieu und kann die Vorurteile von Philippes Freunden richtig einordnen und wiedererkennen, erhält der Film eine humorvolle Komponente, die er in der deutschen Synchronisation nicht haben kann. Es ist kein Wunder, dass der Film in Frankreich der erfolgreichste französische Film aller Zeiten ist. Ein kleines Wunder wäre es aber, wenn er das hier werden könnte - dafür ist der Konflikt uns Deutschen in aller Regel einfach zu wenig vertraut.

Trotzdem - der Film ist so gut synchronisiert, wie das unter den Umständen möglich ist, sehr unterhaltsam und kurzweilig - eine klare Empfehlung! Da verzeiht man leicht die wenig originelle Story. Wer ausgezeichnet Französisch spricht, hat sicher Freude an dem Original, für alle anderen wird es jedoch vermutlich anstrengend. (Da ich den Film bislang nur auf deutsch gesehen habe, ist das allerdings reine Spekulation.)

Viereinhalb von fünf Sternen für diese charmante Komödie!

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (7 Stimme(n), durchschnittlich: 4,57 von 5)
24. Oktober 2008

Blindness – Die Stadt der Blinden

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 21:11

Blindness - Die Stadt der BlindenEin Mann hält mit seinem Wagen an einer Kreuzung und wartet auf grün, als er plötzlich nur noch grelles Weiß sieht. Die “weiße Blindheit” stellt nicht nur den konsultierten Augenarzt vor ein Rätsel, sondern verbreitet sich obendrein einer grassierenden Seuche gleich rasend schnell unter der Bevölkerung, sodass die Regierung alle Betroffenen in einer ausgedienten Irrenanstalt unter Quarantäne stellt. Vollkommen von der Außenwelt isoliert, unter militärischer Bewachung, wo aus Angst vor Ansteckung eher einmal zu viel als zu wenig geschossen wird, und mit nur knapper Nahrungs- und Medikamentenversorgung degenerieren Zivilisation und Sozialstruktur unter den eingesperrten Blinden zusehends. Während in einem Flügel der ebenfalls erblindete Augenarzt und seine Frau, die aus ungeklärten Gründen gegen die Seuche immun ist und als einzige sehen kann, versuchen, das beste aus den widrigen Umständen zu machen und ihren Leidgenossen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, bricht in einem anderen, nur von Männern bewohnten Flügel der Despotismus aus. Mit Waffengewalt bringen sie alle Nahrungsreserven an sich und geben diese anfangs noch gegen Schmuck und Wertgegenstände, später nur noch gegen körperliche Dienstleistungen der Frauen aus den anderen Flügeln her.

Die Orientierungs- und Hoffnungslosigkeit, der moralische Verfall, die Auflösung des Menschlichen, das ausgehungerte Dahinvegetieren in den eigenen Fäkalien und schließlich die erbarmungslose und brutale Massenvergewaltigung werden dem Zuschauer in etsättigten dichten und wirkungsvollen Bildern mit genau so eindrücklicher und erschreckender Geräuschkulisse unerbittlich aufgebürdet. Jedesmal, wenn man glaubt, am absoluten Tiefpunkt menschlicher Entfremdung angekommen zu sein, muss man feststellen, es geht noch schlimmer. Immer schwächer flackert das letzte Licht von Zusammenhalt und Anteilnahme…

Entsprechend setzt dieser durchaus sehenswerte, aber absolut unschöne Film voll und ganz auf den sozialen Verfall in der durch Blindheit praktisch unerträglichen Isolationssituation. Nach Charakterentwicklung in dieser Ausnahmesituation sucht man ebenso vergeblich wie nach logischen Erklärungen der Gesamtsituation oder dem in der Romanvorlage verwendeten Stilmittel der Erblindung als Allegorie für die innere Blindheit des Menschen sich selbst und seinen Mitmenschen gegenüber. Entsprechend fade und kraftlos wirkt auch das Ende, das zwar nicht ganz dem Hollywood-Klischee entspricht, dem starken Mittelteil des Film dennoch ganz und gar nicht gerecht wird.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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Blindness bei IMDb.
15. Oktober 2008

Neulich in Belgien

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 12:00

Neulich in BelgienMatti hat eigentlich alles, was sie vom Leben erwartet: einen Mann und drei Kinder. Sie ist daher recht zufrieden mit ihrer Situation. Das ändert sich allerdings, als ihr Mann sie wegen einer Jüngeren verlässt. Anstatt jedoch in die Offensive zu gehen und irgendetwas zu unternehmen, hofft Matti darauf, dass ihr Mann zurück kehrt, und geht ansonsten ihren normalen Tätigkeiten nach. Bis sie beim Ausparken auf dem Supermarktparkplatz einen LKW anfährt.

