10. Juli 2008

Feeder – Silent Cry

Category: Musik — Terje @ 10:24

Silent Cry
“Slipping away, losing all sense of reality
Sacrifice love and democracy
We burn it all down
Cos all our lives
We’re waiting for something new
Waiting for someone like you”

Was bleibt noch übrig? Was bleibt noch, wenn die Musikwelt immer mehr dem Kommerz verfällt, wenn die deutschen Singlecharts unhörbar werden, wenn man das Gefühl hat jemand muss endlich mal wieder etwas richtig Großes machen? Etwas, an das man sich erinnern wird. In 10 Jahren.

Mit welcher Band kann man noch rechnen, wenn alles verloren scheint. Mit einer Neuen? Emporkömmlingen voller Elan und Spielfreude? Sicherlich. Aber diesen Sommer verhält es sich anders. Die große Überraschnug kommt von einem alten Bekannten, von jemandem, dem man ein ernsthaftes Comeback nicht zugetraut hätte: Grant Nicholas und seiner Band Feeder. Nach einem wenig zufriedenstellenden letzten Album (Pushing the senses, 2005) und einer Singles Kollektion (2006) hatte man die Band, ähnlich wie The Offspring, schon fast aufgegeben. Doch nun ist es soweit. Seit dem 20. Juni steht ihr neues Album Silent Cry in den Läden. Es hat sich einiges getan, seit sie anno 2001 mit Echo Park und den Megahit Seven days in the sun quasi über Nacht berühmt wurden. Statt spaßorientiert nach vorne zu spielen wird insgesamt ein Gang zurückgeschaltet, was schon direkt beim Opener We are the people (siehe Zitat) auffällt. Große, getragene Rocknummern stehen diesmal auf dem Programm. Dabei ist es besonders erwähnenswert, dass die Melodien so ausgefeilt sind wie auf keinem vorherigen Album: Ohrwürmer werden in Dauertakt abgefeuert

We are the people, Miss you, Silent cry, Heads held high, Who’s the enemy, Guided by a voice, Sonorous

Alle spitze! Man fragt sich die ganze Zeit, warum es bei anderen Bands immer so sehr auf den Produzenten ankommt, wenn Feeder hier mal eben in Eigenregie ihr bestes und ehrlichstes Album abliefern. Es ist wirklich schwer, den neuen Sound zu beschreiben. Es ist einfach große, handgemachte Rockmusik einer Band mittleren Alters, die es noch einmal wissen will. Schade nur, dass die Band hierzulande völlig in Vergessenheit geraten zu sein scheint, denn ihr letztes Deutschland-Konzert liegt 7 Jahre zurück. Vielleicht wird sich auf meinem England-Aufenthalt im August/September die Möglichkeit bieten, die Waliser live zu sehen. Reinhören, jetzt!

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Die offizielle Seite der Band
12. Juni 2008

