25. Februar 2009

RocknRolla (OmU)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 13:06

RocknRollaLetzte Woche gab es einen Film, den ich auf Grund dessen seltsamen Trailers sowiewo sehen wollte: RocknRolla. Da mir der Stil des Trailers gefallen hat, gibt es auch die Rezension nicht als Story-Zusammenfassung, sondern als Charakter-Überblick.

Dramatis personae:

Lenny Cole: ist ein großer Londoner Gangster, der alle Fäden in der Hand hält und die Unter- und Oberwelt regiert - Old School’s headmaster.

Archie: ist Lennys rechte Hand, kann jeden Job erledigen und verkörpert dabei das Ideal des britischen Gentlemans.

Uri Omovich: ist ein russischer Millionär, der Lenny seine Position als König der Unterwelt streitig machen will.

Stella: ist Uris Buchhalterin und eine ganz gerissene und wunderschöne Frau, die ihre eigenen Pläne verfolgt.

One Two: ist Mitglied der Kleinkriminellengruppe Wild Bunch und hat Kontakt zu Stella, die ihm gelegentlich Jobs vermittelt.

Handsome Bob: ist auch in Mitglied der Wild Bunch und außerdem schwul.

Johnny Quid: ist ein drogensüchtiger aggressiver Rockstar und außerdem Lennys Stiefsohn.

Was bekommt man, wenn man diese Personen (und viele andere) zusammen mischt? Einen rasanten und unterhaltsamen Gangsterfilm, den man nicht allzu ernst nehmen sollte. Alle haben Dreck am Stecken, und jeder kommt jedem in die Quere. Originell ist das nicht, unterhaltsam schon!

Für Kenner der englischen Sprache ist die Originalfassung ein ganz besonderer Leckerbissen: man kann den einzelnen Charakteren ihre geographische und soziale Herkunft anhören. Und Fans von Rockmusik dürften sich auch mit dem Soundtrack gut arrangieren können. Große Gefühle und Tragik sucht man dagegeben vergebens. Ob das an der kürzlich erfolgten Scheidung des Regisseurs Guy Ritchie von Madonna liegt? Ritchie-Fans (zumindest die, die ich im Kino getroffen habe) sind sich jedenfalls einig, dass seine Ehe ihn in cineastischer Hinsicht verdorben hat und er mit RocknRolla wieder aufgeblüht ist. RocknRolla soll angeblich in der Tradition von Snatch sein, den ich leider nicht kenne — wie immer sind Kommentare, die das bestätigen oder widerlegen, sehr willkommen.

Wie auch immer, RocknRolla ist insgesamt ein guter und unterhaltsamer Film — durchaus sehenswert, vier von fünf Sternen.

Anne

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RocknRolla bei IMDb
Warner Bros' Seite zum Film
24. Februar 2009

Milk (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 22:25

MilkHarvey Milk (Sean Penn) ist ein ganz normaler Versicherungsvertreter — und schwul. Kein leichtes Los im Amerika der 60er und 70er Jahre. Zusammen mit seinem Freund Scott führt Milk ein kleines Fotogeschäft in San Francisco. Das Viertel, in dem die beiden wohnen, wird bald zur Zufluchtsstätte für Gleichgesinnte. Angesichts massiver Übergriffe durch die Polizei beginnt Milk, sich immer stärker für Schwulenrechte einzusetzen, und beschließt, für das Amt des “supervisors” (wohl so etwas wie ein Stadtrat) zu kandidieren. Nach aufreibendem Kampf schafft er es, gewählt zu werden… der Rest ist Geschichte.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwecken, dass die US-Amerikaner cineastische Aufarbeitung betreiben: Erst Frost/Nixon über die Nixon-Interviews und die Watergate-Affäre, jetzt die Geschichte des ersten schwulen in ein hohes Amt gewählten Politikers Harvey Milk. Solche Filme fallen in die gleiche Kategorie wie der Baader-Meinhof-Komplex, und tatsächlich musste ich bei Milk an diesen Film denken — ihr werdet gleich verstehen warum.

Ich gestehe, ich war überrascht über den Wirbel, der um Milks Kandidatur gemacht wurde, und ich war schockiert über einige Aussagen und über die restriktive Gesetzgebung, die gegen Homosexuelle geplant und durchgesetzt wurde. Und ich gestehe noch mehr — ich habe mich für kurze Zeit in dem Bewusstsein gesonnt, dass so etwas in Deutschland ja wohl nicht möglich gewesen wäre. Irrtum. Zwar kenne ich mich nicht mit der Homosexuellen-Aktivisten-Szene aus, aber ich weiß, dass § 175 StGB, der homosexuelle Handlungen verbot, erst 1994 aufgehoben wurde! Und in den 70ern hatten wir vielleicht keine Homosexuellen-Aktivisten, aber dafür die RAF - ob das ein Grund ist, stolz zu sein?