Das ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt: Anstatt ihre Schuld zuzugeben und ihre Haftpflichtversicherung anzugeben, bricht Matti einen saftigen Streit mit dem überrumpelten LKW-Fahrer Johnny vom Zaun. Das hat nicht nur zur Folge, dass sie den Schaden nicht tragen muss, sondern auch, dass der junge Lastwagenfahrer Johnny sich für Matti zu interessieren beginnt. Auf einmal hat Matti mehr Action in ihrem Leben als sie eigentlich wollte, zumal es ihrem Ex-Mann gar nicht passt, dass Matti jetzt mit einem jüngeren Mann ausgeht…

In Neulich in Belgien geht es um Abenteuerlust und den Kontrast zwischen Altem und Neuem, um Mut zur Unkonventionalität und um Liebe jenseits der Konventionen. V.a. geht es aber um die Entscheidung zwischen Verstand und Gefühl: Soll Matti eine vertraute Partnerschaft wieder aufnehmen, oder sich für eine abenteuerliche Beziehung entscheiden, bei der sie Schmetterlinge im Bauch bekommt? Das Thema als solches ist nicht neu - nett ist aber, dass die drei Protagonisten eher Helden des Alltags sind als Hollywoodschönheiten. Matti muss sich nicht zwischen zwei perfekten Männern entscheiden, sondern zwischen Helden mit tönernen Füßen - so wie es den meisten Menschen gehen würde.

Fazit: Ein liebenswerter Beziehungsfilm, den man sich gut anschauen kann: 4 von 5 Sternen.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
7. Oktober 2008

Eagle Eye

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 20:52

Tropic Thunder

Als Jerry Shaw, ein unbescholtener Bürger und Bruder eines erfolgreichen Soldaten, nach der Arbeit in einem Kopiergeschäft nach Hause kommt, findet er seine Wohnung randvoll mit Waffen, Munition und Sprengstoff. Plötzlich klingelt sein Handy und eine mysteriöse Frauenstimme informiert ihn, dass das FBI in 30 Sekunden die Wohnung stürmen wird und er sofort fliehen soll — er zögert, wird verhaftet und natürlich glaubt ihm niemand, dass er nicht wisse, wie das ganze Zeug in sein Zimmer gekommen sei… Als er dann seinen Anwalt anrufen soll, ist wieder diese Stimme am Telefon. Dieses Mal folgt er den Anweisungen…

Zeitgleich erhält auch Rachel Holloman einen ähnlichen Anruf und Instruktionen. Da ihr Sohn als Druckmittel benutzt wird, folgt auch sie den Anweisungen.

Gejagt vom FBI, der Armee und allen Geheimdiensten des Landes, folgen Jerry und Rachel den weiteren Anweisungen der allgegenwärtigen Stimme, die anscheinend unbegrenzte Macht über alle vernetzten elektronischen Geräte vom Handy bis zum Verladekran hat. Noch ahnen sie nicht, dass sie Teil eines ausgeklügelten und perfiden Plans zur Umorganisation der politischen Strukturen geworden sind…

Leider ist an Eagle Eye abgesehen von den modernen Spezialeffekten und einer erfrischenden Mobilfunkparanoia nichts wirklich neu. Wer die Klassiker War Games, 2001 und I, Robot kennt, weiß recht bald, was hier gespielt wird, und tatsächlich es kommt alles so, wie erwartet, ohne nennenswerte Wendungen oder erzählerische Raffinesse, dafür aber mit einigen groben faktischen Fehlern.

Daher alles in allem nicht mehr und nicht weniger als unterhaltsames aber eher mittelmäßiges Popcorn-Kino.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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Eagle Eye bei IMDb.
18. September 2008

WALL·E

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 6:37

WALL·E

Der neue Disney/Pixar-Film WALL·E zeichnet eine gar nicht so unwahrscheinliche Zukunft: Die Menschheit hat die Erde mit ihrem Müll überschüttet und den einstmals so gemütlichen Blauen Planeten in eine lebensfeindliche Abfallwüste verwandelt. Was liegt in einer KonsumWegwerfgesellschaft da näher, als in das Weltall zu fliehen und dort auf 5-Sterne-Luxusraumschiffen, wie der Axiom, ein Leben voller Annehmlichkeiten zu führen — nicht einmal selbst gehen, geschweige denn feste Nahrung zu sich nehmen muss man dort.