The Offspring – Rise and Fall, Rage and Grace

Category: Musik,Sneak — Terje @ 11:53

The Offspring - Rise and Fall, Rage and Grace
Vor 9 Jahren kam ich das erste Mal mit amerikanischem Punkrock in Berührung. In dem Trailer zu einem Disney-Film würde es wohl heißen: „Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ Das Album, welches mein musikalisches Selbstverständnis nachhaltig prägen sollte hieß Americana von The Offspring. Meine Schwester kaufte sich die Platte und sie wurde zum ultimativen Soundtrack des unvergesslichen Sommers 1999.
Soviel zur Vorgeschichte. The Offspring, eine Band, von der man lange nichts mehr gehört hat. 2003 veröffentlichten sie ihr letztes Album Splinter, seitdem nur eine Greatest Hits. Sie waren kurz davor, in Vergessenheit zu geraten. Bis jetzt!
2008 melden sie sich mit einem Paukenschlag zurück: Rise and Fall, Rage and Grace ein Titel so großartig, dass er einem nie mehr aus dem Kopf geht. 12 neue Songs der Band aus Orange County, Kalifornien, die von so vielen als Veteranen des Punkrock bezeichnet wird. Wie schafft man es im vierundzwanzigsten Bandjahr noch relevante Songs zu schreiben? Wie schafft man es den Erwartungen der langjährigen Fans gerecht zu werden und gleichzeitig The Offspring einer neuen Generation zu eröffnen? Der Punkrock hat sich verändert seit 2003, seit Green Days American Idiot ist alles anders. Wie geht man damit um, wenn man nicht in Vergessenheit geraten will?
Das sind die Fragen, die Rise and Fall, Rage and Grace zu dem machen, was es ist: Ein Spagat aus Tradition und Innovation, ein großartiges Punkalbum, dass in einer Reihe mit den großen des Genres steht. Am ehesten lässt sich die neue Platte mit Underclass hero von Sum 41 vergleichen, da beide Alben es auf geniale Art verstehen, musikalisch zu reflektieren, was moderne Punkmusik ausmacht. Waren es auf Underclass hero musikalische Versatzstücke von Green Day, My Chemical Romance, Blink-182 und textliche von Good Charlotte (vor dem Absturz), so herrschen hier ebenfalls Querverweise vor.

  • Half-truism ist der geistige Nachfolger von Self-esteem mit schneller Strophe
  • Trust in you klingt wie aus ganz alten Offspring-Tagen und rockt wild drauf los
  • You’re gonna go far, kid knüpft an die Party-Spaß-Songs a la Pretty Fly und Original Prankster an
  • Hammerhead ist die kompromissloseste (und längste [4.40 min]) Offspring-Single. Ein Hammer!
  • A lot like me ist eine der großen Überraschungen, eine richtige Ballade, groß produziert und emotional
  • Takes me nowhere ist voll frontal und macht einfach Spaß
  • Kristy, are you doing okay ? variiet das Riff von Green Day’s Time of your life (1997) und ist ein poppiger Radiosong mit ernster Thematik (Missbrauch und der Umgang damit)
  • Nothingtown ist Want you bad in Mid-Tempo, macht aber trotzdem Spaß
  • Stuff is messed up ist ein Mitsing-Mitgröl-Nummer in bester Sum 41-Manier
  • Fix you ist eine pompöse Ballade, die einen Ausgleich zu den schnellen Nummern schafft und sich geschmeidig ins Gesamtbild fügt
  • Let’s hear it for rock bottom fängt mit einer ruhigen Strophe an und setzt im Refrain auf Simplizität
  • Rise and fall zitiert offen den Song American idiot und man hat das Gefühl, dass sich damit ein Kreis schließt

Die gesamte Bewertung des Albums hängt davon ab, ob man die Querverweise als billige Kopie ansieht oder als gewollte Intertextualität. Meiner Meinung nach spricht die musikalische Qualität des Albums eine eigene Sprache und ich bin der festen Überzeugung, dass es sich hierbei um das beste Punkalbum des Jahres 2008 handelt. Meine Erwartungen an die Platte wurden zu 100% erfüllt und es muss ja auch nicht immer die ganz große Innovation sein. In einer Zeit, wo sich viele Punkbands in widerliche Mainstream-Gefilde verabschieden und ihre Fans durch unterirdische Outputs vergraulen (Good Charlottes Good morning revival) freue ich mich über jede Band vom alten Schlag (wie The Offspring, Goldfinger) die es versteht, musikalisch mit der Zeit zu gehen und sich gleichzeitig auf ihre alten Stärken zu berufen. 5 Sterne!

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (4 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
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Das komplette Album als Stream!
1. Mai 2008

Goldfinger – Hello destiny…

Category: Musik — Terje @ 12:52

Hello destiny...Manche Bands verlieren in im Laufe ihrer langjährigen Karriere die Inspiration. Jedes Album ist ideenloser als das vorige, fette Produktion geht stets über musikalische Qualität und irgendwie hat man stets das Gefühl, dass früher alles besser war. So eine Band sind Goldfinger nicht.

Zum Glück!

