18. Juni 2009
Dredg sind eine komplizierte Band. Ihre Musik ist schwer einer Sparte zuzuordnen. Die machen komplexe Rockmusik, die mit vielen unterschiedlichen Versatzstücken spielt und bei der immer etwas besonderes herauskommt. Ihr neues Album “The Pariah, the Parrot, the Delusion” ist insofern eine Überraschung, als dass der verklausulierte Albumtitel auf eine falsche Fährte lockt. Denkt man zunächst, sie würden sich wieder mehr in Richtung ihrer früheren Alben “Leitmotif” und “El Cielo” bewegen, werden diese Erwartungen schnell über dem Haufen geworfen. “The Pariah…” stellt eine konsequente Weiterentwicklung in die hellere, zugänglichere Richtung der Band dar, die sich mit ihrer letzten Platte “Catch without Arms” schon angedeutet hatte. Dabei ist ein Album herauskommen, dass man sich sogar als Soundtrack zu einer Cabriofahrt anhören kann, bei den Vorgängern noch undenkbar. Highlights sind:
Ireland, eine schwelgerische Rockballade
Gathering Pebbles, eine lockeres, beschwingtes Stück, dass gute Laune macht
Information, ein in jeder Hinsicht perfektes Stück, welches alle Zutaten hat, die sie groß gemacht haben
Saviour, ein fettes, tanzbares Lied mit Synthies und Stadionrock-Ohrwurm-Refrain
I Don’t Know, ein Stück im Stil von “Catch Without Arms”, das in die richtige Kerbe haut
Mourning This Morning, eine beschwingte Nahezu-Swingnummer, die überrascht und hängen bleibt
Quotes, die Verneigung vor “El Cielo”, Dredg wie man sie kennt und liebt
Die restlichen Stücke des Albums sind musikalische Interludien (Stamp of Origin betitelt) und teils etwas sperrige Stücke, die jedoch in den Albumkontext gehören und sich nahtlos einfügen. Dredg ist mit diesem Album das Kunststück gelungen, einen Teil ihrer Härte von einst aufzugeben und dabei doch nicht in die Belanglosigkeit abzudriften. Stücke wie “Information” demonstrieren, dass sie den Wendepunkt passiert haben: Ab jetzt müssen sie offiziell niemandem mehr etwas beweisen. Der Schritt zum Indie-Label ist da nur mehr als konsequent. Ich vergebe 4 1/2 Sterne.
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
11. Juni 2009
Es war soweit! Am 15. Mai erschien nach schier endlosen 5 Jahren das lang erwartete achte Studioalbum von Green Day. Das Spannung war groß, hatte sich das Trio doch weit aus dem Fenster gelehnt, als es nach dem Megaerfolg “American Idiot” (2004) erneut ein Konzeptalbum ankündigte. Das Release dieses Albums wurde vom Medienimperium MTV gehypt, bis es auch beim letzten Deppen angekommen war. Wie sieht es denn nun aus? Was erwartet den geneigten Hörer?
Ein Blick auf die LCD-Anzeige nach einlegen des Tonträgers sorgt erst einmal für erstaunen: knapp 70 Minuten Spielzeit! Wie krass ist das bitte?? Der Verwunderung folgt Angst vor Enttäuschung. Wie soll die Band, die früher gerade mal die halbe Spielzeit zustande brachte diese Mammutaufgabe meistern? Eine Stunde und zehn Minuten abwechslungsreich unterhalten. Doch dann gehts los:
1 Song of the century - Das Intro gibt sich minimalistisch ist quasi der Prolog zum Album. 57 Sekunden Grammophonknistern und eine nette Gesangslinie.
2 21st century breakdown - Der Titelsong des Albums ist der erste Oberkracher. Hier wird konsequent alles Positive von “American Idiot” ausgespielt (ein Stück in 3 Phasen). Die Ohrwurm-Melodie wird man so schnell nicht wieder los.
3 Know your enemy - Die erste Single rockt ungeniert nach vorn, wirkt aber ein wenig uninspiriert und repetitiv. Trotzdem nett!
4 Viva la Gloria - Ein weiteres Highlight. Langsames Piano-Intro und dann rockt der Song voll auf die 12. Potentielle Single! Live bestimmt ein Renner.
5 Before the lobotomy - Anfang und Ende gut, Mitte ein wenig fad. Refrain überzeugt mich nicht so. Bridge dann wieder mehr.
6 Christian’s inferno - Simpler 90er Jahre Frontal-Punksong der einfach abgeht.
7 Last night on earth - Melancholische Pianoballade, die eine schöne Atmosphäre schafft. Leider unterscheiden sich Strophe und Refrain gar nicht, weshalb es ein bisschen langweilig wird. Aber sehr gut arrangiert. Schönes Gitarrenspiel am Ende.
8 East Jesus nowhere - Straighter Rocker, den man beim dritten, vierten Hören zu schätzen weiß, eine Art Aufwecker, nach dem schwelgerischen “Last night on earth”. Der Refrain haut rein.
9 Peacemaker - Das experimentellste Stück des Albums. Sehr linear mit der Akustikgitarre unterlegt aber vom Gesang her unkonventionell, deswegen genial. Der Refrain und die Bridge sind ein Traum, Hammersong!
10 Last of the American girls - Eines der tanzbarsten Stücke, hier unterscheiden sich Refrain und Strophe zwar auch nicht, dafür ist das Arrangement aber so ausgeklügelt, dass es nicht auffällt. Sehr charmant!
11 Murder city - Wie “Christian’s inferno” ein Kracher! Geht richtig nach vorne.
12 Viva la Gloria (Little girl) - Mit ungewöhnlichem Offbeat-Rythmus in der ruhigen Strophe und einem guten Refrain überzeugt das zweite Gloria-Lied fast genauso wie das Erste.
