31. Januar 2008
Benjamin Barker führt als londoner Barbier ein schlichtes aber erfülltes Leben. Glücklich mit bezaubernder Frau und kleinem Töchterchen wünscht er nichts weiter, als das alles so bleibe. Doch wie das Leben so spielt, soll ihm genau das nicht vergönnt werden: Der lüsterner Richter Turpin hat es auf Benjamins hübsche Frau abgesehen. Kurzerhand lässt er den Barbier wegen erfundener Verbrechen nach Australien verbannen, vergeht sich an dessen Frau und macht deren Tochter zu seinem Mündel.
Jahre später kehrt der gebrochene Benjamin als Sweeney Todd zurück - erfüllt vom Durst nach Rache und Vergeltung. Kein Wunder, dass schon bald das erste Blut über die Schneide seiner Rasiermesser fließt.
Doch damit nicht genug: Er und die Bäckerin Mrs. Lovett, die von nicht minder finsterem Charakter ist, ersinnen einen wahrhaft perfiden Plan. Und damit nimmt die Tragödie ihren Lauf…
Den zu sehen, sich wirklich lohnt. Ein skurriler, makaberer und völlig abgedrehter Musical-Film - typisch Tim Burton halt. Filmtechnisch praktisch perfekt; die Bilder lassen die düstere Stimmung regelrecht spürbar werden.
Sehr gefreut und fasziniert hat mich auch Johnny Depps Darstellung des Sweeney Todd. Versteht mich nicht falsch, ich mag Johnny Depp als Schauspieler - oder besser gesagt, die Charaktere, die er verkörpert. Nur erwarte ich bei Jack Sparrow, Frederick Abberline, Roux, Willy Wonka & co keine fein ausgelotete Darstellung einer vielschichtigen Persönlichkeit, sondern schräg überzeichnete, irre Stereotypen. Bei Sweeney Todd gelingt ihm eine eindrucksvolle Mischung aus beidem: Ein durch und durch wahnsinniger Charakter wird hier in seiner Entwicklung, Emotion und Handlung angenehm differenziert und facettenreich dargestellt.
Lediglich eine Kleinigkeit stört mich an dem Film - und zwar richtig. Anscheinend wusste niemand von Produktionsteam und Darstellern, wie man wirklich mit einem Rasiermesser umgeht. In den Zeiten von Dosenschaum, Hightech-Nassrasierern mit vergitterten Klingen oder gar brummenden und surrenden Elektrorasierern vielleicht nicht verwunderlich, aber dennoch Schade. Vor allem, wenn man auf IMDb unter “Trivia” folgendes ließt:
“To prepare for the role of Adolfo Pirelli, Sacha Baron Cohen hired his personal barber as a consultant on shaving techniques, and took up to 16 hours to learn how to handle a razor.”
Ich weiß wirklich nicht, was er da 16 Stunden gemacht hat; aber dass man ein Rasiermesser niemals, wirklich niemals beim Abziehen über die Schneide wendet, hat er jedenfalls nicht gelernt. Und auch Johnny Depp behandelt seine Klinge (zumindest, wenn er nicht Kehlen durchschneidet sondern “richtig” rasiert) nicht besser.
Solche und andere Kleinigkeiten stören (mich) ungemein; insbesondere wenn Sweeney Todd von seiner Klinger als “Freund” spricht.
Naja, auch wenn ihr mich nach diesen Ausführungen für völlig verrückt haltet, empfehle ich euch den Film, der eine gute 2+ verdient hat.
Patrick
Links zum Beitrag:
- Sweeney Todd bei IMDb
29. Januar 2008
Ossi ist ein Verbrecher wie er im Buche steht. Sofort nach seiner Entlassung aus dem Knast (er hatte einen LKW voller Fernseher geklaut) plant er schon das nächste große Ding. Seinem Kumpel Karl erzählt er seinen Plan: Es gibt da diese Kette von drei Kasinos, die man leerräumen könnte. Karl ist begeistert – nur gibt es die Kasino-Kette seit drei Jahren nicht mehr!