Wie auch immer, ich fand den Film sehr interessant und informativ und habe definitiv etwas über Politikgeschichte gelernt. Die Schauspieler gefielen mir, und ich kann die Entscheidung, Sean Penn einen Oscar zu verleihen, nachvollziehen und gutheißen. Dass es sich bei dem ganzen um wahre Geschichte handelt, macht den Film meiner Ansicht nach erst Recht reizvoll - das ist lebendige Geschichte und dadurch kann das Medium Film weiterbilden. Der Nachteil ist, dass einige der Charaktere (insbesondere Dan White) dadurch etwas im Dunkeln bleiben — wo man keine Fakten kennt, kann man sie in einem Dokumentar-ähnlichen Film auch nicht hinzuerfinden.

Ach ja, für alle Homophoben und -phile: Es gibt keine Nacktszenen! ;-)

Absolut sehenswert: viereinhalb von fünf Sternen.

Anne

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Informationen über den echten Harvey Milk in wikipedia
10. Februar 2009

Taken (96 Hours)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 17:35

TakenLetzte Woche lief in der Sneak ein klassischer Actionfilm, dessen Hauptdarsteller allerdings weniger als Actionheld bekannt ist. Liam Neeson wird den meisten wohl eher aus Filmen wie Schindler’s Liste in Erinnerung sein. Wem Neeson  allerdings Batman begins gefallen hat, der wird auch in Taken auf seine Kosten kommen.

Zur Story: Bryan Mills war einst hoch qualifizierter Agent, hat sich allerdings in den Vorruhestand versetzen lassen, um mehr Kontakt zu seiner Tochter zu haben. Berufsbedingt sieht er überall Gefahren und gibt seiner 17-jährigen Tochter nur schweren Herzens die Erlaubnis, nach Paris zu fliegen und dort Freunde zu besuchen. Auch wenn man diese Fürsorge zunächst für übertrieben hält, bewahrheiten sich Bryans Befürchtungen. Kaum in Paris angekommen, werden seine Tochter Kim und ihre Freundin von einer Gruppe albanischer Mädchenhändler gekidnappt. Bryan, der alles über Kims Telefon mitbekommt, schwört den Gangstern, sie zu finden und zu töten, was sein Telefonpartner nur mit einem zynischen “Good luck” quittiert. Doch da hat er die Rechnung ohne Bryan gemacht…

Als Profi weiß Bryan, dass er nur 96 Stunden hat, um seine Tochter zu finden, bevor es zu spät ist, sie aufzuspüren. Dementsprechend geht er buchstäblich über Leichen, um sie zu finden. Systematisch sucht er nach Anhaltspunkten und dringt immer tiefer in die Pariser Unterwelt vor. Dabei ist ihm völlig egal, welche Straftaten er begeht und wie viele Menschen er tötet. Tatsächlich nimmt die Zahl der Leichen pro Minute im Laufe des Films kontinuierlich zu. Das ist für einen Actionfilm zwar normal, macht die Geschichte aber trotzdem nicht glaubwürdig. Es wird zunehmend unrealistischer, wie dieser Mittfünfziger sechs oder sieben Gegner gleichzeitig ausschaltet, ohne ernsthafte Verletzungen zu erleiden. Ein etwas realistischerer Verlauf der Geschichte wäre wohl drin gewesen, ohne dass der Film an Action einbüßt. Trotzdem war Taken erstaunlich unterhaltsam und nicht langweilig, obwohl die Kampfszenen gegen Ende wirklich gehäuft vorkamen.

Auffällig war allerdings das schlechte Bild, das von Paris vermittelt wird. Der erste Franzose, den die Mädchen treffen, ist ein Gangster, und sie sind kaum in Paris angekommen, bevor sie direkt entführt werden. Bryan scheint nicht einmal im Traum daran zu denken, die französische Polizei einzuschalten, die Regierung stellt sich als korrupt heraus — nach diesem Film kann ich kaum glauben, dass ich geschlagene drei Wochen alleine in Paris gewohnt habe, ohne auf irgendwelche Gangster zu treffen! Ich habe mir sagen lassen, dass der Film das Europa-Bild vieler Amerikaner wiederspiegelt, die Europa offenbar als gefährliche Gegend ansehen. Mir scheint eine Gegend eher dadurch gefährlich zu werden, dass sich jeder Psycho eine Waffe kaufen kann, aber Wahrnehmungen können ja verschieden sein. Da Taken vom französischen Fernsehen unterstützt wurde, können die es ja nicht so schlimm gefunden haben.

Insgesamt war Taken für einen Actionfilm erstaunlich kurzweilig (man merkt, dass ich kein Fan des Genres bin) und ist daher durchaus empfehlenswert. Auf brillante Dialoge und Kultpotential muss man aber wohl verzichten. Dreieinhalb von fünf Sternen.

Anne

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MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (1 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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4. Februar 2009

Barfuss bis zum Hals

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 13:56

Letzte Woche hatten wir in Münster ein Kinoevent der ganz besonderen Art, nämlich ein Testscreening. Bei einem Testscreening soll überprüft werden, wie ein Film beim Publikum ankommt. Aus diesem Grund waren Regisseur und Produzent von Barfuss bis zum Hals im Kino anwesend und haben nachher auch Fragen zum Film beantwortet und Kritik entgegengenommen. Die folgende Rezension bezieht sich daher auf ein zweimaliges Event (ein weiteres Testscreening sollte in Süddeutschland stattfinden).