Während die Menschheit also in wohliger Lethargie vor sich hin vegetiert, schuftet sich als letzter seiner Art der kleine Roboter WALL·E ab, die Erde aufzuräumen. Natürlich legt die rustikale Blechbüchse dabei ein ziemlich menschliches Verhalten an der Tag. WALL·E “lebt” in einer Art nostalgischem Privat-Museum voller Relikte aus alten Zeiten und vergeht fast vor Einsamkeit, wenn er beim Anschauen des Film Hello, Dolly! von der Liebe träumt.

Doch eines Tages landet ein Raumschiff auf der Erde und setzt einen neumodischen, fesch designten Roboter namens EVE ab. Es bedarf wohl nicht all zu viel Phantasie, um den weiteren Gang der Handlung und das Schicksal von EVE und WALL·E sowie das der Menschen auf der Axiom vorherzusagen. Bis dahin müssen allerdings noch einige Gefahren überwunden werden…

Wie von Pixar gewohnt, kann man an der Animationsqualität praktisch nichts aussetzen. Passend, dass man sich gegen eine realistische Darstellung der Menschen entschieden hat. Die plumpen Figuren erinnern beinahe an Playmobil, passen perfekt zum Zustand der Menschheit im Film und stellen einen bildwirksamen Kontrast zur scharfkantigen, unwirtlichen Erde, dem antik rustikalen WALLE und der neumodisch feschen EVE dar. Für Kenner des sci-fi-Genres und der Computerszene sind die zahlreichen Anspielungen auf Klassiker wie Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum und Appleprodukte übrigens ein Genuss.

Alles in allem durchaus sehenswert. Natürlich glänzt der Film nicht mit einer sonderlich ausgefallenen Story, aber das will er auch gar nicht.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (8 Stimme(n), durchschnittlich: 4,75 von 5)
14. September 2008

O’Horten

Category: Film,Münster,Sneak — Patrick @ 17:35

O'Horten Die Sneak in Münster hatte mich pünktlich zu ihrem 20-jährigen Bestehen am 02.09.2008 wieder und empfing mich ob dieses Jubiläums gleich mit zwei Filmen an einem Dienstag. O’Horten werde ich nun rezensieren und über die englische Originalfassung von Tropic Thunder wird Anne in Kürze berichten.

O’Horten von dem norwegische Regisseur Bent Hamer ist keineswegs ein typischer Film — also keine in Bildern erzählte Geschichte — sondern viel mehr bildgewordene Emotion und sichtbar gemachte Gedanken. Der Film erzählt die eigentlich banale Geschichte von Odd Horten, der nach seinem ereignislos langweiligen Dienst als Zugführer die obligatorische Abschiedsfeier eher erträgt als genießt und schließlich seinen letzten Zug vor dem Eintritt in den Ruhestand fahren soll. Doch es geschieht das unfassbare: Odd verpasst diesen Zug. Das erste Mal in seinem Leben ist er unpünktlich und sieht nur die Rücklichter der davonfahrenden Eisenbahn. Der Zug lässt Odd einsam und allein am Bahnsteig zurück und fährt genau so davon, wie all die spannenden und aufregenden — kurzum lebenswerten — Dinge in Odd’s Leben stets an ihm vorbei und vor ihm davon gefahren sind.

Spätestens hier beginnt die Odyssee, auf der Odd das Leben und sich selbst sucht, und die — obgleich selbst wieder banal — derart seltsame und groteske Züge annimmt, dass die eigentlich abstruse Ursache für Odds folgenschwere Verspätung nun fast schon normal und alltäglich erscheint.

Auf einer Reise ohne Fahrpläne, Haltestellen und Ziel mit Tod und Vergänglichkeit als einzigen konstanten Begleitern stolpert Odd in einen schier unglaublichen Reigen surrealer Situationen. Dabei wird die bedrückende Melancholie durch die perfekten Bilder und den ergreifenden Soundtrack geradezu spürbar und droht gar den Zuschauer selbst in Depressionen zu stürzen. Doch jedesmal, wenn man glaubt, diese Perspektivlosigkeit nicht mehr ertragen zu können, wird die graue Tristesse plötzlich durch urkomische Ereignisse aufgelockert und relativiert. Dank des feinfühligen doch nichtsdestoweniger lustigen Humors fügen sich die komischen Szenen perfekt in die eigentlich melancholische Erzählung. Sie lockern auf und lösen wahre Lachsalven aus, zerstören die erdrückende Grundstimmung aber nie vollständig.

