20. Dezember 2008

Die 10 besten Alben des Jahres 2008

Category: Musik — Terje @ 12:25

Das musikalische Jahr neigt sich dem Ende zu und ich bin, wie auch in den 4 Jahren zuvor, mit der Auswahl meiner 10 besten Alben des Jahres zu einer Entscheidung gekommen. Zuvor möchte ich aber noch einmal kurz die Top 10 des  Jahres 2007 präsentieren:

  1. Jimmy Eat World: Chase This Light

  2. Sum 41: Underclass Hero

  3. Muff Potter: Steady Fremdkörper

  4. Paramore: Riot!

  5. Mêlée: Devils & Angels

  6. Fall Out Boy: Infinity On High

  7. James Blunt: All The Lost Souls

  8. Peilomat: Grossstadtkinder

  9. Terra Naomi: Under The Influence

  10. Pohlmann: Fliegende Fische

Während 2007 ein musikalisches Jahr der Neuerungen war (das erste Jahr mit Last.fm etc.), war 2008 eher ein Jahr der konventionellen Alben, die weniger die ganz große Überraschung darstellten. Selbst beim Album des Jahres war irgendwie schon vorher klar, dass es grandios werden würde. Um die ganze Top 10-Geschichte in Zukunft noch interessanter (ja, das geht!) zu gestalten, habe ich mir überlegt, ab diesem Jahr Awards zu vergeben. Es wird zunächst 3 Auszeichnungen geben:

Einen Silber-Pokal (für 2 Chartplatzierungen im Zeitraum 2004-heute),

einen Gold-Pokal (für 3 Chartplatzierungen)

und einen Platin-Pokal (für 4 Chartplatzierungen)

Um das ganze auch korrekt ablaufen zu lassen, hier zunächst der Stand der Awards 2004-2007:

Silber-Pokal

James Blunt: für Back to Bedlam (2005) & All The Lost Souls (2007)

Fall Out Boy: für From Under The Cork Tree (2006) & Infinity On High (2007)

Jimmy Eat World: für Futures (2004) & Chase This Light (2007)

Muff Potter: für Von wegen (2005) & Steady Fremdkörper (2007)

Olli Schulz und der Hund Marie: für Das beige Album (2005) &

Warten auf den Bumerang (2006)

Pohlmann: für Zwischen Heimweh und Fernsucht (2006) & Fliegende Fische (2007)

Silbermond: für Verschwende deine Zeit (2004) & Laut gedacht (2006)

Sum 41: für Chuck (2004) & Underclass Hero (2007)

Sollte es einer Band innerhalb der nächsten Jahre gelingen, sich öfter als 4 mal in den Jahrescharts zu platzieren, werde ich neue Auszeichnungen einführen.

Hier sind sie nun die ultimativen Top 10 des Jahres 2008:

Platz 10 – Rosenstolz: Die Suche geht weiter

Herbstmelancholie, das könnte der alternative Titel für das neue Rosenstolz-Album sein. Traumhafte Songs, emotional berührend und tiefgehend. Leider fehlt es mir etwas an Innovation, denn viele der Stücke hätten auch auf Das große Leben sein können.

Platz 9 – Tomte: Heureka

Gutes und altbewährtes von der Hausband des Grand Hotel van Cleef. In der Jahresliste konnte sich die Band um Thees Uhlmann gegen Home of the Lame und Kettcar durchsetzen. Ehrliche, handgemachte Indierock-Musik mit guten Texten und ergreifenden Melodiebögen. Mit etwas mehr Mut zum Experiment wäre eine höhere Platzierung drin gewesen.

Platz 8 – Simple Plan: Simple Plan

Nach 3 ½ Jahren Wartezeit und einer grandiosen Vorabsingle erschien Anfang Februar das dritte Studioalbum der kanadischen Punk-Kombo Simple Plan. Auf dieser Platte finden sich viele Ohrwürmer, doch leider wurde der Punkanteil arg runtergeschraubt, sodass Midtempo-Songs vorherrschen. Doch das Ganze ist saftig produziert und Lieder wie Save You, When I’m Gone oder das sechsminütige What If sorgen für funkelnde Augen.

Platz 7 – Goldfinger: Hello Destiny…

Ein Album zum immer-wieder-hören. Skatepunk mit Ska-Einschlag, der einfach Laune macht. John Feldmann, Sänger und Gitarrist der Band, ist auch der Einzige, der quasi zweimal in den Jahrescharts auftaucht. Er produzierte nämlich das Album Rotation, welches auf Platz 6 landete. Vielleicht hätte er sich ein paar Hits von seinen Schützlingen krallen sollen…

Platz 6 – Feeder: Silent Cry

Mit diesem Album ist den Walisern eine riesige Überraschung gelungen, hätte ich doch nicht gedacht, dass sie es nach mehreren enttäuschenden Alben überhaupt einmal in die Jahrescharts schaffen würden. Doch mit Silent Cry haben sie mich völlig überzeugt. Sicher kein Album für jeden Tag, aber ein verdammt Authentisches und Zeitloses.