Die Ska-Punk-Legende aus Los Angeles (benannt nach dem Bond-Bösewicht aus dem gleichnamigen Klassiker von 1964) versorgt ihre Fans seit mehr als einer Dekade mit durchweg grundsoliden Alben, an denen es nichts zu meckern gibt. Das letzte Werk Disconnection notice (2005) wurde jedoch von Fans und Kritik nicht sonderlich positiv aufgenommen, weswegen sie sich für ihre neue Platte das geflügelte Wort „Back to the roots“ zum Leitspruch gewählt haben. Diese Äußerung hat man schon von mehreren Punkbands vernommen, die damit erreichen wollten, dass die Fans ihre Alben trotz oben genannter Schwächen den CD-Regalen entreißen (z.B. Good Charlotte). Im Falle von Goldfinger verhält es sich anders. Ihr neues Album Hello destiny… erinnert nicht nur vom Cover her an ihr Erstlingswerk. Sie haben mit diesem Werk das geschafft, woran sich viele andere die Zähne ausgebissen haben: So zu klingen wie zu Beginn ihrer Karriere (1996/97). Allein das verdient Respekt. Ich hätte nicht gedacht, dass sie jemals wieder einen ultimativen Ska-Kracher wie Superman (von DEM frühen Goldfinger-Album Hang ups (1997)) aus dem Ärmel zu schütteln, was ihnen im Fall von Get up gelungen ist. Der Song fetzt von der ersten bis zur letzten Sekunde. 2 Lieder auf dem Album werden durch Gastauftritte von Bert McCracken (The Used) und Monique Powell (Ex-Save Ferris) aufgelockert und wie ich finde bereichert. Neben offensichtlichen Hits (One more time, Get up, How do you do it, Free Kevin Jonas) findet sich zwar auch das ein oder andere Füllmaterial (z. B. Bury me) auf dem Album, das tut dem Spaß jedoch keinen Abbruch. Interessant ist auch, dass dieses Album in Gegensatz zum Vorgänger wieder auf einem Independent-Label erscheint und vollständig von Frontsänger und Gitarrist John Feldmann produziert wurde. Damit haben sie sichergestellt, dass das fertige Album vollständig ihren Vorstellungen entspricht. Ich möchte mich der Kritik am Vorgänger Disconnection notice nicht anschließen, jedoch kann man den Labelwechsel von Maverick/Warner zu SideOneDummy als künstlerischen Befreiungsschlag verstehen, der sicher noch für viele weitere Alben dieser Band sorgen wird. Eine baldige Auflösung halte ich für höchst unwahrscheinlich, denn Goldfinger sind im vierzehnten Bandjahr auf der Höhe ihres Könnens angekommen. Weiter so!

20. April 2008

Earth Day Festival in Isla Vista

Category: Kram,Musik — Patrick @ 23:35

I.V. Earth DayAm 19. April 2008 fand im Anisq’Oyo Park in Isla Vista anlässlich des Earth Days ein Festival statt, bei dem ich natürlich nicht fehlen durfte. Neben Flohmarktbuden gab es zahlreiche Infostände über Naturprodukte, Umweltschutz, Energiesparen und natürlich eine open-air Bühne mit musikalischem Programm.

Was mittags als gemütliche Veranstaltung begann, entwickelte sich zunehmend zu einem ausgelassenen Festival. Dicht an dicht saßen, standen, tanzten und frohlockten die Massen, unter denen eine beeindruckende Anzahl echter Hippies und Blumenkinder war. Tortilla-Fladen flogen wie Frisbees durch die Luft und verdunkelten zeitweise zu Hunderten den Himmel. Leicht bekleidete Menschen trugen Tabletts voller Erdbeeren mit Sahne durch die Menge und reichten einem die Köstlichkeit direkt in den Mund. Mitten in der rauschenden Ausgelassenheit saßen wir, mampften Tamales und lauschten den Klängen von der Bühne.

Zunächst verzauberte uns singer/songwriter Kina Grannis mit ihrer wundervollen Stimme, als sie begleitet von ihrer leider manchmal etwas holprig gespielten Akustikgitarre über die Liebe und das Leben sang. Phantastisch!