Der 17-jährige Jakob hat Probleme mit seinen Eltern. Sie meckern an seiner Kleidung herum und v.a. Vater und Sohn verstehen sich nicht - Teenager-Alltag, möchte man denken. Ungewöhnlich ist hingegen die Lebensweise der Eltern: Sie sind Nudisten. Vater Helmut ist Vorsitzender des ältesten FKK-Vereins Deutschlands und lebt zusammen mit anderen Vereinsmitgliedern auf einem malerischen Waldgrundstück - selbstverständlich unbekleidet. Während sich Jakobs Schwester Rosa der Lebensart der Nudisten anpasst, rebelliert Jakob gegen die Lebensweise seiner Eltern.

Durch den Verkauf des Waldgrundstücks, auf dem sich Vereinshaus und dazu gehöriger Campingplatz befinden, an Dieter Lohe wird die FKK-Enklave jedoch in ihrer Existenz bedroht. Lohe ist Bayer, CSU-Mitglied und Textilfabrikant — allem Anschein nach der allerletzte, der Verständnis für Nudismus haben könnte. Als Lohe zusammen mit seiner Tochter Natalie auftaucht und ein paar Tage Ferien machen will, beschließt der FKK-Verein auf Jakobs Vorschlag hin, Lohe etwas vorzuspielen und ein paar Tage lang Kleidung zu tragen. Dass das nicht ewig gutgehen kann, ist abzusehen…

Barfuss bis zum Hals ist eine Komödie, die einen Großteil ihrer Komik aus der Grundidee gewinnt, das Geschehen in einem FKK-Verein anzusiedeln. Nach der ersten Überraschung gewöhnt sich der Zuschauer jedoch sehr schnell daran, dass viele der Akteure nackt herumlaufen, und kann sich auf die Handlung des Films konzentrieren. Diese ist überraschend vielschichtig: Es geht um Eltern und Kinder, Ossis und Wessis, Freundschaft, Liebe, Prinzipientreue und Spießertum. Der Film spielt mit Klischees, stellt sie erst dar und stellt sie dann in Frage. Das ist keinesfalls eine platte Abfolge von Gags, sondern ein Film, der sich durchaus mit realen Problemen befasst.

Dass der Film authentisch wirkt, liegt vielleicht daran, dass der Produzent Ivo Alexander Beck selber unter Nudisten groß geworden ist und daher weiß, welche Schwierigkeiten einem Jugendlichen da begegnen. So erzählte Beck z.B., dass er seine erste Freundin in dem FKK-Verein kennengelernt hat und dass beide Hemmungen hatten, einander zu küssen, solange sie nackt waren. Das ist gut nachvollziehbar, macht zwischenmenschliche Beziehungen jedoch mit Sicherheit nicht leichter. Dies zeigt sich auch am Beispiel von Rosa und Jakob, die beide — in verschiedener Weise — Schwierigkeiten damit haben, einen Partner zu finden.

Unterschwellige Strömungen und Beziehungsprobleme der einzelnen Figuren kann man natürlich nur darstellen, wenn die Schauspieler in der Lage sind, diese zu vermitteln. Ich hatte keinen negativen Eindruck von den Schauspielern, was ein positives Zeichen ist. Mir ist jetzt allerdings auch niemand als besonders herausragend in Erinnerung geblieben — sicherlich keine Oscarkandidaten. Eine solide Schauspielleistung ist es aber schon. Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass sich viele der Schauspieler einer besonderen Herausforderung stellen mussten: dem Dreh ohne Kleidung. Abgesehen davon, dass es im kalten Sommer 2008 sicherlich unangenehm war, stundenlang nackt im Freien zu stehen, schafft das Fehlen von Kleidung auch eine seltsame Arbeitsatmosphäre. Es ist sicher nicht angenehm, Anweisungen und Kritik vom Regisseur er- und mitgeteilt zu bekommen, wenn man ohne schützende Kleidung dasteht. Man stelle sich nur vor, man müsse seinem eigenen Chef nackt gegenüber treten! Nach Aussage von Beck und Hansjörg Thun, dem Regisseur, war dies allerdings bei den tatsächlichen Dreharbeiten nicht so schlimm wie befürchtet.

Was mir nicht so sehr gefiel, war die Beziehung zwischen Vater und Tochter Lohe. Das Verhalten beider in Bezug zueinander fand ich schwer nachzuvollziehen, und die Szene am Ende, in der beide über ihre Gefühle reden, war die einzige Szene des Films, die mir kitschig vorkam. Vielleicht wäre das besser, wenn man mehr über die beiden erfahren würde — keine Ahnung. Es wurde wohl sehr viel mehr gedreht, als später in dem Film verwendet wird, und ich könnte mir vorstellen, dass da auch Material bei ist, das Natalies Charakter besser erläutert. Der Produzent und der Regisseur meinten allerdings, dass ihrer Ansicht nach eine Kinokomödie nicht länger als 90 min dauern sollte - demnach müssten 4 min weggeschnitten werden. Ich persönlich finde, dass man den Film durchaus noch ein paar Minuten länger machen könnte, wenn dadurch bestimmte Charakterentwicklungen verständlicher würden.