Platz 5 - Cute Is What We Aim For: Rotation

Gute-Laune-Pop-Punk mit Spaßgarantie. Hier werden Hits und Ohrwürmer im Minutentakt abgefeuert. Das Trio aus Buffalo, New York, spielt ungeniert nach vorne und hat mit Practice Makes Perfect, Navigate Me oder Hollywood einige der genialsten Songs der Jahres geschaffen.

Platz 4 – Panic at the Disco: Pretty. Odd.

Den größten musikalischen Richtungswechsel in der Geschichte meiner Jahrescharts präsentieren Panic at the Disco auf ihrem zweiten Album. Auf dem Vorgänger A Fever You Can’t Sweat Out (2005) herrschten noch elektronische Spielerein vor und die Band präsentierten einen massentauglichen Emosound. Auf Pretty.Odd. haben sie sich davon verabschiedet und zollen ihren musikalischen Vorbildern (The Beatles, Pink Floyd u. a.) Tribut. Dabei wirkt an diesem Album nichts gekünstelt oder kalkuliert, die Songs fließen einfach aus der Band heraus und verankern sich unweigerlich im Gehör des geneigten Hörers. Jeder Song ist ein einzelnes Kleinkunstwerk. Man darf gespannt sein, was von dieser Band noch kommen wird. Chapeau!

Platz 3 – The Gaslight Anthem: The ‘59 Sound

Grandioses, gradliniges, spektakuläres Album für die Dauerrotation. Die Newcomer aus New Jersey zeigen vielen anderen Band, wo 2008 der Hammer hängt und präsentieren eine stimmiges (Nahezu-) Konzeptalbum, das bewusst mit musikalischen Versatzstücken spielt und sie so genial in den Sound der Band einflechten, dass einem die Spucke wegbleibt (das gelingt Panic at the Disco auch). Um eine Amazon-Rezension zu zitieren: „Wie ein Kumpel, der einen in den Arm nimmt!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen. Ganz großes Kino.

Platz 2 – The Offspring: Rise and Fall, Rage and Grace

Wie der Phönix aus der Asche erheben sich die Bandmitglieder von The Offspring und machen das unmögliche möglich: Im 24. Bandjahr präsentieren sie uns ein musikalisches Feuerwerk, das sich gewaschen hat. Man muss schon viel auffahren, um The Gaslight Anthem den zweiten Platz streitig zu machen und das haben sie tatsächlich geschafft. Die Mischung aus harten Songs (Trust In You, Stuff Is Messed Up, Half-Truism), typischen Offspring-Songs (You’re Gonna Go Far Kid, Nothingtown), Experimenten & Balladen (A Lot Like Me, Fix You, Kristy Are You Doing Okay) geht perfekt auf und hätte die Band fast an die Spitze der Jahrescharts katapultiert. Sie sind zurück!

Platz 1 – Jack’s Mannequin: The Glass Passenger

Erst letzte Woche rezensiert, aber schon seit Ende Oktober ins Herz geschlossen. Es gibt Alben, bei denen hat man das Gefühl, sie wurden geschaffen, damit sie einem gefallen können. The Glass Passenger ist so ein Fall. Ein Kleinod der zeitgenössischen Popmusik mit 13 Songs, die so herüberkommen, als ob sie bis zur Perfektion gereift sind. Es zeigt einen jungen Künstler (Jahrgang 1982) an einem Punkt seines Schaffens, wo klar wird, dass er zu den (Achtung: abgedroschener Begriff!) größten seiner Generation gehört und von dem noch Großes zu erwarten sein wird. In den nächsten Jahren werden Jack’s Mannequin (bzw. Something Corporate) ganz besondere Aufmerksamkeit erfahren. Es ist und bleibt mir dennoch unbegreiflich, warum die beiden Alben (Everything In Transit [2005] und eben dieses) nicht in Europa vermarktet werden und deshalb hier gänzlich unbekannt sind.

Awards: Silber-Pokal geht an:

Rosenstolz für Herz (2004) & Die Suche geht weiter (2008)

Tomte für Buchstaben über der Stadt (2006) & Heureka (2008)

Simple Plan für Still Not Getting Any… (2004) & Simple Plan (2008)

Goldfinger für Disconnection Notice (2005) & Hello Destiny (2008)

Vermutlich wird es noch einen Gold-Pokal für Fall Out Boy geben, deren neues Werk Folie A Deux (hoffentlich) in ein paar Tagen unter dem Christbaum liegt. Dann werden die Jahrescharts natürlich geändert.

So das war die ultimative Top 10 diesen Jahres. 2009 geht es natürlich weiter, mit hochkarätigen neuen Alben z. B. von Jimmy Eat World, AFI, Brand New, Muff Potter, Olli Schulz und der Hund Marie, Green Day, Sum 41, New Found Glory, The Rocket Summer, Paramore und 30 Seconds to Mars.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (Noch keine Bewertungen)