Die folgenden fünfzehnminütige Darbietung der Bauchtanzgruppe aus Isla Vista war dagegen absolut nicht der Rede wert.

Erst das Boombox Orchestra vermochte dem Publikum mit rockigen Funk-Klängen richtig einzuheizen. Zum rauchigen Sound von Mundharmonika, Saxophon und schwarzer blues-verdächtiger Kehle geriet die Menge in tanzende Ekstase und zelebrierte den wundervollen Flug unseres Raumschiffs Erde durch das kalte, tote Universum…

Danach konnte ich eine volksnahe Wahlkampfrede erleben, wie sie in Deutschland wohl undenkbar wäre. Während die nächste Band aufbaute, stand ein grauhariger Politiker auf der Bühne, der als Bezirksabgeordneter kandidiert und dessen Name mir schon wieder entfallen ist. In deutlichen Worten und unter tosendem Beifall der versammelten Menge pries er die Vorzüge des Cannabis-Konsums und versprach sich mit aller Kraft für dessen Legalisierung einzusetzen… Ich vermute, er hat an diesem Tag etliche Wähler gewonnen.

Schließlich war die politische Eskapade vorüber und Hoover Dan lieferte harten Rock mit deutlichen Punkeinflüssen. Nur zu Schade das ihr Auftritt genau in der heißesten Stunde des Tages lag, sodass der musikalische Genuss durch das Brutzeln des eigenen Hirns überschattet wurde…

Für die Rettung unserer Erde — denn wir haben nur diese eine!

Patrick

19. April 2008

Control

Category: Film,Musik — Patrick @ 7:27

ControlDer Film Control zeigt als Verfilmung von Deborah Curtis’ Buch “Touching From A Distance” die Biographie von Ian Curtis, dem Sänger der Band Joy Devision. Was den Inhalt betrifft, ist damit auch schon alles gesagt: es geht um die Entwicklung Ians vom Schuljungen und David-Bowie-Fan zum berühmten Musiker, Ehemann, Vater und Liebhaber… Hin und her gerissen zwischen zwei Frauen, überfordert von der Vaterschaft und gezeichnet von epileptischen Anfällen kann er seines Schicksals Last bald schon nicht mehr ertragen.

Lasst mich Euch sagen, dieser Film ist ein absolutes Meisterwerk!
Verglichen hiermit ist Walk the Line nichts, aber auch gar nichts.

Komplett in scharz-weiß erzeugt Control von der ersten Sekunde an eine abstrakte und zugleich nostalgisch reale Stimmung. Diese wird vortrefflich von der virtuosen Kameraführung und Photographie unterstützt. Bis ins Detail perfekt komponierte Einstellungen mit meisterhafter Beherrschung von Geometrie und Tiefen(un)schärfe bieten einen wahren Augenschmaus. Es versteht sich von selbst, dass es für die (punktauglichen) Ohren auch entsprechend eindrucksvolle Beschallung gibt, wobei hier mal wieder die Kinolautsprecher den begrenzenden Faktor darstellen.

Auch im Hinblick auf Dramaturgie und Atmosphäre lässt der Film keinerlei Wünsche offen. Natürlich ist der Fortgang der Handlung vorgezeichnet und klar - insbesondere wenn man um Ian Curtis Biographie weiß. Trotzdem ist der Film ungemein dicht und einnehmden. Die wohldosierte Mischung aus lyrischem Seelenspiegel, hartem Punk und feinfühliger Charakterstudie in Kombination mit herausragendem Schauspiel der Hauptdarsteller fesselt den Zuschauer zwei Stunden vortrefflich auf einer emotionalen Achterbahn.

Ich habe selten einen solch meisterhaften Film gesehen und bin seit langem von keinem Film derart bewegt worden.
Aller erste Sahne: 1+.