13 Restless heart syndrome - Boulevard of broken dreams part II, das denkt man zunächst. Der Aufbau ist ähnlich, aber die E-Gitarren kommen später und viel heftiger zum Einsatz. Melancholisch schön!
14 Horseshoes and handgrenades - Kleine Zeitreise in die 90er gefällig? Bitteschön. Rudimentär und geil!
15 The static age - Poppiges Stück, dass an die Warning-Platte erinnert.
16 21 guns - Das beste Stück des gesamten Albums haben sich Green Day fürs Ende aufgehoben: Hier werde alle ihre Stärken miteinander kombiniert. Eine halbakustische, schwelgerische Strophe und ein fetter Refrain mit mehrstimmigem Gesang und einer unwiderstehlichen Melodie. Dazu eine perfekte Bridge die in ein fulminantes Solo mündet. Formvollendet!
17 American eulogy - Beginnt mit einer Wiederaufnahme des Intros (“Song of the century”) und kracht mit “Mass Hysteria” (Part 1) richtig rein, welches dann von “Modern world” (Part 2). Am Ende kommt beides zusammen. Gut gemacht!
18 See the light - Das letzte Stück führt wieder zum Anfang hin, weshalb man das Album am liebstem direkt wieder von vorne hören will.
Puh, was für ein Mega-Album! Ich kann natürlich nicht weniger als 5 Sterne für dieses Meisterstück vergeben, was sich von selbst versteht. Wer über 70 Min. abwechslungsreich zu unterhalten weiß, hat einfach nicht weniger verdient. Sicher wiederholt sich hier und da ein Arrangement und auch nicht jedes Stück haut mich gleich stark von den Socken. Aber der Gesamteindruck ist so positiv, dass ich hellauf begeistert bin, wie Green Day es geschafft haben, nach “American Idiot” nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden, sondern gleichwertig (oder besser?) nachzulegen. Hut ab!!!
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(5 Stimme(n), durchschnittlich: 4,80 von 5)
Hier nun also endlich die Muff Potter-Rezension. Warum hat es über 2 Monate gedauert, bis ich sie schreiben kann? Tja, mein Problem war von vorne herein die Qualität des Albums. Das Album ist deutlich schlechter als “Heute wird gewonnen, bitte.” (2003),”Von wegen” (2005) und “Steady Fremdkörper” (2007). Dies ist an sich nicht verwunderlich, fragte man sich doch ernsthaft, was nach dieser unglaublichen Album-Trilogie noch kommen sollte. Trilogie deswegen, weil die Kontinuitäten insgesamt so offensichtlich und doch versteckt waren. Muff Potter, das war schon immer Anspruch und Härte. Glanz und Dreck. Verrauchter Gesang und rotzige Texte. Was ist Muff Potter in 2009? Auf den ersten Blick hat sich nicht so viel verändert. “Gute Aussicht” ist ein Muff Potter-Album mit schnellen und langsamen Stücken, mit Ecken und Kanten. Die Schnellen fetzen gewohnt, die langsamen schlagen in die richtige Kerbe. Die Frage ist nun, was ist falsch? Falsch ist, dass die besten schnellen Stücke (“Rave is not rave”, “Blitzkredit Bop” und “Wir werden uns kümmern”) nicht einmal ansatzweise an Kracher wie “Das Finkelmann’sche Lachen” oder “Wenn dann das hier” (Mein Lieblingsstück von MP) heranreichen. Nicht mal ansatzweise! Das will schon was heißen. Von den langsamen Stücken atmet “Niemand will den Hund begraben” ganz tief die lyrische Muff Potter-Atmosphäre, die mich immer zum schmunzeln bringt, wenn ich mich darin wiedererkenne. “Eiskunstlauf ohne Ton” ist so ein sperriges Stück das nach und nach immer weiter wächst und schließlich auch zum Favoriten wird. Das war es dann aber schon. Alle anderen Stücke kann man getrost abhaken, weil sie weder lyrisch noch musikalisch überzeugen (mich jedenfalls nicht). Wir haben es hier also mit einer Riesenenttäuschung zu tun, die ich von DER deutschen Punkband des neuen Jahrtausends niemals erwartet hätte. Schade, Jungs. Die guten Stücke retten Euch noch so gerade eben drei Punkte (obwohl ich fest davon überzeugt war ihr würdet nie wieder ein Album schlechter als 5 Punkte machen). Naja, vielleicht in 2 Jahren wieder. Erstmal im September zum Konzert, ich hoffe ihr macht live wieder was gut!
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
21. Mai 2009
Rockmusik mit weiblichem Gesang hat ein Problem: In den meisten Fällen wird ein mittelmäßig talentierte Sängerin in den Mittelpunkt einer “Band” gestellt, welche dann als Begleitensemble die Erfolgsgeschichte der bekannten Frontfrau miterleben darf. Hierfür gibt es zahlreiche Beispiele. Diese Rezension erzählt von einem positiven Gegenbeispiel. Es ist die Traumgeschichte der Songwriter-Geschwister Meg & Dia Frampton, welche sich zunächst durch eine Eigen- und eine Independent-Veröffentlichung amerikaweit einen Namen machten und schließlich vom Major Warner Bros Records unter Vertrag genommen wurden. Anders ist hierbei, dass die beiden Sängerinnen hier zwar genauso im Vordergrund stehen, deren Musik aber substantiell besser ist als die anderer vergleichbarer Formationen.