13. Dezember 2008

Take That – The Circus

Category: Musik — Terje @ 0:37


…Mit der Take That-Rezension lasse ich mir nicht soviel Zeit. Jedenfalls nicht soviel wie bei Jack’s Mannequin.
Am Anfang des neuen Jahrtausends waren Boybands tot. Es war vorbei mit den Zimmern voller Poster, nur von Mädchen (& Frauen) besuchten Konzerten und schmierigen Dancepop-Videos auf Dauerrotation bei VIVA. Doch im Jahre 2006 wagten die vier übrig gebliebenen Mitglieder der erfolgreichsten Boyband der 90er Jahre einen Neuanfang. Die Nachricht verbreitete sich ungeahnt schnell: Take That sind zurück!
Erstaunlicherweise wirklich besser als je zuvor. Beautiful world war ein tolles Pop-Album mit vielen Hits und den außergewöhnlichen Stimmtalenten von Gary Barlow, Mark Owen, Jason Orange und Howard Donald. Diese Tradition setzen sie nun auf ihrem zweiten Album seit dem Comeback fort. The Circus ist eine bunte Mixtur aus alt bekannten Zutaten, die einen zwar nicht vom Hocker haut, aber eben doch die Erwartungen erfüllt.
The garden eröffnet das Album geschickt: Es spielt alle magischen Momente vom Vorgänger Beautiful world in 5 Minuten noch einmal durch und begeistert mit wechselndem Leadgesang. Die 1. Single Greatest day kommt ohne richtigen Refrain aus und man kann sogar Indierock (!) Einflüsse heraushören. Großartige Melodieführung! Hello ist dann quasi Mark Owen’s Zugabe zu Shine, ein schöner Popsong, der schmissig nach vorne geht. Bei Said it all musste ich erst mal schlucken: Der erste Refrain klingt haargenau wie aus einem 90er-Album, doch in der 2. Hälfte gewinnt der Song nochmal an Tempo und wird zu einer Art Reach out Teil 2. Viel Schelte mussten sie für Julie einstecken, was keinem Kritiker (von denen, die ich gelesen hab) gefallen hat. Mir gefällt’s trotzdem. Klar, “Shalalalalala I want you” gewinnt keinen Originalitätspreis, aber das Stück funktioniert, und das ist das Wichtigste. The circus ist eine intime, zurückgenommene Pianoballade, bei der Gary Barlow eindringlich sein Stimm- und Songwritertalent unter Beweis stellt (nicht, dass er es noch müsste). Das einzige Stück, dass ich wirklich belanglos finde ist How did it come to this, ein Fall für die Skiptaste. Up all night geht dann wieder nach vorne und in der Bridge wird es sogar witzig und charmant. Das von Jason Orange gesungene What is love ist, neben The Garden das balladeske Herzstück das Albums. Es ist einfach rührend, wie hier die so oft diskutierte Thema noch einmal musikalisch (und unkitschig) umrundet wird. You ist ganz nett, mehr aber auch nicht. Bei Hold up a light geben die vier nochmal Vollgas. Das Stück führt geschmeidig aus dem Album heraus, wobei der Hidden Track Here sozusagen das Sahnehäubchen ist.
Alles in allem ist Take That, zusammen mit ihrem Hausproduzenten John Shanks, ein überzeugendes Nachfolgewerk gelungen. Wenn sie auch in den nächsten Jahren ein derartiges Format beibehalten, dann kann es sein, dass dieser “letzten Boyband” noch viele Sternstunden der Popmusik zu verdanken sein werden.

Zweieinhalb von fünf Punkten.

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)

Jack’s Mannequin – The Glass Passenger

Category: Musik — Terje @ 0:08

Am 30. September erschien das Album in den USA, am 25. Oktober landete es im meinem Briefkasten und nun, fast 2 Monate später schreibe ich endlich eine Rezension:

Jack’s Mannequin – The Glass Passenger

Ich muss sagen, auf dieses Album habe ich mich wirlich seit über einem Jahr gefreut. Ich hörte das erste Mal von Jack’s Mannequin, weil ich Anfang 2007 auf Something Corporate, die alte Band des Sängers Andrew McMahon, aufmerksam wurde. Diese Band ist nun mehr oder minder aufgelöst, bzw. durch Jack’s Mannequin ersetzt worden. Die beiden Gruppen unterscheiden sich im wesentlichen durch einen Rock/Punk bzw. einen Pop-Einschlag. Kurzum Jack’s Mannequin, das ist emotionale, handgemachte Popmusik mit großem Pianoanteil. Der Sänger und Komponist McMahon ist ein absolutes Ausnahmetalent. Seine Fähigkeit, geniale Texte ind eine lupenreine musikalische Hülle zu packen sucht in den Staaten (und sonstwo) ihresgleichen. Und sie brilliert nirgendwo in so reiner Form wie auf seiner neuen Platte.