Da bislang nicht feststeht, ob der Film überhaupt ins Kino kommen wird, oder ob er nur im Fernsehen gezeigt werden wird, wollten die beiden gerade auch hierzu die Meinung des Kinopublikums erfahren. Ich habe lange darüber nachgedacht. Einerseits ist die Geschichte, abgesehen davon, dass der Film im FKK-Verein spielt, nicht besonders innovativ und von der filmischen Machart eher konventionell. Kein ungewöhnlicher Stil wie bei The Spirit oder Waltz with Bashir, und auch kein außergewöhnlicher Einsatz von Schnitttechnik, Perspektive etc. wie bei dem cineastisch brillanten Abbitte. Andererseits gibt es, wie jemand bei der Diskussion nach Barfuss bis zum Hals zu Recht bemerkte, viele Filme vergleichbaren Niveaus, die im Kino zu sehen sind. Man muss daher überlegen, was einen Kinofilm von einem Fernsehfilm unterscheidet bzw. unterscheiden sollte — eine Diskussion, die z.B. auch bei Die Buddenbrooks geführt wurde (Fernsehspiel?). Dazu lässt sich sicher viel sagen, aber meiner Ansicht nach sollte ein Kinofilm originell sein: ob durch Drehbuch, filmische Machart, neue schauspielerische Tiefe — egal. Ein Kinofilm sollte daher etwas zur Filmkunst beitragen. Ich habe Zweifel, ob Barfuss bis zum Hals diesen Anforderungen genügt - viele andere Kinofilme allerdings auch nicht.

Unabhängig von der Kinofrage: Barfuss bis zum Hals ist ein guter Film, den man sich auf jeden Fall anschauen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Eine unterhaltsame, aber nicht oberflächliche Komödie - absolut sehenswert. Vier von Fünf Sacksocken (Nein, das wird hier jetzt nicht erläutert — schaut euch den Film an!).

Anne

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Sat.1-Pressetext zum Film
Rezension eines Sneakers zum zweiten Testscreening des Films
27. Januar 2009

Gran Torino (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 22:14

Gran TorinoWalt Kowalski (Clint Eastwood) ist ein Anachronismus. Er lebt in einem Vorort in irgend einer amerikanischen Kleinstadt in einem Holzhaus, das dem amerikanischen Traum der Mittelklasse entsprungen zu sein scheint. Allerdings sind alle anderen Weißen aus der Gegend fortgezogen und die Gegend ist zum Wohnviertel der Asiaten, Südamerikaner, Afrikaner etc. geworden. Nur Walt ist zurück geblieben — ein wenig liberaler Korea-Veteran, dessen Nachbarn alle Hmong sind.

Der Film beginnt mit der Beerdigung von Walts Frau, die sein ein und alles war. Schnell merkt man, dass Walt keine Freunde hat und seine Kinder sich allenfalls aus Pflichtbewusstsein um ihn kümmern. Nicht ohne Grund musste der katholische Seelsorger Walts verstorbener Frau versprechen, sich um ihn zu kümmern und Walt zur Beichte zu bringen - Walt hat sonst niemanden, keine Freunde, keine Religion, keinen Trost. Er hängt nur an drei Dingen: seinem Hund, seiner Werkzeugsammlung und seinem 1972er Ford Gran Torino.

Als der benachbarte Teenager Thao unter dem Zwang einer Gang den Gran Torino stehlen will, wird Walt auf den Jungen aufmerksam. Widerwillig fängt er an, sich um seine Nachbarn, die Teenager Thao und Sue, deren Mutter und deren Großmutter zu kümmern. Und je näher er sie kennenlernt, desto mehr fällt auf, dass Walt mit diesen Menschen aus einem fremden Kulturkreis besser zurecht kommt als mit seiner eigenen Familie.

Das mag jetzt alles kitschig klingen, aber so ist der Film nicht. Er ist vielmehr ganz und gar glaubwürdig — leider, möchte man sagen, denn die Story ist teilweise alles andere als schön. Es steckt wesentlich mehr da drin, als ich hier verraten kann und will.

Man kann jedenfalls so viel sagen: Der Film war von vorne bis hinten fesselnd und bewegend, und Eastwood überzeugt sowohl in der Hauptrolle als auch als Regisseur und Produzent. Ich bin kein Eastwood-Kenner (habe von ihm nur Mystic River gesehen), aber wenn ein Film eine solche Melancholie, Nachdenklichkeit aber auch Hoffnung ausstrahlt, dann spricht das doch sehr für ihn.

Absolut sehenswert - viereinhalb von fünf Gran Torinos.

Anne

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MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 4,00 von 5)
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24. Januar 2009

Frost/Nixon (OmU)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 14:33

Frost/NixonDie Sneak in Münster überraschte mich ‘mal wieder mit einem Film, auf den ich sehr gespannt war und den ich unbedingt sehen wollte: Frost/Nixon. Leider nicht als komplette Originalfassung, sondern mit deutschen Untertiteln - aus Rücksichtnahme auf all diejenigen, die nicht fließend Englisch sprechen, vermutlich, denn der Film war sehr dialoglastig.