Inhaltlich fast schon trivial wirkt der Film als pure Form, stellt quasi ein Musterbeispiel der Abstraktion dar, wenn Odds Leben — symbolisch für die menschliche Existenz in ihrer Gesamtheit — treffend auf losgelöste Emotion in Form von Bild und Ton reduziert wird.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
20. August 2008

Tage des Zorns

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 23:07

Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder ist es etwa kein Zeichen, dass Birgitta eine Kritik zu einem Film schreibt, den sie am Montag in Essen in der Sneak gesehen hat, und dieser dann am Dienstag in Münster in der Sneak läuft? Zumal ich urlaubsbedingt gerade gar keine Zeit habe, selber eine Kritik zu schreiben… Also, Leute, die folgende Kritik stammt nicht von mir, sondern von Birgitta:

Tage des Zorns
„Tage des Zorns“ – das klingt nach finsteren amerikanischen Vororten, in denen rivalisierende Gangsterbanden auf offener Straße ihre Fehden mit Waffengewalt austragen. Oder nach einem Kriegsfilm, in dem ein kampferprobter General mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen den Feind vorrückt, um seine gefallenen Kameraden zu rächen.
Einerseits: weit gefehlt! Andererseits: ein Fünkchen Wahrheit steckt doch in beiden Szenarien.

Montag abend, Essen. Über den historischen Saal des Eulenspiegel-Kinos flimmern Bilder einer dänischen Produktion. Dem einen oder anderen kommt vielleicht einer der Hauptdarsteller bekannt vor – Mads Mikkelsen spielte bereits in Casino Royale oder Adams Äpfel mit. Und in Dänemark spielt auch der Film. Tage des Zorns – oder Flammen og Citronen, wie er im Original heißt, spielt im Dänemark der 40er Jahre. Die Deutschen sind in das Land einmarschiert und haben Kopenhagen besetzt. Zeitgleich formiert sich im Untergrund eine ganz besondere Gruppe von Widerstandskämpfern. Ihre Mitglieder tragen Decknamen wie Großer und Kleiner Bär, Lehrer, Weinhändler oder eben (siehe dän. Titel) Flamme (der roten Haare wegen) und Zitrone und arbeiten zum Teil sogar für Polizei und Staatsanwaltschaft. Ihr Ziel ist eindeutig: sie wollen ihr Vaterland schützen, und zwar insbesondere vor Verrätern in den eigene Reihen, also Dänen, die die Deutschen unterstützen. Gleichzeitig gilt aber das eiserne Gebot, keine Deutschen anzugreifen, da dieses Konsequenzen haben würde, mit denen die relativ kleine Gruppe überfordert wäre. Für ihr Ziel setzten sich die Widerstandskämpfer rigoros ein – allerdings nicht mit Hilfe von friedlichen Prostet- oder Flugblattaktionen, sondern durch handfeste Sabotageakte und sogar durch gezielten Mord.

Beispielhaft zeigt der Film das Leben von Flamme, dem wichtigsten und kaltblütigsten Killer der Truppe, und Zitrone, seinem Fahrer und Waffenhändler. Dabei ergeben sich natürlich alle möglichen Schwierigkeiten, wie z.B. ein Spitzel in den eigenen Reihen, der für die Festnahme und Erschießung dreier Kollegen sorgt, das Scheitern von Zitrones Ehe und Flammes Beziehung zu einer Datenkurierin und mutmaßlichen Doppelagentin, ein Anführer, der sich von den Zielen der Gruppe entfernt und diese für seine Zwecke einzusetzen versucht und nicht zuletzt der örtliche Gestapo-Chef, der die beiden lieber tot als lebendig sähe (was auf Gegenseitigkeit beruht).