The Glass Passenger ist ein exzeptionelles Meisterstück geworden. Federleicht wird man anfangs ein die Platte geführt. Crashin ist ein Opener, wie er im Buche steht. Leichtfüßig, beschwingt, genialer Refrain. Spinning ist dann quasi der Nachklang der Exposition. Swim, die erste Ballade, stellt eine Verarbeitung der schweren Krankheit dar, mit der McMahon während der Produktion dieses Albums zu kämpfen hatte. Nachdem dem Sänger im Jahr 2005 akute lymphatische Leukämie diagnostziert wurde, begann er, die Erfahrungen mit der Krankheit in seinen Songs zu verarbeiten. Dieses Wissen führt dazu, dass ein Stück wie Swim, mit seiner lebensbejahenden Message in einem ganz anderen Licht erscheint. Wenn McMahon singt, „I’m not giving in.“ dann ist das eindringlich und berührend. American love hat einfach Single-Potential. Das Stück hat alles, was einen Radiohit ausmacht und die Kombination (Strophe akustisch-Refrain elektrisch) geht perfekt auf. What gets you off ist so ein bisschen das Stück auf der Platte, das zum Innehalten gedacht ist. Es ist, neben dem finalen Caves, das längste Stück des Albums und ist sehr behutsam arrangiert und aufgebaut. Suicide blonde lässt Erinnerungen an alte Something Corporate-Zeiten wieder aufleben und rockt ungeniert und schnörkellos nach vorn, nach ein paar mal hören ein Ohrwurm. Annie use you telescope ist ein balladeskes, ausgebreitetes Panorama, das sich anfühlt, als würde man den Sternenhimmel akustisch umarmen. Bloodshot ist ein Stück, das aus dem Albumkontext herausfällt, und zwar weil man bei den Stücken 1-7 dachte, dass das Album genial ist. Hier wird es endgültig klar: Es ist viel mehr, es ist grandios! Bei Bloodshot wird ein musikalisches Feuerwerk abgebrannt, dass es einem die Sinne raubt, die treibende Strophenrhythmus, der schnelle Refrain, die ruhige Bridge, hier stimmt einfach alles. Dagegen wirkt Dropout – The so unknown, ein Stück, dass auf dem Vorgänger Everything in transit Begeisterungsstürme ausgelöst hätte, wie der nette Zuckerguss oben drauf. Als ob das nicht alles gut genug wäre, folgt im zehnten Stück die nächste Überwältigung: Die Ballade des Jahres 2008: Hammers & strings. Zum Dahinschmelzen! Über die erste Single The resolution muss man nicht mehr viel sagen: Das ist der perfekte Popsong. Thematisch ähnlich wie Swim, gerade deshalb grenzenlos genial. Orphans ist die Ouvertüre zum Finale und Caves lässt das Meisterstück epochal ausklingen.

Ladies & Gentleman, I proudly present you the album of the year:

Jack’s Mannequin – The Glass Passenger.

(Atemberaubende 5 von 5 Punkten)

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Jack's Mannequin – Die Website
"The Resolution" – Das Video
11. Dezember 2008

Die Große Olli Schulz-Show

Category: Literatur,Musik — Dennis @ 13:55

Olli Schulz “Beim letzten Mal waren nur fünfzehn Leute hier…” sagt Olli, als er auf die kleine Bühne kommt, auf das hakelnde Intro-Video mit Bela B schaut und an seinem Lesetisch Platz nimmt. Wir im Publikum – vielleicht hundert Leute – reiben uns verwundert die Augen: Lesetisch? Bierbänke im Publikum? Konzerte im Sitzen? Ich dachte, das machen nur die Toten Hosen…

Olli Schulz ist wieder unterwegs, diesmal ohne den Hund Marie. Der Mann, dessen Konzerte ohnehin zu siebzig Prozent aus Anekdoten, Geschichten und Frotzeleien mit dem Publikum bestanden, macht jetzt eine Lesereise – oder zumindest beinahe.
In der ersten Stunde hängt das Publikum gebannt an seinen Lippen, die von seinem Job als Stagehand (nicht Roadie) erzählen, von Türsteher Ulasch, miesen Nachwuchswettbewerben und dem Hundeabwehrspray, und wir glauben ihm sofort, dass er die Geschichte sonst noch nirgendwo erzählt hat und fühlen uns ein bisschen besonders.
Home of the Lame sind auch dabei, quasi als Olli-Schulz-Begleitband. Zwischen den Teilen seiner Geschichte spielen sie ein paar ihrer eigenen Songs, die vom Publikum leider nicht so ganz zur Kenntnis genommen werden.

Man wird unruhig, hatte man doch Karten für ein Konzert gekauft, auf der Hinfahrt alle Platten noch einmal durchgehört, um auch die letzten Textpassagen im Schlaf mitsingen zu können und jetzt das? Olli beruhigt alle: Das ist jetzt nur der erste Teil der Show. Nicht nur ein Buch mit dem Titel “Rock’n’Roll verzeiht dir nichts” gibt es im neuen Jahr, auch ein weiteres Album! Und das spielt er uns gleich noch vor! Große Augen überall!

Und nach einer kurzen Pause geht es dann wirklich los: Dem miesen Sound entgegen spielt Olli einen Kracher nach dem anderen, darunter Stücke mit grandiosen Titeln wie “Die Guten, die bluten, weil die Schlechten sie knechten, und der Rest stirbt langsam aus” oder mein persönlicher Favorit, “Sauna in Lankwitz”. Zu beinahe jedem Stück gibt es eine Entstehungsgeschichte, die dann eben doch beweist, dass die immer am Unverständlichen kratzenden Texte meistens einen Hintergrund haben.