Die neue Platte “Here, Here and Here” (am 21. April in den USA erschienen) wurde von niemand geringerem produziert als Howard Benson. Ebendieser zeichnete sich schon durch hevorragende Zusammenarbeiten mit My Chemical Romance (Three Cheers of Sweet Revenge [2004]) und Mêlée (Devils & Angels [2007]) aus, mit denen er sich einen Namen im Bereich der kommerziellen Rockmusik gemacht hat. Der Produzent sorgt in diesem Fall dafür, dass jeder Song genauso kracht, wie er sollte und alles die richtige Klangfülle hat. So erinnert Hug me von der Produktion her stark an Mêlée, was in diesem Fall zu begrüßen ist. Andere Stücke orientieren sich am Sound des Vorgängeralbums (Something real [2006]). Dabei ist die Songqualität durchweg auf einem sehr hohen Niveau. Es ist einfach handgemachte, spitzenmäßig produzierte Popmusik mit E-Gitarren. Als Highlights stechen die Singles What if und Black wedding hervor. Während hier schörkellos nach vorne gerockt werden darf geht es auch mal balladesk zu. Eine Speerspitze bildet hierbei sicherlich Bored of your love welches im Duett mit Tom Higgenson (Plain White T’s) eingespielt wurde und sich geschmeidig in den Albumkontext einfügt. The last great star of Hollywood sticht heraus, weil es wie eine Elektro-Tanznummer beginnt und Dia Frampton durch ihren Gesang (mit gefaktem britischen Akzent) zunächst auf eine falschen Fährte lockt. Ein kleines Ärgernis bildet die Bridge von One sail, was an sich ein klasse Song ist. Hier wird nahezu 1:1 die Akkordfolge aus Nineteen stars (vom Vorgängeralbum) kopiert. Wirkt wie ein kreativer Aussetzer, ist aber der einzige Schnitzer in die Richtung. Man könnte Meg & Dia natürlich auch fehlende Innovation vorwerfen, was ich mir an dieser Stelle sparen will. Denn wenn ich etwas nicht von diesem Album erwartet hätte, dann ist es die Qualität des Vorgängers zu halten. Und genau das haben die Schwestern und ihren 3 Bandmitstreiter geschafft. Das verdient Respekt. auch wenn die Verkaufszahlen bisher verhalten ausfallen und die Band beim nächsten Album wohl wieder nur ein kleines Label im Rücken haben wird: Dieser Major-Label-Ausflug ist ein rundum gelunges Unterfangen.
Ich vergebe 4 von 5 Sternen für diese tolle Platte.
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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- Meg & Dia bei MySpace
- Ein paar Songs zum Anhören
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6. März 2009
Luxuslärm ist eine Pop-Rock-Formation aus Iserlohn, was ja gar nicht so weit entfernt von der „Sneakcast-Redaktion“ liegt. Die Band rund um Frontfrau Janine „Jini“ Meyer feierte im vergangenen Jahr schon einige Erfolge (u.a. Deutscher Rock und Pop-Preis) und veröffentlichte 2 Singles sowie ein Album. Eben dieses Album wird im Folgenden rezensiert. Vorher ein kleiner Exkurs:
Im Jahr 2004 brach über die deutschsprachige Musiklandschaft eine Welle herein. Die beiden Bands Juli und Silbermond hatten in diesem Jahr nahezu zeitgleich ihren Durchbruch. Unwissende bezeichneten seit jeher die eine Band als Abklatsch von der anderen. Um einmal für Klarheit zu sorgen: Beide Gruppen waren zuvor Schülerbands und wurden unabhängig voneinander von Sony BMG (Silbermond) und Island Universal (Juli) unter Vertrag genommen. Dies hat insofern etwas mit Luxuslärm zu tun, als dass sich jede deutsch singende Band mit Frontfrau zunächst einmal dem Vergleich mit diesen Beiden stellen muss. Insgesamt haben Luxuslärm gegenüber den anderen Bands einen großen Vorteil: Das ist die stimmliche Qualität und Ausdruckskraft ihrer Sängerin. Janine Meyer hat vermutlich eine erstklassige Gesangsausbildung genossen. Ich will weder Stefanie Kloß noch Eva Briegel ihre stimmlichen Qualitäten streitig machen, höre die beiden Bands seit Jahren sehr gerne. Nur reißt mich persönlich Janine Meyers Stimme am meisten mit. Dennoch haben Luxuslärm mit einigen der Unzulänglichkeiten zu kämpfen, die teilweise das Hörvergnügen trüben. Wie ihre Vorreiter wird die musikalische Qualität stets über die Textliche gestellt, die meisten Texte klingen… jetzt nicht direkt weltfremd, aber halt irgendwie gestelzt. „Hier bin ich, kann mich irgendjemand hören, ist dort irgendwer“, Befindlichkeitslyrik. „Fängst an zu erklären, ey ich will das nicht hören, bist du echt so cool, ey du gehst jetzt besser“ Aua, lieber ein paar Eys weniger, dafür sinnvolle Silben. Die Texte hätten insgesamt aber auch wesentlich schlimmer ausfallen können. Jetzt zum Positiven: Juli und Silbermond sind nicht die einzige Quelle der Inspiration. In mindestens 5 der 13 Songs lassen sich unverkennbar Einflüsse von Evanescence erkennen. Da ich von dieser Band das erste Werk („Fallen“, 2003) sehr schätze, freue ich mich natürlich, dass es hier Einfluss hatte. Das passt insofern ganz gut, als dass Frau Meyer eine ähnliche Stimmlage hat wie Frau Lee und die Band auch einen ganzen Tacken härter klingt als ihre Landsleute aus dem Radio. Die schnellen Songs sind (fast) alle gelungener als die schnelleren von Silbermond (nicht so ihre Stärke), bei den Balladen sind sie gleichauf. Juli hat die realitätsnäheren, besseren, echteren Texte. Von Wir sind Helden wollen wir nicht anfangen, die schweben textlich irgendwo ganz weit über den Dreien und lächeln müde runter. Zum Abschluss das Sahnehäubchen: „Unsterblich“… was für ein Wahnsinns-Lied. Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie genial dieses Stück Rockmusik ist. Allein für dieses Lied lohnt sich schon der Kauf der CD, kein Witz. Weitere Highlights: „Solang es noch geht“, „Zeichen“, “Ja ja”, „Von jetzt an“ (Auch wunderschön), „Abschied“
Insgesamt vergebe ich 3 Sterne (nächstes Mal mehr Originalität, dann spielt ihr oben mit)
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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- Luxuslärm – "Unsterblich"
- Nehmt Euch die Zeit und guckt Euch 4 Minuten lang dieses Video an. Es wird sich lohnen.