Zur Story: Es geht um ein Interview, das der britische Talkmaster David Frost mit dem Ex-Präsidenten Richard Nixon nach dessen Rücktritt wegen der Watergate-Affäre geführt hat. Um das Ganze besser einordnen zu können, beginnt der Film mit Originalfilmmaterial zur Watergate-Affäre. Das ist sehr nützlich für diejenigen, die keine Zeitzeugen sind und sich nicht besonders für amerikanische Geschichte interessieren. Trotzdem ist es wohl empfehlenswert, sich bereits vorher über die Watergate-Affäre zu informieren, z.B. in Wikipedia. Meine Vermutung ist, dass man umso mehr Freude an diesem Film haben wird, je informierter man ist.

In diesem Zuge sollte noch erwähnt werden, dass der Film auf einer wahren Geschichte beruht. Dieses Interview gab es also wirklich, ebenso wie David Frost (heute Sir David Frost) und — natürlich — Richard Nixon. Man kann daher davon ausgehen, dass der Film authentisch ist. Gleichzeitig bedeutet das natürlich, dass besagte Leute mit politischer Bildung und Zeitzeugen sich schon denken können, wie der Film enden wird.

Entsprechend geht es auch hier nicht so sehr um das Endergebnis, sondern um den Weg dahin - allen voran um das Schauspiel. Daran gibt es eigentlich nichts auszusetzen: man nimmt den Darstellern, allen voran den Hauptdarstellern Michael Sheen und Frank Langella, ihre Rollen durchaus ab. Alles in allem ist der Film mitreißend und kurzweilig gemacht — sehenswert.

Allerdings merkt man deutlich, dass der Film auf einem Theaterstück basiert. Wenige Drehorte, viel Text, eine beschränkte Zahl von Charakteren - das deutet alles unverkennbar auf eine Theatervorlage hin. Die filmische Umsetzung ist dementsprechend konventionell und eher statisch.

Mir drängt sich die Frage auf, ob ein Theaterstück nicht das bessere Medium für diese Geschichte sein könnte — intensiver, weniger Distanz zum Zuschauer, nicht verfremdet durch Kameras. Da ich das Stück nicht gesehen habe, kann ich die Frage nicht beantworten, ich halte es aber durchaus für möglich. Es lässt sich allerdings nicht leugnen, dass Filme potentiell mehr Leute erreichen, als Theaterstücke, deshalb ist es verständlich, dass viele Stücke auch verfilmt werden.

Unabhängig davon: Frost/Nixon ist ein interessanter gut gemachter und sehenswerter Film. Und falls das Stück hier in der Nähe aufgeführt wird, sehe ich es mir sicher auch an. Vier von fünf Wanzen (Watergate halt) für Frost/Nixon.

Anne

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14. Januar 2009

The Spirit (OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 13:18

The Spirit Als gestern Abend klar wurde, welcher Film laufen würde, ging ein Raunen durch den Saal, und zumindest bei mir machte sich Erleichterung breit: endlich ‘mal wieder ein Sneak-Film, den ich richtig gerne sehen wollte! Gespannt lehnte ich mich im Sessel zurück - und wurde nicht enttäuscht.

The Spirit reiht sich in die lange Reihe von Comicverfilmungen ein, die derzeit den Markt überschwemmt. Und wenn man sich ansieht, was alles in den letzten Jahren verfilmt worden ist, könnte man sich schon fragen, ob die Welt wirklich eine weitere Comicverfilmung braucht. Bei The Spirit stellt sich diese Frage jedoch nicht — denn völlig unabhängig vom Inhalt des Films ist dieser allein auf Grund seiner Aufmachung ein cineastisches Meisterwerk!

The Spirit spielt unglaublich mit Kontrasten: Er ist zum größten Teil in schwarz-weiß gehalten, allerdings in überzeichnetem und verfremdeten schwarz-weiß. So sind z.B. die Fußsohlen in manchen Szenen weiß, um besonders hervorzustechen. Explosionsartig werden zusätzlich an manchen Stellen Farben verwendet: rot (seit Schindlers Liste fast schon ein Klassiker der Filmtechnik), blau, grün… Man hat beim Anschauen des Films keine Zweifel daran, dass es sich um eine Comic-Verfilmung handelt, die alles andere als Realität darstellen soll.
Das alles erinnert durchaus an das, was Patrick hier zu Sin City geschrieben hat. Da ich Sin City allerdings nicht gesehen habe, kann ich keine Vergleiche zwischen den beiden Filmen ziehen. The Spirit überzeugt jedenfalls in filmischer Hinsicht vollkommen: Er vermenschlicht nicht, sondern verfremdet.

Die durch die filmischen Mittel geschaffene Distanz tut dem Film gut. Die Charaktere sind nämlich — ebenso wie die Handlung — teilweise ziemlich abgedreht, so dass der Film inhaltlich sicher fernab vom Mainstream liegt. Das Wort “bizarr” beschreibt den Film schon ganz gut. Ich will nicht näher auf den Inhalt eingehen, weil es durchaus beabsichtigt ist, dass man zu Anfang des Films nichts weiß. Im Laufe des Films bekommt man zwar einige Informationen über die Charaktere, manches bleibt aber weiterhin im Dunklen. Angesiedelt ist der Film in der fiktiven Stadt Central City, die allerdings ansonsten keine besonders große Rolle spielt.