Der Höhepunkt des Abends, auf den schon das Intro-Video hingearbeitet hatte, war: Bibo, Ollis Beitrag zur nächstjährigen Ibiza-Saison, ein Stück mit dazugehörigem Tanz, der in seiner Grandiosität den Ketchup-Song und den Macarena mit Leichtigkeit in einen lustig zuckenden Schatten stellt. Nach anfänglichem Zögern (“Das ist Bochum, die hatten alle Steine zum Frühstück”) sind dann alle dabei und machen den Bibo, das Ufo und den Grobi. Zum-Deppen-Machen auf hohem Niveau.

Am Ende ist Olli dann wieder allein auf der Bühne und spielt Publikumswünsche, erzählt auch hier kleine Geschichten zu den Songs und ist ganz der Entertainer, nach dem er überhaupt nicht aussieht. Noch einmal kurz Armdrücken mit dem Publikum – garantiert eine neue Tradition bei Olli Schulz-Auftritten in Bochum – und dann ist es auch schon vorbei…

Was bleibt ist die Lust auf mehr, viel mehr, die Begeisterung ob der Ankündigung des neuen Albums und die leichte Verwirrung, was man da gerade miterlebt hat. Improvisiert schien es. Gemütlich. Familiär. Wie wenn ein guter Kumpel nach einiger Zeit mal wieder vorbeischaut, um zu erzählen, wie es ihm so ergangen ist achundganzganzreinzufällig hat er auch noch seine Gitarre dabei und spielt ein bisschen.

Nächstes Mal wieder, Olli. Ganz sicher.

Aufguss, Aufguss, immer Aufguss, Aufguss, Aufguss, weil das sein muss…

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Olli Schulz
Zum 'reinhören bei last.fm
17. November 2008

Blink-182

Category: Musik — Terje @ 18:46

Blink 182

Dies wird eine untypischer Sneakcast-Artikel. Eigentlich passt er auch gar nicht so recht auf die Seite. Aber manche Sachen müssen einfach mal gesagt werden. Und so werde ich heute, an diesem denkwürdigen Tag, ein paar Worte über Blink-182 verlieren. Die beliebteste Punkband des neuen Jahrtausends, welche sich Anfang 2005 auflöste, veröffentlichte nämlich genau heute vor exakt 5 Jahren ihr letztes Studioalbum.

Was war nun also so besonders an dieser Band? War es der zotenreiche Fäkalhumor? War es die Simplizität ihrer frühen Musik? Warum sind sie heute noch so präsent, obwohl sie sich aufgelöst haben? Warum laufen immer noch Legionen von Fans mit Bandshirts durch die Straßen? All diese Fragen kann man mit Verweis auf das bereits erwähnte Album beantworten: Blink-182.

Das selbstbetitelte letzte Studioalbum der Band offenbarte nämlich das, was ihre vorigen Werke nur erahnen ließen: Das es sich bei dieser Band nicht um eine x-beliebige Punkband handelt, die auf einer Erfolgswelle mitschwamm. Manche behaupten sogar, dass sie es waren, die den Punk einer ganzen Generation erschlossen. Mag sein, dass ich voreingenommen bin, da ich zufälligerweise auch durch diese Band (und The Offspring) an diese Musikrichtung gekommen bin, die ich heute noch liebe.

Diese Vorgeprägtheit außer vor gelassen muss einfach folgendes gesagt werden:Das Album ist ein mitreißendes Erlebnis und strotzt nur so vor Abwechslung und unvorhersehbaren Experimenten. Der Partykracher „Feeling this“, die halbakustische Ballade „I miss you“, das Piano-Zwischenspiel mit gesprochenem Liebesbrief, die Reise in den Weltraum „Asthenia“, die 80er-Hommage „Always“, das Duett mit Robert Smith von The Cure „All of this“ und das epochale Finale „I’m lost without you“. Das sind musikalische Momente, die sich unwiderrufliche im Gehör verankern.

Die früheren Alben wusste natürlich auch zu gefallen, aber keines genießt bei mir so einen entrückten Status wie ihr musikalisches Vermächtnis. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten, dass es eines der besten Alben ist, die ich besitze. Und wenn man das nach 5 Jahren noch behaupten kann, dann weiß man, dass man etwas besonderes vor sich hat. Und etwas, das doch zu Sneakcast passt, einer Seite die sich mit dem außergewöhnlichen, oder gewöhnlich unbeachteten beschäftigt.

Terje

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
"I miss you"
Einer der 14 unsterblichen Songs.
22. Oktober 2008

Tomte – Heureka

Category: Musik — Terje @ 8:56

Tomte - Heureka

Nun ist es wieder soweit. Die Band Tomte, nach Kettcar die 2. Hausband des Hamburger Labels Grand Hotel van Cleef, hat ihr neues Album Heureka veröffentlicht. Dies ist bereits das fünfte Album der Band und muss in dieser Rezension im Vergleich zu Buchstaben über der Stadt (was ich 2006 rauf und runter gehört habe) bestehen. Keine leichte Aufgabe also.