- Luxuslärm – Top oder Flop?
- Ein kleiner Thread von Plattentests.de. Nicht lang, aber amüsant.
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Wie fange ich die New Found Glory-Rezension an?… Mal überlegen… Bei der Band, beim Produzenten, beim letzten Album… ach, egal. Ich schreib einfach ALLES!
New Found Glory, das ist nicht mehr und nicht weniger als die beständigste Punkband des letzten Jahrzehnts. Beständig bedeutet: Keine Band hat mehr Platten mit einer höheren musikalischen Durchschnittsqualität veröffentlicht (Jimmy Eat World sind kein Punk und spielen nebenbei bemerkt in einer ganz anderen Liga). Unter den vergangenen 5 Alben (NFG, Sticks and stones, Catalyst, Coming home, From the screen to your stereo II) gab es keinen Negativ-Ausreißer.
Der Produzent des neuen Albums „Not without a fight“ ist niemand geringerer als Mark Hoppus, seines Zeichens Bassist und Sänger der gerade erst wiedervereinigten Punk-Heroen von Blink-182. Das neue Label der Band (Epitaph) ist legendär. Die Grundvorraussetzungen für das Album sind mehr als optimal… Wie ist es denn nun geworden?
Zunächst springt den geneigten Fan (als solchen ich mich nach 4 Jahren mit ihrer Musik bezeichnen würde) die harte, kantige, kernige Produktion an. Das Album setzt sich nicht so geschmeidig im Gehörgang fest wie „Coming home“, das letzte reguläre Studioalbum von 2006. Es wirkt bei den ersten Durchläufen eher wie ein zappeliges Kind, das umherhüpft, als wie ein fassbares musikalisches Ganzes. NFG haben während der Promotion angedeutet, dass sie mit diesem Album mehr Back to the roots wollten. Die Frage ist immer, was man daraus macht. Bei einer längeren Karriere (12 Jahre ist für eine Punkband ja schon viel) liegt die „roots“ ja auch mal hier mal da… fest steht, dass der Auftakt mit den beiden Songs „Right where we left off“ und „Don’t let her pull you down“ sehr sperrig ausfällt und nicht so einladend wie beim letzten Album. Die Single „Listen to your friends“ haut da schon eher in die richtige Kerbe. Sie erinnert an eine Mischung aus „My friends over you“ und „Hold your hand“ und rockt gewaltig nach vorne. Sauber!
Weiter geht es mit „47“, welcher auch sehr old-school-mäßig klingt (nach dem selbstbenannten Debüt oder „Sticks and stones“). „Truck stop blues“ krankt an dem (für meinen Geschmack) viel zu schnellen Drumrhythmus und daran, dass die Strophe und der Refrain zu unterschiedlich sind. „Tangled up“ finde ich richtig gelungen, weil es wieder auf der ernsthaften Schiene fährt (diese Songs mag ich besonders, da nicht so zahlreich zwischen dem ganzen Spaßpunk). Dieser Track hätte sich auf „Catalyst“ pudelwohl gefühlt. „I’ll never love again“ hört sich zunächst nach Stadionrock an, der Refrain ist aber nicht mitreißend genug. Ich muss es sagen, ich mag die Schrei-Parts einfach nicht. Für mich ist guter Punkrock gesungen und nicht gebrüllt, auch wenn es bei NFG noch geht, weil es reinpasst. Richtig anfreunden damit kann ich mich nicht. „Reasons“… endlich ‘mal ein Stück das klingt wie „Coming home“ und ich dachte schon, das war es. Dazu ist es auch noch ganz gut gelungen, man kann wieder klarer den Text verstehen und der stellenweise zweistimmige Gesang fügt sich gut ein. Bei „Such a mess“ dachte sich die Jungs wohl, nach dem langsamen Stück muss man wieder richtig losfetzen. Das gelingt auch… auf angenehmen Niveau. Der Song geht schon nach vorne, erinnert ein bisschen an Fall Out Boy. „Heartless at best“ beginnt ein bisschen wie „Make your move“ in schnell, war bestimmt keine Absicht. Noch so eine schöne „Coming home“ B-Seite und ich geb dem Album doch einen Stern mehr. „This isn’t you“ ist 0815. Macht aber trotzdem Laune. Im Refrain höre ich die Toten Hosen raus, komme aber nicht auf den Song, irgendeiner von „Kauf mich“ (1994). „Don’t let this be the end“ schließt das Album. Hier hätte besser sowas wie „The story so far“ hingepasst (der Closer von „Sticks and stones“). Allerdings ist der Song ein guter Rausschmeißer, sicher auch auf Konzerten.