Patrick

Deine Wertung zum Film/Buch/Ding:
MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 5,00 von 5)
Links zum Beitrag:
Control bei IMDb
Wikipedia-Artikel zu Ian Curtis
Walk the Line bei IMDb

Kettcar – Sylt

Category: Musik — Terje @ 1:03

Sylt

Gestern, am 18. April 2008, erschien nach 3 Jahren, einem Monat und elf Tagen das lang erwartete dritte Album “Sylt” der Band Kettcar vom Hamburger Independent-Label Grand Hotel van Cleef. Aus diesem Anlass habe ich mich entschlossen, das lange Schweigen zu brechen, und endlich mal wieder einen Beitrag zu der netten Internetseite Sneakcast.de zu leisten. Eins vorweg: Ich lese unglaublich viele Rezensionen zu den verschiedensten Alben. Ich hätte es mir einfach machen können, das Album eine Woche rotieren lassen können, um es dann in den Himmel zu loben. Weil es sich bei “Sylt” aber um ein besonderes Album handelt, habe ich mich dazu entschlossen, einen anderen Weg zu wählen.

Ich habe die Platte aufgelegt und während des ersten Anhörens (wirklich das Erste, versprochen) spontane Notizen zu den 12 Songs festgehalten. Diese spiegeln nicht meine entgültige Meinung über das Album wieder, doch sie vermitteln einen Eindruck, womit man es zu tun bekommt.

01. Graceland

Typischer Kettcar-Song und gleichzeitig die erste Single. Guter Einstieg in die neue Platte. Refrain mit Ecken und Kanten, wie von Kettcar gewohnt, zum Ende hin immer besser.

02. Nullsummenspiel

Witziges Intro, macht Lust auf mehr. Einer der schnelleren Songs, ähnlich wie “Ausgetrunken”, aber nicht ganz so fetziger Refrain. Hat das Potential zum “Grower”.
“Am Ende steht immer die Null.” Was das wohl heißen mag?

03. Am Tisch

Akustischer Song. Zur Hälfte von Marcus Wiebusch, zur Hälfte von Niels Frevert (Schönes neues Album!) gesungen. Typisch befindlichkeitsfixierter Kettcar-Text, von der äußerst nachdenklichen, selbstzweifelnden Seite. Klingt wie ein Stück neuentdeckte Melancholie. Als der Song am Mittwoch Abend aus Einslive im Plan B lief, hat er mich richtig ergriffen. Vor allem aber auch, weil ich vor gut drei Jahren in der selben Sendung (damals “Heimatkult”) das erste Mal einen Kettcar-Song gehört habe (“Anders als gedacht”). Ihr seht, da kommt viel zusammen.

04. Kein Aussen mehr

Treibendes Schlagzeug. Griffige Gitarre, klare Struktur. Sozusagen Kettcar-Kompakt. Trotzdem ist der Song zunächst schwer zugänglich, von Kettcar ist man häufige Wiederholungen nicht gewohnt. “Es gibt kein Aussen mehr, kein drinnen und draußen mehr.” Immer und immer wieder.

05. Wir müssen das nicht tun

Spannender Aufbau, viele Zäsuren. Wenn man durchsteigt, was Marcus eigentlich meint, ist es bestimmt ein toller Song, hier stößt der Versuch einer direkten Bewertung zum ersten Mal an seine Grenzen. Man muss das Album wohl öfter hören, damit es sich einem erschließt, obwohl ich nicht glaube, “Von Spatzen und Tauben…” vollständig begriffen zu haben.

06. Fake for real

Düstere Bilder bestimmen den Song. Hat einen bedrohlichen Charakter, auch von der Musik her. Mit der dunklen Seite von Kettcar muss man sich erst arrangieren, denn sie war noch nie so präsent wie hier. Zum Ende atmosphärischer Umschwung zum Akustischen.

07. Geringfügig, befristet, raus

Soll jetzt keine Abwertung darstellen, aber mit solchen Songs sichern sich Kettcar ihre Hörerschaft bei den Studenten (zu denen ich ja schließlich auch gehöre). Viele Trademarks der Band in knackig-charmanter Verpackung. Eine positive Nummer, die auf Anhieb heraussticht.