Ein Kritikpunkt ist daher, dass die Aussagen über Central City wie “my city screams” nicht wirklich in der Handlung aufgegriffen werden. Die besondere Beziehung des Spirit zu der Stadt wird nur angedeutet, nicht aber zentral erörtert. Das könnte mit ein Grund sein, warum der Spirit als Filmcharakter relativ unnahbar ist. Es wäre schön, hier einen Vergleich zu den Comics ziehen zu können, doch auch hierbei muss ich passen — ich hatte vor dem Film noch nie etwas von der Comic-Figur des Spirit gehört. Im Film kamen jedenfalls die meisten Gestalten — abgesehen von Commissioner Dolan und seiner Tochter — typisiert und nicht menschlich ‘rüber. Das kann durchaus Absicht sein, da die meisten Comic-Figuren eher übermenschlich dargestellt werden, und hat mich auch nicht gestört. Ich kann mir jedoch durchaus vorstellen, dass andere dem Film dadurch — und auf Grund der filmischen Aufmachung — nur wenig abgewinnen können.

Fazit: Grandios gefilmt und dadurch absolut sehenswert, jedoch nicht so massentauglich wie Batman oder Spider-Man. Für echte Comic-Fans eine Augenweide - fünf von fünf Sternen.

Anne

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MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (2 Stimme(n), durchschnittlich: 3,00 von 5)
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Die offizielle Seite zum Film
8. Januar 2009

The Curious Case of Benjamin Button (engl. OF)

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 16:34

The Curious Case of Benjamin Button
In der Nacht, in der der erste Weltkrieg endet, kommt der Sohn der Buttons zur Welt. Kein guter Tag für Thomas Button: seine Frau stirbt im Kindbett und der Sohn ist verschrumpelt und faltig…wie ein Monster. Außer sich vor Kummer und Zorn setzt Thomas das Kind, Benjamin Button aus. Zum Glück für den kleinen Benjamin wird er von der freundlichen Queenie gefunden und wächst in dem Altenheim, in dem Queenie arbeitet, auf.

Ob es mit dem Kriegsende zu tun hat oder mit einer geheimnisvollen, rückwärts laufenden Uhr - Benjamin ist anders: Er wird jünger, anstatt zu altern. Ruhig erzählt der Film von Benjamins Kindheit als Greis, seinem Heranwachsen unter gleichzeitiger Verjüngung, den Personen, die Benjamin trifft… und von Daisy, Benjamins großer Liebe. Als er Daisy trifft, ist sie ein Kind und er ein Greis. Immer wieder treffen sie sich, während sie sich altersmäßig annähern. Eine Liebe, die kein zu jung oder zu alt kennt und in der das Alter letztendlich keine Rolle spielt…

Der Regisseur David Fincher (Fight Club) hat mit Brad Pitt und Cate Blanchett zwei Hauptdarsteller gewonnen, die der Herausforderung, verschiedene Altersstufen darzustellen, gewachsen sind. Durch digitale Technik und Make-up-Tricks ist dies gut gelungen. Andere Charaktere geraten dagegen eher in den Hintergrund, was allerdings so gewollt ist.

Wenn man dem Film etwas vorwerfen kann, dann ist es, dass die Story an und für sich nicht originell ist und der Verlauf des Films vorhergesehen werden kann. Seit Gullivers Reisen sind Menschen, die alt geboren werden und sich verjüngen, in der Literatur bekannt. Das beliebte Thema wurde seitdem häufiger aufgegriffen (z.B. in der Serie Die Rückkehr der Märchenbraut). Kombiniert man das Ganze mit einer Liebesgeschichte, ist das Ergebnis von vorneherein abzusehen. Das mag für manche seinen Reiz haben - ich fand den Film jedoch sehr wenig spannend und dafür dann ziemlich lang.

Fazit: Wen es interessiert, der soll es ansehen. Gesehen haben muss man es allerdings nicht. Daher gebe ich dem Film drei von fünf Sternen bzw. eine 3+.

Anne

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MiesNajaDurchschnittlichZiemlich gutGrandios! (3 Stimme(n), durchschnittlich: 3,67 von 5)
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31. Dezember 2008

Sneak-Marathon vom 7.11.2008

Category: Film,Münster,Sneak — Anne @ 15:21

Cineplax Sneak-Preview

Obwohl der 7.11. bereits einige Wochen her ist, möchte ich den geneigten Sneakcast-Lesern nicht die — zumindest mittelbare — Teilnahme am Sneakmarathon vorenthalten. Da wir diesmal eine größere Gruppe verrückter Filmfans waren, die sich von 22.30 Uhr bis 10.45 Uhr am nächsten Morgen im Kino aufgehalten haben, stammen die Rezensionen aus verschiedenen Federn - es lebe die Variation!

Erster Film: Body of Lies (Der Mann, der niemals lebte) - englische OF

Der neue Film von Regie-Ikone Ridley Scott (Alien, Blade Runner, Gladiator) ist im Nahen Osten angesiedelt und erzählt die Geschichte von Roger Ferris (Leonardo DiCaprio), einem CIA-Agenten, der als verdeckter Ermittler in Jordanien Terrorzellen infiltrieren soll. Der Film ist hervorragend gefilmt und ausgestattet, leidet aber an einem wirren, wenig straffen Skript. Beim Anschauen will irgendwie keine Spannung, kein echtes Thrillerfeeling aufkommen, was auch an der undefinierbaren Rolle von Russell Crowe liegt, der als Auftraggeber eine mittelprächtige Vorstellung liefert. Alles in allem ist Body of Lies okay, aber nicht weltbewegend.