So, mein Problem mit der neuen New Found Glory ist… ich kenne die Alten zu gut, hat man beim Lesen nicht gemerkt, oder? *g* Wer unbefangen als Neuling an die Scheibe rangeht bekommt ein anständiges Punkalbum. „Für jeden was dabei“ würde ich nicht sagen, das kann man aber bei keiner NFG Scheibe sagen. Gute Arbeit, wär aber mehr drin gewesen. Produktion ist übrigens echt stark. Daumen hoch, Mr. Hoppus. Bitte beim Blink-Album mehr Abwechslung als hier. Abschließend vergebe ich 3 1/2 Punkte.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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- New Found Glory bei MySpace
- Das komplette Album als Stream!
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24. Februar 2009
Endlich ist es soweit und ich habe den Fueled by Ramen-Artikel geschrieben (schiebe ich schon lange vor mir her). Leute, schaltet mal Eure Musikplayer aus beim Lesen… ja, alle. Lest… und hört Euch danach die Musik an, die ich Euch hier empfehle (denn sie ist gut). Bühne frei!
Fueled by Ramen, was für ein komsicher Name für ein Musiklabel. Wenn ich mich recht entsinne entstammt der Name einem besonders scharfen Gericht oder Gewürz (Ramen eben) und hat aber keinen tieferen Sinn. Fakt ist, dass das Label 1996 gegründet wurde und im Jahr 1998 eine EP der damals unbekannten Band Jimmy Eat World herausbrachte. Im Jahr 2002 brachte das Label eine EP der Band Yellowcard heraus. Bisher sollte Fueled by Ramen noch nicht großartig vom folgenden Erfolg dieser Bands (mit Clarity [1999] und Ocean Avenue [2003]) profitieren, da diese Alben auf anderen Labels veröffentlicht wurden.
2003 sollte den Wendepunkt in der Geschichte des Labels markieren. Sie nahmen sie eine kleine, damals ebenfalls völlig unbekannte Band unter Vertrag. Diese Band (die Rede ist von Fall Out Boy) spielte 2003 ein stilbildendes Punkalbum ein (Take this to your grave) und mit einem Schlag war das Label ganz groß im Geschäft.
Der Gründer John Janick erinnert sich:
“For two years we pounded the pavement, selling the record,” he
adds. “Most labels would’ve given up, but we just kept on pushing it.
We went from selling 500 records a week, to 1000, to 1500 to 3000
records a week. By the time we put out the next Fall Out Boy record,
we were at 225,000 records. We had built this great base for the
band, helping to launch what’s now a multi-platinum career.”
Und so nahm alles seinen Anfang. Nun folgt die Vorstellung der wichtigsten Veröffentlichungen 2005-2009:
2005: Panic at the Disco! - A fever you can’t sweat out (Dt. Veröffentlichung: 5. Mai 2006)
“The album is split in two stylistically, with tracks 1 through 7 featuring electronic instruments such as synthesizers, drum machines and tracks 9 through 13 using traditional instruments such as the accordion and organ. ”
Das Zitat aus der englischen Wikipedia bringt das Album auf den Punkt. In meiner Jahresliste habe ich es als “massentauglichen Emosound” klassifiziert. Was soll ich sagen, das ist es auch! Jedoch weiß die Platte auch zu begeistern, gerade die zweite Hälfte ist stellenweise phänomenal. Anspieltipps (Tracks): 2, 9, 10, 12, 13
2006: Cute Is What We Aim For: The same old blood rush with a new touch (Dt. Veröffenrlichung: 26. Januar 2007)
“The album debuted at #75 on the Billboard 200 in July 2006, scanning 13,651 copies within its first week of sales. It even exceeded the first week sales benchmark of labelmates Panic at the Disco’s A Fever You Can’t Sweat Out (2005), which debuted at #112 with just under 10,000 copies sold. As of June 2008, the album has sold 206,547 copies in the US. ”
Meiner Meinung nach markiert das Album einen weiteren Höhepunkt (nach Take this to your grave) in der Labelgeschichte, nicht nur weil es die höchsten “First-Week-Sales” hatte, nein… es ist ganz einfach der musikalische Ausdruck jugendlicher Überschwänglichkeit. Viele Ohrwürmer reihen sich hier aneinander. Es was zudem auch das erste Album, dass ich mir im Labelkontext (also auf das Label achtend) gekauft habe. War übrigens eine Last.fm-Empfehlung… also hört auf Last.fm!! Anspieltipps (Tracks): 2, 4, 6, 8, 10, 12 (eigentlich die langsamen Stücke ^^)
2007: Paramore: Riot! (Dt. Veröffentlichung: 29. Februar 2008)
“Riot! is the second studio album from pop punk band Paramore, and was released in the United States on June 12, 2007. The album was certified Platinum in July 2008 by the RIAA, and Gold in the UK and Ireland. ”
Dieses Album war kommerziell ein Riesenerfolg, ist aber (wie Cute Is What…) in Deutschland von der Musikpresse völlig unbeachtet geblieden. Vollkommen unverständlich! Auf dem Album wird ein Knaller nach dem anderen abgefeuert, weshalb es sich auch auf dem vierten Platz meiner Jahrescharts 2007 wiederfand. Ich kann es auch einfach nicht satthören. Die Band um Sängerin Hayley Williams versteht es einfach, rockige Ohrwürmer zu produzieren, die gleichzeitig ihr stimmliches Talent unterstützen. Anspieltipps: 1, 4, 5, 7, 9, 10, 11 (ALLE!)