Aber wo Tomte drauf steht, ist auch Tomte drin. Das Album kommt mit dem unverwechselbaren Sound daher, und das ist auch gut so. Thees Uhlmann, der (eingebildete) Sänger der Band, dehnt immer noch die Vokale wie kein zweiter. Wir hassen oder lieben ihn dafür. Diesmal gibt es auch ein Keyboard zu hören, was beim letzten Album noch eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Dadurch erlangt der Tomte-Sound auch eine neue Fülle. Irgendetwas neues braucht das Album ja auch, denn insgesamt kann man sagen, dass sich eine gewisse Stagnation eingeschlichen hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Album bietet wieder einmal schöne Melodien, die man keiner anderen Band zuschreiben könnte. Tomte geben sich ungemein stilsicher. Und gerade diese Sicherheit bricht ihnen ein-zwei Mal das Genick. Es ist eben ein schmaler Grat zwischen Stilsicherheit und Selbstkopie. Während man bei anderen Bands fleht, “dass das neue Album so klingt wie die alten, nur eben mit neuen Songs”, nur um nicht im Experimentierbrei zu versinken, hätte ich mich bei Tomte über ein paar mehr Experimente gefreut. Versteht mich jetzt bitte nicht falsch, das Album ist wirklich gut. Aber funktioniert die Formel nach der Hinter all diesen Fenstern und Buchstaben über der Stadt entstanden sind auch 2008 noch so?

Die Frage muss man ganz klar mit ja beantworten. Dem Album kommt zu Gute, dass von gerade einmal 6 Monaten die verbrüderte Band Kettcar ein Album veröffenlicht hat (Sylt), welches bei näherer Betrachtung zwar interessante Ansätze bot, aber nicht mit den vorangegangenen Meisterwerken mithalten konnte. Diesen Schuh müssen sich Tomte nicht anziehen. Also, Leute! Wenn ihr Tomte wollt, holt es Euch, wenn ihr was Neues wollt, dann nicht!

PS: Die Idee mit dem beiliegenden Aufnäher ist nett, aber ich wage zu bezweifeln, dass ihn sich viele aufnähen. Ich mach das jedenfalls nicht!

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (Noch keine Bewertungen)
Links zum Beitrag:
Tomte bei MySpace
"Heureka" und die Single "Der letzte große Wal" zum Anhören
2. Oktober 2008

Rosenstolz – Die Suche geht weiter

Category: Musik — Terje @ 19:03

Rosenstolz - Die Suche geht weiter

Ich bekenne mich hiermit! Ich bin Rosenstolz-Fan. Die Band gibt es schon seit 1991 aber ich wurde erst 2004 richtig auf sie aufmerksam. Damals gefiel mir die wunderschöne Radio-Ballade Liebe ist alles so gut, dass ich mir das Album Herz zulegte. Mir gefiel die poppigere, so gesehen massentauglichere Richtung, die sie von diesem Album an einschlugen. Das Nachfolgewerk Das große Leben (2006) stellte meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus ruhigeren und rockigeren Tönen dar. Nun ist das neue Werk da: Die Suche geht weiter…

Der Albumtitel lässt so einiges erhoffen. Sie suchen weiter, sie ruhen sich nicht auf dem Erfolg aus, sie wollen einen Richtungswechsel. Peter Plate, der musikalische Kopf des Duos sagt, „Das große Leben ist ein Wir-Album, Die Suche geht weiter ist ein Ich-Album“. Besser hätte ich es nicht beschreiben können. Ein euphorisch ausgebreitetes Klavierpanorama wie bei „Ich bin ich (Wir sind wir)“ wird man hier nicht finden, insgesamt schlägt das Album, vor allem textlich einen anderen Ton an. Während man Das große Leben auch in Die große Liebe hätte umbennen können, reflektieren Rosenstolz auf der neuen Platte über die verschiedensten Facetten des Lebens. Dabei ist die Produktion durchweg auf gewohntem Topniveau. Das Produktionstrio (Plate, Sommer, Faust) verpasst jedem Song die passende Klangfarbe- und fülle. Das mag nicht die große Überraschung sein, ist aber trotzdem erwähnenswert. Die Rosenstolz-Fans der ältere Tagen werfen ihnen heute vor, alle Kanten glattgebügelt und sich selbst auf dem Weg verloren zu haben. Dem kann ich nur widersprechen, denn sie haben sich gefunden. Gerade nach Das große Leben hatten viele mit einer 1:1 Kopie des Meisterstückes gerechnet. Dem ist nicht so.

Die Suche geht weiter ist melancholisch. Man kann es hören und sich in den Texten und Melodien verlieren. Natürlich gibt es auch Songs die herausstechen. Als wirkliche Überraschung haben ich das von Peter Plate gesungene Irgendwo dazwischen empfunden, welches textlich wie gesanglich zu überzeugen weiß. Normalerweise sind die Plate-Stücke immer gewissenmaßen ein Dorn im Auge, doch hier fügt es sich geschmeidig in den Albumkontext. Kein Lied von Liebe ist schön aufgebaut, gerade von der Begleitung her. An einem Morgen im April ist in ein akustisches Gewand gekleidet, mit netten Harmoniewechseln, ein trauriges Lied über Tod und Verlust. Man merkt gerade hierbei, wie Musik und Text wunderbar einhergehen. Insgesamt fügt sich Die Suche geht weiter schön in den Rosenstolz-Zyklus der letzten Jahre, wie es im Gesamtwerk der Band wirkt, kann ich nicht beurteilen. Das Album ist Pop, Chanson ein kleines bisschen Rock, perfekt produziert. Ich nehme an, dass es schon alle wissen, aber zuletzt noch ein Riesenlob an AnNa R. Ihre Stimme weiß immer wieder auf Neue zu begeistern. Weiter so, Rosenstolz.