So geht Ossi’s Eleven los. Wie am Titel zu erahnen haben wir es hier mit einem typischen Heist-Movie zu tun, einem Einbrecherfilm also, der viel Zeit mit der Planung des Verbrechens verbringt und dessen Höhepunkt dann der Bruch selbst ist. Doch so ganz typisch ist Ossi’s Eleven dann doch nicht.
Ossi (Tim Wilde), der eigentlich Oswald heißt, schleppt nämlich immer mehr Leute an, die an der Aktion mitwirken sollen. Da ist Karl, der den LKW besorgen soll, das bis zu einem Dopingskandal berühmte ostdeutsche Ruder-Brüderpaar, der ehemalige Stasi-Spitzel, der Gärtner, den niemand versteht, weil er nur russisch (oder nicht?) vor sich hinbrabbelt, Elvis (Sasha), der in einer Kantine arbeitet und gleich noch seinen Opa mitbringt, die zwei Fahrerinnen eines Geldtransporters und Ossis ehemaliger Chef, der das Team komplettiert.
Gemeinsam will man in der FIrma einbrechen, in der alte D-Mark-Stücke eingeschmolzen und zu Statuen verarbeitet werden… ein Vorhaben, das natürlich so allerlei Problemchen bereitet.
Trotz des obligatorischen Stöhnens, das ob des Textes “Filmförderfonds XYZ” durch das Sneak-Kino walzte, ist Ossi’s Eleven eine gelungene Parodie auf die guten alten Einbrecherfilmchen wie natürlich auch Ocean’s Eleven. Der Film nimmt sich selbst nicht zu ernst, seine Charaktere dafür aber schon. Jeder hat irgendeinen Hintergrund, der nach und nach offenbart wird und der jedem Charakter zumindest ein wenig Tiefe verleiht.
Ich bin versöhnt, liebe Sneak. Nach viel Mist jetzt endlich mal wieder ein schöner Sneak-Film. Im Lichte dessen gibt es auch vier Skimasken (nicht Ski-Mützen - schaut euch den Trailer an). Aber seht es euch selbst an!
Dennis
Links zum Beitrag:
- Ossi’s Eleven bei imdb
- (nicht wirklich ergiebig)
- Rezension bei filmstarts.de
- Der Trailer
23. Januar 2008
Das Waisenhaus ist ein klassischer Psychothriller: Kein Gemetzel, keine (körperliche) Gewalt, kaum Blut.
Und dennoch (oder besser gerade deswegen) lässt dieser Film einen nicht los. Was als harmloses Kinderspiel mit einem imaginären Freund beginnt, nimmt schließlich perfide und diabolische Ausmaße an…
Und das war’s auch schon, was ich zum Inhalt sagen will und kann, ohne euch zu viel zu verraten.
Betreffend Regie, Kameraführung, Komposition, Bildwirkung und Schauspiel kann man diesen Film getrost sehr gut nennen. Die Handlung scheint dagegen simpel, überzeugt aber durch Realismus und ergreifende Wendungen.
Quasi perfekt schafft es dieser Streifen, eine Atmosphäre zum Fürchten zu schaffen, wie man sie sich besser nicht wünschen kann. Langsam und stetig erhöht sich das Grundniveau der Spannung, bis man in jeder Szene, sei sie auch noch so alltäglich und banal, mit dem Schlimmsten rechnet. Natürlich wird diese Erwartung niemals plump erfüllt. Die Paukenschläge des Schreckens treffen immer unvorbereitet und jagen einem wohlige Schauer über den Rücken…
Ein Meisterwerk: 1.
Patrick
16. Januar 2008
Edward Cole (Jack Nicholson) und Carter Chambers (Morgan Freeman) haben abgesehen von einer Kleinigkeit rein gar nichts gemeinsam:
Der eine ist weiß, der andere schwarz; dem einen gehören Krankenhäuser, der andere ist Automechaniker; der eine lebt im finanziellen Überfluss, der andere kommt gerade über die Runden; der eine ist allein auf der Welt, der andere hat Familie und Freunde.