2008: Panic at the Disco: Pretty. Odd. (Dt. Veröffentlichung: 22. März 2008)
Groß, größer, Panic at the Disco. Sie haben für dieses Album auf das Ausrufezeichen hinter ihrem Namen verzichtet und es fällt noch nichtmal auf. Ein spektakulärer Songcocktail mit musikalischen Versatzstücken der später 60er und frühen 70er Jahre. Ganz großes Kino. Anspieltipps: 2, 5, 7, 8, 9, 11, 15
Cute Is What We Aim For: Rotation (nur als Import erhältlich)
Meine Rezension vom vergangenen Juli sagt alles.
2009: VersaEmerge: VersaEmerge EP (Dt. Veröffentlichung: 3. Februar 2009 bei iTunes)
Die jüngste Band, welche erst seit Dezember 2008 zum Label gehört, veröffentlichte Anfang Februar ihre dritte EP auf Fueled by Ramen. Ihr Sound lässt sich als eine Mischung aus Paramore und Evanescence beschreiben, doch das trifft es nicht ganz. Sie schaffen sehr interessante Harmonien durch zweistimmigen Gesang. Die 5 1/2 Stücke ihrer EP machen auf jeden Fall Lust auf das erste richtige Album, welches im Laufe des Jahres erscheinen soll und selbstredend auch hier rezensiert werden wird.
Ausblick: Fueled by Ramen sind im Aufbruch. Wenn die Qualität der Veröffentlichungen weiterhin so hervorragend ist (ich habe natürlich für diesen Artikel die besten ausgewählt), dann stehen dem Label goldene Zeiten bevor. Mit Jimmy Eat World und Fall Out Boy haben sie schon früh unter Beweis gestellt, dass sie ein gutes Gespür haben. Dieses Gespür hat bis heute angehalten, sodass jede neue Band zumindest Wert ist, dass man ihr Aufmerksamkeit schenkt (siehe VersaEmerge). Weiter so!
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(1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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- FRB Plus – Der Videokanal von Fueled by Ramen.
- Hier gibt's Videos von allen Bands. Viel Spaß!
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17. Februar 2009
Musik ist manchmal wie ein Ozean. Man möchte darin schwimmen, sich darin verlieren. Jeder der das Gefühl schon einmal hatte versteht, was ich meine. Genau so und nicht anders geht es mir bei der Musik von The Fray. Die vierköpfige Band aus Denver, Colorado, feierte 2007 mit ihrem Debütalbum How to save a life und der gleichnamigen Hitsingle große Erfolge. Doch Erfolge bedeuten nicht zwangsläufig musikalische Qualität. Warum sind also The Fray eine Band, der ich den Erfolg uneingeschränkt gönne? Weil sie es schaffen, mich immer wieder an die Hand zu nehmen und mitzureißen. So war es auch nicht verwunderlich, dass ich mir ihr zweites Album The Fray (sehr einfallsreich) importierte. Das gute Stück wird in Deutschland erst Ende März veröffentlicht. Eine musikalische Sneak also…
Wie ist es denn nun geworden, das schwierige zweite Album? Ich muss es einfach sagen… Das haben die Jungs ganz, ganz toll gemacht. Alles ist größer, emotionaler und irgendwie wuchtiger als auf dem Debüt. Über den genialen Opener Syndicate, der mit Panorama-Refrain daher kommt gelangt man ohne Umschweife ins Herz der Platte. The Fray sind im emotionalen Piano-Poprock zu Hause und sie zelebrieren hier, was sie am besten können. Absolute steht dem ersten Stück in nichts nach und weiß nach einigen Durchgängen genauso zu begeistern. You found me, die Vorabsingle, steht in der Tradition ihres Debütalbums, hat einen tollen Text und ist einfach ein schönes Stück Radiopop. Say when das ist die erste Überraschung. Hier herrscht, tatsächlich, durchweg ein treibender Rhythmus vor und der Song begeistert durch eine kontinuierliche Steigerung (am Ende fast brachiale Industrial-Gitarren) weshalb er, trotz 5 Minuten Länge, nicht langweilig oder belanglos daherkommt. Das nächste Stück ist mein persönliches Highlight: Never say never. Eine herzzerreißende Liebeserklärung an die Liebe selbst, so schön eingespielt, das man es zunächst nicht glauben mag. Hier wird es deutlich: Sie haben es tatsächlich geschafft, sich als Band weiterzuentwickeln. Zu einem Song wie diesem wären sie auf ihrem Debüt noch nicht fähig gewesen und die Bridge trägt einen auf einem Streicherarrangement davon. Phänomenal! Where the story ends ist dann wieder etwas schneller, geht gut ins Ohr, haut aber nicht vom Hocker. Enough for now bei dem dachte ich zunächst, dass es wieder so einen Hänger begründen würde wie beim Vorgänger. Damals wurde nämlich kräftig bei der Reihenfolge geschlurt und 5 Balladen hintereinander auf das Album gepackt. Dem ist hier nicht so… Enough for now entwickelt sich zum Grower, der ältere Songs wie Heaven forbid oder Hundred (die schwächeren des Debüts) mit Leichtigkeit schlägt. Überhaupt, in allen Reviews die ich bisher las wird der Band Stillstand vorgeworfen. Man könnte meinen, keiner hat richtig zugehört. Meiner Meinung nach hört man die Weiterentwicklung bei jedem einzelnen Song, denn selbst das schwächste Stück der Platte Ungodly hour hat durchaus im Albumkontext seine Daseinsberechtigung. Irgendwie ist es kein Meisterstück, aber es würde etwas fehlen, wenn es nicht da wäre. We build then we break ist das musikalische Experiment, denn hier entfernen sich The Fray etwas von ihrer Piano-Formel und lassen das Stück ein bisschen synthie-mäßiger klingen. Das steht dem Stück auch gut zu Gesicht und damit bereichert es das Album. Vor allem im Kontrast zwischen zuckersüßem Refrain und basslastiger, ja fast düsterer, Strophe entsteht hier ein spannendes Zusammenspiel. Happiness ist dann das letzte Aufbäumen des Albums, was über die Hälfte als akustischer Track daherkommt, dann zum Ende hin aber nochmal die gesamte Band zum Finale einlädt.