08. Agnostik für Anfänger

Völlig anderer Rhytmus als auf dem Rest der CD. Kein Refrain im eigentlichen Sinn, alles fließt in einander. Muss man wohl öfter hören.

09. Verraten

Erinnert zunächst an “Die Ausfahrt zum Haus deiner Eltern”. Doch der Schein trügt. Die Strophe wird von Piano und Schlagzeug sowie denzenter Gitarre getragen, dazu haucht Marcus die Worte zart ins Mikro. Später bricht der Song regelrecht aus. Gegen Ende vernehme ich zum ersten Mal Streicher, wunderschön aufgebauter Song, von dem ich mir den Text auf jeden Fall noch zu Gemüte führen muss.

10. Dunkel

Treibender Rhytmus, ganze Arbeit am Schlagzeug. Leichte Synthie-Spielereien, wie auch schon zuvor. Hätte theoretisch auch ein älterer Kettcar- oder später But Alive-Song sein können.

11. Würde

Hier nehmen sie zum ersten Mal die großen “Landungsbrücken raus”-Pose ein, die Ihnen so unglaublich gut steht. Der Refrain ist absolut mitreißend, direkt beim ersten Mal. Bei diesem Stück nehmen sie sich auch Zeit für instrumentale Ausschweifungen, von denen man auf einmal denkt, dass sie schon immer so ein wichtiger Bestandteil ihrer Musik waren (z.B. Intro von “Landungsbrücken”, Bridge von “Tränengas…”). Die Zeit, die sich Kettcar nehmen, um dieses Stück voll auszukosten entspricht demselben Gespür, dass sie zuletzt bei “Nacht” an den Tag gelegt haben.

12. Wir werden nie enttäuscht werden

Es folgt nach dem großen Aufbäumen der unweigerliche Rausschmeißer. Man lauscht gebannt den Lyrics und wartet, “bis es endlich losgeht”. Als es soweit ist kehren sie zu Ihren Punk-Wurzeln zurück und lassen es richtig krachen.

FAZIT: Es war auf jeden Fall ein interessantes Experiment. Ob sich “Sylt” von Kettcar für diese Art von Feedback eignet, sei dahingestellt. Fakt ist, dass ich mich während der 43 Minuten und 45 Sekunden kein Stück gelangweilt habe und ich somit aufatmen kann.

Kettcar haben ein neues Album. Punkt.
Und es ist gut. Ausrufezeichen!

16. Februar 2008

Herr der Ringe in Concert

Category: Musik — Dennis @ 0:40

Herr der Ringe in Concert Was ist der bekannteste, berühmteste und wahrscheinlich auch größte Soundtrack der Filmgeschichte? Ganz einfach: Man folge nur einfach dem größten Filmprojekt der Filmgeschichte: Dem Herrn der Ringe.
Howard Shore hatte zwar schon bei so einigen Filmen seine musikalischen Finger im Spiel, nie jedoch war (zumindest mir) der Soundtrack in irgendeiner Weise in den Hirnwindungen hängen geblieben. Deshalb fand ich es umso überraschender, dass er für die Lord of the Rings-Trilogie ausgewählt wurde. Im Nachhinein, beim Anhören des Scores ist diese Wahl aber durchaus verständlich.
Shore basiert den Soundtrack aller drei Teile auf einfachen Ideen: Jeder Bereich der Welt, jede Gruppierung, die irgendeine größere Rolle spielt, bekommt ihr eigenes Thema: Die Hobbits ein leichtfüßiges, an irische Folklore erinnerndes, die Orks und Uruk’hai von Isengard ein martialisches, perkussionsbasiertes, die Elben ein leicht asiatisch angehauchtes und so weiter und so fort, alle so unterschiedlich wie beeindruckend. Auch der Einsatz großer Chöre, die teilweise englisch, oft aber auch Tolkiens elbisch singen, bereichert das Ganze ungemein. In den entsprechenden Szenen kommt natürlich das benötigte Kampfgedröhn dazu, aber nie wirkt das Ganze plump oder eintönig, sondern immer passend; nie ablenkend, sondern immer unterstreichend.