Das einzige, was beide verbindet sind ein gemeinsames Krankenzimmer und der Krebs. Ihre Tage sind bereits gezählt, höchstens ein Jahr bleibt ihnen noch…
Bevor sie dahinscheiden, gibt es jedoch noch einiges zu erledigen: Die beiden haben eine Liste geschrieben mit Dingen, die sie in ihrem Leben unbedingt gemacht haben wollen: Fallschirmspringen, Lachen bis zum Weinen, die schönste Frau küssen, …
Beim Abarbeiten der Liste wachsen beide am jeweils anderen. Werden schließlich ungleiche Freunde und erfahren wie Frischs Homo Faber erst im Angesicht des Todes die wahre Schönheit des Lebens.
Dieser Film besticht durch angenehm dichte Kürze, überragende Darstellungsleistung und schlichten Realismus. Dabei kommt er ganz ohne religiöse Motive, moralischen Zeigefinger und massentauglichen Hollywood-Kitsch aus.
Nicht die Geschichte, die von Anfang an klar keinerlei Überraschungen birgt, macht diesen Film überragend.
Nein, die vortrefflich dargestellte innere Auseinandersetzung, das glaubhafte Erkennen und Akzeptieren der Vergänglichkeit sind es, was diesen Film auszeichnet.
Eine wundervolle Charakterstudie: 1-
Patrick
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15. Januar 2008
An dieser Stelle hätte eine Rezension über The Mist – Der Nebel (und ich spare mir hier billige deutsche Wortspielchen) stehen können, die gefühlte siebenundachzigste Adaption einer Stephen-King-Kurzgeschichte, über eine Stadt, einen Nebel und viele Gedärme.
Irgendwo ist aber der Punkt erreicht, wo auch der toleranteste Sneak-Gänger, der sogar Gurken wie Der Fluch der Betsy Bell oder Goal 2 (ja, es gibt einen ersten und sogar einen dritten Teil davon!) ertragen hat, die Flinte ins Korn wirft und das Kino verlässt.
Ja, meine Jünger, ich habe es getan – und es war gut so. Ich war ja doch zugegebenermaßen etwas neugierig, ob sich der Film an die Story der Kurzgeschichte hält oder wieder mal höchst dramatische Neuerungen einbringen muss.
Man möge mich für seltsam halten, aber ich konnte mit Stephen King noch nie etwas anfangen. Ich bin dem Horror-Genre nicht per se abgeneigt, habe aber irgendwie nie die Faszination so vieler Menschen für das Wirken dieses Autors nachvollziehen können.
Was hier aber die Drehbuchautoren gegen Ende des Films verwurschteln ist allerübelstes Moralschocker-Kino, um die Publicity doch noch ein bisschen anzukurbeln. Wer es unbedingt lesen möchte, ohne Geld und Zeit zu verschwenden, der schaue in die Shownotes weiter unten.
Nach der Lektüre dieser Zusammenfassung und den ersten zwanzig Minuten des Films bin ich überzeugt, eine richtige Rezension zu diesem Gewurschtel hätte mich noch mehr aufgeregt als die zu The Condemned.
Heute also blutdruckfreundliches Kino ohne Wertung. Ich habe übrigens stattdessen Dumbo geguckt. War auch schön.
Dennis
9. Januar 2008
Als “Ausmister” (the fixer) für eine große Anwaltskanzlei kommt Michael Clayton immer dann auf den Plan, wenn etwas richtig schief gelaufen ist und keine anderen (legalen) Mittel mehr helfen. Beispielsweise wenn ein manisch-depressiver Staranwalt seine Medikamente absetzt und sich bei der Anklagevernehmung splitternackt auszieht. “Ich bin Shiva, der Gott des Todes.” – köstlich!
Leider hat der Film bereits damit all sein Pulver verschossen: Der Plot ist gemächlich seicht und spürbar zu dünn für zähe zwei Stunden. Überhaupt bietet der Film nichts, was man nicht schon aus unzähligen Anwaltsfilmen kennt:
Die Kanzlei vertritt einen Wirtschaftsgiganten (hier: eine Firma für Pflanzenschutzmittel) und dabei erkennt der Anwalt, dass eben diese Firma eigentlich schuldig ist (hier: das Pflanzenschutzmittel ist hochgradig krebserregend). Es folgen Gewissenskonflikte, Spannungen in der Kanzlei, Geheimoperationen (i.e. Überwachung und Attentate) durch die böse Firme und schließlich das notwendige happy end.