Fazit: The Fray haben eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie ein überzeugendes zweites Album auszusehen hat. Die CD bietet viele Highlights und stellt eine Bereicherung meiner Musiksammlung dar. Dachte ich bei How to save a life noch, dass man von dieser Band wohl nichts mehr hören würde (One-Hitalbum-Wonder :-), so bin ich bei diesem Ergebnis absolut positiv überrascht. Ich hoffe, dass sie auch bald mal nach Deutschland kommen, denn bisher waren sie meines Wissens nur in England um Konzerte zu geben. Hoffentlich steigert dieses Album hierzulande den Bekanntheitsgrad der Gruppe denn verdient hätten sie es allemal. Ich vergebe 4 von 5 Steinway-Flügel für dieses wunderschöne Stück Popmusik.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(3 Stimme(n), durchschnittlich: 4,67 von 5)
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12. Februar 2009
Nachdem Dennis mit Clueso auch mal wieder eine Track-für-Track-Rezension vorgelegt hat, werde ich mich auch mal wieder daran versuchen. Das Album um das es diesmal geht ist Folie à Deux das fünfte Studioalbum der Poprock-Heroen von Fall Out Boy. Ihre letzten beiden Alben From Under The Cork Tree (2006) und Infinity On High (2007) wussten zu gefallen und konnten sich in meinen Jahreslisten wiederfinden. Die Band um Sänger Patrick Stump hat in den USA längst Superstarstatus erreicht. Sie bestritten ausverkaufte Tourneen, unzählige Fernsehauftritte und haben schon über 6 Millionen Platten verkauft. Ein derartiger Erfolg hinterlässt für gewöhnlich auch musikalisch seine Spuren (Experimente nein, Altbewährtes ja) doch die Jungs lassen es auf Folie á deux ruhig angehn und liefern ein grundsolides Popalbum mit Rockeinschlag ab.
1. Disloyal Order of Water Buffaloes - Ruhiges Intro mit Orgel, dann wird losgerockt. Guter Opener der die musikalische Marschrichtung vorgibt und vorn und nicht zurück rudert. Der Refrain geht ab.
2. I don’t care - Der erste Single kommt als Mischung aus Soft Cells “Tainted love” und eine groß angelegten Rockhymne daher. Thematisch geht es (mal wieder) darum, wie es ist berühmt zu sein und wie man damit umgeht.
3. She’s my Winona - Erinnert zunächst an “Of all the gin joints in the world” von From under the cork tree, drückt aber nicht ganz so aufs Gaspedal und ist auch ein bisschen unspektakulär.
4. America’s suitehearts - DAS Hightlight des Albums. Hier demonstieren Fall Out Boy, dass sie immer noch die Gabe habe, wunderbare Pop-Melodien zu komponieren und diese produktionstechnisch so auszugestalten, dass eine geniale Melange aus alten (Thriller) und neuen Versatzstücken wird. Megagut!
5. Headfirst slide into Cooperstown on a bad bet - Die Strophe gibt sich tanzbar, mit Bläsern und treibendem Rhythmus, wobei der Refrain groß (und pianolastig) ist, dadurch wird das Stück sehr abwechslungsreich.
6. The (shipped) gold standard - “I wanna scream I love you from the top of my lungs, but I’m afraid that someone else will hear me”, das ist der lyrische Stoff aus dem die FOB-Hits sind. Wieder treibende Strophe, schwelgender Refrain (hier nochmal genialer als bei Track 5).
7. (Coffee’s for closers) - Das Stück sagt mir irgendwie so gar nichts. Keine Ahnung woran es liegt, hätte man aber auch auslassen können. Der Refrain wird bis zum Erbrechen wiederholt (und ist noch nicht mal originell).
8. What a catch, Donnie - Hatten Fall Out Boy auf dem letzten Album Infinity On High bereits angedeutet (Golden) das sie auch eine ruhige Seite besitzen, so spielen sie diese hier in aller Breite aus. Besonders genial ist die letzte Minute, wo aller bisherigen Hits in der melodische Konzept des Stückes eingeflochten werden.
9. 27 - Das oldschool-mäßigste Stück auf der Platte (hätte auch auf Take this to your grave (2003) sein können). Wirkt aber dennoch nicht deplatziert und bereichert das Album um einen weiteren Kracher.
10. Tiffanny blews - Synthies und eingängiger Strophen-Gesang der sich zum Refrain immer mehr steigert. Der Refrain selber geht routiniert zu Werke und das Stück rockt so vor sich hin. Kann man machen, muss man aber nicht.
11. W. A. M. S - Wieder so ein Filler. Dann lieber 39 Minuten Spielzeit und dafür 2 Stücke weniger. Absolut nichtssagend.
12. 20 Dollar nose bleed - Erinnern stilistisch an Pretty. Odd. und Brendon Urie (der Sänger von Panic at the Disco) singt sogar mit. Sehr beschwingte Nummer, die das Album ernorm bereichert. Das letzte Highlight.
13. West Coast smoker - Das letzte Stück hätte, gerade neben so Stücken wie What a catch, Donnie ruhig auch etwas pompöser ausfallen können. Stattdessen liefern Fall Out Boy einmal mehr Durchschnittskost.