Links zum Beitrag:
Die Seite der Band
Klaus Wowereit über "Die Suche geht weiter"
20. September 2008

The Gaslight Anthem – The ’59 Sound

Category: Musik — Terje @ 9:22

The '59 Sound

2008 ist zu ¾ vorbei und es war musikalisch ein ereignisloses Jahr. Meine „Top 10-Alben des Jahres“, welche ich im Dezember hier zur Schau stellen werde, werden sich dieses Jahr zum großen Teil aus neuen Platten von bekannten Bands zusammensetzen, die zwar alle zu überzeugen wissen, jedoch (mit Ausnahme von Panic at the Disco und Feeder vielleicht) alle nicht die ganz große Überraschung darstellen. Hiermit präsentiere ich also das, was dieses Jahr noch irgendwie gefehlt hat, das Newcomer-Album des Jahres 2008: The ‘59 Sound von The Gaslight Anthem.

Warum ist es gerade dieses Album geworden? Die Antwort ist einfach aber nicht einfach zu erklären: Diese Band ist ein Phänomen! Während sich die amerikanische Punkszene in den letzten Jahren mehr und mehr auf den kreativen Stillstand zubewegt, mehr kopiert als kreiert wird und eine Band jeden Monat die Erfolgsgeschichte einer anderen nachspielt, setzen The Gaslight Anthem auf ein anderes Pferd: Ihren ganz eigenen Retrosound. Wie der Albumtitel bereits andeutet klingt die Platte von der ersten bis zur letzten Sekunde, als stamme sie aus den 70ern, 80ern aber auf gar keinen Fall aus dem Jahr 2008. Was für die geneigten Sneakcast-Leser jetzt klingt wie: Terje hat also diese Band entdeckt, die so klingen will wie vor 30 Jahren, ähem…, ist in Wirklichkeit der Grund für die Einzigartigkeit dieser Band. The Gaslight Anthem verbinden auf The ‘59 Sound ihre unendliche Liebe zum amerikanischen Rock á la Bruce Springsteen mit einer unbestreitbaren Glaubwürdigkeit. Die Texte handeln von Melancholie und Alleinsein, vom wegfahren und nie wiederkommen, vom Verlassen und Verlassenwerden. Sie sind ehrlich und echt!

Was das Album so unglaublich grandios werden lässt ist (einmal mehr) die Tatsache, dass alle 12 Stücke bei einer 5 Sterne-Wertung 4 oder 5 Sterne verdient hätten, sprich es befindet sich kein Stück auf dem Album, das als mittelmäßig oder gar schlecht beurteilt werden könnte. Der Rest sind nur Lobeshymnen…

Hört es Euch an! Kaufen, alle, jetzt!

Links zum Beitrag:
The Gaslight Anthem by MySpace
Great Expectations, The '59 Sound, Film Noir – hier gibt's die Hits auf die Ohren!
"The '59 Sound"
Das Video zur 1. Single – große Independent-Kunst!
AbsolutePunk.net – Review (englisch)
laut.de – Rezension
Plattentests.de – Rezension
"Old White Lincoln"
Das neue Video.
12. August 2008

Sigur Rós live im Palladium, Köln, 11.08.2008

Category: Musik — Dennis @ 13:58

Sigur Rós (Bild von flickr.com/photos/-christoph-

Hier sollte eigentlich ein langer, ausführlicher Bericht zum gestrigen Sigur Rós-Konzert erscheinen, den ich jedoch aus zwei Gründen nicht schreiben kann. Erstens haben andere Leute bereits viel ausführlichere und objektivere Berichte geschrieben, als ich das je könnte und zweitens bin ich selbst jetzt, gute achtzehn Stunden später, noch vollkommen geplättet und unfähig, mehr als ein paar dahingestammelte Worte zu Papier respektive auf den Bildschirm zu bekommen.
Hier also die Kurzfassung der Kurzfassung.
Der Abend begann mit einem angenehm rauchfreien Palladium, mit einer Bühne voller großer runder Lichtkugeln, die Ólafur Arnalds in ein unwirkliches, an Nordlichter erinnerndes Leuchten tauchten, während er sich vielfach beim Publikum dafür entschuldigte, nicht Sigur Rós zu sein. Er wüsste ja schließlich, warum wir alle (und es waren wirklich so einige Menschen da) hier wären.
Leider ging zu viel von Ólafur im Geklapper des Thekenpersonals unter, eigentlich das einzige Ärgernis an diesem Abend.
Nach drei viel zu kurzen Stücken verschwand Ólafur dann wieder und machte Platz für die vier Jungs von Sigur Rós, von denen besonders Orri Páll Dýrason, der Schlagzeuger, durch extravaganten Kopfschmuck (ein kleines Glitzerkrönchen) auffiel.
Tja, jetzt stehe ich hier und mir fällt auf, dass ich wirklich nicht in der Lage bin, das was nun folgte, zu beschreiben. Tatsache ist: Sigur Rós sind live unglaublich gut. Jón trifft jeden Ton, den er treffen will (und hält diesen dann gerne schon mal eine Minute lang). Amiina, die vier Streicherinnen, die Sigur Rós auch schon auf der Heima-Tour (und so weit ich weiß auch schon vorher) begleitet haben, können nicht nur streichen sondern auch singen, trommeln und Glockenspiel spielen. Beim Ende von “Sé Lest” dachte ich noch kurz “ach, das ist jetzt die geniale Stelle mit den Bläsern” und prompt standen die ebenfalls aus Heima bekannten Unmengen an Blasmusikern auf der Bühne, alle ganz in weiß gekleidet, und steigerten die unwirkliche Stimmung des ganzen Abends noch weiter.
Später gab es noch Konfettibomben, Klatschorgien und grandiose Zugaben… alles viel zu gut, viel zu groß und viel zu viel, um es auch nur ansatzweise in Worte zu fassen.