Darüber dass das alles mehr als dürftig ist, kann auch der halbherzige Versuch einer Charakterstudie nicht hinwegtäuschen. Die Selbstfindung von Michael Clayton verläuft im Sande, die Beziehung zu seinem Sohn ist in zwei Szenen abgehandelt und über seine Spielsucht, Schulden und Beweggründe erfährt man lediglich, dass sie da sind.
Zu allem Überfluss hat auch noch die Sprachzensur zugeschlagen und den treffenden Satz “Ich bin wie ‘ne Nutte. Ich besorg’s klauenden Hausfrauen und korrupten Kongressabgeordneten.” von Anspielung und Witz bereinigt. Schade, vor allem wo man im Trailer die “harte” Variante geboten bekommt.
Insgesamt eine herbe Enttäuschung meiner hohen Erwartungen. Hier hat der Trailer deutlich mehr versprochen: 4
Patrick
3. Januar 2008
Keine Sneak in der ersten Woche des neuen Jahres. (Ob Sneaks vielleicht noch nach dem Mondkalender geplant werden?)
Jedenfalls musste Kinoersatz her, um Entzugserscheinungen zu vermeiden. Die Wahl (sofern man beim aktuellen Programm eine ernsthafte Wahl hat) fiel auf “Keinohrhasen”.
Ludo arbeitet als Reporter für die Regenbogenpresse und verkörpert das Ideal des perfekten Machos. Als richterliche Belohnung für seine (etwas) unkonventionellen Recherchemethoden “darf” er Sozialstunden in einem Kinderhort ableisten. Dort trifft er auf seine alte Schulfreundinfeindin Anna. Sie ist in jeder Hinsicht das absolute Gegenteil von ihm; nur ihr Mundwerk steht seinem in nichts nach.
Es folgen kurzweilige und äußerst amüsante (Wort)gefechte, Klettergerüstduelle, singende Bären auf Koks, tiefschürfende sexuelle Erkenntnisse und schließlich nach viel lachen und weinen das erwartete Ende dieser romantischen Komödie.
Köstlich und empfehlenswert: 2.
Patrick
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24. Dezember 2007
Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht aufgefallen, dass über die münsterschen Sneaks der letzten beiden Wochen bisher nichts berichtet wurde. Dem richtig aufmerksamen Leser ist vielleicht sogar aufgefallen, dass die Sneak vom 13.11. ebenfalls unkommentiert ist.
Nachdem letzt Woche die letzte Sneak im ausklingenden Jahr 2007 stattfand und ich über Weihnachten dem Labor entronnen bin, kann ich die Rezensionen nun nachholen. Wie immer kurz, knapp und hoffentlich bündig.
13.11. Gone baby gone (eng. oder dt. ich weiß es nicht mehr):
Dieser Film ist eine wahre Freude für Freunde der Dialektik.
Augenscheinlich ist alles ganz einfach: Kindesentführung, Medienspektakel, Ermittlung, Fallabschluss. Doch der Teufel liegt im Detail und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Kameraführung, Inszenierung und Schauspieler sind gut bis sehr gut. Die Darstellung unterschiedlicher sozialer Milieus gelingt überzeugend. Der Film wirkt durch und durch authentisch, mitreißend und sehr verstörend. Schaut ihn euch an, aber erwartet keinen schönen Film, sondern anspruchsvolle Gesellschaftsreflektion.
Meine Bewertung? Eine merkwürdige Geschichte: Auf die Karte direkt nach dem Film habe ich 4 geschrieben. Völlig zu unrecht! Im Nachhinein habe ich mich auf 1- korrigiert.
Ich denke, das sagt alles.
11.12. Elizabeth – Das goldenen Königreich
Wir hatten diesen Historienschinken gefürchtet. Der Trailer verfolgte uns seit Wochen und ist länger als mancher Kurzfilm. Jedesmal nach den (gefühlten) zehn Minuten des Trailers hatten wir das Gefühl, den Film bereits komplett zu kennen.