Insgesamt kann man sagen, dass Folie á deux eine Angelegenheit mit gemischten Gefühlen ist. Während das Album 8 Stücke klar auf der Habenseite verbuchen kann, fallen die restlichen 5 ein wenig aus dem Rahmen. Jedoch nicht so sehr, dass sie unhörbar sind. Versteht mich nicht falsch, das Album besitzt stellenweise immer noch die melodische Brillianz, die die Band dahin gebracht hat, wo sie sind. Jedoch hätte man bei der Songauswahl ein bisschen genauer Arbeiten müssen, denn die Platte wirkt doch ein wenig unausgegoren und zusammengewürfelt. Nichtsdestotrotz liefern Fall Out Boy wieder ein ordentliches Rockalbum ab, nachdem sie mich auch nicht vergrault haben. Nächstes Mal aber wieder mehr Rock und weniger Pop, bitte.
3 1/2 von 5 Sternen.
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,33 von 5)
Links zum Beitrag:
- Fall Out Boy bei MySpace
- I don't care & America's suitehearts zum anhören
Kommentare deaktiviert für Fall Out Boy – Folie à Deux
15. Januar 2009
19.12.08: An dieser Stelle hätte eine der ersten Artikel in deutscher Sprache über die amerikanische Country/Pop-Sängerin Taylor Swift stehen sollen. Eigentlich wollte ich, nachdem ich zufällig auf sie aufmerksam geworden bin ihre neue Platte Fearless rezensieren. Aber dann stieß ich im Internet auf eine Diskussion, die ich um einiges spannender fand. Dieser Artikel basiert darauf.
Letzte Woche feierte Taylor Swift ihren 19. Geburtstag und sie hat schon über 5 Millionen Alben verkauft, zahlreiche Auszeichnungen eingeheimst und eine riesige Fangemeinde aufgebaut. Das Debut Taylor Swift und ihr gerade erschienenes zweites Album Fearless bekamen von den meisten Internetrezensenten gute Bewertungen. Die Rezensenten lobten vor allem ihre Natürlichkeit, ihr Songwritertalent und die geniale Produktion der beiden Alben. In den 2 Jahren ihrer bisherigen Karriere wurden 8 Songs als Singles ausgekoppelt, welche allesamt die amerikanischen Billboard-Charts stürmten. Dabei stellte die Sängerin auch einige Rekorde auf (zB meiste Top 20-Hits in einem Jahr). Viele ihrer Anhänger sowie unabhängige Musikredakteure prophezeihen ihr eine erfolgreiche Zukunft.
Dies bezieht sich aber ausschließlich auf ihre Studioaufnahmen…
Wie aus zahlreichen Berichten von Livekonzerten hervorgeht kann die gute Dame nämlich offensichtlicht live nicht gut singen. In diversen Foren mokieren sich Country-Liebhaber mittleren Alters über die teilweise erbärmliche Qualität ihrer Liveauftritte und darüber, wie unwissenden Teenagern das Geld aus der Tasche gezogen wird. Taylor Swift, das ist ein Produkt, eine Investition der Musikbranche in ein einzelnes Individuum. Es wurden gute Produzenten engagiert, die ihr gesangliches Unvermögen in den Studioaufnahmen kaschierten und ihre (tatsächlich guten) Songs in die entsprechende Form frickelten. Irgendwie drängt sich mir der Gedanke auf, dass man heute bei niemandem der Erfolg hat davon ausgehen kann, dass es aus ihm selber kommt, sondern dass immer gleich ein Finanzimperium dahinter steht, welches dafür sorgt, dass sich die Investition rentiert. MySpace-Promotion ist hierbei nur die Spitze des Eisbergs. Es werden geschickt die Zielgruppen angesprochen, im Falle von Swift kaufkräftige Teens, die ihre Sehnsüchte und ihren Liebeskummer zusammen mit „einer Freundin“ oder „jemandem, der sie versteht“ durchleben möchten. Dabei sind die Songs vielleicht dann doch nicht Gedankenprodukte der 19-jährigen Künstlerin, sondern ein weiterer Baustein im Marketing-Kalkül eines Großkonzerns. Diese Vorstellung und die gesamte „Industrialisierung“ des Musikbusiness, welche in den letzten Jahren noch erheblich zugenommen hat, widern mich an. In der heutigen Zeit kommt es nicht mehr darauf ab, talentiert zu sein und es aus eigener Kraft an die Spitze zu schaffen, nein, es geht nur mit faulen Tricks, wie dem Aufpolieren der Stimme einer Künstlerin. Im nächsten Frühjahr erscheint Fearless auch in Deutschland. Und ich habe keinen Zweifel daran, dass die Formel der Erfolgs auch hierzulande aufgeht. Ein Hoch auf den Industriekapitalismus, der die musikalische Qualität langsam aber sicher zu Grabe trägt!
Nachtrag: (15.01.09): Natürlich habe ich mich inzwischen genug über das ekelhafte Marketing geärgert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Fearless 13 wunderbare Pop-Ohrwürmer enthält, die man immer wieder hören kann. Dadurch komme ich in den Zwiespalt, dass ich etwas, dass ich eigentlich verachte, nun auf einmal doch gut finde. Kann man etwas als gut empfinden obwohl man weiß, das es ein künstliches Produkt ist? Ist Musik, die keinem musikalischen Anspruch genügen würde durch perfekte Produktion in etwas Besonderes zu verwandeln? Darauf habe ich keine Antwort. Naja, hört mal rein. (4 von 5 Punkte für Fearless)
Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
(1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
Links zum Beitrag:
- "Taylor Swift just can't sing!"
- Die Diskussion, die mich dazu brachte den Artikel zu schreiben.
- "Taylor Swift just can't sing!"
- Die Diskussion, die mich dazu brachte den Artikel zu schreiben.