Kein Wunder also, dass der Soundtrack sich - wie die Filme auch - weiterhin ungeheurer Beliebtheit erfreut. Und so gibt es vermutlich diverse Orchester, die durch die Lande touren und dem begeisterten Publikum diese Musik präsentieren wollen. So auch die Warschauer Sinfoniker, die es am heutigen Abend in die Stadthalle Wuppertal verschlug.

Überraschend war zunächst die Tatsache, dass der mittlerweile wohl obligatorische Beamer im Hintergrund nicht etwa Filmszenen oder -bilder sondern irgendwelche scheinbar vom Enkelkind des ersten Geigers gemalten Bildchen einspielte, die größtenteils nichts (aber auch gar gar gar nichts) mit den Filmen zu tun hatten. Ein Nazgul, der über eine Karte geschoben wird. Der Ring. Feuer. Der Ring. Die Karte. Ein Nazgul. Ein Säbel. Ein weißer Nazgul… ach, das soll dann wohl Gandalf sein. Eine Axt. Der Ring. (ad infinitum)

Aber kommen wir zu dem, was an diesem Abend wirklich wichtig war: Zu der Musik. Ich bin begeisterter Filmmusik-Hörer und ernte dafür so manchen abschätzigen Blick, wenn ich begeistert von der einen Stelle in dem einen Film, in der die Geigen da dieses fidelfidelfidel machen berichte. Den Soundtrack des ersten Teils der Trilogie kenne ich beinahe auswendig, daher konnte ich dort auch leider die meisten Fehler Ungenauigkeiten feststellen. Die beiden Solistinnen waren leider den Originalen (unter Anderem ja Enya) nicht gewachsen und hatten insbesondere mit den Höhen so ihre liebe Not. Die vier wild aussehenden Perkussionisten, die wohl zusätzlich angeworben worden waren, erfüllten ihre Aufgaben insbesondere bei den Ork-Themes mit großem Enthusiasmus, ließen sich aber leider allzu oft sonst von der allgemeinen Stimmung dahintreiben und wollten auch an den leisen, ruhigen Stellen partout nicht ganz die Instrumente ruhig halten.

Abgesehen davon (das klingt jetzt alles irgendwie viel zu negativ) war der Abend wirklich grandios. Das Orchester war zwar nicht in Beststimmung, aber doch sehr, sehr gut, der große Chor tat sein Übriges, um mir den ein oder anderen Gänsehautschauer den Rücken hinunter laufen zu lassen. Schade nur, dass Pippin’s Song, mein Lieblingsstück aus dem dritten Teil der Trilogie, nicht erwähnt und auch der Rest leider chronologisch eher unsortiert präsentiert wurde.

Alles in Allem also ein sehr gelungener Abend und außerdem mal wieder ein musikalisches Erlebnis, das die Generationen (vom sechzigjährigen Anzugträger bis zum achtzehnjährigen Metal-Band-Shirt-Träger) vereinen konnte. Und dafür ist Musik doch schließlich da, oder?

Also, wenn ihr auch nur irgendetwas für Soundtracks übrig habt, seht bzw. hört euch diesen Soundtrack an und schließt einfach dabei die Augen. Ihr werdet es nicht bereuen!

Dennis

Links zum Beitrag:
Howard Shore bei Wikipedia
Pippin’s Song
5. September 2007

Sneakcast 01 – Jimmy Eat World Live

Category: Musik — Dennis @ 16:15

Jimmy Eat World Live im Bürgerhaus Stollwerck in Köln – ein Tatsachenbericht ;o)
Hier noch ein paar krüppelige Handy-Kamera-Fotos:

Dennis

Update: Terje erzählte mir gestern, dass es auch ein paar Videos aus dem Bürgerhaus bei Youtube gibt. Das beste – Hear You Me – gibt’s jetzt auch unter den Shownotes.

22. August 2007

Sneakcast 02 – Fall Out Boy Live

Category: Musik — Terje @ 22:10

Fall Out Boy Live im Palladium in Köln – Konzertbericht