Entsprechend niederig waren unsere Erwartungen, als er dann lief. Aber wir wurden sehr positiv überrsacht: Der Film ist mit nur knapp zwei Stunden erstaunlich kurz und fühlt sich nach gerade mal 90 Minuten an. Quasi der Anti-Jesse-James-Effekt.
Der Streifen bietet eine gute Mischung aus Handlung und Charakterstudie. Letztere überzeugt besonders durch die herausragende Darstellungsleistung von Cate Blanchett!
Leider ist das Werk aber alles andere als historisch korrekt.
Insegasamt brauchbare Unterhaltung mit kleinem historischen Wert: eine solide 3.
18.12. Juno (engl.)
Die Story klingt primitiv: 16 jähriges Mädchen wird beim ersten Mal schwanger, möchte das Baby austragen und dann zur Adoption freigeben.
Doch wenn ihr jetzt denkt, was für’n Scheiß, habt falsch gedacht. Anders als in “Knocked up” steckt hier wirklich Handlung und Tiefe drin. Dabei bleibt es durch die absolut genialen, derben Sprüche sehr unterhaltsam. Ich hab’ mich stellenweise gekringelt vor Lachen!
Sehr angenehm und überraschend ist noch, dass der Film (untypisch für amerikanische Werke dieser Art) ohne moralischen Zeigefinger auskommt.
Rundherum gut: 2.
So, dass war es für 2007. Im neuen Jahr geht es spannend weiter. Es heißt, der Kinochef habe “einige dicke Eier an Land gezogen” (Ja, das Zitat ist echt!).
Euch ein besinnliches Weihnachtsfest und einen guten Übergang in ein neues Sneak-Jahr!
PS: Alle Rechtschriebfhler gehen zu Lsaten der Tastratur mienes Leptobs.
Patrick
Kommentare deaktiviert für Resteessen aus 2007
12. Dezember 2007
Mr. Magoriums Wunderladen ist einer dieser Filme, die wahrscheinlich nur in der Vorweihnachtszeit so richtig (also so richtig) funktionieren. Wann sonst könnte man einen Film sehen, in dem Dustin Hoffmann Mr. Magorium, einen zweihundertdreiundvierzigjährigen Spielwarenladenbesitzer mit einem Faible für Schuhe und einem Zebra im Wohnzimmer spielt, in dem ein kleiner Junge, der jeden Tag einen anderen Hut trägt, eine Statue von Abraham Lincoln (in Überlebensgröße) aus Bauklötzen baut und in dem es einen Laden mit einem Raum gibt, in dem ein mindestens zehn Meter hoher Basketball nur darauf wartet, angetippt zu werden?
Mr. Magoriums Wunderladen ist so ein Film, an dem sich die Geister scheiden werden. Dies belegte schon die Tatsache, dass wir gestern außer drei weiteren Einzelkämpfern allein im Kino waren, obwohl der Film erst seit letzter Woche läuft. Viele werden ihn für kindisch, unrealistisch und verrückt halten und genau aus denselben Gründen werden andere ihn lieben - ich zum Beispiel.
Mr. Magorium - wie erwähnt schuhbegeistert - hat vor diversen Jahren “für den Rest seines Lebens” Schuhe in einem kleinen Laden in Italien gekauft - und sein letztes Paar geht so langsam in die Brüche. Also ist es Zeit, von seinem Laden und auch vom Leben Abschied zu nehmen. Er beschließt, seinen Laden seiner besten (und einzigen) Mitarbeiterin Molly Mahoney (Natalie Portman) zu übertragen - womit der Laden nicht so ganz einverstanden ist.
Eine Kritik bemängelte an dem Film, dass es keinen Bösewicht, keinen Widersacher gäbe. Das stimmt, ist in meinen Augen allerdings überhaupt kein Manko. Mr. Magoriums Wunderladen ist erzählt wie ein Märchen, das man den Kindern vor dem Schlafengehen vorlesen kann, es beginnt, endet und riecht sogar wie ein Märchen - und mit etwas Vorstellungskraft, etwas Magie kann man in diesem FIlm sehr viel Spaß haben!