Terje

Zweiter Film: Little Miss Sunshine

Der zweite Film des Sneak-Marathons war Little Miss Sunshine, eine kleine, feine Indieperle. Die neunjährige Olive wird ausgewählt, bei der Endrunde des “Little Miss Sunshine”-Wettbewerbs mitzumachen und macht sich mitsamt ihren ganzen Familie (Vater, Mutter, Bruder, Onkel, Großvater) in einem gelben VW-Bus auf den Weg von Albuquerque ins 800 Meilen entfernte Redondo Beach in Kalifornien. Aus dieser Grundsituation entwickelt sich rasch ein sonniges, tragikomisches Roadmovie, welches dem Zuschauer das ein oder andere Mal ein Lächeln auf die Lippen zaubert, unglaublich viele gute Gags und ein furioses Finale zu bieten hat. Kurzum: Ein unterhaltsames Spektakel der ganz besonderen Art und ein herzerwärmender Film, wie man ihn nur selten sieht.

Terje

Dritter Film: Ein Quantum Trost

Hier nun — wie bereits angekündigt — eine Rezension über einen Film, der es nicht geschafft hat, die an ihn gestellten Ansprüche zu erfüllen.

Bevor ich aber zu meinen Hauptkritikpunkten komme, möchte ich erst ein paar Dinge erwähnen, die der Film gut gemacht hat — die Höflichkeit gebietet es.

Also zunächst einmal lässt sich nicht bestreiten, dass James Bond 007 — ein Quantum Trost ein sehr actiongeladener rasanter Film ist, der es über lange Strecken schafft, ein hohes Maß an Bewegung und Dynamik zu suggerieren. Entgegen der früheren James Bond Filme schafft Daniel Craig es auch, einen gänzlich neuen James Bond darzustellen, dessen Alltag weitaus härter ist, als in den früheren glattgeleckten James Bond Zeiten.

Und hier ist ach schon mein Hauptkritikpunkt. Mit den ganzen Neuerungen, die das Thema James Bond hier erfährt, entfernt sich der Film auch von allen vorangegangenen Vorstellungen und verliert seine Einzigartigkeit. Viele Stimmen lassen neuerdings verlauten, dass dieses aktuelle Konzept allerdings genau das wäre, welches von einem gewissen Herrn Flemming ursprünglich gedacht war.

Allerdings ist alles, was von James Bond noch übrig bleibt, wenn man — wie jetzt geschehen — auf Bondgirls, lustige Gimmics, Superschurken mit völlig abgehobenen Plänen, die Weltherrschaft an sich zu reißen, abgeschlossene Storys und Wodka Martinis verzichtet, nicht mehr, als vor nicht allzulanger Zeit schon mit den Bourne-Filmen bereits in den Kinos lief. Es sind keine schlechten Filme, aber leider ist die Thematik austauschbar und dementsprechend langweilig wirkt das neue Bond-Konzept auf mich.

Ich will dem Film hier kein vernichtendes Urteil aussprechen, aber alle, die sich diesen Film ansehen wollen, weil sie einen Bondfilm zu sehen bekommen wollen, werden enttäuscht sein.

Marcel

Vierter Film: The Rocker

Der zweite Sneak-Film dieses Abends war insofern überraschend, als dass keiner unserer Gruppe vorher je etwas von diesem Film gehört hatte — hinterher übrigens auch nicht. Das ist verwunderlich, weil der Film sehr unterhaltsam war und durchaus Aufmerksamkeit verdient hätte.

Die Story ist an und für sich schnell erzählt: Die Hauptfigur Fish ist Drummer bei der Band Vesuvius. Als Vesuvius unter der Bedingung einen Plattenvertrag angeboten bekommen, dass der Neffe/Sohn/Cousin/irgendein Verwandter des Produzenten bei ihnen Schlagzeug spielt, schmeißen sie Fish ‘raus. 20 Jahre später sind Vesuvius extrem erfolgreich, während Fish im Call-Center arbeitet und auch sonst nicht viel vorzuweisen hat. Doch dann bekommt Fish die Chance, in der Band seines Neffen mitzuspielen - der Beginn zu  einer Karriere.

Erfahrene Filmeschauer werden sich den Rest denken können, denn die Haupthandlung ist nicht gerade originell. Es ist sicher nicht zuviel verraten, wenn ich erzähle, dass die neue Band am Ende Erfolg haben wird, es die ein oder andere Liebesverwicklung gibt und Fish auf seine alten Kumpels von Vesuvius trifft. Allerdings ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, nett und voller Humor. An vielen Stellen merkt man, dass der Film sich selbst nicht ernst nimmt, und das tut der Story gut.

Lustigte Unterhaltung mit wenig Tiefgang - Fans von School of Rock zu empfehlen.