Und plötzlich nach gefühlten wenigen Minuten war alles vorbei und wir verließen das Palladium, immer noch mit einem etwas wackeligen Schritt, einem Grinsen im Gesicht und Musik in Ohren und Herzen. Ich bin noch nie in ein Konzert so ganz und gar eingetaucht, habe so sehr meine Umgebung vergessen und mich ganz auf das einlassen können, was da auf der Bühne passierte, wie gestern bei Sigur Rós.

Laut, groß, klein, pompös, bescheiden, grell, tief, mit Cellobogen und Synthie-Gekratze, lang, schnell, erhaben und eindrucksvoll, zurückhaltend und schüchtern. Eins mit Sternchen. Hundert von hundert Punkten. Ganz, ganz großes Kino.

Dennis

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Ólafur Arnalds bei last.fm
Amiina
Sigur Rós – Með suð í eyrum við spilum endalaust anhören!
Christoph's Fotos
24. Juli 2008

Cute Is What We Aim For – Rotation

Category: Musik — Terje @ 12:27

Cute Is What We Aim For - Rotation

Terje Schneider, angehender Musikredakteur für Sneakcast.de, meldet sich zum Dienst. […]

Schade, dass ich hier mit meinen Musikbesprechungen alleine bin, naja, was soll’s. Diese Woche stelle ich Euch eine Platte vor, die einfach Spaß macht.

Rotation von Cute Is What We Aim For. Erschienen auf Decaydance/Fueled by Ramen, dem zur Zeit angesagtesten Label für kommerzielle Punkmusik aus den USA. Diese Hintergrundinformationen können

a) dazu führen, dass man das Browserfenster sofort schließt und sich seinen Zweit- und Drittlieblingsseiten zuwendet.

b) das Interesse dafür wecken, was sich hinter dem Tonträger verbirgt.

Für all diejenigen, die jetzt noch weiterlesen gibt es erst einmal die üblichen Floskeln. Der Name des Albums (Rotation) ist Programm. Es eignet sich, wie wenige andere, für die schöne Repeat-All-Taste einer Anlage. Man kann es von vorne bis hinten durchhören, ohne einen Titel auszulassen. Insgesamt finden sich 11 Stücke auf der CD, davon aber nur 2 Balladen, was im Klartext heißt:

Hier wird gepflegt gerockt, was das Haus hält! Produziert wird dieses zuckersüße Punkbonbon von niemand geringerem als John Feldmann, dem Sänger und Gitarristen von Goldfinger. Hits gibt es natürlich auch:

Practice makes perfect (Catchy Refrain, Ohrwurm)

Navigate me (Schöne Midtemponummer zum Mitsingen)

Loser (Superguter 3-Minuten-Rocker, zum Zähneputzen)

Hollywood (Allein dieses SOLO, ähm und die Bläser)

Safe ride (Die Streicher, schön…)

Die letzten Stücke 8-10 fallen im Gegensatz zu den Vorherigen etwas ab, aber das Ganze wird durch das harmonische „Time“,das mit Fröschen (!) beginnt, abgerundet. Insgesamt ist das Album ein Rundum-Wohlfühl-Paket und ein schöner Beitrag zum Soundtrack des Sommers 08.

…wären dan nicht die Texte. Zeilen wie „I’ll be you doctor/I’ll be your cure/I’ll be your medicine and more“ oder „If I had just one chance/I’d buy romance“ können als grenzwertig bezeichnet werden. Und auch bei „Navigate me“ bin ich mir sicher, dass an die potentielle Zielgruppe (13-jährige Mädchen) und nicht an punkfreudige Twens (wie mich) gedacht wurde.

Trotzdem, wirklich gute Platte. Ach ja, schönes Cover übrigens.

Links zum Beitrag:
Die Band bei MySpace
Sehr geil: Der Album-Sampler
Cute Is What We Aim For – Practice makes perfect
Das Video (sehenswert!)
Cute Is What We Aim For – There's a class for this
Das erste Video der Band (2006), auch nett!
Das Label der Band
Cute Is What We Aim For, Panic at the Disco, Paramore, This Providence und viele andere sind hier zu Hause. Mitte September gibt es einen Sneakcast darüber. Seid gespannt!