Mr. Magoirums Wunderladen ist ein Film, der dem Zuschauer klar macht, wie wichtig und wie wundervoll es sein kann, nicht alles so ernst zu nehmen, nicht immer nur das zu sehen, was man zu sehen bereit ist. Er entfacht ein wahres Farbfeuerwerk auf der Leinwand, so dass man das Ganze vermutlich fünfmal gucken müsste, um alle kleinen Details und Unauffälligkeiten in dem riesigen Spielzeugladen zu entdecken.
Wem Charlie und die Schokoladenfabrik mit Johnny Depp gefallen hat, der wird auch Mr. Magoriums Wunderladen lieben. Die Stimmung ist ähnlich, der leicht anarchische Humor (der den Nachteil hat, dass er in der Situation unglaublich komisch ist, jedoch die Erzählung an staunende Freunde und Bekannte nicht wirklich überlebt) bietet so viele Ecken und Kanten, an denen sowohl Kinder als auch Erwachsene, die sich nicht allzu ernst nehmen, ihre Freude haben.
Natürlich soll diese Rezension nicht ohne einen Hinweis auf den grandiosen Dustin Hoffman enden, der den Mr. Magorium mit vollkommener Überzeugung und dem Funkeln spielt, das man schon seit Hook von ihm kennt.
Also, absolute Kino-geh-Empfehlung. Viereinhalb von fünf Zebras. Glaubt mir, ihr werdet euren Spaß haben!
Dennis
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5. Dezember 2007
Der Ablauf von Dienstagabenden in Münster ist schon fast ritualisierte Routine. In (manchmal verstärkter) trauter Zweisamkeit finden sich Lukas und ich 15 Minuten vor Filmbeginn im Kino ein: Lukas mit Rad oder Bus in “normaler” Verfassung. Ich mit Rad oder als Marathonläufer meist auf den letzten Drücker und völlig abgehetzt. Aber das macht nichts, Karten haben wir ja schon.
Und so schlendern wir gemütlich zur Kasse und provozieren komische Blicke, wenn wir sagen: “Zwei Karten für die Sneak nächste Woche, bitte.”
Dann zum Kinosaal, gewichtige Gespräche führen, die Mitsneaker durch bissige Kommentare zu Werbung und Trailern nerven und jedesmal keine Freikarte gewinnen. Endlich den Nervenkitzel eines Überraschungsfilms genießen, anschließend Ärger oder Freude auf der Bewertungskarte niederschreiben und Besucherzahlen tippen, um wieder keine Freikarte zu gewinnen.
Manchmal, so auch diesen Dienstag, treffen wir vor dem Film unsere gute Fee und sie verzaubert uns mit Popcorn. Ihr sei herzlich gedankt!
Doch eigentlich wollte ich ja über den Film “Verwünscht” und nicht über die Sneak allgemein schreiben – kurz und knapp:
Animierte Märchenwelt und Spielfilmrealität treffen aufeinander, als Giselle kurz vor der Heirat mit ihrem Prinz Edward von dessen böser Stiefmutter aus dem Märchenland nach New York verbannt wird.
Sie naiv, romantisch und verträumt trifft dort den Scheidungsanwalt Robert, desillusioniert, pragmatisch, realistisch.
Was folgt sind Irrungen und Wirrungen, Intrigen der bösen Stiefmutter-Hexe, abstruse Backenhörnchen, viel Gesang und Tanz und natürlich ein actionreiches, glückliches Ende.
Alles in allem ein befriedigender Film, insofern, dass er 107 Minuten flache, kitschige, romantische Unterhaltung liefert. Wenn man ihn sieht (Partner nicht vergessen!), gut; wenn nicht, auch gut.
Erwähnenswert vielleicht noch die mal mehr, mal weniger gelungenen Anspielungen und Seitenhiebe auf z.B. Shrek und die erfreuliche Selbstironie über den eigenen Kitsch.
Frohe Vorweihnachtszeit!
Patrick
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