Klingt alles in allem nach einem spannenden und abwechslungsreichen Film? Nun ja. Zunächst ist die schauspielerische Leistung insbesondere der Hauptdarsteller zu loben, ebenso wie das detailreiche Set des Films. Die Handlung, die sich an einer wahren Gegebenheit orientiert, ist sicherlich halbwegs wahrheitsgetreu wider gegeben. Allerdings ist der Film nicht ausbalanciert, an einigen Stellen zieht er sich wie Kaugummi, an anderen wirkt er definitiv übertrieben. Ein besonders krasses Beispiel dafür sind meiner Meinung nach, die Szenen, in denen Flamme jemanden erschießt. Ich möchte nicht vier oder mehr Schüsse aus nächster Nähe mitbekommen und schon gar nicht ca. 10 mal im Verlaufe des Filmes! Ebenso ist mir das Ende zu theatralisch – eine Truppe von über 100 deutschen Soldaten beschießt ca. 10 min lang ein Haus in dem sich eine einzelne, zwar bewaffnete, aber auch schwer verwundetet Person aufhält…

Zusammenfassend muss ich also sagen: der Film ist gut gemacht, gefällt mir aber trotzdem nicht besonders. Zwischenzeitlich war ich sogar versucht, das Kino zu verlassen, habe mich dann aber doch entschieden, bis zum Ende auszuharren. Möglich ist auch, dass mir der Film deswegen besonders wenig zusagt, weil das Thema 3. Reich bei uns in der Schule dermaßen überbeansprucht wurde, dass ich es deshalb mittlerweile einfach nicht mehr hören kann. Wer sich aber für die Thematik interessiert, dem kann ich diesen Film durchaus empfehlen.

Von mir gibt es deshalb nur 2 von 5 Maschinengewehren.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,50 von 5)
6. August 2008

Der Mongole

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 17:27

Mongol

Ich kann mir nicht helfen, aber das ist schon wieder ein Film, zu dem mir nicht viel einfällt. Das wird mich nicht davon abhalten, eine ausführliche Rezension zu schreiben, sagt aber irgendwie etwas über die Filme aus. Wo sind die Filme, die mich richtig umhauen? Der Mongole gehörte jedenfalls nicht dazu — dazu war der Film alles in allem zu “mäßig”.

Es geht um den Aufstieg Dschinghis Khans: Mit 9 Jahren des Vaters beraubt muss sich Temudgin gegenüber seinen Feinden behaupten. Während er — irgendwie — heranwächst, hält er seiner Braut Borte die Treue. Doch auch nach der Hochzeit drohen Gefahren, und diverse Feinde sorgen dafür, dass Temudgin nicht zur Ruhe kommt und kein idyllisches Leben führen kann.

Alles was Recht ist, dieser Film erzählt nur eine halbe Geschichte. Damit meine ich nicht, dass er die ganzen Eroberungen etc. auslässt — soweit ich weiß, soll das in weiteren Filmen ausführlich behandelt werden. Auch in den Teilen des Films, die gezeigt werden, fragt man sich, wie Temudgin das geschafft hat. Erst ist er Sklave seiner Feinde, auf einmal auf der Flucht — wie hat er sich befreit? Erst hat er keine Gefolgsleute, dann ein Heer — warum folgen sie ihm? Wie haben die Protagonisten das geschafft, was notwendig war (Ich gehe hier mal nicht ins Detail — Spoilergefahr)? Der Mongole zeigt nur Fakten, bietet aber keine Erklärung.

Dieser nüchterne Erzählstil sorgt dafür, dass der Film sich ziemlich dahin schleppt. Zudem ist der ganze Film recht ruhig erzählt — bei weitem kein Spektakel im klassischen Monumentalstil. Das sagt mir an sich deutlich mehr zu als actionreiche Metzeleien, aber hier fehlte es irgendwie an Spannung. Die Liebesgeschichte zwischen Borte und Temudgin strotzte nicht gerade vor großen Gefühlen. Über die Kultur der Mongolen, deren Riten etc. hat man kaum etwas erfahren. Irgendwann beschließt Temudgin, dass die Mongolen Gesetze brauchen, und unmittelbar danach sieht man sein erfolgreiches Heer. Nichts ist zu sehen von dem Kampf, den es ihn sicherlich gekostet hat, bevor die neuen Gesetze Wirkung erlangten. Nichts erfährt man über die mongolische Herrschaftsstruktur — noch nicht einmal, ob es wirklich das Recht des Stärkeren ist. Kulturhistorisch gesehen ist der Film denkbar uninteressant.

Nicht viel Action, nicht viel Liebe, keine Kulturgeschichte — was bleibt denn dann übrig? Ein mittelmäßiger Film, fürchte ich. Der Mongole enthält schöne Landschafts- und Filmaufnahmen, und man kann ihn sich sicher ‘mal ansehen. Die nüchterne und phantasielose Erzählweise hebt jedoch nicht gerade den Filmgenuss.

Deshalb nur drei von fünf Zobelpelzen — in der Hoffnung, dass die Nachfolger interessanter werden.

Anne

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 2,00 von 5)