Anne


Fünfter Film: Batman begins

Der fünfte und letzte Sneak-Film, der etwa um 8.00 Uhr morgens begann, war eine Publikumswahl. Vor dem Marathon hatten die Sneak-Besucher mehrere Wochen lang unter einer bestimmten Filmauswahl wählen dürfen, welche Filme sie im Marathon sehen wollen. Der am häufigsten gewählte Film war Little Miss Sunshine, der mit den zweitmeisten Stimmen war Batman begins.

Den meisten Rezensionslesern dürfte Batman begins bekannt sein, so dass ich mich kurz fassen kann. Der Film erzählt die Entwicklung von Bruce Wayne zu Batman in epischer Breite, beachtlicher Länge und — für Batman — neuer Düsternis. Comicfans, die mit den Werken von Frank Miller oder Alan Moore vertraut sind, dürfte der Stil durchaus zusagen, er unterscheidet sich allerdings beträchtlich von früheren Verfilmungen. Das erkennt man auch daran, dass der Film mit zweieinhalb Stunden Laufzeit deutlich länger ist, es die alten waren. Ein guter Film, um ihn auf einer Kinoleinwand zu zeigen, aber als fünfter Marathon-Film ein echter Brocken.

Anne

4. Dezember 2008

Schlaglicht: Kino extrem

Category: Film,Kram,Münster,Sneak — Patrick @ 23:17

Mit reichlicher Verspätung — man hat ja auch anderes zu tun — möchte ich nun ein kurzes Schlaglicht auf die Filme werfen, die ich im Oktober gesehen habe, als ich dank Kinomonatsfreikarte beinahe im Lichtspielhaus eingezogen bin.

01.10: Kirschblüte — Hanami: Sensibel erzählte, grandios gefilmte und meisterhaft gespielte Geschichte über die Auseinandersetzung mit dem Tod, unerfüllten und unverstandenen Wünschen und der Suche nach einfachem, aber tiefem Glück. Das Thema wird feinfühlig mit der richtigen Mischung aus ergreifendem Ernst und lockerer Komik dargestellt, ohne je peinlich oder überzeichnet zu wirken. Ein bewegender Film über den Tod, der das Leben bejaht. Mehr als sehenswert!

01.10: Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit: Weniger ein Film im eigentlichen Sinne als auf Leinwand gebanntes und dennoch interaktives Kabarett. Männlein und Weiblein sitzen getrennt auf unterschiedlichen Seiten des Saals, dort jeweils willkürlich verteilt, sodass man unter Fremden sitzt und bei den Summabstimmungen ohne Scham mitstimmen kann. Ein eineinhalbstündiger Ausflug in die Irrungen und Wirrungen der schönsten Nebensache der Welt mit viel Witz und Ironie. Sollte man mal mitgemacht haben.

08.10: Burn after Reading: Dennis’ Rezension kann ich eigentlich nur hinzufügen, dass es mich rein gar nicht wundern würde, wenn sich der gesamte Film so 1:1 in der amerikanischen Wirklichkeit ereignen würde…

09.10: Baader Meinhof Komplex: Wie Terje in seiner Rezension geschrieben hat, bewertet dieser Film nicht, bezieht keine Stellung, sondern stellt lediglich dar — in aller Grausamkeit — und zwingt den Zuschauer, sich mit dem Geschehen, unserer Geschichte, auseinanderzusetzten. Entsprechend setzt der Film durchaus ein gewisses Maß an historischer Bildung voraus, ohne jenes ihn zu verstehen schwierig und ihn richtig zu würdigen beinahe unmöglich ist.
Beispielsweise wird im Film die von Vo Suu während des Vietnamkriegs aufgezeichnete Exekution von Nguyễn Văn Lém auf offener Straße durch Nguyễn Ngọc Loan gezeigt. Man sieht im Baader Meinhof Komplex also, wie ein realer Mensch vor laufender Kamera erschossen wird — eine Szene, deren Tragweite und Bedeutung man sich als Zuschauer und Mensch bewusst sein muss.

12.10: Krabat: Die Verfilmung von Otfried Preußlers Jugendbuch soll nach Aussage des Autors zu seiner vollen Zufriedenheit gelungen sein. Ob das allerdings für einen guten Film bürgt, sei dahingestellt. Durchaus kurzweilig, angenehm düster und mit genretypischer einfach gestrickter plakativer Story krankt der Film trotz solider Umsetzung am stellenweise nur dürftigen Spiel der Darsteller.

14.10: Blindness — Die Stadt der Blinden habe ich bereits hier rezensiert.

21.10: Willkommen bei den Sch’tis wurde hier von Anne besprochen.

22.10: Das Lächeln der Sterne: Schmalz, für Normalsterbliche kaum zu ertragender Schmalz. Das Ende ist zwar auch kaum zu ertragen, aber wenigstens nicht so schnulzig, wie es sein könnte und ich zunächst befürchtete.

23.10: Ananas Express: Ein Kifferfilm auf Dauerhigh, an dem eigentlich alles passt von der skurrilen Geschichte, über den sensiblen Dealer, die bescheuerten Aktionen bis zum finalen shoot out. Mehr aber auch nicht.

28.10: Walz with Bashir: Grandios, das ist Filmkunst! Lest meine ausführliche Rezension und schaut ihn Euch unbedingt an.